Homophobie im österreichischen Fußball: „Da orte ich oft Doppelmoral“

Von SPOX Österreich
Oliver Egger will den Fußball in Österreich diverser machen.
© GEPA

Mit der Ombudsstelle gegen Homophobie hat die österreichische Bundesliga ein Vorzeigeprojekt geschaffen. Oliver Egger, erste Ansprechperson und Außenverteidiger beim FC Gratkorn, zog ein Fazit.

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Genau vor einem Jahr präsentierte die Liga gemeinsam mit dem ÖFB die Ombudsstelle "Fußball für alle", die sich Diskriminierungen mit homophobem Hintergrund annehmen. Im Gespräch mit "90minuten" hat Oliver Egger die ersten zwölf Monate resümiert.

Und demnach stehe noch viel Arbeit bevor: "Es gehört noch viel mehr gemacht. Symbolpolitik ist wichtig und sinnvoll, für mich ist der Einsatz gegen Homophobie nicht damit abgeschlossen, dass es einmal im Jahr eine Regenbogenkapitänsbinde gibt oder ein Taferl in die Kamera gehalten wird. Das ist wichtig, aber wirkliches Engagement geht für mich darüber hinaus, indem man sich ganzjährig für die Sache einbringt."

Entgleisungen müssen klar angesprochen werden, fordert Egger: "Das fängt schon mit Interviews an. Wenn es beispielsweise bei einem Spiel homophobe Vorfälle gibt, sollen die auch vor der Kamera verurteilt werden. Oftmals wird das stillschweigend hingenommen. Wenn wie in Deutschland ein Dietmar Hopp mit Fadenkreuz gezeigt wird, ist das natürlich nicht ok, aber wo ist der große Aufschrei bei homophoben Beschimpfungen? Oder bei Rassismus? Da orte ich oft Doppelmoral."

Das sei nicht nur im Amateurbereich so, sondern auch im Profibereich. "Menschen werden mit Themen konfrontiert, von denen sie keinen Tau haben. Darum ist es wichtig, dass man die Themen immer wieder anspricht, Aktuelles dazu macht, um die Sensibilität zu schüren. Das fehlt im Fußball meiner Meinung nach gänzlich", klagt der Rechtsverteidiger.

Egger war dazu im Februar auf einem Kongress in Dortmund, wo man diskutierte, wie man Fußball bunter und diverser machen könnte. Darunter waren auch einige Vereine beteiligt, wie etwa Leicester City. "Das sind andere Sphären. Die machen echt gut Arbeit", schwärmt Egger. Eine Idee wäre etwa gender-neutrale Toiletten: "In Deutschland soll zudem in den nächsten fünf Jahren ein Projekt für mehr Vielfalt im Stadion aufgebaut werden. Da geht es darum, wie der Zugang ermöglicht wird, etwa durch Gender-neutrale Toiletten. Da stehen wir auch mit Rat und Tat zur Seite."

Unter dem Motto "Fußball für alle" steht dazu Oliver Egger Rede und Antwort. Der Hauptdarsteller von "Der Tag wird kommen", ist der erste österreichische Fußballer, der offen zu seiner Homosexualität steht.

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