György Garics: "Der Fußball passt sich der Wegwerfgesellschaft an"

Von SPOX Österreich
György Garics
© GEPA

György Garics war bereits zu seiner aktiven Laufbahn als reflektierter Zeitgenosse bekannt. Nun treibt der ehemalige ÖFB-Teamkicker seine zweite Karriere als Unternehmer voran. Wie sich die Bereiche Sport und Business auf Ebene des professionellen Fußballs vermischen bzw. sich die Verhältnisse verschoben haben, schmeckt dem 34-Jährigen allerdings nicht.

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"Wie ich als Mensch bin und finanziell dastehe, habe ich dem Fußball zu verdanken. Aber früher bestand der Fußball aus 90 Prozent Sport und 10 Prozent Geschäft. Heute ist es genau umgekehrt", kritisiert Garics im Gespräch mit der Kleine Zeitung.

In den Augen des ehemaligen Spielers von u. a. Rapid und Napoli gibt es heute zahlreiche Transfers, an denen viele Menschen mitverdienen. Die Identifikation fehle und auch die Vereine selbst würden Wechsel forcieren, weil dies wirtschaftlich profitabler ist.

"Es gibt tolle Stadien und Übertragungen. Die Qualität geht jedoch zurück. Und das ist in allen Ländern gleich", attestiert Garics und meint weiter: "Der Fußball passt sich der Wegwerfgesellschaft an. Aus allen Ländern werden die besten Spieler zusammengeschaufelt. Wenn jemand nicht einschlägt, wird er 'weggeworfen'. Eine 'Reparatur' steht gar nicht zur Debatte."

Unternehmer Garics: Schmuck, Hotel, Sportzentrum

Ebenso kritisch sieht der Vater eines Sohnes die Entwicklung, dass sich immer mehr junge Talente auf eben dieses verlassen und die Schule zugunsten einer eventuellen Fußballerkarriere abbrechen. Dabei sieht er die Schuld allerdings eher im Umfeld, etwa den Eltern, die das schnelle Geld wittern. "Aber keiner will mehr schwitzen, leiden oder Opfer bringen. Selbst wenn du ganz oben stehst, kann es schnell bergab gehen. Es gibt Verletzungen und finanziell schlechte Entscheidungen und das Geld ist weg", warnt Garics.

Jugendliche hat der 41-fache Internationale auch bei einem seiner aktuellen Projekte im Blick. Garics errichtet in Neapel, der Heimat seiner Frau, ein Sportzentrum. 2021 soll hier auf 7000 Quadratmetern Fußball, Tennis und Padel gespielt werden.

"Mit dem Sportzentrum, dem Traum meines verstorbenen Vaters, will ich etwas zurückgeben. Hoffentlich bietet es vor allem für junge Leute eine Alternative, nicht ständig vor dem Computer zu sitzen", so Garics, der über dieses Projekt hinaus auch Teilhaber einer Juwelierfirma ist und im kommenden Jahr ein Hotel an der Amalfiküste eröffnet.

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