Ex-Rapidler Osarenren Okungbowa im SPOX-Interview: "Immer kurz vor dem Durchbruch passierte etwas"

Von Milos Prerad
Am 27.11.2016 debütierte Osarenren Okungbowa für den SK Rapid Wien gegen Sturm Graz. Ein zweites und vorerst letztes Spiel folgte Anfang 2017 im Wiener Derby gegen Austria Wien.
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Von Didi Kübauer gelobt, von Mitspielern geliebt. Osarenren Okungbowa, das einstige Nachwuchs-Talent des SK Rapid Wien, stand einige Male kurz vor dem großen Durchbruch, ehe er mit wiederkehrenden Verletzungen zu kämpfen hatte. Das Leben eines Fußball-Profis, der nicht aufgibt.

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Okungbowas Jugendkarriere begann beim SV Hirschstetten. Mit 16 Jahren debütierte Osa (Spitzname, Anm.) für Donaufeld in der Wiener Stadtliga. Kurz darauf folgte der Sprung zur Akademie Rapid U18, im November 2012 stand er zum ersten Mal im Kader der Profis.

In Hütteldorf versprach man sich viel vom heute 25-Jährigen. Dietmar Kühbauer, der damalige Trainer des SKN St. Pölten, outete sich als Fan des Wieners, lockte diesen sogar persönlich zu den Wölfen. Hartnäckige Verletzungen hielten Okungbowa vorerst von einer Karriere in der Bundesliga ab. Nun aber zeigt sich der Mittelfeldspieler des Zweitligisten FAC in einem neuen, strahlenden Licht. SPOX traf den gebürtigen Wiener persönlich zum Interview, in dem er über seine Leidenszeit beim SK Rapid, die Herausforderungen einer Fußballakademie und sein derzeitiges Hoch sprach.

Wie haben Sie sich mittlerweile in Floridsdorf eingelebt?

Osarenren Okungbowa: Für mich war es einfach. Ich kannte schon einige Mitspieler von meiner Zeit bei Rapid. Sie halfen mir, mich in die Mannschaft einzugliedern. Ein großer Pluspunkt war der Standort Wien. Innerhalb von Österreich gab es aber auch andere Angebote.

Hat Ihnen einer Ihrer Mitspieler zum Wechsel geraten?

Okungbowa: Mit Denis (Bosnjak, Anm.) und Alex (Sobczyk, Anm.) habe ich davor telefoniert. Dadurch, dass ich bei St. Pölten keine Spielzeit bekam, musste etwas passieren. Der SKN konnte mir keine Spielminuten garantieren.

Osarenren Okungbowa gemeinsam mit Mitspieler Giorgi Kvilitaia zu seiner Zeit beim SK Rapid Wien.
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Osarenren Okungbowa gemeinsam mit Mitspieler Giorgi Kvilitaia zu seiner Zeit beim SK Rapid Wien.

Wieso hat es bei St. Pölten nicht ganz klappen wollen?

Okungbowa: Die Trainingsintensivität war dort heftig. Ich habe mich aber gut geschlagen und gut trainiert. Nach meiner ersten Kadernominierung verletzte ich mich am Muskel. Es folgten fünf Wochen Pause. Zum Zeitpunkt meiner Rückkehr verpflichtete Rapid Didi Kühbauer - jener Trainer, der mich einst zu St. Pölten geholt hatte. Unter dem neuen Trainer (Ranko Popovic, Anm.) bekam ich gar keine Chance mehr. In persönlichen Gesprächen betonte er meine Stärken. Letztlich gab er mir aber nie die Chance. In den letzten Spielen wurde ich dann für den Profi-Kader nominiert, aber auch nur weil viele ausgefallen waren. Zu diesem Zeitpunkt beschloss ich, zu wechseln. Ich wollte nicht mit einem Trainer arbeiten, der mich nicht wirklich ernst nimmt.

Europa League und Bundesliga mit dem SK Rapid Wien

Sie hatten bereits zuvor schwere Zeiten beim SK Rapid. Wie reflektieren Sie diese Zeit heute?

Okungbowa: Die Zeit war hart, ich war oft traurig. Ich war immer kurz vor dem Durchbruch, doch dann kam etwas dazwischen. In der Europa League war ich das erste Mal im Kader, danach nahm ich regelmäßig im Profi-Training teil und war auch Teil des Bundesliga-Teams. Mit 18 Jahren stoppte mich aber meine erste große Verletzung, eine Schambeinentzündung. Mir war bekannt, dass man damit normalerweise lange ausfällt. Die Schmerzen waren anfangs aber nicht unbedingt groß, allerdings spürte ich sie auch zwei, drei Monate später und es zog sich in die Länge.

Wurden Sie in dieser Zeit ungeduldig?

Okungbowa: Ich verlor zu viel Zeit und entschloss, dass ich wieder ins Training einsteigen muss. Ich fing im Herbst wieder an zu trainieren und schaffte es erneut zu den Profis. Im folgenden Winter verstärkten sich die Schmerzen jedoch wieder und zwangen mich zu pausieren. Zuerst fiel ich acht Monate aus, dann fast zwei Jahre. Diese Rückschläge waren schwer zu verkraften.

Wie groß war die Erleichterung bei Ihrem Debüt gegen Liefering im Frühjahr?

Okungbowa: Das Debüt war eine große Freude, weil die Zeit davor so frustrierend war. Bei jedem Versuch wieder ins Training voll einzusteigen, zerrte ich den Muskel erneut. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass ich zu früh zurückkommen wollte. Der Muskel war nicht gut genug regeneriert, um jeder Belastung standzuhalten.

Beim FAC folgte nach einem hoffnungsvollen Saisonstart eine Krise. Wie erklären Sie sich das?

Okungbowa: Ich bin auch weiterhin von der Qualität der Mannschaft überzeugt. Die Individualstärke ist hervorragend, Fußball definiert sich aber als Mannschaftssport. Nach der Niederlage zuhause gegen Dornbirn (0:3 am 21. September, Anm.) haben wir an Selbstbewusstsein verloren. Das war der Knackpunkt, die Situation fing an zu kippen. Wir hatten zwar durchaus auch weitere gute Partien, die letzte Konsequenz vor dem Tor und in der Defensive fehlte nun allerdings.

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Der letzte FAC-Sieg datiert vom 18. Oktober, ein irrer 3:2-Auswärtserfolg bei BW Linz. Sie erzielten den Siegestreffer in der 5. Minute der Nachspielzeit.

Okungbowa: Es war ein sehr schönes Gefühl, alle sind auf das Feld gelaufen. Die Euphorie nach dem Tor war in der ganzen Mannschaft spürbar. Ein Stein fiel vom Herzen, da wir in den Spielen zuvor unglücklich verloren hatten.

Ihr Mitspieler und ehemaliger Bundesligaprofi in Deutschland, Sebastian Boenisch, riss ihnen das Trikot beinahe vom Leibe.

Okungbowa: Basti ist eigentlich ein sehr lockerer Typ. Die Spieler haben ihn sehr gut aufgenommen. Er hilft jedem Einzelnen durch seine Erfahrung weiter. Von der Mentalität her ist er ein sehr harter Arbeiter, das vermittelt er auch an das gesamte Team weiter. Deswegen ist er mittlerweile ein wichtiger Baustein geworden.

Osarenren Okungbowa: "Im Akademiebereich trainierst du öfter und härter"

Der FAC wird oft mit dem Namen "Arnautovic" assoziiert, der in Floridsdorf das Fußballspielen erlernte. Sehen Sie das Potenzial bei einem ihrer Kollegen, in seine Fußstapfen zu treten und auch international Karriere zu machen?

Okungbowa: Vor allem im technischen Bereich ist die Qualität vorhanden. Ich sehe in mehreren Spielern Potenzial, beispielsweise in Albin (Gashi, Anm.) oder Tin (Plavotic, Anm.). Da sind aber auch einige andere dabei. Im Fußball kann vieles sehr schnell gehen. Mit Spielpraxis und Erfahrung sind innerhalb kürzester Zeit große Schritte möglich.

Ist es für eine angehende Profikarriere notwendig, als Jugendlicher zuvor in einer Akademie gespielt zu haben? Sie kamen schließlich auch erst mit 17 Jahren zum SK Rapid.

Okungbowa: Manchen hilft eine Akademie, anderen tut es gut, beim Amateurverein zu bleiben und nebenbei normal in die Schule gehen. Man muss aber sagen, dass auch Akademien sehr gute Kooperationen mit Schulen haben.

Vom Amateurfußball wechselten Sie zu Rapid. Fiel Ihnen die Umstellung leicht?

Okungbowa: Das Training ist anders und es wird mehr verlangt. Plötzlich war das Niveau deutlich besser. Im Akademiebereich trainierst du öfter und härter, die Gegebenheiten sind fortschrittlicher. Oft entwickeln sich Spieler im Amateurverein aber auch prächtig. Meine Familie zog damals nach London, ich hingegen blieb wegen der Fußballkarriere hier. Damals stand ich noch bei Rapid unter Vertrag.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? In London soll es auch gute Fußballklubs geben.

Okungbowa: Ich habe gelernt, nie zu weit in die Zukunft zu schauen und einen Schritt nach dem anderen zu setzen. Mir ist vorerst wichtig, dass wir gut in die Rückrunde starten und ich der Mannschaft eine gute Stütze sein kann. Wir hoffen am Ende der Saison besser dazustehen in der Tabelle. Seitdem ich hier bin, sehe ich einen klaren Aufwärtstrend. Wenn die Leute im Verein sich weiterhin so viel Mühe geben, dann wird der Verein immer besser werden und hoffentlich eines Tages erstklassig spielen.

Osarenren Okungbowa: Karrierestationen als Profi

JahreVereinSpieleToreVorlagen
2019-Floridsdorfer AC1922
2018-2019SKN St. Pölten1-2
2012-2018SK Rapid Wien2--