Fankollektive kritisieren Bundesliga-Geisterspiele: "Fan ist nur noch Aufputz für TV-Übertragungen"

Von SPOX Österreich
Fankollektive fordern kostenlose TV-Übertragungen von Bundesliga-Geisterspielen für Dauerkartenbesitzer.
© GEPA

Ein großer Teil der österreichischen Fußballfankollektive hat in einem gemeinsamen Statement die Beendigung der Bundesliga-Saison durch Geisterspiele kritisiert und fordert, das Hauptaugenmerk auf "das eigentliche Rückgrat des Fußballs" - die Fans - zu richten.

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"Durch die Hintertür ‚Covid-19' setzt sich derzeit ein Paradigmenwechsel fort, der in den 1990er-Jahren in England seinen Anfang nahm: Fußball findet nicht mehr für die Fans im Stadion statt, sondern für das Fernsehen. Als Milliarden-Geldmaschinerie und Spielwiese für einige Reiche, die nur fortbestehen kann, wenn sie am Laufen gehalten wird", heißt es in der Aussendung "Die Geister(spiele), die ich rief", die von 15 Fangruppierungen, darunter Rapids Block West und Sturms Kollektiv 1909, aus ganz Österreich unterzeichnet wurde.

Die Anhänger kritisieren darin die aufgrund der wirtschaftlichen Lage und dem Druck der UEFA "diskussionslos ins Auge gefassten" Geisterspiele. "Der Tribünenbesucher, der Fan, ist so nur noch Aufputz für die TV-Übertragungen. Die Emotionen sollen das Produkt maximal besser verkaufen, aber keinesfalls die Übertragung und die Show stören", heißt es im Statement weiter.

"Fußball muss für alle sozialen Schichten leistbar sein"

Zudem hinterfragen die Fankollektive das Argument, die Liga aufgrund des großen Interesses der Öffentlichkeit weiterführen zu wollen, die Fernsehrechte jedoch bei Pay-TV-Sendern liegen. "Fußball muss für alle sozialen Schichten leistbar sein", fordern die Fans. "Die Liga, die Vereine und alle Entscheidungsträger haben dafür zu sorgen, dass für die Zeit dieser Ausnahmesituation, jeder Fan ohne zusätzlichen Abo-Vertrag mit einem TV-Sender alle Spiele verfolgen kann. Für aktuelle Saisonkartenbesitzer muss dieses Service auf jeden Fall kostenlos sein!"

Besonders den Entwicklungen im Fußballgeschäft in den letzten Jahren stehen die Fans sehr kritisch gegenüber: "Der Profifußball hat sich in den letzten Jahrzehnten auf eine unheilige Allianz aus windigen Investoren, TV-Vermarktung und unseriösen Spielerberatern eingelassen."

"Der Fußball muss wieder unabhängiger werden"

"Es ist höchste Zeit, um über die generelle Entwicklung des Fußballs nachzudenken", beenden die Fankollektive ihr Statement mit einem Appell. "Der Fußball muss wieder unabhängiger werden und sich von diesem offensichtlich kaputten Geschäftsmodell verabschieden. Es ist an der Zeit, das Hauptaugenmerk auf jene zu richten, die das eigentliche Rückgrat des Fußballs bilden - die Fans."

Das gemeinsame Statement wurde von folgenden Fanklubs ausgesandt:

Altacher Jungs - Block West - Fanszene Austria Klagenfurt - Fanszene Ried - Fanszene Vorwärts Steyr - Freund*innen der Friedhofstribüne - Gate 2 Admira - Kollektiv 1909 - Landstrassler - Nordtribüne Lustenau - Stahlstadt Kollektiv - Tivoli Nord - Union '99 Ultrà Salzburg - Vienna Supporters - Wolfbrigade 04 St. Pölten

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