Eklat bei Formel 1 Qualifying in Monza: Taktieren über Windschatten kostete letzte Runde

Von APA
Toto Wolff nach der Ausbremserei fuchsteufelswild
© GEPA

Die roten Ferrari-Fahnen wehten, die Tifosi freuten sich: Doch die Art und Weise, wie Charles Leclerc beim Großen Preis von Italien seine vierte Karriere-Pole vor WM-Leader Lewis Hamilton einfuhr, wird in wenig schöner Erinnerung bleiben. Denn der Windschatten-Poker von Monza endete in einer Farce - kein einziger Pilot konnte im Finish eine schnelle Runde fahren.

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Monza ist als Hochgeschwindigkeitskurs berühmt, doch gerast wurde am Samstag wenig. Weil in den letzten Minuten keiner vorneweg fahren wollte, trödelte der PS-Tross dermaßen, dass die Topfahrer zu spät über die Start- und Ziellinie für eine letzte schnelle Runde kamen. Der zuvor und damit auch schlussendlich Schnellste war Youngster Leclerc. Er entschuldigte sich bei den Fans. "Das war eine Schande, was hier in der letzten Runde passiert ist." Sagte aber: "Auch wenn es gegen Ende des Qualifyings ziemlich drunter und drüber ging. Ich weiß nicht, ob ich besonders klug war oder lediglich am wenigsten dumm."

Der 21-jährige Monegasse, zuletzt Premierensieger in Belgien, ist auch am Renn-Sonntag der Mann, den es zu schlagen gilt. Die Chancen der Scuderia auf den ersten Heimsieg seit neun Jahren sind intakt. Auf der Strecke, auf der die Geschwindigkeit den größten Performance-Faktor darstellt, brillierte Ferrari mit seiner Motorenpower bereits in sämtlichen Trainings. "Die Rennsimulationen sehen gut aus. Besser als in Spa", sagte Leclerc. Für seinen Teamkollegen Sebastian Vettel wird die Sache kniffliger - der Deutsche startet hinter den beiden Mercedes von Hamilton und Valtteri Bottas.

Lewis Hamilton: "Bin froh, dass ich in der ersten Startreihe bin"

WM-Leader Hamilton kam glimpflich aus der Affäre. "Ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich in der ersten Startreihe bin", sagte der Brite. Er konnte sich ein ungläubiges Grinsen nicht verkneifen. "Dass wir die letzte Runde fast alle nicht geschafft haben, ist verrückt." Sieben von neun Autos fuhren nicht rechtzeitig über die Linie - kein einziger konnte eine schnelle Runde fahren.

Zuvor war Q3 mit einer roten Flagge jäh unterbrochen worden. Auslöser war ein Ausritt von Kimi Räikkönen, der in der berühmten Parabolica sein Heck verlor und danach unverletzt ausstieg. Bei 6:22 Minuten auf der gestoppten Uhr hatten die Fahrer danach eigentlich noch genügend Zeit für einen letzten schnellen Versuch - doch das taktische Geplänkel endete im Desaster.

Toto Wolff: "Ein paar Vollidioten haben vorne den Speed reduziert"

"Jeder versucht den Windschatten zu bekommen. Dann haben ein paar Vollidioten da vorne den Speed so reduziert, dass es sich nicht mehr ausgegangen ist", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff danach im ORF. Im Windschatten des Vordermanns können die Piloten in Monza ausgangs der letzten Kurve bis zur Ziellinie etwa zwei Zehntelsekunden gutmachen. Wolff forderte wie Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko Konsequenzen.

Das Windschatten-Taktikspielchen wurde am Samstagabend noch von Rennkommissaren untersucht. Helmut Marko war einer derjenigen, die zuvor Strafen gefordert hatten. "Ich hoffe, das hat Konsequenzen. Das Mindeste ist eine Rückversetzung, zumindest ans Ende der ersten zehn in der Startaufstellung", sagte der Red-Bull-Berater im ORF-Fernsehen.

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