Munas Dabbur von Red Bull Salzburg im Interview: "Der Schock stand uns tagelang ins Gesicht geschrieben"

Dabbur spricht über das bittere CL-Aus der Salzburger.
© GEPA

Munas Dabbur ist nicht nur der Top-Scorer in der österreichischen Bundesliga, auch in der UEFA Europa League hat keiner öfter getroffen als der Stürmer von Red Bull Salzburg. Im Interview mit SPOX erklärt der 26-Jährige vor dem Spiel gegen Rosenborg Trondheim (ab 20.15 Uhr im SPOX-Livestream, auf PULS 4 und auf DAZN), wie die Bullen das Ausscheiden in der Champions-League-Qualifikation verarbeiteten und ob er seinem "Best Buddy" Valon Berisha in die Serie A folgen will.

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Außerdem spricht Dabbur über Fußball in Nazareth, das Leben als Teil der arabischen Minderheit in Israel und den tragischen Unfalltod seines Vaters. Die Rolle seines Nationaltrainers, Andreas Herzog, sieht der Angreifer nach anfänglichen Schwierigkeiten - sportlichen wie gesellschaftlichen - gefestigt.

SPOX: Herr Dabbur, Ihr Berater erzählte in einem Interview, dass Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund vor etwas mehr als zwei Jahren zu fast schon drastischen Maßnahmen griff, um Sie von den Grasshoppers Zürich nach Salzburg zu lotsen.

Munas Dabbur: Die Verhandlungen gerieten ins Stocken, da fuhr er kurzerhand mit dem Auto nach Zürich. Er klopfte dort unangekündigt an der Tür, um den Transfer abzuschließen und mich gleich mitzunehmen. (lacht) Wir sprechen fast jedes Mal über diese Geschichte, wenn ich Christoph sehe. Es ehrt mich, wie sehr er damals für mich kämpfte und wie sehr mich der Verein verpflichten wollte.

SPOX: Als Sie nach Österreich wechselten, spielten Sie noch nicht jene große Rolle in Salzburg wie heute. Was waren rückblickend die Gründe dafür?

Dabbur: Es war ein ganz neues Umfeld und eine schwierige Zeit für mich. Viele verschiedene Dinge waren ausschlaggebend dafür, dass ich nicht allzu viel Einsatzzeit bekam. Ich möchte darauf gar nicht weiter eingehen, denn jetzt bin ich hier sehr glücklich.

Munas Dabbur: Serie A? "Große Ligen sprechen mit vielen Spielern"

SPOX: Nach wenigen Monaten wurden sie wieder an die Grasshoppers verliehen. Machten Sie sich Sorgen über einen möglichen Rückschritt in Ihrer Karriere?

Dabbur: Es war damals mein Wunsch und meine aktive Entscheidung, zurück in die Schweiz zu gehen. Ich bin Salzburg auch sehr dankbar, dass sie mir diesen Schritt ermöglichten. Ich war mir sicher, dass ich mich auch bei Red Bull Salzburg durchsetzen kann, deshalb waren die Sorgen klein. Dass ich das mittlerweile zeigen kann, freut mich.

SPOX: Schon am Abend des Ausscheidens in der Champions League setzten Sie sich ein neues Ziel. Über den Meistertitel wollen Sie direkt den Sprung in die Königsklasse schaffen. Sportlich gesehen läuft alles nach Plan, aber sehen wir Sie in der nächsten Saison noch im Red-Bull-Salzburg-Dress?

Dabbur: Darüber mache ich mir wenige Gedanken. Im Fußball kann es immer schnell gehen. Im Moment bin ich sehr glücklich in Salzburg, ich habe ja auch noch einen Vertrag für die nächsten zweieinhalb Jahre. Ich versuche alles, dem Team dabei zu helfen, dieses Ziel zu erreichen.

SPOX: Ex-Kollege Valon Berisha wechselte im Sommer zu Lazio. Sie selbst waren beim einen oder anderen Klub aus der Serie A in der Vergangenheit ein Thema. Würde Ihnen ein Leben in Italien auch gefallen?

Dabbur: Diese Angebote liegen schon sehr lange zurück. Es macht keinen Sinn mehr, jetzt darüber zu reden. Die großen Ligen sprechen mit vielen verschiedenen Spielern, aber im Moment gibt es in meiner Situation keinerlei Gespräche, über die ich berichten kann.

Munas Dabburs Leistungsdaten in den letzten fünf Saisons

SaisonVereinSpTASpielminuten
2017/18RB Salzburg5529114.486
2016/17RB Salzburg/GC Zürich381362.752
2015/16GC Zürich3722133.330
2014/15GC Zürich401893.454
2013/14GC Zürich/Maccabi Tel Aviv341382.212

SPOX: Man sagt, Berisha sei Ihr bester Freund bei Red Bull Salzburg gewesen. Haben Sie noch Kontakt nach seinem Transfer?

Dabbur: Das stimmt. Und auch heute pflegen wir eine gute Freundschaft. Alle zwei bis drei Tage sehen wir uns über FaceTime, plaudern, motivieren uns gegenseitig und helfen uns. Er ist ein cooler Typ, ein großartiger Fußballer und ich wünsche ihm nur das Beste.

SPOX: Wer ist Berisha nun nachgefolgt?

Dabbur: Mit Marin (Pongracic, Anm.) und Smail (Prevljak, Anm.) verbringe ich auch abseits des Platzes viel Zeit. Aber ich verstehe mich mit allen Teamkollegen gut.

SPOX: Seit Saisonbeginn Ende Juli bestritten Sie bereits 26 Pflichtspiele. Freuen Sie sich schon ein wenig auf die Winterpause?

Dabbur: Ich fühle mich gut und bin in einem fitten Zustand. Es ist schön, viele Matches zu bestreiten. Die Pause kommt zwar bald, aber wir konzentrieren uns darauf, die letzten Wochen davor erfolgreich zu bestreiten.

SPOX: Red Bull Salzburg ist in dieser Saison in allen Bewerbsspielen ungeschlagen. Das Hinspiel gegen Rosenborg wurde klar gewonnen. Spricht irgendetwas gegen einen erneuten Sieg am Donnerstagabend?

Dabbur: Unser Selbstvertrauen ist groß und wir wissen, dass wir jeden Gegner schlagen können. Wir setzen alles daran, weiterhin ungeschlagen zu bleiben und wollen natürlich auch bei Rosenborg gewinnen.

SPOX: Ist der Erfolgslauf aus der vergangenen Europacup-Saison noch zu toppen?

Dabbur: Was wir in der letzten Saison geschafft haben, war überragend. Wir glauben daran, dass wir auch heuer zu großen Leistungen imstande sind. Ob es für ein Halbfinale reicht - oder gar mehr - wird sich zeigen. In der Gruppenphase ist es aber ohnehin noch zu früh, über solche Dinge zu reden.

Red Bull Salzburg nach CL-Aus mit Siegesserie

SPOX: Gleich zu Beginn der Saison mussten Sie mit dem CL-Aus einen großen Rückschlag verkraften. Wie lange dauerte es, bis Sie wieder an Fußball denken konnten?

Dabbur: Um ehrlich zu sein, nach diesem Abend stand uns für zwei, drei Tage der Schock noch ins Gesicht geschrieben. Untereinander versuchten wir, uns gegenseitig zu motivieren. Wir wussten, dass nach ein paar Tagen das nächste Ligaspiel ansteht. Ein wichtiger Schritt war, dass wir das Spiel gewinnen konnten (3:1-Heimsieg gegen Admira, Anm.). Danach gab es eine Länderspielpause, die uns allen glaube ich auch sehr gut getan hat.

SPOX: Wie schaffte es die Mannschaft, das Ausscheiden so gut zu verarbeiten und solch einen Erfolgslauf hinzulegen?

Dabbur: Das macht das Spezielle in unserem Team aus. Wir ließen uns nicht hängen, sondern hielten das Niveau hoch. Über 20 Spiele ohne Niederlage zu bleiben, diese Serie sagt viel über den Charakter des Teams aus und darauf sind wir sehr stolz.

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