Bundesliga vor richtungsweisender Hauptversammlung: "Ein schwieriger Spagat"

Von APA
Monschein im Duell mit Sturm
© GEPA

Die Bundesliga steht am Donnerstag vor einer richtungsweisenden Außerordentlichen Hauptversammlung. In der Video-Konferenz geht es um nicht weniger als um die Zukunft des heimischen Profi-Fußballs. Sollte der wegen der Coronavirus-Pandemie pausierende Meisterschafts-Betrieb nicht bald gestartet werden können, dürften zahlreiche Clubs in existenzbedrohende Not geraten.

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Die Liste der Themen ist lang. Diskutiert wird etwa über das Geisterspiel-Konzept, den TV-Vertrag, die Oberhaus-Aufstockung oder die Aufweichung des Lizenzierungsverfahrens. Über alldem steht die Frage, ob bei einem positiven Corona-Test die gesamte betroffene Mannschaft und eventuell sogar das gegnerische Team für zwei Wochen in Quarantäne müsste.

Genau das wurde am vergangenen Donnerstag vom Gesundheitsministerium gefordert. Sollten die Behörden nicht von diesem Standpunkt abrücken, wäre eine Fortsetzung der laufenden Saison unmöglich und sogar die kommende Spielzeit in Gefahr, wie Liga-Vorstand Christian Ebenbauer im Gespräch mit der APA betonte.

Der Wiener warnte, dass in diesem Fall auch Sportarten wie Eishockey, Handball, Basketball oder Volleyball betroffen wären. "Wenn der Ist-Zustand bleibt, gibt es für einen längeren Zeitraum keinen Mannschaftssport - so lange, bis es eine Impfung gibt."

Ebenauer: "Unter diesen Voraussetzungen geht es nicht"

Durch die Coronakrise ist Ebenbauer mit einer Vielzahl an Problemen konfrontiert. "Es ist so, als ob es im zehnten Stock brennt, man will löschen und kommt nur bis zum fünften Stock", beschrieb der 44-Jährige die aktuelle Situation.

Eine Lösung kann es nur dann geben, wenn das Gesundheitsministerium von seiner Quarantäne-Forderung Abstand nimmt. "Wenn ein Spieler positiv ist und dann seine ganze Mannschaft und vielleicht auch der Gegner in Quarantäne muss, ist ein Meisterschaftsbetrieb nicht möglich, weil man Planungssicherheit braucht. Unter diesen Voraussetzungen geht es einfach nicht", sagte Ebenbauer.

Wochenlang hatte es vom Sportministerium positive Signale gegeben, ehe das Gesundheitsministerium für Ernüchterung sorgte. Ebenbauer: "Das war ein Schlag ins Gesicht, der schnell zum K.o.-Schlag werden kann, wenn ich an die nächste Saison denke", erklärte Ebenbauer. "Wenn wir alle drei Tage testen - viel mehr Risiko-Minimierung geht nicht."

Unverständlich für den Liga-Vorstand ist auch das derzeitige Trainingsverbot für die Zweitligisten außer Cupfinalist Austria Lustenau. "Arbeitnehmer dürfen unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen nicht ihrer Arbeit nachgehen und zumindest in Kleingruppen trainieren, aber gleichzeitig dürfen sich zehn Personen in einem Park treffen und bei Einhaltung der Abstandsregeln etwas unternehmen."

SV Ried und Austria Klagenfurt wünschen sich Aufstieg

Die zweithöchste Spielklasse ist noch immer nicht abgebrochen - und kann im Rahmen der Hauptversammlung auch nicht abgebrochen werden -, dennoch erscheint eine Fortführung schwierig. "So lange keine Entscheidung fällt, unter welchen Voraussetzungen sie trainieren und ins Mannschaftstraining einsteigen dürfen, ist jede Diskussion über diese oder die nächste Saison Spekulation", stellte Ebenbauer klar.

Die beiden aktuellen Topclubs der 2. Liga, SV Ried und Austria Klagenfurt, wünschen eine Aufnahme in die höchste Liga, die dann aus 14 Vereinen bestehen würde. Dafür wird in der Hauptversammlung eine Zwei-Drittel-Mehrheit benötigt, die wohl eher nicht zustande kommen dürfte. Für den Fall einer Ablehnung kündigten beide Clubs Klagen an.

Laut Ebenbauer wäre eine Aufstockung zum jetzigen Zeitpunkt mit zahlreichen Problemen verbunden, "weil viele Parameter offen sind. Wir haben noch keine Lizenzen vergeben, wissen noch gar nicht, ob wir nächste Saison überhaupt 14 Vereine haben. Dann geht es um Abstiegsregelungen oder finanzielle Rahmenbedingungen."

Betroffen davon wäre auch die Zusammenarbeit mit Hauptlizenznehmer Sky. "Das Ligenformat ist im TV-Vertrag festgehalten. Es müsste also Einigung mit Sky erzielt werden", meinte Ebenbauer.

Eine weitgehende Einigkeit besteht in punkto Aufweichung der Vorgaben für die Spielgenehmigungen 2020/21. Die finanziellen Kriterien sollen ausgesetzt werden, wie auch die UEFA vorschlägt. Außerdem soll ein Verein, der während der Spielzeit in die Insolvenz schlittert, nicht mehr automatisch absteigen müssen. Dafür wären laut Ebenbauer Sanktionen wie etwa Punkteabzug oder Budgetgrenzen für Transfers möglich.

Noch offen ist die Frage, ob die Bundesliga einen Kredit in zweistelliger Millionenhöhe zur Unterstützung taumelnder Clubs aufnehmen soll. Zuletzt wurde auch über eine mögliche Aufstockung des Aufsichtsrates um Vertreter von Rapid, Austria und eines Zweitligisten debattiert.

Dieser Punkt offenbart die Meinungsunterschiede zwischen Red Bull Salzburg, Rapid, Austria und Sturm Graz, die schnell wieder spielen möchten, und LASK, Admira und WSG Tirol, die auf der Bremse stehen. "Es ist klar, dass es in der jetzigen Situation viele unterschiedliche Interessen gibt. Jeder Geschäftsführer muss danach trachten, die Interessen seines Clubs zu vertreten, andererseits sind auch alle verpflichtet, die gemeinsamen Interessen der Bundesliga zu vertreten. Das ist ein schwieriger Spagat", sagte Ebenbauer.

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