Red Bull Salzburg zerlegt Rapid: Drei Gründe für das Debakel

Von SPOX Österreich
Dietmar Kühbauer
© GEPA

Der SK Rapid Wien musste am Mittwoch die höchste Heimniederlage der Bundesliga-Geschichte hinnehmen. Nach zwischenzeitlicher Führung schenkten die Bullen den Hütteldorfern sieben Tore ein. Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer nannte nach dem Spiel drei Gründe für die historische Pleite.

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"Es ist kein Tag, an den man sich gerne erinnert."

2:7. Zum ersten Mal in der Geschichte der österreichischen Fußball-Bundesliga kassierte Rapid sieben Tore in einem Spiel. Mit dem Cupspiel vom vergangenen September eingerechnet verloren die Hütteldorfer alle fünf Saisonduelle gegen den Serienmeister.

"Das größte Manko war heute der ruhende Ball", bilanzierte Kühbauer auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. "Wir haben den Ball so schlecht verteidigt und uns das Leben selbst schwer gemacht. Wenn wir diese Bälle in der Box nicht verteidigen, wird es schwer - egal, wie man sonst spielt."

Mit Dominik Szoboszlai habe Salzburg einen idealen Mann für Standardsituationen im Kader, die Bullen attackierten zudem die Bälle entschiedener als die Rapidler, urteilte Kühbauer. Gleich vier Tore fielen unmittelbar nach Eckbällen, das mit großem Abstand schönste davon war der Volleytreffer von Zlatko Junuzovic.

Schon nach den ersten 45 Minuten stand es 4:1 für die Gäste, obwohl Ercan Kara Rapid in der 19. Minute in Führung brachte. In der Defensive setzte Kühbauer auf Leo Greiml, Dejan Ljubicic und Filip Stojkovic in der Innenverteidigung, Stephan Auer und der offensivere Maximilian Ullmann besetzten die Außenverteidigerpositionen. Srdjan Grahovac und der völlig blasse Dalibor Velimirovic sollten gemeinsam mit Stefan Schwab als dreifache Sechs fungieren und die Räume komplett dicht machen.

"Sie haben meiner Meinung nach nicht die unglaublich großen Chancen aus dem Spiel vorgefunden", sah sich Kühbauer in seiner Grundidee bestätigt - wäre da nicht das desaströse Abwehrverhalten bei den Standards.

"Dass es so ein Spiel wie heute gibt, kann vorkommen. Heute war dieses Spiel, das man in der Karriere wahrscheinlich ein Mal haben wird. Es ist alles für Salzburg aufgegangen", fand Kühbauer. Insgesamt gaben die Salzburger 25 Torschüsse ab, die zusammen laut Opta 4,2 expected Goals ergaben. Doch auch die Rapider waren vor dem Tor effizient: Sie erzielten zwei Treffer und übertrafen damit ihren expected-Goals-Wert von 1,5.

Dietmar Kühbauer: Rapid im Verletzungspech

Dass mit Greiml ein 18-Jähriger als einziger gelernter Innenverteidiger in der Startelf stand, war dem Verletzungspech der Rapidler der vergangenen Wochen geschuldet. "Wir waren bei der Spieleranzahl immer am Limit", sagte Kühbauer.

Aufgrund des dichten Spielplanes sah sich der 49-Jährige dazu gezwungen, Maximilian Hofmann eine Auszeit zu geben. "Ihn hätte ich normalerweise nicht heruntergenommen, weil er ja gut gespielt hat. Aber es gibt eben diese hohe Belastung. Wir können nicht ohne Probleme über Monate hinweg auf Verletzte verzichten."

Neben Standardschwäche und Verletztungssorgen sorgte eine unglückliche Entscheidung des Schiedsrichterteams für klare Verhältnisse.

"Es war eine Fehlentscheidung, wobei es sehr eng war. Aber trotzdem: Eine Fehlentscheidung", sagte Kühbauer angesprochen auf das 1:1 von Noah Okafor. Patson Daka traf kurz zuvor die Stange, stand aber bei seinem Schuss im Abseits. Der Treffer hätte nicht zählen dürfen, Rapid hätte die Führung behalten. "Was uns dann zu 100 Prozent das Genick gebrochen hat, war, sofort das 1:2 zu bekommen", weiß Kühbauer.

SK Rapid: Lichtblick im Sturm

Einzig positiv bilanzierte Kühbauer über die Leistung seiner Angreifer. "Das ist ja so makaber an den Spiel. Salzburg ist gut reingekommen, aber wir haben eigentlich gut mitgespielt."

Etwas überraschend brachte er mit Kara und Koya Kitagawa trotz defensiver Ausrichtung zwei Stürmer. Ercan hat das sehr gut gemacht, auch abgesehen von seinem Tor und seinem Assist. Er konnte Bälle sichern. Koya hätte ich grundsätzlich gerne dringelassen", lobte Kühbauer, der den Japaner für Taxiarchis Fountas in der Halbzeitpause auswechselte.

Der griechische Top-Scorer sah nämlich schon in der ersten Halbzeit eine Gelbe Karte. Es war seine fünfte der laufenden Saison, deshalb fehlt er am kommenden Sonntag beim SK Sturm. "Er hat uns heute keinen Gefallen getan. Es ist besser, hinter verschlossenen Türen darüber zu sprechen", meinte Kühbauer knapp.

Und weiter: "Ich werde nichts anfangen, damit wir unrund werden. Wir schauen, dass wir in der Bahn bleiben. Wir fahren nicht nach Graz, um uns den Uhrturm anzusehen. Wir werden unsere Kräfte bündeln und alles daran setzen, Tore zu machen, hinten zu verhindern.

Und dann wiederholte Kühbauer noch einmal einen Satz, fügte aber etwas hinzu: "Es ist kein schöner Tag heute, aber das Leben geht trotzdem weiter."

Bundesliga: Tabelle nach Rapid vs. Salzburg

Platz

Verein

Sp

S

U

N

Tore

Diff

Punkte

1.

Red Bull Salzburg

29

19

8

2

99:32

67

41

 

2.

LASK Linz

29

20

4

5

66:30

36

33

*

3.

Rapid Wien

29

15

7

7

57:37

20

32

 

4.

WAC

29

13

8

8

62:39

23

28

 

5.

TSV Hartberg

29

11

5

13

45:67

-22

23

**

6.

SK Sturm Graz

29

10

5

14

41:48

-7

19

 

* = 4 Punkte Abzug wegen verbotenen Mannschaftstrainings
** = Vorreihung bei Punktegleichheit (wegen Abrundung nach Grunddurchgang)