Der opta-Bundesliga-Check: SV Mattersburg

Von opta/SPOX Österreich
Im opta-Check: Der SV Mattersburg
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Am 22. Februar erwacht die Bundesliga aus dem Winterschlaf. Noch vier Runden werden im Grunddurchgang absolviert, bis sich die Liga in Meisterrunde und Qualifikationsgruppe teilt. Vorab werfen opta und SPOX einen detaillierten Blick auf alle Teilnehmer. Wer sind die Schlüsselspieler? Was verraten die Daten? Worauf müssen die Trainer achten? Heute im Opta-Check: SV Mattersburg.
 

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Der Trainer: Klaus Schmidt

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Ende August 2018 übernahm Klaus Schmidt den SV Mattersburg, es ist seine dritte Trainerstation in der Bundesliga. Davor war der 51-Jährige für vier Spiele bei Austria Kärnten (2007/08) aktiv (ein Sieg, drei Niederlagen), ehe er nach längerer Bundesliga-Abstinenz in der Vorsaison als Cheftrainer in Altach zurückkehrte. Mit den Vorarlbergern waren die Resultate durchwachsen, Platz acht mit 38 Punkten in 36 Spielen veranlassten den Klub, aufgrund einer Klausel den Vertrag vorzeitig aufzulösen. Mit Mattersburg steht Schmidt nach 13 Spielen bei einem Punkteschnitt von 1,2 Punkten - sein Bestwert in der Bundesliga.

Nach seiner Ankunft veränderte Schmidt das Spielsystem der Mattersburger und setzte in seinen ersten beiden Spielen auf ein 5-3-2-System. Beide Spiele gingen allerdings verloren, der Ex-Altacher kehrte zur Viererkette zurück (Meisterschaft und Cup). Obwohl Mattersburg den SK Sturm besiegte, setzte Schmidt in den neun darauf folgenden Ligaspielen auf verschiedene Grundordnungen mit Dreier- bzw. Fünfer-Kette, mit dem Ziel, die Defensive zu stabilisieren. In den fünf Partien vor Schmidt kassierten die Burgenländer satte 14 Gegentore. Die Defensivarbeit wurde deutlich verbessert, mit 1,5 Gegentoren pro Spiel kassierte Mattersburg jedoch weiterhin zu viele Gegentreffer. Trotzdem war unter Schmidt ein deutlicher Aufwärtstrend erkennbar.

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© opta

Offensive

Gerald Baumgartner ist für seinen hohen Pressing-Fokus bekannt. Auch Klaus Schmidt ist kein klassischer Ballbesitztrainer, sein Blau-Weiß-Linz-Team überzeugte 2016/17 im Abstiegskampf der 2. Liga mit einer guten Defensive und hervorragendem Umschaltspiel. Doch im Vergleich zu Baumgartner legte Schmidt im Herbst mehr Wert auf gepflegtes Passspiel. Der Ballbesitz stieg im Vergleich zu den Spielen unter Baumgartner um neun Prozent von 42 auf 51 Prozent. Unter Schmidt hatte Mattersburg immerhin den sechsthöchsten Ballbesitz aller Teams. Auch die Passgenauigkeit stieg von 70 auf 74 Prozent.

Ballbesitz seit der Übernahme von Klaus Schmidt

FC Red Bull Salzburg

65,1%

SK Rapid Wien

56,2%

LASK

51,9%

SK Puntigamer Sturm Graz

51,1%

FK Austria Wien

51,1%

SV Mattersburg

50,6%

RZ Pellets WAC

49,5%

CASHPOINT SCR Altach

48,1%

TSV Prolactal Hartberg

48,0%

FC Flyeralarm Admira

44,0%

FC Wacker Innsbruck

43,1%

spusu SKN St. Pölten

40,8%

In Ballbesitz agierte Mattersburg zuletzt äußerst effektiv. Die Burgenländer hatten 87 Ballstafetten mit zehn oder mehr Pässen (Rang sieben). Davon endeten 17 mit einem Schuss oder einer Ballaktion im gegnerischen Strafraum. Das sind anteilig 20,7 Prozent der Angriffe, in dieser Kategorie werden die Burgenländer nur von Salzburg (22,3 Prozent) und St. Pölten (21,4 Prozent) überboten.

Sieht man sich die Staffelung der Mattersburger an, so war im Herbst eine relativ breite Grundpositionierung der Mannschaft zu erkennen. Die Mattersburger standen bei ihren Ballstafetten im Durchschnitt in einer Breite von 24,8 Metern - Platz vier in diesem Ranking. Auch das spricht für ein geduldiges Ballbesitzspiel des SVM. Eine Ballstafette dauert bei Mattersburg im Schnitt 7,1 Sekunden, auch in diesem Bereich agieren die Mattersburger überdurchschnittlich.

Breite im Ballbesitz

FC Red Bull Salzburg

25,6

SK Puntigamer Sturm Graz

25,0

SK Rapid Wien

25,0

SV Mattersburg

24,8

FK Austria Wien

24,8

Im Angriffsdrittel setzten die Burgenländer auf altbekannte Stärken. 230 Flanken schlugen die Mattersburger aus dem Spiel heraus, nur Salzburg (256) und Hartberg (231) mehr. Diese Hereingaben kamen mit einer Genauigkeit von 27,8 Prozent - Ligahöchstwert. Da verwundert es wenig, dass Mattersburg mit zehn Toren nach Flanken den absoluten Höchstwert in dieser Kategorie hält (anteilig 43,5 Prozent der Tore). Eine weitere bekannte Stärke der Burgenländer sind Standardsituationen.

Mattersburg erzielte elf Tore nach ruhenden Bällen - nur der LASK (14) mehr. Anteilig entsprachen das 48 Prozent der Tore - anteiliger Spitzenwert. Die Mattersburger erzielten also 21 der 23 Tore im Herbst entweder nach Flanken aus dem Spiel heraus oder nach Standards. Die zwei weiteren Tore fielen nach einem langen Pass und nach einem Dribbling. Acht der 23 Tore erzielten die Mattersburger übrigens per Kopf - nur der WAC (neun) kann einen höheren Wert vorweisen.

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Der Kader wurde auch auf diese Stärken zugeschnitten. Mit Kvasina und Pusic verfügt Mattersburg auf der Mittelstürmerposition über sehr kopfballstarke Spieler. Auch Patrick Bürger wäre trotz seiner geringen Einsatzzeit ein solcher Spieler. Alois Höller (drei Assists nach Flanken aus dem Spiel) und Andreas Gruber (zwei Vorlagen nach Flanken aus dem Spiel) sorgen auf den Außenbahnen für Betrieb. Dazu kommen mit Malic, Jano oder den angesprochenen Stürmern einige Standard-Spezialisten hinzu. Wenig verwunderlich spielte Mattersburg viele Angriffe über die Seite, auch die Anzahl der Assists aus den Flügelzonen ist dementsprechend hoch.

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An der konditionellen Verfassung und dem Charakter des Teams gibt es keine erkennbaren Schwächen. Mattersburg erzielte 83 Prozent der Tore nach dem Seitenwechsel und punktete viermal nach 0-1-Rückständen- kein Team häufiger.

Defensive

Vor Schmidt agierte mit Gerald Baumgartner ein Trainer in Mattersburg, der seine Spielidee stark über die Arbeit gegen den Ball definierte. Auch Schmidt zeigte vor allem beim FC Blau Weiß Linz, dass seine Teams fleißig im Pressing sein können und danach schnell umschalten. Im Vergleich zu Baumgartner setzt Schmidt aber auf einen spielerischen Stil.

Im Pressing zeigte sich Mattersburg in dieser Saison als Mannschaft, die sowohl aggressiv anlaufen als auch abwartend agieren kann. Die Burgenländer ließen dem Gegner im Schnitt weniger als elf Pässe Zeit, bevor eine Defensivaktion gesetzt wurde. Die Mattersburger liegen damit ex aequo mit dem LASK nur hinter Salzburg und Austria. Das zeigt, dass die Schmidt-Elf durchaus darauf bedacht ist, dem Gegner wenig Zeit und Raum zu geben.

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Trotzdem ist der SVM nicht als klassische Pressing-Elf zu sehen, die ständig hohe Ballgewinne anstrebt. In diesem Bereich waren die Burgenländer im Herbst sogar unterdurchschnittlich (63 Ballgewinne 40 Meter oder näher zum gegnerischen Tor - Rang acht). Vor allem endeten nur neun hohe Ballgewinne mit einem eigenen Torabschluss, dieser Wert wurde nur von Wacker Innsbruck (acht) unterboten. Pro Ballstafette hatten die Gegner der Burgenländer einen Raumgewinn von durchschnittlich 13 Metern - ligaweit Rang vier hinter dem LASK, Salzburg und der Austria. Diese Werte zeigen, dass die Schmidt-Elf über ein konstantes Pressing verfügte, aber nicht dauerhaft vorne attackierte.

Mattersburg ließ in dieser Saison 230 gegnerische Schüsse zu und liegt damit genau im Ligadurchschnitt. Trotzdem spielten die Burgenländer nur zweimal zu null - nur Altach tat dies seltener (einmal). Ein Problem der Mattersburger war, dass die Gegner die sich bietenden Chancen eiskalt ausnutzten. Der SVM kassierte im Herbst sechs Gegentore mehr, als laut Expected-Goals-Against-Statistik berechnet wurden. Nur beim WAC lag dieser Wert noch höher.

xGA - Differenz

RZ Pellets WAC

6,6

SV Mattersburg

6,0

FC Flyeralarm Admira

5,6

FC Red Bull Salzburg

3,5

LASK

2,9

In den klassischen Bereichen der Defensivarbeit zeigte Mattersburg gute Werte. Die Burgenländer gewannen im eigenen Strafraum die meisten Kopfballduelle (101) und konnten die viertmeisten Bälle aus der Gefahrenzone klären (185 davon mit dem Kopf - der zweithöchste Wert).

Schlüsselspieler

  • Jano

Der 32-jährige Spanier ist seit Sommer 2015 beim SV Mattersburg engagiert und seither nicht aus der Stammelf der Burgenländer wegzudenken. Im defensiven Mittelfeld verbindet er spielerische Elemente mit großen Fähigkeiten in der Arbeit gegen den Ball. Jano verpasste nur fünf von 126 möglichen Ligaspielen, zweimal davon wegen Sperren. Auch im Herbst bestritt er alle 18 Spiele für den SVM.

Jano gab in diesen 18 Spielen 23 Schüsse ab - nur Andreas Gruber (32) versuchte es bei den Mattersburgern öfter. Dazu kamen 15 Schussvorlagen (teamintern Rang drei) und ein Tor. Im Spielaufbau ist Jano zudem das Um und Auf der Burgenländer. Er hatte 1.118 Ballaktionen - nur Rene Renner (1.127) mehr. Zudem steht eine Passgenauigkeit von 80 Prozent zu Buche. In dieser Kategorie war beim SV Mattersburg nur Florian Hart besser (82 Prozent).

Neben seinen Fähigkeiten mit dem Ball ist Jano für die Grün-Weißen aber auch im Spiel gegen den Ball entscheidend. In Sachen Balleroberungen und abgefangenen Pässen ist Jano Ligaspitze (177). Von allen Feldspielern der Bundesliga hatte nur Gernot Trauner (189) einen höheren Wert.

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  • Andreas Gruber

Seit Sommer 2017 schnürt Andreas Gruber seine Fußballschuhe im Trikot des SVM. In seinen 1,5 Spielzeiten bei Mattersburg absolvierte Gruber 45 der 54 möglichen Bundesliga-Spiele, bei Sturm waren es im doppelten Zeitraum nur 58 Bundesliga-Auftritte. Zudem sammelte der 23-Jährige beim SVM bereits 14 Scorerpunkte und damit schon jetzt mehr als in seiner Zeit bei den Grazern (11).

Gruber besticht speziell in dieser Saison in der Offensive. Nach 18 Bundesliga-Partien hält er bereits bei sechs Scorerpunkten, nur in der Vorsaison waren es innerhalb einer Saison mehr (4 Tore, 4 Assists). Er gab die meisten Schüsse beim SVM ab (32) und lieferte die meisten Schussvorlagen (24). Auch mit dem Fuß am Ball war Gruber äußerst effektiv. Neun seiner 109 Situationen, in denen er den Ball über eine größere Distanz mitnahm (Carries), schloss er mit einem Schuss ab - ebenfalls Höchstwert im Pappelstadion. Zudem endeten 61 Ballstafetten, an denen Gruber beteiligt war, mit einem Schuss, acht davon sogar im Tor - jeweils der Höchstwert bei Mattersburg. Gruber zeigte in dieser Saison bereits sein Potenzial und kann in der Rückrunde einer der positiven Überraschungen der Bundesliga werden.

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