Der opta-Bundesliga-Check: SKN St. Pölten

Von opta/SPOX Österreich
St. Pöltens erstaunliche Transformation unter Ranko Popovic
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Am 22. Februar erwacht die Bundesliga aus dem Winterschlaf. Noch vier Runden werden im Grunddurchgang absolviert, bis sich die Liga in Meistergruppe und Qualifikationsgruppe teilt. Vorab werfen Opta und SPOX einen detaillierten Blick auf alle Teilnehmer. Wer sind die Schlüsselspieler? Was verraten die Daten? Worauf müssen die Trainer achten? Heute unter der Lupe: Der SKN St. Pölten.

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Der Trainer: Ranko Popovic

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Wenn ein "kleinerer" Klub wie St. Pölten über den eigenen Erwartungen performt, steht der Trainer schnell in der Auslage. So war es auch bei den Niederösterreichern. Dietmar Kühbauer übergab den Tabellenletzten der letzten Saison als ersten Verfolger Salzburgs und wechselte nach zehn Runden zu Rapid. Ihm folgte Ranko Popovic, der zuvor auch in Serbien, Japan, Spanien, Thailand und Indien als Trainer aktiv war. Popovic machte schon in seinen ersten Interviews klar, dass er an der defensiven Stabilität der St. Pöltner nichts ändern werde, eher das Spiel in Ballbesitz vorantreiben wolle. Das lässt sich an den Zahlen gut ablesen.

Seit der Übernahme von Popovic nahmen Ballbesitz (+7%) und Passgenauigkeit (+4%) bei St. Pölten deutlich zu. Das Spiel mit dem Ball rückte also tatsächlich deutlich mehr in den Fokus. Die Punkteausbeute ging allerdings zurück, was aber auch ohne Trainerwechsel zu erwarten war. Unter Kühbauer kassierten die Niederösterreicher deutlich weniger Gegentore als die gegnerischen Chancen vermuten ließen. In den letzten Spielen wurden die Niederösterreicher aber defensiv immer anfälliger und kamen auch offensiv zu weniger Möglichkeiten als zu Saisonbeginn.

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Die Offensive

Auch wenn sich die Spielanlage unter Popovic etwas in Richtung Ballbesitz veränderte, St. Pölten verkörperte im Herbst das klassische Underdog-Team. "Tief stehen, Ball gewinnen und schnell Umschalten", lautete das Konzept beim Tabellendritten. St. Pölten hatte in den ersten 18 Spielen dieser Saison nur 42 Ballstafetten mit zehn oder mehr Pässen - Tiefstwert. In allen Kategorien, die Ballbesitzteams ausmachen, war St. Pölten das Schlusslicht der Liga. Im Schnitt spielten die Niederösterreicher 2.4 Pässe pro Ballstafette, welche durchschnittlich 5.9 Sekunden dauerte - jeweils Tiefstwert in der Bundesliga.

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In Ballbesitz spielten die Niederösterreicher den Ball im Schnitt 2.2 Meter pro Sekunde nach vorne - Höchstwert. Auch dieser Wert spiegelt den Spielstil der St. Pöltner im Herbst wider. Die Landeshauptstädter setzten in Ballbesitz regelmäßig auf lange Pässe, 22% der Pässe wurden lang gespielt - Ligahöchstwert. Der Ligaschnitt lag bei 18%. Aufgrund dieser Spielanlage setzte St. Pölten insgesamt ligaweit die wenigsten Pässe ein. Die häufigste Passkombination war Torhüter Christoph Riegler auf Stürmer Pak Kwang-Ryong (86). Auch dieser Wert deutet nicht auf ein geduldiges Kombinationsspiel hin.

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Grafik: Christoph Rieglers Pässe

Im 16er präsentierten sich die St. Pöltner eiskalt. 96% der Tore fielen von innerhalb des gegnerischen Strafraums - Höchstwert. Der Ligaschnitt lag im Herbst bei 82%. Die St. Pöltner hatten die zweitbeste Chancenverwertung bei sich bietenden Großchancen (44%).

Eine Besonderheit, die sowohl Kühbauer, als auch Popovic zuzuschreiben ist, ist das "Goldene Händchen" bei Einwechslungen. Bei St. Pölten wurden neun Tore von Einwechselspielern erzielt - Höchstwert. Dazu kamen vier Assists von Wechselspielern - ebenfalls Höchstwert. Die Qualität von der Bank war auch am Zeitraum zu erkennen, in dem St. Pölten häufig zuschlug. zehn Tore in der Schlussviertelstunde waren der zweithöchste Wert hinter Salzburg (15). Im selben Zeitraum kassierte St. Pölten übrigens nur drei Gegentore - kein Team weniger.

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Die Defensive

Speziell zu Saisonbeginn stellte St. Pölten eine besonders starke Defensive. In den zehn Spielen unter Kühbauer, als die defensive Stabilität im Fokus aller Überlegungen stand, kassierten die St. Pöltner gerade einmal sieben Gegentore - nur der LASK (6) weniger. Das lag zum einen an der guten defensiven Organisation, andererseits hatte St. Pölten auch Glück und einen sehr guten Torhüter. Denn laut Expected-Goals-Against-Statistik hätte St. Pölten in diesem Zeitraum etwas mehr als 13 Gegentore kassieren müssen. Trotzdem lagen die Niederösterreicher auch mit dem xGA-Wert in der oberen Tabellenhälfte und nur hinter Salzburg, LASK, Austria und Sturm. Unter Popovic ging der Wert etwas zurück, zudem wurden die sich bietenden Chancen gegen die Niederösterreicher auch effizienter verwertet.

St. Pölten verfolgte im Herbst im Spiel gegen den Ball einen passiven Ansatz. Der SKN hatte in den 18 Spielen dieser Saison nur 43 Ballgewinne 40 Meter oder näher zum gegnerischen Tor - Tiefstwert. Im Pressing zeigte St. Pölten wenig Ambitionen, den Gegner frühzeitig unter Druck zu setzen, wie folgende Werte beweisen:

  • Nur 187 gegnerischen Ballstafetten wurden angepresst - Tiefstwert
  • 15 gegnerische Pässe pro Defensivaktion - nur Innsbruck (17) mehr
  • 8 Sekunden pro gegnerischer Ballstafette - Höchstwert

Trotz aller Passivität: St. Pölten spielte in neun der 18 Spiele im Herbst zu null. Das gelang in der Bundesliga zuletzt dem Rapid und Austria in der Saison 2012/13. Allerdings fanden nur mehr zwei dieser elf Spiele unter Popovic statt. St. Pölten war vor allem in der Strafraumverteidigung äußerst stabil, was bei dieser Art der Defensivtaktik Voraussetzung ist.

  • Nur 75% der Gegentore kassierten die Niederösterreicher von innerhalb des Strafraums - nur bei Wacker Innsbruck (65%) war der Anteil geringer.
  • Die Spieler der St. Pöltner klärten 424 Bälle aus der Gefahrenzone - nur die Admiraner mehr (451).
  • 190 Bälle wurden per Kopf geklärt - Höchstwert.

Dazu kam mit Christoph Riegler ein Torhüter, der wohl die beste Saison seiner Profikarriere spielte.

Die Schlüsselspieler

Christoph Riegler

Christoph Riegler kam im Herbst in allen 18 Spielen zum Einsatz, kann also alle neun Zu-Null-Spiele für sich verbuchen. Der 26-Jährige wehrte im Herbst 73% der Schüsse auf sein Tor ab. Von allen Torhütern mit mehr als zwei Saisonspielen ist das die beste Abwehrquote der Liga. Darunter fallen einige Glanzparaden, wie im Spiel beim WAC in Runde 12. Wie sehr Riegler in dieser Saison bereits gefordert war, zeigt die Anzahl seiner Ballaktionen. 769 Ballaktionen hatte Riegler in dieser Saison, Höchstwert aller Torhüter. Noch beeindruckender: Bei St. Pölten hatte er im Herbst die zweitmeisten Ballaktionen - nur Ingolitsch (898) mehr. Zudem spielte er die meisten Pässe bei St. Pölten (580).

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Pak Kwang-Ryong

Für das Spiel der St. Pöltner ist nicht nur ein auf der Linie hervorragender Torhüter gefragt, sondern auch ein Zielspieler in der Offensive. Denn der direkte Spielstil ist nur dann möglich, wenn ein Spieler im Sturmzentrum die langen Pässe festmachen kann und die Mannschaft nachrücken lässt. Pak führte in dieser Saison 133 Kopfballduelle und ist somit die Nummer zwei ligaweit, hinter dem in die Türkei abgewanderten Dever Orgill. Davon gewann Pak 77 Duelle - nur Orgill und Ramsebner (je 87) mehr. Die Werte verdeutlichen, das Pak im Spielaufbau bei langen Pässen gesucht wurde und so der Ball ins Angriffsdrittel gebracht werden sollte. Auch insgesamt führte Pak beim SKN die mit Abstand meisten Zweikämpfe (224).

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Aber auch im Abschluss war Pak im Herbst ein sehr präsenter Spieler. Er erzielte 4 Saisontore - nur Gartler (6) mehr. Zudem gab er 29 Schüsse ab - nur Fountas (38) mehr.

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