Der opta-Bundesliga-Check: SK Rapid Wien

Von opta/SPOX Österreich
SK Rapid Wien im großen opta-Check
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Vor dem Bundesliga-Start am 22. Februar wartet auf den SK Rapid der Europa-League-Schlager gegen Inter Mailand (Donnerstag, 18:55 Uhr LIVE und EXKLUSIV auf DAZN). Vorab werfen opta und SPOX einen detaillierten Blick auf die bisherige Saisonleistung der Hütteldorfer. Wer sind die Schlüsselspieler? Was verraten die Daten? Worauf muss Dietmar Kühbauer achten? Ein Blick ins Detail.

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Der Trainer: Dietmar Kühbauer

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Dietmar Kühbauer übernahm Rapid Anfang Oktober 2018, womit sich der Wunsch vieler Fans erfüllte. Der ehemalige Spieler der Grün-Weißen sammelte bei der Admira, dem WAC und St. Pölten Trainererfahrung in der Bundesliga. In Kombination mit der Spielererfahrung bei Rapid war Kühbauer damit der ideale Kandidat für Sportchef Freddy Bickel. Seit dem Trainerwechsel von Djuricin zu Kühbauer absolvierte Rapid neun Ligaspiele, die Bilanz ist mit lediglich drei Siegen jedoch durchwachsen.

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Kühbauer absolvierte in dieser BL-Saison gleich viele Spiele wie Vorgänger Djuricin. Die Punkteausbeute wurde etwas verbessert, andere Werte haben sich kaum verändert bzw. gingen eher zurück. In der Winterpause hatte Kühbauer nun die Möglichkeit, seine Spielidee im Kader zu implementieren.

Offensive

Rapid wurde in den letzten Jahren oft die fehlende Konstanz in der Entwicklung der eigenen Spielidee vorgeworfen. Auf Ballbesitztrainer Zoran Barisic folgte Mike Büskens, der sein Werk weiterführen sollte, allerdings mit etwas weniger Freiheiten der Spieler auf dem Feld. Nach der Beurlaubung von Büskens kam mit Damir Canadi ein Trainer, der verstärkt auf das Spiel gegen den Ball setzte. Als auch das nicht funktionierte, forcierte Goran Djuricin wieder das Spiel im Ballbesitz, mit durchschnittlichem Erfolg. Wie Kühbauer seine Mannschaft im Frühjahr einstellt, bleibt abzuwarten.

Der Kader ist stark auf Ballbesitz ausgerichtet, Lösungen fehlten in diesen Spielphasen zuletzt aber oft. Das spiegeln auch die Daten wider. Rapid hatte im Herbst 58% Ballbesitz, nur Salzburg mehr (66%). Dieser Wert fiel unter Kühbauer schon etwas, was für eine Neuausrichtung im Frühjahr sprechen könnte. Rapid hatte 170 Ballstafetten mit zehn oder mehr Pässen, ebenfalls nur Salzburg kann mehr vorweisen (193).

Ballstafetten mit 10 oder mehr Pässen

FC Red Bull Salzburg

193

SK Rapid Wien

170

SK Sturm Graz

121

FK Austria Wien

96

SCR Altach

87

TSV Hartberg

83

SV Mattersburg

82

FC Admira

80

LASK

72

WAC

70

FC Wacker Innsbruck

48

SKN St. Pölten

42

In Ballbesitz agierte Rapid mit mehr Geduld als fast alle anderen Bundesliga-Teams. Im Schnitt dauerten die Ballstafetten bei Rapid 8.6 Sekunden mit 3,4 gespielten Pässen pro Kombination. In beiden Kategorien lag nur Salzburg vor Rapid. Die Hütteldorfer versuchten dabei das Spielfeld breit zu machen. In der durchschnittlichen Breite der Spielzüge (25 Meter) schnitt Rapid ähnlich wie Sturm Graz ab und wurde nur von Salzburg (25.6 Meter) "übertrumpft". Das alles spricht für einen ballhaltenden Spielstil, bei dem vielleicht in manchen Situationen der Mut zum Risiko fehlte. Im Schnitt spielte Rapid den Ball um 1.64 Meter pro Sekunde nach vorne, also am langsamsten.

Auch die Zahlen der sogenannten "Build-Up-Attacks" unterstreichen diese Annahme. Rapid zeigte die zweitmeisten Ballstafetten (28) mit mindestens zehn Pässen, von denen aber nur 16% mit einem Abschluss oder einer Ballaktion im gegnerischen Strafraum endeten - anteilig und in absoluten Zahlen deutlich weniger als z.B. bei Salzburg (22%). Das spricht für die fehlende Durchschlagskraft in der Offensive.

Wenn im Ballbesitz mehr Risiko genommen wird, sinkt oft auch die Passquote. Bei Rapid ging die Passgenauigkeit unter Kühbauer etwas zurück. Interessant ist aber vor allem der Trend, denn in den letzten Spielen unter Kühbauer blieb die Passgenauigkeit regelmäßig unter dem Saisonschnitt - vor allem in der gegnerischen Hälfte. Das kann auf eine erhöhte Risikobereitschaft hinweisen. In der Winterpause hatte Rapid nun Zeit, diese Abläufe auch besser einzustudieren.

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© Opta

Ein großes Problem bei Rapid, das seit längerer Zeit besteht, ist das Verwerten der Torchancen. Die Hütteldorfer erzielten in den ersten 18 Spielen dieser Saison nur 17 Tore, dieser Wert war nur 2001/02 geringer (15). Laut der Expected-Goals-Statistik entsprachen die sich bietenden Chancen aber einer Torausbeute von 24 Toren. Rapid verwertete zudem nur 10.3% der Torchancen - nur Wacker Innsbruck (9.6%) weniger.

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© opta

In der Winterpause wurde wahrscheinlich auch verstärkt im Ausdauerbereich gearbeitet, immerhin war Rapid im Herbst das zweitschwächste Team nach der Pause. Nach dem Seitenwechsel erzielten die Hütteldorfer im Herbst nur sechs Tore - Tiefstwert.

Tabelle 2. Halbzeit

Rang

Team

Sp.

S

U

N

Tore

GT

TD

Pkt.

1

Red Bull Salzburg

18

10

6

2

27

10

17

36

2

LASK

18

8

9

1

19

9

10

33

3

SKN St. Pölten

18

7

8

3

13

9

4

29

4

SCR Altach

18

6

9

3

18

12

6

27

5

SV Mattersburg

18

7

5

6

19

20

-1

27

6

Austria Wien

18

7

4

7

11

13

-2

25

7

Wolfsberger AC

18

6

5

7

17

15

2

23

8

Sturm Graz

18

5

6

7

13

13

0

21

9

TSV Hartberg

18

5

5

8

16

24

-8

20

10

FC Wacker Innsbruck

18

3

8

7

10

17

-7

17

11

Rapid Wien

18

3

6

9

6

15

-9

15

12

FC Admira Wacker

18

2

7

9

12

24

-12

13

Defensive

In der Europa League versuchte Kühbauer bei Villarreal mit einem 5-4-1 überraschen, der Schuss ging allerdings nach hinten los. In der Bundesliga setzte der neue Rapid-Trainer meistens auf das bewährte 4-2-3-1-System. Im Vergleich zu den Spitzenteams der Liga spielten die Hütteldorfer im Herbst kein aggressives Pressing. 202 gegnerische Ballstafetten wurden angepresst, nur bei der Admira (199), St. Pölten und Hartberg (je 187) waren die Werte weniger. Im Umschaltspiel in die Offensive hätte Rapid aber viel Qualität. 24% der hohen Ballgewinne (40 Meter oder näher zum gegnerischen Tor) wurden mit einem Schuss abgeschlossen - nur beim WAC (30%) war der Anteil höher. Die Chancenverwertung ließ aber auch in diesen Situationen zu wünschen übrig.

Anteil an Schüssen nach hohen Balleroberungen

RZ Pellets WAC

30,1%

SK Rapid Wien

24,3%

SKN St. Pölten

23,3%

TSV Prolactal Hartberg

22,6%

FC Flyeralarm Admira

21,4%

FK Austria Wien

21,3%

FC Red Bull Salzburg

20,9%

LASK

19,5%

SK Puntigamer Sturm Graz

16,9%

CASHPOINT SCR Altach

16,2%

FC Wacker Innsbruck

15,1%

SV Mattersburg

14,3%

Im Umschaltspiel von Offensive auf Defensive zeigte Rapid allerdings Schwächen. Mit Innsbruck, Hartberg und Admira wurden nur drei Teams häufiger ausgekontert als die Hütteldorfer. 38-mal eroberten die Gegner den Ball knapp in der Hälfte der Grün-Weißen und schlossen mit einem Schuss oder eine Ballaktion im Strafraum ab.

Auch dadurch kamen die Gegner gegen Rapid häufig in sehr gute Abschlusssituationen. 100 gegnerische Schüsse kamen auf das Tor der Rapidler - nur bei Hartberg (119) waren es mehr. Außerdem ließ Rapid 46 Großchancen des Gegners zu, auch hier war nur Hartberg (61) anfälliger.

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Schlüsselspieler

Richard Strebinger

Wenn ein Spieler in dieser Saison die wenigste Kritik des Rapid-Anhangs einstecken musste, dann ist das Torhüter Richard Strebinger. Der Stammkeeper von Rapid zeigte über die gesamte Saison konstant starke Leistungen und war der absolute Leistungsträger im Herbst. Laut Expected Goals-Against hätte Rapid ohne Strebinger in dieser Saison bereits fünf Tore mehr bekommen, damit wäre Rapid im Kampf um die Meistergruppe wohl schon jetzt ohne jegliche Chance.

Strebinger rettete Rapid häufig in höchster Not, das zeigt auch die Anzahl an vereitelten Großchancen des Gegners. Zwölf Großchancen wehrte Strebinger ab und wurde damit nur von Rene Swete (20) und Christoph Riegler (16) überboten. Insgesamt wehrte der Schlussmann 62 Schüsse ab - ligaweit nur Swete (69) mehr.

Wie wichtig Strebinger für Rapid im Herbst war, zeigen auch die Zahlen der Ballaktionen. Strebinger hatte in dieser Saison die achtmeisten Ballaktionen bei Rapid und damit mehr als zum Beispiel Christoph Knasmüllner, der nur einen Einsatz weniger hatte. Nicht umsonst feierte Strebinger im Oktober sein Debüt im österreichischen A-Nationalteam (0-2 in Dänemark).

Strebinger Heatmap: Ballaktion Bundesliga 2018/19:

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Stefan Schwab

Der Rapid-Kapitän stand in dieser Saison häufig im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Gerade nach Niederlagen wurde zum Teil auch die Führungsqualität von Schwab hinterfragt. Doch der 28-Jährige war im Herbst ohne jeden Zweifel einer der wichtigsten Spieler bei den Hütteldorfern. Schwab hatte ligaweit die meisten Ballaktionen aller Spieler (1.417), das allein zeigt seinen Wert für den SK Rapid Wien.

Offensiv schaffte es Schwab in dieser Saison noch nicht zu überzeugen. Eine Torbeteiligung (ein Tor) in 17 Ligaeinsätzen ist für den Anspruch des Mittelfeldspielers wohl zu wenig.

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Schwab gab die drittmeisten Schüsse und die drittmeisten Schussvorlagen bei Rapid ab. Er agierte häufig als Antreiber, musste dabei aber auf zu vielen Baustellen aushelfen. Die vielen Ballaktionen zeigen auch, dass Schwab sich die Bälle oft in der Nähe des eigenen Strafraums holen musste. Dort initiierte er die Angriffe und fehlte anschließend in der Vorwärtsbewegung in den entscheidenden Zonen. Auch seine Kopfballstärke kam dadurch im gegnerischen Strafraum kaum zur Geltung. 16 seiner 45 BL-Tore erzielte Schwab per Kopf.

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