England-Legionär Patrick Schmidt im Interview: "Erst zwei Minuten vor Transferschluss die Bestätigung bekommen"

Von Philipp Stottan
Patrick Schmidt in Diensten der U21-Nationalmannschaft
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Wie ist der Wechsel zu Barnsley eigentlich zustande gekommen? Der Verein wollte Sie ja von Beginn des Transferfensters an.

Schmidt: Es war so, dass es bereits im Februar den ersten Kontakt zwischen Barnsley und meinem Manager Thomas Böhm gab. Er hat mich dann immer wieder am Laufenden gehalten und im Mai gab es dann schon das erste richtige Angebot. Dann wurde durchgehend verhandelt, aber am letzten Tag ist es dann doch irgendwie glatt gegangen (lacht). Ich dachte eigentlich schon, dass es vielleicht nicht mehr klappen könnte, weil das Transferfenster in England ja schon am 8. August schließt. Am 7. August rief mich mein Manager dann an und sagte: "Pipo, mach dich bereit, es kann sein, dass du gleich zum Flughafen fahren musst" (lacht). Erst zwei bis drei Minuten vor Transferschluss ist die Bestätigung der FA gekommen.

Warum hat es schlussendlich so lange gedauert? Wollte die Admira Sie nicht gehen lassen?

Schmidt: Die Admira hat einfach versucht, das Maximum rauszuholen. Das ist auch völlig legitim. Von Problemen wüsste ich eigentlich nichts. Ich bin einfach froh, dass es geklappt hat, weil der Wechsel nach England ein enorm großer Schritt ist und ich bin auch richtig stolz und davon überzeugt, dass es der richtige Schritt war. Selbst ohne große Einsatzzeit bisher habe ich schon so viel mitnehmen können. Außerdem lebe ich das erste Mal allein, nicht mehr bei den Eltern (lacht).

Hat man Ihnen gesagt, warum man Sie geholt hat? 5 Tore in 5 Spielen gegen Salzburg sind wahrscheinlich nicht das schlechteste Bewerbungszeugnis.

Schmidt: (Lacht) Stimmt. Da Salzburg doch relativ bekannt ist, kann das schon geholfen haben, aber prinzipiell hat der Verein ein bestimmtes Scoutingsystem, welches unter anderem mit einer modernen Datenanalyse arbeitet. Ich weiß nicht, welche Daten dann ausschlaggebend waren, ob es das Pressing oder die Torschüsse waren, aber dann schaut sich der Verein Videos an und scoutet anschließend vor Ort. Und das hat sie insgesamt überzeugt, dass ich der Richtige bin.

Gab es die Möglichkeit bei der Admira zu bleiben oder innerhalb der Bundesliga zu wechseln? Gerade bei Austria Wien kennen Sie mit Maximilian Sax, Christoph Monschein, Thomas Ebner und Stephan Zwierschitz gleich vier Spieler.

Schmidt: Ich verstehe mich mit den Leuten (Spieler der Austria, Anm.) noch gut und habe viel Kontakt, aber auch einen Verbleib bei der Admira hätte ich mir gut vorstellen können. Am Tag vor dem Transfer habe ich auch noch mit dem Trainer (damals Reiner Geyer, Anm.) gesprochen und habe ihm gesagt, dass ich selbst ohne Transfer nicht sauer bin oder eine Woche nicht zum Training komme. Jeder weiß, dass die Admira mein Herzensverein ist. Ich habe dort viel mitgemacht und habe den Verein einfach gerne, ich hätte ihnen also nichts übel genommen.

Patrick Schmidt jubelt für die Admira
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Patrick Schmidt jubelt für die Admira

Wissen Sie sonst noch von konkretem Interesse an Ihnen?

Schmidt: Es gab ein paar Vereine, bei denen es konkreter war als in der österreichischen Bundesliga. Es gab zwei Vereine in der 2. Bundesliga (Deutschland) und ich glaube noch in Norwegen, aber das mit Barnsley hat am besten gepasst, vor allem weil die Philosophie zu mir passt und der Verein da wirklich dahinter ist. Ich bin überzeugt von dem Schritt und auch guter Dinge, dass es klappen wird.

Patrick Schmidt: "Die Admira hat jede Woche einmal angerufen"

Sind Sie eigentlich damals wegen Philipp Hosiner (Patrick Schmidts Cousin) zur Admira gekommen?

Schmidt: Das hat sich anders ergeben, es war auch ein etwas längerer Prozess. Ich bin damals auch ziemlich gleichzeitig mit dem Philipp Hosiner hingewechselt, mein Trainer wusste das damals zum Beispiel auch gar nicht (lacht).

Ich hatte schon ein Jahr vor meinem Wechsel ein Probetraining bei der Admira. Johann Krejcirik (heute Chefscout der Admira, Anm.) hat mich damals noch bei einem Spiel von St. Georgen gescoutet und mich zum Training eingeladen. Ich war dann auch voll dahinter und die Admira wollte mich auch, aber meine Eltern haben damals gemeint, dass es vielleicht etwas zu früh ist. Ich bin ja aus Eisenstadt und dann hätten wir nach der Schule immer hin und her fahren müssen und meine Eltern wollten nicht, dass ich mich übernehme.

Über ein halbes Jahr hat sich die Admira intensiv bemüht, der "Hansi" (Krejcirik) hat sicher jede Woche einmal angerufen und gefragt, wie es denn aussieht. Dann haben die Admira und ich gemeinsam meine Eltern überredet und ich bin auch echt froh, dass sie mich damals so unterstützt haben.
Sie sind dann jeden Tag in die Südstadt gefahren, haben dort drei Stunden auf mich gewartet. Ich bin echt dankbar, dass sie mir das mit 13 Jahren möglich gemacht haben und dass sie jetzt ein bisschen belohnt worden sind.

Was sind denn jetzt Ihre Ziele für diese Saison, aber auch für die langfristige Zukunft?

Schmidt: Für die Saison ist es einmal das Wichtigste, dass wir oben bleiben. Natürlich will ich es mir erarbeiten Stammspieler zu werden. Dann schauen wir einmal wo die Reise hingeht, ich bin für alles offen. Ich schließe nichts aus, will mich aber jetzt einmal hier durchsetzen und nicht von zu vielen Sachen träumen.

Also gibt es keine zukünftige Wunschliga?

Schmidt: Naja, von den Topligen könnte ich mir natürlich alles vorstellen. Ich kann mir vorstellen in England zu bleiben, weil es mir hier richtig taugt. Deutschland ist natürlich auch für jeden Österreicher reizvoll.

Ganz generell: Was würden Sie sagen sind Ihre Stärken bzw. Ihre Schwächen?

Schmidt: Meine größte Stärke ist das Spiel in der letzten Linie, die Wege in die Tiefe. Ich habe ein ganz gutes Tempo und generell einen ganz ähnlichen Spielstil wie mein Cousin der "Hosi", ich gehe gerne in die Tiefe und habe einen guten Abschluss.
Verbessern muss ich mich natürlich noch mit dem Gegner im Rücken bzw. beim Sichern von Bällen. Daran habe ich mit den Co-Trainern in Barnsley aber viel gearbeitet.

Sie waren in den letzten Tagen bei der U21, von der Sie auch im letzten Zyklus schon ein Teil waren. Waren Sie sehr enttäuscht, nicht mit zur U21-Euro 2019 fahren zu können?

Schmidt: Ja schon, ich denke jeder ist gerne bei so einem Großevent dabei bzw. spielt gerne für Österreich. Ich war schon ein wenig traurig. Ich war zwei Jahre bei jedem Lehrgang dabei, aber ich respektiere die Entscheidung des Trainers (Werner Gregoritsch, Anm.) und wir haben damals auch ein offenes Gespräch gehabt. Ich habe mich auch sehr für die Mannschaft gefreut, habe mir jedes Match angesehen.
Jetzt will ich mit dem 1998er-Jahrgang noch was erreichen und den Erfolg bestätigen.

Ist es auch die Vorgabe den zweiten Platz in der Gruppe zu erreichen?

Schmidt: Ja klar, es ist natürlich unser Ziel zur EM zu fahren. Jeder im Betreuerteam brennt darauf, dass wird das nochmal schaffen. Wir haben die Qualität uns zu qualifizieren und ich denke wir werden es auch schaffen.

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