DAZN-Experte Oliver Lederer prognostiziert die Chancen von RB Salzburg, LASK und WAC in Europa

Oliver Lederer analysiert für SPOX die heimischen Europacup-Teilnehmer
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Mit seinen schmalen 41 Jahren hat Oliver Lederer schon viel gesehen. Als Spieler kickte er in den Defensiven von Rapid, Admira Wacker, LASK, Vienna und Panionios Athen. Später stand Lederer als Trainer bei Admira und dem SKN St. Pölten an der Seitenlinie.

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Heute arbeitet Lederer als Cheftrainer und Jugendleiter bei FCM Traiskirchen und erläutert als Experte bei DAZN Hintergründe. Im Interview mit SPOX schätzt Oliver Lederer die Chancen der österreichischen Vertreter im Europa-Pokal ein, nennt spannende Trainer in Österreich und warnt vor zunehmender redbullisierung im heimischen Fußball.

SPOX: Nach einem 3:0-Sieg gegen Wiener Neustadt habt Ihr gegen Ebreichsdorf mit 1:3 verloren. Sind die Schwankungen dem jungen Kader geschuldet?

Oliver Lederer: Man muss vielleicht vorab dazu sagen, dass wir im Sommer einen großen Umbruch hatten. Neben den Amateur-Mannschaft haben wir jetzt den jüngsten Kader der Liga. Wir wollten jünger und auch günstiger werden, um Ressourcen für den gesamten Nachwuchs zu schaffen. Das ist uns gut gelungen. Die Ergebnisse waren zu Beginn nicht so, wie wir uns das erhofft hatten. Gegen Wiener Neustadt haben wir das erste Mal über 90 Minuten richtig gut gespielt: Stark verteidigt, viele Chancen kreiert. Ich hoffe nicht, dass ich da die Vereinsbrille aufhabe, aber ich bin mir sicher, dass wir vier, fünf Spieler haben, die zumindest eine Liga höher spielen können. Ich habe es meiner Mannschaft schon gesagt: Wir haben die talentierteste Mannschaft, die es in Traiskirchen je gegeben hat. Neben Talent und Lernfähigkeit gibt es aber auch jugendlichen Leichtsinn, deshalb haben wir ein Saisonziel in Form einer Platzierung gar nicht besprochen. Im Vordergrund steht Entwicklung. Und ich glaube, der Verein ist aus finanzieller Sicht recht froh, wenn wir nicht viel mehr als 40 Punkte holen. (lacht) Ich persönlich bin glücklich, wenn drei, vier meiner Spieler nach Saisonende weiter oben andocken und dort auch überzeugen können.

SPOX: Sie haben Traiskirchen auch als Chance für sich selbst bezeichnet, abseits der großen Scheinwerfer an Ihrer eigenen Philosophie zu arbeiten.

Lederer: Sich selbst zu beurteilen, ist immer schwierig. Ich weiß, woran ich arbeiten muss. Wichtig ist: Für mich geht es immer um Entwicklung. Und erst dann um Ergebnisse. Ich weiß, dass es hier in Traiskirchen auch um Auf- und Abstieg geht. Aber trotzdem möchte ich für mich die Leistungen der Mannschaft nicht ausschließlich an Ergebnissen bewerten. Ich weiß natürlich, dass sich das ändern wird, wenn ich wieder einen Schritt nach oben mache. Aktuell beschäftigt mich eher die Frage: Wie kann ich ein System besser machen? Wie kann ich einen Verein besser machen? Da stoße ich auch an meine eigenen Grenzen. Ich bin froh, dass ich wieder neue Partner an meiner Seite habe, die mir Impulse geben, wie etwa Co-Trainer Thomas Darazs, Max Doller, oder in der letzten Saison Momo Akhondi.

SPOX: Hat die Regionalliga Ost etwas an Ihrer Spielidee verändert?

Lederer: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Regionalliga-Fußball durch Eigenheiten geprägt ist und man seinen Stil nicht einfach stur durchsetzen kann. Und da gilt es, Lösungen zu finden, die an die Liga und die Qualität der eigenen Spieler angepasst werden müssen. Wir haben zwar die talentierteste Mannschaft, die je in Traiskirchen gespielt hat, aber auch die jüngste Mannschaft, die wir je hatten. Von daher ist es ein Prozess, der nicht nur von Erfolgen bzw. Siegen begleitet ist. Für mich war es wichtig den Schritt zu machen, Erfahrungen zu sammeln, zu reifen und dann für mich zu entscheiden, ob ich das als Trainer überhaupt möchte.

SPOX: Dass Sie was möchten?

Lederer: Ob ich möchte, dass man so weit von seiner Philosophie abweicht, dass sich alles nur noch ums Ergebnis dreht. Weil ich nach wie vor der Meinung bin, dass unsere Idee vom Positionsspiel die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöht. Das sehen nicht alle so. Aktuell erleben wir gerade ein generelles Kopieren der Red-Bull-Philosophie. Die Red-Bull-Philosophie funktioniert bei Red Bull wunderbar, sowohl in Salzburg als auch in Leipzig. Wirklich beeindruckend, vom Scouting bis zur Spielidee. Aber man sieht auch genug andere Vereine, wo die Kopie nicht funktioniert. Ich würde mich wirklich freuen, wenn man auch wieder für eine andere Art und Weise Fußball zu spielen offen wird und nicht alles ver-red-bull-isiert.

SPOX: Vor allem in Österreich.

Lederer: Ja. Die Ausbildung der Spieler und Trainer bei Red Bull Salzburg ist das Maß aller Dinge, ich bin ja nicht naiv oder dumm. Aber ich glaube, der Fußball erlaubt viele Wege. Im Augenblick geht mir alles zu sehr in eine Richtung. Da fehlt mir etwas die Offenheit. Weil, und das ist ja das groteske an dieser Situation: Red Bull hat ja selbst schon den nächsten Schritt gemacht. Wenn man sich Salzburgs Entwicklung unter Rose/Maric ansieht, ist das ja nicht nur Gegenpressing. Sie waren ja auch in puncto Positionsspiel die besten und hatten in Österreich den meisten Ballbesitz. Die besten Mannschaften beschäftigen sich mit der Frage, was sie mit dem Ball machen sollen. Und das in einer ganzheitlichen Betrachtung und nicht in einer Zerstückelung von Einzelheiten wie "offensiv", "defensiv" oder "Umschaltmomenten".

Oliver Lederer: "Struber ist für mich zurzeit der spannendste Trainer"

SPOX: Welche Trainer finden Sie in Österreich spannend? Vor einem Jahr haben sie Heiko Vogel, Oliver Glasner und Christian Ilzer gelobt.

Lederer: Wenn man zurückblickt, wird man in Graz mit dem Fußball, den man unter Heiko Vogel gespielt hat, gar nicht so unglücklich sein. Sturm finde ich generell voll interessant. El Maestro ist ein spannender Trainer, der fachlich richtig gut ist. Aber er folgt einem kontroversen Ansatz.

SPOX: El Maestros Vorbild ist Jose Mourinho, wie er sagt.

Lederer: Er will 1:0 führen und das Ergebnis über die Linie bringen. Was interessant ist: Er schafft das in der Regel auch. Da schaue ich als Trainer hin und überlege: Wie macht er das? Ich will, dass meine Mannschaften in jedem Spiel mindestens zwei Tore schießen. Im Augenblick hat er mit seinem Ansatz recht. Red Bull Salzburg unter Jesse Marsch ist Wahnsinn, der kommt her und toppt noch einmal alles. Für mich unfassbar. Wir haben viele interessante Trainer in Österreich. Bei manchen, die im Vorjahr Erfolg hatten, sieht man jetzt vielleicht, dass nicht alles rosarot ist. Siehe Austria Wien. Ich glaube heute wie damals, dass Christian Ilzer ein sehr guter Trainer sein kann. Aktuell ist er in einer Findungsphase und man weiß, dass man diese in Favoriten besser kurzhalten sollte. Aber der spannendste Trainer für mich ist zurzeit Gerhard Struber beim WAC. Weil ich nicht geglaubt habe, dass seine Entwicklung in diese Richtung geht. Er ist ein echter Rangnick-Jünger, ein klassischer Pressing-Gegenpressing-Zweiterball-Trainer. Wie sie jetzt beim WAC agieren, finde ich richtig, richtig gut. Ich habe Respekt vor Trainern, die für eine Idee stehen, aber auch für andere Impulse offen sind.

Der WAC freut sich über das EL-Los.
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Der WAC freut sich über das EL-Los.

SPOX: Sie haben Dietmar Kühbauer im vergangenen November verteidigt.

Lederer: Bei Rapid hat wieder ein Umbruch stattgefunden, der Kader wurde verändert. Nicht ganz so reibungslos, wie sich die Verantwortlichen das vorstellen. Man hat einen Sportdirektor (Zoran Barisic, Anm.), der für eine bestimmte Fußball-Idee steht - ob das jetzt Hand in Hand mit dem Trainer geht, wird die Zukunft zeigen. Der Derby-Sieg war sehr wichtig. Die Leistungen waren vielleicht nicht so überragend, aber im Vorjahr hätte man sich solche Siege gewünscht. Ob die Art und Weise jeden Rapid-Fan zufrieden stellt, muss jeder für sich selbst entscheiden.

SPOX: Wie stehen Sie zum "neuen" Ligaformat?

Lederer: Als neutraler Zuschauer war es schon spannend, mit einigen Überraschungen. Über die Terminisierung am Schluss musste man sich Gedanken machen. Da war Rapid zum Beispiel im Nachteil - viele Spiele in kürzester Zeit - das führt zu Verletzungen und Überlastungen.

SPOX: Österreich ist im Europa-Cup prominent vertreten. Red Bull Salzburg nimmt erstmals an der Champions League Teil, der WAC und LASK stehen in der Europa League-Gruppenphase. Beginnen wir bei Red Bull Salzburg: Die Gruppengegner heißen Liverpool, Napoli, KRC Genk. Was darf man sich erwarten?

Lederer: Von Red Bull kann man sich alles erwarten. Ich schätze diese Mannschaft so ein, dass sie jeden Gegner in einem Spiel schlagen kann. Speziell in den Heimspielen. Red Bull ist seit rund 1.000 Tagen zuhause ungeschlagen (0:1-Heimniederlage gegen Admira Wacker am 27.11.2016, Anm.), das ist schon eine Marke. Klar sind sie nicht der Favorit, aber sie sind endlich dort, wo sie sich selbst sehen. Ich gehe davon aus, dass sie sich mit der Champions-League-Erfahrung noch einmal weiterentwickeln werden. Ob es für den Aufstieg reicht, wird man sehen, es wird enorm schwierig, aber die Chance ist da. Das Minimalziel müsste Platz drei sein.

SPOX: Salzburg hat einige Stammspieler ausgetauscht - welcher Neuzugang beeindruckt Sie?

Lederer: Erling Braut Haland ist zurecht in aller Munde. Generell würde ich bei Salzburg niemanden hervorheben. Was ich schon sagen möchte: Diese Scoutingabteilung, natürlich auch dank der finanziellen Situation, ist beeindruckend. Seit Jahren geben sie die besten Spieler ab, holen Neuzugänge, die man kaum kennt und von Tag eins funktionieren. Das ist, wenn man nicht exorbitante finanzielle Mittel hat, nicht kopierbar.

Lederer: "Marsch versucht der Mannschaft nicht das Rose-Gesicht zu nehmen"

SPOX: Unterscheidet sich das Spiel von Marco Rose und Jesse Marsch merklich?

Jesse Marsch ist der neue Trainer von Red Bull Salzburg.
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Jesse Marsch ist der neue Trainer von Red Bull Salzburg.

Lederer: Nicht großartig. Marsch setzt eine Spur weniger auf Positionsspiel, sie sind trotzdem in jedem Spiel überlegen. Sie versuchen jetzt auch in ihren Systemen zu wechseln, zuletzt mit Dreierkette. Marsch versucht der Mannschaft nicht das Rose-Gesicht zu nehmen, sondern was gut war, nicht anzutasten, aber selbst dennoch Impulse zu geben. Manche Trainer wollen ab Tag eins all ihr Wissen in die Mannschaft reinbuttern und übertreiben es vielleicht dabei.

SPOX: Fans waren enorm skeptisch und haben befürchtet, dass jetzt Ralf Rangnicks "Haberer" zum Zug kommt.

Lederer: Ich bin nicht der größte Fan von Ralf Rangnicks Ansichten. Aber er hat wie kaum ein anderer bewiesen, dass sie erfolgsbringend sein können. Unumstritten ist, dass seine Schachzüge unglaublich detailliert und durchdacht und von einer enorm hohen Erfolgswahrscheinlichkeit begleitet sind. Man muss es nicht mögen, aber der Respekt ist da.

SPOX: Einen neuen Trainer hat auch der WAC. Gerhard Struber lässt Christian Ilzer kaum vermissen.

Lederer: Die Entwicklung von Gerhard Struber hat mich überrascht, er war für mich sehr auf eine Spielidee reduziert. Wie er es geschafft hat, eine adaptierte Idee beim WAC zu implementieren, ist erstaunlich. Er hat nicht viel verändert, aber seine persönlichen Impulse sind klar erkennbar und der WAC wurde nochmals besser. Was ich aber schon dazu sagen möchte: Der WAC hat auch eine richtig gute Mannschaft. Es ist nicht so, dass das ein Abstiegskandidat ist, der wie ein Phönix aus der Asche steigt.

SPOX: Die Gruppe ist für den WAC ein Hammer. Borussia Mönchengladbach, AS Rom, Istanbul Basaksehir. Was ist drin?

Lederer: Für Fußball-Österreich ist das extrem attraktiv. So wie der WAC zurzeit agiert, ist die ein oder andere Überraschung drin. Als maximale Zielsetzung würde ich von Platz drei sprechen, aber natürlich ist das kein Muss. Der Mannschaft würde ich es zutrauen. Meine einzige Sorge beim WAC ist, dass die Doppelbelastung bei einem pressingbetonten Spiel zehren kann. Da ist ja doch der ein oder andere Schlüsselspieler in der Mannschaft etwas älter. Aber Struber hat bereits gezeigt, dass die Mannschaft die Fähigkeit besitzt, sich im Ballbesitz auszuruhen, Dominanz zu zeigen. Darum traue ich ihnen Platz drei in der Gruppenphase zu.

SPOX: Lassen Sie uns zum dritten Team mit neuem Trainer kommen: Ismael hat beim LASK Glasner, den Sie sehr schätzen, beerbt. Die allgemeine Skepsis gegenüber Ismael war unberechtigt, oder?

Valerien Ismael, Trainer des LASK
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Valerien Ismael, Trainer des LASK

Lederer: Seine ersten Interviews waren punktgenau. Genau das, was man sich wünscht, wenn man als Verein einen sehr erfolgreichen, prägenden Trainer nachbesetzt. Das waren Riesenschuhe für Valerien Ismael. Er hat klar gesagt, dass er nicht alles umdrehen will, aber auch nicht Oli Glasner ist. Auch er weiß: Man kann nicht viel besser pressen als der LASK unter Glasner. Man kann nicht mit einer viel höheren Intensität spielen. Aber im Spiel mit dem Ball gab es da und dort ein wenig Verbesserungspotenzial, was auf der Bühne Europa League vielleicht sogar notwendig ist. Viele haben Ismael skeptisch gesehen und umso schöner ist es, wenn uns Trainer widerlegen können.

SPOX: Die LASK-Gruppe liest sich super-tricky. Sporting CP, PSV Eindhoven, Rosenborg Trondheim. Die Chancen?

Lederer: Ich finde die Gruppe nicht minder attraktiv als jene vom WAC. Für den LASK wird das ganz schwierig. Alle vier Teilnehmer sind unglaublich unterschiedlich ausgerichtet. Du hast da die Norweger, die viele lange Bälle spielen und auf zweite Bälle gehen, die Portugiesen, die nach vorne hin enorm viel Qualität haben und obendrein auch taktisch sehr gut geschult sind und dazu die Holländer, die unter Mark van Bommel im klassischen 4-2-3-1/4-3-3 agieren werden, mit drei, vier Offensivprotagonisten von enorm hoher Qualität im Eins gegen Eins und großer Dynamik. Für mich ist das fast die interessanteste Gruppe, weil sie ausgeglichen ist. Prognosen sind da unmöglich. Ich kann mir vorstellen, dass der LASK mit seiner Art und Weise durchmarschiert, oder dass die Gegner so viel Qualität besitzen, dass sie das Pressing der Linzer zu bespielen wissen. Deshalb bin ich jetzt schon gespannt, was sich Valerien Ismael und Co-Trainer Andreas Wieland, der ein gewisses Mitspracherecht hat, da einfallen lassen. Eine Riesenherausforderung! Einfach drei geile Gruppen. Für mich als Experte sind da so viele interessante Aspekte dabei. Ich weiß, wie die drei Mannschaften in Österreich agieren. Mich interessiert aber auch, was sich die gegnerischen Trainer einfallen lassen, um gegen die Intensität von LASK und Red Bull Salzburg zu bestehen. Und dann wird sich zeigen: Wie gut sind die Salzburger wirklich? Wie sieht eine in Österreich so unantastbare Mannschaft gegen Liverpool aus? Das wird ein super Jahr für Fußball-Österreich.

SPOX: Welcher von den neun österreichischen Gegnern, vielleicht abgesehen von Liverpool, finden Sie spannend?

Lederer: Mir taugt PSV Eindhoven zwar sehr, aber besonders gespannt bin ich auf Borussia Mönchengladbach unter Rose/Maric. Deren Spiele schaue ich mir gerne live und in voller Länge an. Für die beiden ist es nicht einfach, ihren Stil durchzuziehen, weil die Gegner Woche für Woche schon eine andere Qualität haben. Es ist total interessant, wie sie aus taktischer Sicht darauf reagieren.

SPOX: Blöd gefragt: Hat Marco Rose mit Gladbach jetzt eine individuell bessere Mannschaft als letzte Saison in Salzburg?

Lederer: Nein, das glaub ich nicht einmal. Gladbach ist ob der Anforderungen der deutschen Bundesliga sicher reifer, man war ganz anderen Situationen ausgesetzt. Aber vom Talent her nehmen sich beide Mannschaften nicht viel.

SPOX: Red Bull Salzburg wird mit der Doppelbelastung keine großen Probleme bekommen. Aber wie wird es LASK und WAC gehen?

Lederer: Beim WAC wird es tatsächlich interessant. Ich weiß, in Österreich sagt man, dass man darüber nicht jammern darf, aber in der Realität spürt man es dennoch. Ich habe es mit der Admira damals in der Praxis erlebt. Wir haben wirklich versucht, mit der Trainingssteuerung der Intensität entgegenzuwirken, aber es ist mit einem kleineren Kader verdammt schwierig, die Doppelbelastung zu meistern. Man darf eines nicht vergessen: Der WAC spielt am Donnerstag im Borussia-Park und reist drei Tage später nach Hartberg. Die psychische Anforderung ist nach so einem Highlight-Spiel im Ligaalltag enorm. Ich unterstelle jetzt keinem Spieler, bewusst einen Schritt weniger zu gehen, aber es ist ja nur allzu menschlich, dass dir das Unterbewusstsein einen Streich spielt. Mittlerweile ist jeder Spieler gläsern und man weiß beim LASK zum Beispiel nachweislich, dass die Laufleistung im Europa-Cup höher war, als in den Bundesliga-Partien. Das sind keine Ausreden, sondern Fakten. Wenn du nicht Jahr für Jahr auf dieser Bühne spielst, ist es etwas Neues - etwas Besonderes. Beim LASK wird die Rotation jedoch gut funktionieren, das glaube ich wirklich. Kein Riesenkader, aber auf der ein oder anderen Schlüsselposition hat der Trainer Alternativen. Bei Red Bull gibt es, wie du sagst, keine Probleme.

SPOX: Wieso haben LASK und WAC größeren, finanziell betuchteren Klubs wie Rapid, Austria und auch Sturm eigentlich einiges voraus?

Lederer: Diese Frage stellt sich ganz Fußball-Österreich. Der LASK hat für Kontinuität gesorgt, die von Präsident Gruber und Jürgen Werner ausgestrahlt wird, der das Geschäft kennt und ein hervorragendes Netzwerk besitzt. Beim ersten Trainerwechsel hat man darauf geschaut, dass jetzt ja niemand kommt, der sich ausschließlich selbstverwirklichen will und all die Arbeit von Oliver Glasner umhaut. Beim WAC wäre ich noch vorsichtiger. Ein Jahr davor war der Verein Vorletzter. Jetzt wird man sehen, wie der Klub auf die Doppelbelastung reagiert.

SPOX: Mich persönlich würde es nicht schockieren, wenn Marvin Potzmann beim LASK wieder an seine hervorragenden Sturm-Leistungen anknüpft. Warum schöpfen Spieler bei Rapid ihr Potenzial oft nicht aus?

Lederer: Rapid ist noch einmal etwas anderes. Rapid ist nicht nur ein Verein. Markus Katzer - das ist nicht mein Zitat - hat einmal etwas Schlaues gesagt: Bei Rapid musst du mehr als Talent haben. Der Mythos muss dich beflügeln und darf dich nicht hemmen. Viele Spieler können mit dem ständigen Tamtam und der hohen Erwartungshaltung nicht umgehen. Du brauchst als Rapid-Spieler einen sehr breiten Rücken.

SPOX: Alle drei heimischen Europa-Cup-Teilnehmer haben auf dem Transfermarkt sehr clever agiert. Welche Deals stechen hervor?

Lederer: Beim WAC ist es relativ leicht, auch wenn der Wortwitz shon langsam mühsam wird: Shon Weissman hat unfassbar eingeschlagen. Bei Red Bull ist Haland zwar keine direkte Neuverpflichtung, aber er sticht hervor. Aber alle drei Mannschaften zeichnen sich durchs Kollektiv aus, das ist eine große Gemeinsamkeit.

SPOX: Nachdem Sie letzte Saison die Finalsieger Liverpool und Chelsea prognostiziert haben, zwinge ich Sie wieder, Tipps abzugeben. Wer holt sich die Champions League?

Lederer: Es ist wieder Zeit für Pep Guardiola. Im Vorjahr ist er sehr unglücklich an Tottenham gescheitert, wie ich finde. Seine Mannschaften haben die größte Wahrscheinlichkeit den Titel zu holen. Natürlich werden aber wieder andere große Mannschaften wie Barcelona, Liverpool oder Juventus eine Rolle spielen. Aber ich sage: Guardiola zeigt es seinen Kritikern.

SPOX: ...Red Bull Salzburgs Gruppenplatzierung?

Lederer: Wenn sie ins Rollen kommen, traue ich ihnen Platz zwei hinter Liverpool zu. Das ist machbar. Minimalziel ist Rang drei, auch wenn es arrogant klingt.

SPOX: ...LASK?

Lederer: Ganz ehrlich: Die Gruppe ist untippbar. Aber total spannend.

SPOX: Kann der WAC Istanbul Basaksehir knacken und Rang drei belegen?

Lederer: Glaub ich schon! Ich würde es nicht darauf reduzieren, sie können da und dort vielleicht mal einen Punkt holen und am Ende auf Platz drei landen. Ich hoffe nur, dass es nicht gänzlich auf Kosten der Meisterschaft geht.

Red Bull Salzburg in der Champions League: Was zeigt DAZN? Was zeigt Sky?

SpieltagDatumSpielÜbertragung
1. SpieltagDi. 17.09.2019RB Salzburg - KRC GenkSky
2. SpieltagMi. 02.10.2019FC Liverpool - RB SalzburgSky
3. SpieltagMi. 23.10.2019RB Salzburg - SSC NeapelSky
4. SpieltagDi. 05.11.2019SSC Neapel - RB SalzburgDAZN
5. SpieltagMi. 27.11.2019KRC Genk - RB SalzburgSky
6. SpieltagDi. 10.12.2019RB Salzburg - FC LiverpoolDAZN
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