Adrian Grbic' Karriere-Renaissance bei Clermont Foot: "Hätte das nie gedacht"

Adrian Grbic jubelt
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Als Clermont Foot Auvergne 63 im Mai die Verpflichtung von Adrian Grbic vermeldete, war die Verwunderung relativ groß. Der U21-Nationalteam-Stürmer des SCR Altach wurde regelmäßig mit Klubs aus der heimischen Bundesliga in Verbindung gebracht, doch der Wiener nützte sein Vertragsende für den Sprung in die französische Ligue 2.

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Aufmerksam wurde das Scoutingnetzwerk des Klubs aus der beschaulichen 142.000-Einwohner-Stadt in der Region Auvergne-Rhône-Alpes auch wegen seiner beeindruckenden Torquote im Nachwuchsfußball für Rapid und VfB Stuttgart. Mit Serie-A-Klub Brescia wurde nämlich parallel der Verkauf von Einserstürmer Florian Ayé abgewickelt - und ein Nachfolger gesucht.

"Clermont hat auf der Stürmer-Position viel recherchiert. Mit Adrian sind sie auf einen Spieler gestoßen, der einen ähnlichen Werdegang wie Ayé hat: Im Nachwuchs war er einer der Besten in Europa, bei der letzten Station hat es nicht so geklappt, aber das Potenzial war immer da", erinnert sich Berater Emre Öztürk.

Adrian Grbic: "Das hätte ich nicht gedacht"

Schließlich wagte der 23-Jährige den Sprung in die Ligue 2 - und der Wechsel sollte sich für alle Beteiligten als goldrichtig erweisen. Nach fünf Ligaspielen hält der Österreicher bei fünf Toren und steht mit seinem Neo-Klub in der Tabelle auf Rang drei.

"Man erhofft sich Vieles, aber dass es so läuft, hätte ich nicht gedacht. Wir stehen bei elf Punkten, obwohl wir zuhause zweimal unglücklich Unentschieden gespielt haben", sagt Grbic im Gespräch mit SPOX. "Und mit meiner Leistung kann ich auch zufrieden sein. Gerade wenn man in ein neues Land kommt und erst Mitspieler, Sprache und Liga kennenlernen muss. Ich konnte mich dank der Betreuer und Mitspieler schnell anpassen."

Nächste Woche bezieht Grbic seine Wohnung im Stadtzentrum, eine nette Bowlingbahn und das ein oder andere Restaurant hat er bereits entdeckt. "Die Altstadt ist wirklich schön. Nicht groß, ich kann hier im Vergleich zu Wien besser abschalten", sagt Grbic. Auch die Infrastruktur ist für einen Zweitligisten, der budgetär im Tabellenmittelfeld liegt, schwer in Ordnung, wie Grbic beschreibt. Vier Trainingsplätze, Sauna, Dampfbad. Nicht brandneu, aber "alles, was man braucht".

Trainer und Präsident überzeugten Grbic

trainingszentrum-clermont
© getty
Die Infrastruktur lockte Grbic schließlich aber nicht unter den Vulkan Puy de Dôme, der die Stadt überragt. Die Beharrlichkeit von Trainer Pascal Gastien und Präsident Ahmet Schaefer gab den Ausschlag. "Ich suchte einen Klub, der mir Spielzeit bieten kann. Klar, Garantien bekommt man nie, aber durch die Gespräche mit dem Trainer und Präsidenten habe ich das Gefühl bekommen, dass auf mich gesetzt wird. Sie halten sehr viel von mir und wollten mich unbedingt haben", erklärt Grbic.

Ab April läuteten Gastien und Schaefer beim damaligen Altacher Sturm, riefen "fast jeden Tag an". "Am Anfang war ich skeptisch, weil ich noch die EM vor mir hatte und ich mich dort beweisen wollte. Nachdem ich bei Altach aber nicht gespielt hatte, wusste ich gar nicht, ob ich Spielzeit bekommen werde." Am Ende reichte die Überzeugungsarbeit des Zehnten der Vorsaison.

Auch Bundesliga-Klubs erkundigten sich nach Grbic, "aber keiner hat sich so ins Zeug gelegt, wie Clermont". Richtig konkret war ein Wechsel innerhalb der Liga eigentlich nur im Sommer davor, erinnert sich Grbic. "Rapid wollte mich, aber Altachs Forderungen waren zu hoch."

Grbic über Trainer Gastien: "Will den Ball am Boden haben"

Ob es retrospektiv betrachtet gut war, nicht nach Hütteldorf zu wechseln, will Grbic nicht bewerten. Immerhin sei es schwer zu sagen, wie es gelaufen wäre. "Aber jetzt bin ich froh, in Frankreich zu sein." Auch, weil die Spielphilosophie von Trainer Gastien ideal zu Grbic passt. "Er ist ein sehr, sehr angenehmer, ruhiger Mensch. Er strahlt Gelassenheit aus, egal ob wir vorne oder hinten sind. Er erklärt im Training in Ruhe und sachlich seine Ideen. Seit ich hier bin, ist er noch nie laut geworden", sagt Grbic über seinen neuen Mentor. "Er will den Ball nur am Boden haben, lässt Kurzpassspiel praktizieren. Darum habe ich mich auch für den Verein entschieden.

Ob es schließlich für den Aufstieg in die Ligue 1 reicht, ist noch fraglich. Mit RC Lens, FC Sochaux oder SM Caen ziehen Traditionsklubs ihre Kreise, die auch finanziell größere Möglichkeiten haben. "Wenn Spieler bei Clermont Foot gute Leistungen zeigen, sind sie ziemlich schnell weg. Im Sommer mussten zehn Abgänge kompensiert werden. Trotzdem will der Klub in die Ligue 1 und was ich bisher von der Mannschaft gesehen habe, denke ich, dass wir das schaffen können. Die Mannschaft hat richtig viel Qualität, wir spielen uns unsere Chancen sehr schön raus und haben mehr Ballbesitz als die anderen Mannschaften."

Grbic: "Geschwindigkeit ist unvorstellbar"

Generell zeigt sich Grbic von der Ligaqualität überrascht: "Die Geschwindigkeit des Spiels ist unvorstellbar, das hätte ich niemals erwartet. Ich hätte nicht gedacht, dass da im Vergleich zu Österreich so ein Unterschied besteht. Es geht nur hin und her, das Tempo ist hoch, körperbetont und technisch versiert. In dieser Liga kann man sehr viel lernen und sich gut weiterentwickeln."

Dass von hier aus der Sprung in eine Top-Liga gelingen kann, ist sowieso kein Geheimnis mehr. Mattéo Guendouzi wechselte etwa im Vorsommer von Lorient zum FC Arsenal und wurde zur Stammkraft. Rafael Varane wurde einst gar von Real Madrid entdeckt, der Rest ist Geschichte. "Im Sommer ist Ayé von Clermont zu Brescia gewechselt. Er hat 18 Tore gemacht und damit den Sprung in die Serie A geschafft", verweist Grbic auf seinen Vorgänger im Sturmzentrum.

Damit würde es Grbic auch seinen Kritikern beweisen. Zum Beispiel Altach-Geschäftsführer Georg Zellhofer, der sich nie scheute, seinen damaligen Spieler zu kritisieren. "Das mit Zellhofer ist eine eigene Geschichte. Viele Leute wissen, dass unser Verhältnis nicht gut ist und er mich in Altach nicht gebraucht hat. Wichtig ist, dass ich jetzt meine Tore mache, den Rest sieht er dann eh im Internet", sagt Grbic.

Grbic hofft auf Chance im Nationalteam

Und dann könnte es auch mit dem Nationalteam klappen. Für die Länderspiele gegen Lettland und Polen spielt Grbic noch keine Rolle. Trifft er weiter nach Belieben, könnte sich das aber in den kommenden Monaten ändern. "Burgstaller und Janko sind zurückgetreten und jetzt gibt es Gregoritsch und Arnautovic. Ich versuche meine Tore zu machen, damit Herr Foda mir die Chance gibt, mich zu beweisen. Es wäre mir eine Ehre, aber bis dahin muss ich noch hart an mir arbeiten", sagt Grbic, der sich besonders für Kumpel Alexander Schlager vom LASK freut. "Seine Einberufung hat mich extrem gefreut, er hat sich das verdient. Meiner Meinung nach ist er die Nummer eins in Österreich. Er wird sich durchsetzen."

Für Grbic geht es am Freitag in der Liga gegen den FC Valenciennes weiter. Ein Klub mit Erstliga-Anspruch. Berater Öztürk kann sich die Partie in Ruhe anschauen. "Ich betreue Adrian seit acht Jahren. Er hat dringend einen Verein gebraucht, der an ihn glaubt. Nicht so wie bei Altach", sagt Öztürk. "Seine Torquote wird er vielleicht nicht ganz halten können, aber ich hoffe, dass er seine 20 Tore macht. Ich bin fest davon überzeugt."

Adrian Grbic' Karriere-Tore

VereinSpieleTore
Clermont Foot Auvergne 6365
Rheindorf Altach5215
Floridsdorfer AC297
VfB Stuttgart II15-
VfB Stuttgart U172423
AKA Rapid Wien U1899
AKA Rapid Wien U162924