Stefan Posch über Karriere-Reboot in Bologna: "Wollte eine neue Erfahrung sammeln"

Stefan Posch im Trikot des FC Bologna
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Im Sommer wechselte ÖFB-Teamspieler Stefan Posch recht plötzlich von der TSG Hoffenheim zu Serie-A-Klub FC Bologna. Im Gespräch mit SPOX schildert der Innenverteidiger seine ersten Wochen in Italien.

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In "der Fetten" lässt es sich leben. So nennen die Einheimischen Bolognas ihre Stadt - sie ist berühmt für unverschämte Pasta, rote Ziegelhäuser, ihre Universität, endlose Arkaden und einen Fußballverein in der Serie A. Dort kickt jetzt Stefan Posch. Der 25-Jährige wechselte im Sommer in einer beinahe Nacht- und Nebelaktion von der TSG Hoffenheim in die Emilia-Romagna.

Acht Jahre verbrachte der 18-fache ÖFB-Teamspieler immerhin in Hoffenheim, absolvierte über hundert Spiele für den Klub. "Aber ich wollte eine neue Erfahrung sammeln, darum habe ich den Wechselwunsch geäußert", sagt Posch im Gespräch mit SPOX.

Stefan Posch: Wechsel zu Bologna war eher "spontan"

Früh im Sommer berichteten englische Medien von einem möglichen Transfer zu Premier-League-Klub Wolverhampton - Interesse war laut SPOX-Informationen da, Gespräche verliefen aber im Sand. Der Transfer zu Bologna passierte dann "recht plötzlich und spontan, es blieb nicht viel Zeit", erinnert sich Posch, der am 1. September in Italien präsentiert wurde.

Vorher glühte noch die Telefonleitung zu Landsmann Marko Arnautovic, Stürmer-Ikone in Bologna. "Klar habe ich ihn angerufen", sagt Posch und lacht. "Es war schon wichtig, dass er mir Infos über den Verein geben konnte. Er hat mir Eindrücke schildern können, aber entscheiden musste ich mich selbst. Marko ist sehr hoch angesehen hier, auch nicht ohne Grund, wenn man auf die Torschützenliste schaut."

Siebenmal traf der 33-jährige Wiener in zehn Ligaspielen, kein Spieler traf in Italien öfter - nur Napolis Top-Stürmer Victor Osimehn hält ebenfalls bei sieben Toren. Bangen um einen möglichen Abschied von Arnautovic musste Posch nicht - trotz medialen Transfer-Gerüchten war sein Verbleib intern schon weitestgehend fix. "Zum Glück ist er wirklich geblieben", so Posch.

Verwirrung gab es kurzzeitig, als Lokalmedien Wind von Poschs bevorstehendem Wechsel nach Bologna bekamen - darauf wischte Trainer Siniša Mihajlović die Gerüchte vom Tisch und wollte den Namen Posch noch gar nie gehört haben.

"Ein Bluff", so Posch. "Der Wechsel war einfach noch nicht ganz fix." Eine Woche später war Mihajlović aber weg - das war kein Bluff, sondern einer Ergebniskrise geschuldet - es konnte keines der ersten fünf Ligaspiele gewonnen werden. Ein Umstand, der Poschs Eingewöhnungsphase in Bologna nicht erleichterte. "Es war am Anfang stressig, im Hotel zu wohnen, eineinhalb Monate aus dem Koffer zu leben", sagt Posch, der sich damit aber jetzt nicht mehr belasten muss - denn jetzt läuft es deutlich besser.

Stefan Posch: Motta? "Ein super Typ"

Unter Neo-Coach und Fußball-Legende Thiago Motta (40) wurden die letzten beiden Spiele gegen Lecce und Monza mit 2:0 und 2:1 gewonnen. "Das waren sehr wichtige Ergebnisse, auch für die Tabelle", erklärt Posch, der mit seinem Klub jetzt Rang zwölf belegt und zuletzt dreimal als Rechtsverteidiger agierte.

"Wir spielen unter Thiago mit Viererkette. Am Anfang haben wir etwas Zeit gebraucht, aber mittlerweile machen wir es echt gut. Er hat natürlich einen riesigen Namen, ist ein super Typ - freundlich, sympathisch, geht gut auf die Spieler ein. Wir trainieren aber auch sehr hart unter ihm, er ist ein jüngerer Trainer der neuen Generation", beschreibt Posch seinen neuen Coach.

Und auch privat hat sich die Lage entspannt, das Hotel wurde mit einer Wohnung getauscht. "Wir wohnen jetzt relativ zentral, können zu Fuß fast alles erreichen und fühlen uns jetzt wirklich wohl. Wir haben Florenz besucht, waren mit dem Zug in Venedig - das meiste kann man öffentlich erreichen", sagt Posch, der von Fans zwar erkannt wird, sich aber den Gegebenheiten unterordnet: "Das war bisher überhaupt kein Problem und hier nützen fast alle Leute den Zug."

Sportlich gilt es für Bologna nun, den Aufwind zu bestätigen. Vor der ausgedehnten Winterpause warten noch drei Ligaspiele - zuhause gegen den FC Turin, ein Auswärtsspiel bei Inter Mailand und ein Heimspiel gegen US Sassuolo. Viel weiter will Posch gar nicht vorausschauen. An den FC Bologna ist er aktuell verliehen. "Es gibt eine Kaufpflicht, aber nur wenn gewisse Ziele erreicht werden. Es war jetzt erst einmal wichtig, dass ich wirklich spiele - und man weiß ja, wie es im Fußball ist, da kann man nicht immer langfristig planen", sagt Posch.

Stefan Posch sieht ÖFB-Zukunft "positiv"

Nach den letzten drei Ligaspielen vor der WM-Pause reist Posch zum ÖFB, wo Freundschaftsspiele gegen Andorra und Italien warten. Dabei darf er sich Chancen auf Einsätze ausrechnen, unter Teamchef Ralf Rangnick lief Posch zuletzt gegen Dänemark, Frankreich und Kroatien auf.

Dass es für die WM nicht reichte, findet Posch freilich schade, aber "ich persönlich erlebe die Stimmung in der Mannschaft sehr, sehr positiv".

Man habe gegen große Mannschaft gesehen, "was wir in der Lage sind zu leisten", meint Posch. "Und man hat direkt einen Unterschied gesehen, wie wir spielen wollen. Klar gab es Spiele, die von uns nicht super waren - aber wir können attraktiven Fußball spielen und gegen große Gegner Ergebnisse erzielen. Und das muss unser Ziel sein. Wir wollen zur Europameisterschaft und das war auch in Hinblick darauf ein guter Eindruck. Ich sehe eine positive Zukunft für uns."