HNK-Rijeka-Kapitän Alexander Gorgon im SPOX-Interview: Rückkehr zu Austria Wien? „Denkbar ist alles“

Von Milos Prerad
Mit der Austria wurde Alexander Gorgon 2013 Meister, in der folgenden Saison qualifizierte er sich mit den Veilchen für die Champions-League-Gruppenphase.
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Gab es nach dem Durchbruch 2017 auch Anfragen für Sie?

Gorgon: Ich hatte nichts Schriftliches, schwarz auf weiß. Es hat lose Anfragen gegeben, aber es war nichts dabei, was mich gereizt hätte. Ich war in einem gewissen Alter, der Trend ging allerdings schon in Richtung junger Spieler. Ich war nie ein Fan davon, für ein paar Euro die Lebensqualität zu opfern. Ich sehe wie wohl wir uns hier als Familie fühlen und mittlerweile genieße ich auch hier einen sehr hohen Stellewert in der Stadt und beim Verein. Das alles für ein wenig mehr Geld wegzuschmeißen, ist für mich nie in Frage gekommen.

Erkennen Sie Trainingsunterschiede zwischen Österreich und Kroatien?

Gorgon: Nicht wirklich. Bei der Austria war alles immer sehr professionell und gut gesteuert. Ich glaubte anfangs, dass, wenn ich in Rijeka bin und in der kroatischen Liga kicke, alles relativ einfach sein wird. Aber ich merkte schnell, dass das gar nicht der Fall ist. Viele Spieler aus dem Ausland haben sich hier nicht behaupten können. Die Trainingsqualität ist hier sehr hoch. Rijeka ist nichts anderes als ein professioneller Klub, so wie die Austria.

Alexander Gorgon: "Als erster Österreicher ein Tor aufgestoßen"

Mit Felipe Pires und Sterling Yateke kamen zwei Ex-Austrianer nach Rijeka. Haben Sie da mitgeholfen?

Gorgon: Ich traue mich schon zu sagen, dass ich als erster Österreicher ein Tor aufgestoßen habe, für Spieler mit Austria-Vergangenheit, derzeitigen Austria-Spielern oder auch generell den österreichischen Markt Kroatien näher gebracht habe. Mit Pires und Yateke habe ich zuvor nicht geredet. So einen guten Stand habe ich nun auch nicht, dass ich mich bei Transfers beteiligen darf. Vielleicht ist ab und zu meine Meinung zu einem gewissen Spieler, der in Österreich spielt, gefragt. Rijeka beobachtet den österreichischen Markt nun genauer, nachdem es mit mir doch sehr gut funktioniert hat.

Bei der Austria konnte sich Yateke nicht wirklich in den Vordergrund spielen. Was denken Sie über ihn?

Gorgon: Fußball ist ein spezifisches Geschäft. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Auch das Quäntchen Glück muss da sein, einen Trainer zu haben, der auf dich setzt. Die Position sollte auch nicht in fixen Händen sein. Sterling ist eigentlich eine richtige Nummer neun. An Monschein, der Tore wie am Fließband schießt, in einer Zeit in der die Austria nicht die gewünschten Ergebnisse liefert, war einfach kein vorbeikommen. Dadurch hat er sich eine größere Chance bei uns ausgerechnet. Da sind wir aber beim Punkt von vorher: Die kroatische Liga wird oft unterschätzt, das Level ist doch höher, als viele glauben. Wir waren mitten in der Saison, er kam im Winter auf Leihbasis. Körperlich war er dementsprechend nicht auf dem Level wie wir. Wir waren in einem guten Flow und lieferten gute Ergebnisse. Dann ändert der Trainer nicht viel an seiner Formation. Man sieht auf jeden Fall, dass er riesiges Talent hat. Er ist explosiv, hat eine gute Beschleunigung und einen starken Schuss. Die Corona-Krise kommt aber niemandem zugute.

In der Europa-League-Gruppe D 2017/2018 kam es zum Wiedersehen mit den Veilchen. In Wien setzte sich Gorgon und Rijeka mit 3:1 durch, das Rückspiel verloren die Kroaten allerdings mit 1:4.
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In der Europa-League-Gruppe D 2017/2018 kam es zum Wiedersehen mit den Veilchen. In Wien setzte sich Gorgon und Rijeka mit 3:1 durch, das Rückspiel verloren die Kroaten allerdings mit 1:4.

Sie haben vergangenes Jahr einen neuen Vierjahresvertrag unterschrieben, der Sie bis zu Ihrem 35. Geburtstag an den Verein bindet. War das Ihre womöglich letzte Vertragsunterschrift?

Gorgon: Ich habe noch eine relativ lange Vertragslaufzeit bei Rijeka, fühle mich körperlich gut. Was ab Sommer die nächsten drei Jahre mit mir passiert, das weiß ich nicht. Mein Ziel wäre es, so lange wie möglich auf einem guten Niveau zu spielen, solange es mein Körper verträgt. Ich bin noch lange nicht satt und fit genug für mein Alter. So Gott will, werde ich bis 40 spielen, wenn alles Sinn macht, körperlich sowie finanziell.

Können Sie sich darüber hinaus eine Rückkehr nach Österreich vorstellen?

Gorgon: Ja, natürlich. In Wien entspringen meine Wurzeln, ich merke auch, wie es mich immer wieder zurückzieht. Ich war in den letzten drei Jahren, vergleichsweise zu meiner Frau, sehr selten in in Österreich, weil ich es wegen meines Berufs nicht wirklich geschafft habe. In den Sommerwochen bzw. in der Winterzeit, in denen man Urlaub hat, will man weiter wegfliegen. Dann will ich mich komplett resetten und nicht unbedingt in eine Großstadt wie Wien fahren. Die Heimatbesuche halten sich in den letzten Jahren in Grenzen. Das Gefühl des Vermissens kam deswegen in letzter Zeit öfters auf. Es hängt jedoch alles davon ab, was berufstechnisch nach meiner Karriere passiert. Wenn ich hier in Rijeka eine super Möglichkeit bekomme, dann werde ich diese auch wahrnehmen und meine Zeit in Kroatien verlängern.

Alexander Gorgon: Austria-Rückkehr? "Alle Parteien müssten einig werden"

Sie denken schon an die Zeit nach der Karriere?

Gorgon: Ja, tue ich. Ab einem gewissen Alter macht man sich Gedanken und werden auch gewisse Wege eingeschlagen, die dieses Karriereende erleichtern sollen. Wie es dann wirklich kommt, werden wir sehen. Wenn es in Österreich eine Möglichkeit gibt, bei der ich im Sport bleiben darf und gleichzeitig in Kroatien beruflich nichts möglich ist, dann werde ich nach Österreich zurückkehren, das ist klar. Die Zukunft steht aber noch in den Sternen.

Möchten Sie weiterhin im Fußball tätig bleiben?

Gorgon: Ja. Ich war mein ganzes Leben lang im Fußball. Der Mensch ist immer in dem Business am besten, in dem er am längsten unterwegs war. Bei mir wäre es einfach im Fußball. Das ist für mich am naheliegendsten.

Haben Sie sich etwas Spezielles ins Auge gefasst? Könnten Sie sich eine Tätigkeit als Trainer oder Scout vorstellen?

Gorgon: Sowohl als auch. Ich habe mir vorgenommen, den Trainerschein demnächst anzugehen. Auch eine Managerfunktion oder Ähnliches könnte ich mir gut vorstellen.

Ihr Ex-Verein Austria Wien hatte zuletzt mit einer Formschwäche zu kämpfen, die Meister-Gruppe wurde verpasst. Verfolgen Sie die sportliche Situation der Veilchen noch?

Gorgon: Ich bekomme alles mit soweit es die Zeit erlaubt und es sich nicht mit meinen Spielen überschneidet. Ich schaue noch immer sehr gerne rein in die Austria-Spiele, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Vor allem, weil ich mit Alex Grünwald noch immer einen guten Freund dort habe. Seit ich 15 bin, verstehe ich mich sehr gut mit ihm. Mittlerweile zählt er zu meinen engsten Freunden. Ich brauche meinen Senf da gar nicht dazugeben, dass die sportliche Situation bei der Austria nicht den Vorstellungen vieler entsprechen.

Wäre eine Rückkehr zur Austria als Spieler denkbar?

Gorgon: Denkbar? Denkbar ist alles. Am Ende des Tages müssten alle Parteien, die bei einem Deal involviert sind, einig werden. Man kann nichts ausschließen. Ich habe noch drei Jahre bei Rijeka. Es ist für Spieler ab 30 unheimlich schwer über Transfers zu sprechen, die sich auf einem guten Niveau abspielen. Ich bin dankbar für das, was ich habe. Natürlich wäre eine Rückkehr zur Austria irgendwann einmal schön. Die Frage ist aber, ob die Austria dann noch einen älteren Gorgo braucht.

Alexander Gorgon: Seine Karriere-Statistik

WettbewerbSpieleToreVorlagen
Bundesliga1354723
1. HNL943312
2. Liga2621
ÖFB-Cup2045
Hrvatski nogometni Kup125-
Europa League1131
Champions League Qualifikation611
Europa League Qualifikation51-
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