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NFL @ SPOX


Gründer: Master_Of_Disaster | Mitglieder: 818 | Beiträge: 210
Von: Steehaan
16.08.2017 | 3942 Aufrufe | 7 Kommentare | 3 Bewertungen Ø 9.3
Neue Heimat, neuer Coach - neues Glück?
Season Preview: Los Angeles Chargers
Die Chargers sind zurück in Los Angeles! Kann Anthony Lynn die Franchise in der neuen alten Heimat zum Erfolg führen?

Rückblick

Die Saison 2016 begann mit einer Overtime-Niederlage bei den Kansas City Chiefs, nachdem man mit einer 17-Punkte-Führung ins letzte Viertel gegangen war. Dies zog sich durch die ersten Wochen, immer wieder verspielte man Führungen oder vergab Chancen auf einen Sieg leichtfertig. Nach Week 5 stand man bei einem 1-4 Record, dabei hätte man auch gut und gerne eine positive Bilanz haben können. Dies verbesserte sich nur minimal und man beendete die Saison schließlich mit 5 Siegen bei 11 Niederlagen (und außerdem als das einzige Team, welches gegen die Cleveland Browns verlor).

Draft & Free Agency

Am 12. Januar 2017 wurde bekannt gegeben, dass die Chargers zurück nach Los Angeles ziehen werden. Bereits 1960 spielte man nach der Gründung für eine Saison in der Stadt der Engel, ehe man ab 1961 für ganze 56 Saisons in San Diego beheimatet war. Das Abenteuer LA wollte man mit einem neuen Headcoach angehen: Nach vier Saisons, wovon die letzten beiden mit einem 4-12 und eben 5-11 Record sehr enttäuschend verliefen, wurde Mike McCoy entlassen. In den beiden letzten Jahren hatten die Chargers viele knappe Spiele, die sie aber nicht gewinnen konnten. Zudem gab es unglaubliche Verletzungsprobleme und McCoy wurde der Umschwung nicht mehr zugetraut. Ebenso erwischte es Defensive Coordinator John Pagano (der erst durch die Medien von einer möglichen Entlassung erfuhr und dann nach Oakland flüchtete) sowie die meisten Assistant Coaches. Als neuer Head Coach wurde Anthony Lynn vorgestellt, der in seiner Karriere zumeist als Running Backs Coach arbeitete. So auch zu Beginn bei seiner vorherigen Station, den Buffalo Bills. 2016 wurde Lynn nach Week 2 dann Offensive Coordinator und in Week 17 schließlich für ein Spiel zum Interim Head Coach, nachdem Rex Ryan entlassen worden war. Nachdem er 2015 und 2016 bereits erfolglos für den Head Coaching-Posten bei den New York Jets respektive Miami Dolphins vorgesprochen hatte, hat es nun bei den LA Chargers geklappt. Neuer Defensive Coordinator wurde Gus Bradley, der während der vergangenen Saison in seinem vierten Jahr als Head Coach der Jacksonville Jaguars gefeuert wurde und zuvor erfolgreich als DC der Seattle Seahawks tätig war. Offensive Coordinator Ken Whisenhunt blieb dem Team als einer der wenigen erhalten.

Auf dem Free Agency Markt waren die Chargers eher zurückhaltend unterwegs und es wurden nur zwei neue Spieler unter Vertrag genommen: LT Russel Okung kam von den Denver Broncos und RB Kenjon Barner von den Philadelphia Eagles. Kurz vor Beginn des Training Camps kam dann noch Quarterback Cardale Jones dazu, den man via Trade von den Buffalo Bills holte. Ansonsten konzentrierte man sich darauf, einige Spieler mit neuen Verträgen auszustatten. Am wichtigsten dürfte dabei das Signing von Melvin Ingram gewesen sein. Im Februar bekam der Edge Rusher zunächst den Franchise Tag, im Juni unterschrieb er dann einen neuen, teuren Vierjahresvertrag.

Bei den Abgängen dürfte teilweise unklar sein, ob und inwiefern sie den Chargers schmerzen werden. Mit RB Danny Woodhead sowie LB Manti Te'o sind namhafte Spieler nicht mehr dabei, beide aber verpassten die letzte Saison ohnehin fast komplett aufgrund von Verletzungen. Beide Spieler hatten damit in der Vergangenheit immer wieder zu kämpfen, möglicherweise ein Grund, wieso die Chargers hier auf einen neuen Vertrag verzichteten. Des Weiteren wurde die Offensive Line aufgeräumt: Während man Guard DJ Fluker zu den NY Giants ziehen ließ, wurden Orlando Franklin und King Dunlap entlassen. Außerdem gefeuert wurden Cornerback Brandon Flowers und Wide Receiver Steve Johnson. Das alles hinterlässt einen Dead Cap von 13,5 Mio. US-Dollar.

Im Draft wählte man folgende Spieler:

Round 1, Pick 7 (No. 7 Overall): Mike Williams, WR, Clemson

Round 2, Pick 6 (No. 36): Forrest Lamp, G, Western Kentucky

Round 3, Pick 7 (No. 71): Dan Feeney, G, Indiana

Round 4, Pick 6 (No. 113) Rayshawn Jenkins, S, Miami

Round 5, Pick 7 (No. 151) Desmond King, S, Iowa

Round 6, Pick 6 (No. 190) Sam Tevi, OT, Utah

Round 7, Pick 7 (No. 225) Isaac Rochell, DT, Notre Dame

An sich ein guter Draft für die Chargers, der einige Needs bediente und das Team verbessert - wären da nicht diese Verletzungen. First Round Pick Mike Williams sowie Second Rounder Forrest Lamp fallen beide momentan aus. Bei Williams besteht für dieses Jahr noch Hoffnung, für Lamp ist die Saison aber bereits vorbei bevor sie begonnen hat. Das Verletzungspech hat die Franchise also offenbar aus San Diego mitgenommen.

Offense

Ken Whisenhunt kehrt als Offensive Coordinator zurück. Im vergangenen Jahr hatte man neben Verletzungen von wichtigen Spielern zwei Probleme: Eine schwache Offensive Line sowie viel zu viele Turnover (35, die meisten der NFL).

Quarterbacks: Starting Quarterback der Chargers ist nach wie vor der 35-jährige Dauerbrenner Philip Rivers, der seit 2006 kein einziges Spiel verpasst hat. Die vergangene Saison von Rivers ist schwer zu bewerten. Einerseits zeigte Rivers als Passer seine Klasse und warf die Viertmeisten Touchdowns sowie die fünftmeisten Yards aller Quarterbacks (33, 4386) und andererseits produzierte er allein wahnsinnige 30 Turnover. Die 9 (lost) Fumbles kann man vielleicht noch teilweise der schwachen Offensive Line und einigen Blind Side Sack-Fumbles zuschreiben (Rivers wurde 36 mal gesacked), aber die Career High 21 Interceptions waren teilweise haarsträubend und haben Siege gekostet. Der häufige Druck auf Rivers (in 29,1 % aller Plays laut Football Outsiders) spielte aber sicher auch eine Rolle bei den Interceptions. Rivers spielte unter Druck deutlich schlechter (nur bei Ryan Tannehill war der Unterschied zwischen der DVOA mit und ohne Druck 2016 größer), doch wie gesagt: Der O-Line allein darf man nicht die Schuld geben, auch Rivers muss sich wieder steigern und die Interceptions deutlich verringern. Hinter Rivers streiten sich Kellen Clemens und der jüngst ertradete Cardale Jones um den Posten des Backups. Clemens ist seit 2006 in der NFL und hat bereits ein wenig Starter-Erfahrung, während Cardale Jones bisher kaum gespielt hat (gern zitierter Fun Fact: Philip Rivers hat mehr Kinder als Cardale Jones Pass Completions in der NFL). Da Anthony Lynn von Jones aber überzeugt zu sein scheint, ist dies ein offenes Rennen.

Wide Receiver: Philip Rivers sagte vor kurzem noch, dass er für die Wide Receiver der Chargers sehr dankbar sei. Das kann er auch sein, denn das Receiving Corps der Bolts dürfte zum talentiertesten der NFL gehören. Allen voran sollte man Keenan Allen nennen, er kann ein echter Ausnahme-Receiver sein. Leider hatte Allen in der Vergangenheit mit vielen Verletzungen zu kämpfen, letztes Jahr bestritt er nur ein Spiel. Einen Spieler wie ihn vermisst man natürlich immer, doch die anderen Wide Receiver taten 2016 ihr bestes, um ihn zu ersetzen. Tyrell Williams, Travis Benjamin als Deep Threat und der zuvor kaum eingesetzte Dontrell Inman zeigten sehr ansprechende Leistungen und machten einen großen Schritt nach vorne. Mit Mike Williams wurde die Gruppe im Draft nochmals verstärkt. Großes Potenzial ist also fraglos vorhanden. Einziger Wermutstropfen momentan: First Round Pick Mike Williams hat eine Rückenverletzung und steht deshalb nicht zur Verfügung. Dies ist sehr schade, könnte er doch mit Keenan Allen ein starkes Wideout-Duo bilden. Dazu hätte man mit Tyrell Williams den laut Pro Football Focus zweitbesten Slot-WR der Liga aus der vergangenen Saison. Vielleicht bekommen wir dies aber in diesem Jahr noch zu sehen, aktuelle Prognosen sprechen von einem Einsatz Mike Williams' im Oktober. Nichtsdestotrotz hat Ken Whisenhunt immer noch die Qual der Wahl zwischen Keenan Allen, Tyrell Williams, Travis Benjamin und Dontrelle Inman sowie dem ein oder anderen noch unerfahrenen Spieler, der auf Einsätze drängt. Keenan Allen und Tyrell Williams dürften gesetzt sein, ansonsten werden sich alle anderen im Camp für Einsätze empfehlen müssen. Ein kleines Luxusproblem sofern sich neben Mike Williams niemand mehr verletzt.

Tight Ends: Apropos Luxusproblem: Auch auf Tight End sind die Chargers exzellent besetzt. An vorderster Front steht Antonio Gates, der mit 37 Jahren bereits in seine 15. NFL-Saison gehen wird. Vergangene Saison erzielte der Routinier 7 Touchdowns; eine Zahl, die unter Tight Ends nur von zwei Spielern überboten wurde. Einer davon war sein Teamkollege Hunter Henry. Rookie Henry war auch der Grund, wieso Gates nur noch 53 Catches für 548 Yards hatte. Der Zweitrundenpick spielte groß auf und übernahm bereits einen beachtlichen Teil der Arbeit mit 36 Receptions für 478 Yards. Das macht einen Durchschnitt von 13,3 Yards pro Catch - nur Greg Olsen und Jimmy Graham waren bei den Tight Ends hier besser. Doch Henry ist nicht nur ein Mismatch für jede Secondary, er zeichnete sich auch als verlässlicher Run Blocker aus. Mit Gates und Henry haben die Chargers erneut ein bärenstarkes TE-Duo, das gegnerische Defensiven vor große Herausforderungen stellen wird. Henry wird dabei wohl noch mehr in Fokus rücken. Dahinter stehen mit Sean McGrath und Jeff Cumberland zwei weitere erfahrene Tight Ends im Kader, die sich um Snaps duellieren. McGrath hatte vor allem in Run Blocking auch letztes Jahr bereits seine Spielzeit, Cumberland fehlte da verletzt. Sie geben der Position die nötige Tiefe.

Running Backs: Melvin Gordon ist hier die klare Nummer eins. In seinem Rookie-Jahr 2015 hatte der First Round-Pick noch große Probleme: Er kam nur auf 641 Rushing-Yards und ihm gelang kein einziger Touchdown. Vergangene Saison dann eine mehr als deutliche Steigerung mit 997 Yards sowie 10 Touchdowns auf dem Boden und 419 Yards sowie 2 Touchdowns durch die Luft. Das alles verletzungsbedingt in nur 13 Spielen. Einen Anteil an der Verbesserung hat sicher auch Fullback Derek Watt, der bereits auf dem College mit Gordon zusammen spielte und vergangene Saison ein wichtiger Vorblocker für ihn war. Trotzdem hat Gordon noch immer Potenzial nach oben. Headcoach Anthony Lynn gilt als RB-Guru und seine Teams stellten häufig eine starkes Running Game, zuletzt bei den Buffalo Bills war es zweifelsohne überragend. Mit Melvin Gordon als Starter bleibt so nur die Frage nach den Backups. Branden Oliver kehrt nach überstandener Verletzung, die ihn 2016 komplett an die Sideline verbannte, zurück und streitet sich mit Neuverpflichtung Kenjon Barner wohl um den Posten direkt hinter Gordon. Doch auch Andre Williams, 2014 mit einem starken Rookie Jahr bei den Giants und danach einer eher ruhigen Karriere, dürfte gute Chancen haben. Er machte in Week 17 vergangene Saison wieder auf sich aufmerksam und wird von Lynn sehr geschätzt. Kenneth Farrow und Austin Ekeler werden nur Außenseiterchancen haben. Durch Anthony Lynn könnte sich das Running Game der Chargers in der kommenden Saison merklich verbessern, was wiederrum Philip Rivers und der Passing Offense zugute kommen wird. Doch dazu braucht es natürlich auch eine mindestens solide Offensive Line.

Offensive Line: Und wirklich Solide war die O-Line der Bolts 2016 nicht: Bei Pro Football Focus landete die Unit nach der Saison auf Rang 31. Sie ließ 238 QB-Pressures zu, was das Spiel von Philip Rivers wie erwähnt deutlich verschlechterte. Auch im Running Game zeigte die O-Line eher schwache Leistungen: Weit mehr als die Hälfte der Team Rushing-Yards kamen nach dem Kontakt, zuvor schafften die Running Backs pro Lauf im Schnitt nur 1,5 Yards. Dementsprechend wird die O-Line 2017 komplett umgekrempelt: LT King Dunlap sowie die beiden Guards Orlando Franklin und DJ Fluker sind nicht mehr im Team. Center Matt Slauson wird auf die Position des Left Guard wechseln, somit verbleibt mit RT Joe Barksdale nur ein Spieler von 2016 auf seiner Position. Als neuer LT ist natürlich Neuverpflichtung Russel Okung vorgesehen: Zuletzt spielte er bei den Denver Broncos keine besondere Saison, trotzdem machten ihn die Chargers zu einem der bestbezahlten LT der Liga. Er muss nun zeigen, ob er all das Geld wert ist. RG sollte Rookie Forrest Lamp werden, doch nach seiner Verletzung ist die Position nun wieder offen. Im ersten Preseason-Spiel durfte hier Kenny Wiggins starten, aber auch Drittrunden-Pick Dan Feeney ist hier in der Verlosung. Momentan die Nase vorn als Center hat Spencer Pulley, der vergangene Saison als UDFA-Rookie zum Team stieß und mehrmals aufgrund von Verletzungen der Starter in der Interior-Line zum Einsatz kam. Ebenfalls im Kampf um einen Startplatz als Center oder Guard ist Max Tuerk: 2016 ein Drittrundenpick, war er vergangene Saison noch in allen 16 Spielen inactive, nun kann er sich wieder empfehlen. Weitere Optionen für die Offensive Line sind Chris Hairston und Tyreek Burwell, die beide bereits ein paar Jahre in der NFL spielen und im Camp ihre Chance erhalten werden. Dazu kommen Siebtrundenpick Isaac Rochell (dem Anthony Lynn bisher gute Leistungen attestierte) sowie ein paar Undrafted Rookies. Zum jetzigen Zeitpunkt kann man davon ausgehen, dass Okung, Slauson und Barksdale definitiv starten. Doch auch der Veteran Barksdale hatte 2016 eine schwache Saison und steht auf dem Prüfstand, er wurde vermutlich nur aufgrund des weiteren Dead Caps von 6 Mio. $ nicht auch entlassen. 2018 könnte er aber zu deutlich günstigeren Bezügen gecutted werden. Die Position des Centers sowie des Right Guards sind noch mit einem Fragezeichen versehen. Alles in allem wirkt die Offensive Line auf dem Papier nicht zwingend verbessert und könnte auch 2017 das Sorgenkind der Chargers werden.

Fazit: Die Offense hat Talent auf den Skill Positionen, in der Offensive Line hapert es meiner Meinung nach aber noch immer. Das Turnover-Problem aus der vergangenen Saison sollte in den Griff zu bekommen sein, doch die O-Line könnte erneut zum großen Knackpunkt im negativen Sinne werden.

Defense

Die Defense machte letztes Jahr bereits einen guten Job und litt auch klar unter den vielen Turnovern der Offense: Gegen die Chargers hatten die Offenses der Liga im Schnitt die beste Feldposition und somit war die Defense immer wieder gefordert, ein kurzes Feld zu verteidigen. Auch dadurch kassierten die Chargers die Viertmeisten Punkte gegen sich (423). Bei Football Outsiders aber landete die Defense nach DVOA auf Rang 7, zudem kreierte sie 28 Turnover und lag damit auf Rang vier in der Liga (zusammen mit Arizona und Baltimore).

Defensive Line: Die Defensive Line zeigte 2016 bereits vielversprechende Leistungen und hat das Potenzial, 2017 zu einer Top Unit zu werden. Im vergangenen Jahr gehörte die Rushing Defense der Chargers mit nur 3,8 Yards pro Lauf gegen sich bereits zur Top 10 der Liga, war im Pass Rush aber noch Verbesserungsfähig. Die Defensive Ends in der neuen 4-3 Defense werden Joey Bosa und Melvin Ingram sein. Bosa setzte in seiner Rookie-Saison 2016 die ersten vier Spiele wegen Vertragsstreitigkeiten aus um dann ab Week 5 mit 41 Tackles und Team-Leading 10,5 Sacks zum Defensive Rookie of the year zu werden. Zudem waren von den 41 Tackles ganze 17 for loss - Top Wert in der NFL. Melvin Ingram spielte bisher in der 3-4 Defense als Outsde Linebacker, nun wird er direkt als Defensive End, bzw. als LEO, auflaufen. Ingram war die vergangenen beiden Jahre auf einem sehr hohen Level, verpasste kein Spiel und sammelte zusammengenommen 18,5 Sacks. Dafür wurde er in der Offeseason mit einem stattlichen neuen Vertrag belohnt. Nose Tackle wird Brandon Mebane, Defensive Tackle Corey Liuget. Mebane war vergangene Saison ein knallharter Run Stopper und dürfte auch 2017 die gegnerischen O-Lines terrorisieren, Liuget ist ein sehr solider Partner der vergangene Saison u.a. auf 12 Tackles for loss kam. Hinter den vier genannten haben die Chargers u.a. mit Jeremiah Attaouchu (der ebenso wie Ingram vom OLB zum DE umfunktioniert wird) oder Tenny Palepoi mehrere Rotationsspieler zum Wechseln. Keiner hat die Klasse der ersten vier, doch sie haben durchaus Talent um ihnen zumindest kurzzeitig Pausen zu verschaffen. Problematisch dürfte es aber werden, sollte sich einer der Starter länger verletzen. USA Today rankte die D-Line der Chargers im Juli auf Platz 1 der NFL. Wenn man nur die Starter auf dem Papier bewertet, bevor ein Regular Season Snap gespielt wurde, hat man dafür sicher ein paar Argumente. Sollte einer der Starter aber länger ausfallen, wird man das deutlich merken.

Linebacker: Die Linebacker-Unit wird ab der kommenden Saison andere Aufgaben zu erfüllen haben als bisher. Mit der Umstellung auf eine 4-3 Defense ist der Pass Rush nun zum großen Teil bei der D-Line und die Linebacker konzentrieren sich hauptsächlich darauf, den Lauf zu stoppen bzw. den Pass zu verteidigen. Das heißt auch, dass nur noch ein Inside Linebacker benötigt wird und die Chargers entschieden sich hier für Denzel Perryman und gegen Manti Te'o. Letzterer verpasste die letzte Saison ohnehin fast komplett, doch auch Perryman kam nur auf 12 Spiele. Dabei gelangen ihm aber 71 Tackles sowie 2 Sacks. Perryman war als Starter auf der Mike-Position fest eingeplant, doch er verletzte sich im ersten Preseason-Spiel gegen die Seahawks und wird in den ersten Wochen fehlen. Das bringt wohl Korey Toomer als Starter ins Spiel, eine der positiven Überraschungen aus der letzten Saison: Im September 2016 erst aus dem Practice Squad der Raiders verpflichtet, legte Toomer eine Saison mit 75 Tackles und 3 Forced Fumbles hin. Nick Dzunbar und Rookie Nigel Harris sahen nach Perrymans Verletzung ebenfalls First Team Reps im Camp. Definitiv gesetzt sein wird Jatavis Brown. Letztes Jahr ein Rookie aus der fünften Runde profitierte er von Manti Te'os Verletzung und wurde in 12 Einsätzen (7 Starts) zum Tackling Leader des Teams und hatte die Drittmeisten Sacks (3,5). Außerdem zeigte er seine Coverage-Fähigkeiten mit sechs verteidigten Pässen - die meisten aller Chargers-Linebacker. Des Weiteren haben die Bolts mit Kyle Emmanuel und Joshua Perry weitere junge Talente im Team die sich aufdrängen. Insgesamt hat das Team hier eine junge und entwicklungsfähige Gruppe, die meisten aber sind noch sehr unerfahren und müssen ihre ordentlichen Leistungen aus der Vorsaison erst noch bestätigen. Außerdem mangelt es auch hier ein wenig an der Tiefe.

Defensive Backs: Ein großes Problem unter den Defensive Backs 2016 (natürlich): Verletzungen. Mit dem Neuverpflichteten Casey Hayward sowie Brandon Flowers und Jason Verrett ging es auf der Cornerback-Position vielversprechend in die Saison, doch einzig Casey Hayward spielte alle 16 Spiele. Er tat dies jedoch beeindruckend: 57 Tackles, 20 Passes Defensed (3. in der NFL) und 7 Interceptions (die meisten in der NFL). Brandon Flowers brachte es dagegen nur auf sechs Spiele, Jason Verrett auf vier. Aufgeteilt wurden die Ausfälle auf mehrere Schultern, die unerfahrenen Craig Mager, Trovon Reed und Trevor Williams bekamen alle ihre Einsätze. Durch die Rückkehr von Jason Verrett (er begann das Camp auf der PUP-Liste, ist nun aber wieder im Training) werden Mager, Reed und Williams sich in dieser Saison um den Nickel-Spot bemühen, dazu kommt Rookie Desmond King. King kann aber auch Safety spielen und wird dort vielleicht eher benötigt. Die Safety-Position war letztes Jahr ein großes Problem in der Chargers Defense. Während gegnerische Offenses beim Passspiel über außen durchaus Probleme hatten (die Chargers Defense ist hier nach DVOA 2. links und 6. rechts), klappte es durch die Mitte meist ganz gut (Nach DVOA hier Platz 25 für Bolts). Einzig Jahleel Addae zeigte annehmbare Leistungen und bekam in der Offseason einen neuen Vertrag, aber auch er war die halbe Saison verletzt. Für ihn spielte zumeist Adrian Phillips, dieser wusste aber nicht zu überzeugen, ebenso wie Veteran Dwight Lowery. Dementsprechend erwarteten viele in der ersten Runde des Drafts einen Safety, doch dieser kam erst in Runde vier mit Rayshawn Jenkins. Im Mai verpflichtete man außerdem Tre Boston, nachdem dieser von den Carolina Panthers entlassen wurde. Erst im Training Camp wird sich das gesamte Defensive Backfield der Chargers abzeichnen. Hayward und Verrett dürften wenn Fit klar die Outside-Cornerbacks sein. Jahleel Addae hat wohl die besten Chancen auf die Strong Safety Position, denn er ist ein harter Hitter der auch gut gegen den Lauf verteidigt - wichtige Eigenschaften eines Strong Safetys, gerade bei der von Gus Bradley favorisierten Cover 3-Defense. Der Slot-Cornerback und der Free Safety-Spot sind aber noch offen.

Fazit: Die Defensive Line ist sehr stark und wird den gegnerischen Offensive Lines zusetzen. Die Linebacker-Reihe ist jung und talentiert, jedoch muss hier noch Konstanz bewiesen werden. Die Cornerbacks Verrett (wenn wieder bei 100%) und Hayward können ein richtig starkes Duo bilden und außen Dicht halten, es ist aber noch unklar ob sich die Safety-Position wirklich verbessert. Die Defense sollte aber wie schon im Vorjahr eine Einheit mindestens im oberen Mittelfeld der Liga bilden.

Special Teams

Kicker:Seit 2015 ist Josh Lambo der Kicker der Chargers. In seinen beiden Jahren verwandelte er jeweils 81,3 % seiner Field Goals und verschoss je vier Extrapunkte. Dies brachte das Front Office der Bolts zu der Entscheidung, für 2017 einen Zweikampf um den Posten des Kickers zu eröffnen. Lambos Konkurrent stammt aus Südkorea und heißt Younghoe Koo. Er spielte am College für Georgia Southern, wo er vergangene Saison 19 von 20 Field Goals sowie 28 von 29 Extrapunkten verwandelte. Bekanntheit erlangte Koo aber vor allem durch ein Video, in dem er ein Field Goal verwandelt und dabei einen Salto ausführt. Dieses Duell scheint komplett offen zu sein.

Punter: Auch der Punter für die kommende Saison steht noch nicht fest. Man verwendete im Draft 2016 einen Sechstrundenpick für Drew Kaser, der auch sofort zum Starter wurde und solide spielte. Dennoch verpflichtete man Toby Baker, nachdem man ihm zum Rookie Minicamp eingeladen hatte, und lässt die beiden nun um den Startplatz kämpfen. Im Normalfall sollte Drew Kaser sich hier aber durchsetzen.

Returner: Als Returner werden stand jetzt primär Running Back Kenjon Barner (Kickoff) und Wide Receiver Travis Benjamin (Punt) eingesetzt, beide haben dies in ihrer Karriere bereits des Öfteren gemacht. Benjamin gelangen bereits 3 Touchdowns nach Punt Returns, Barner schaffte vergangene Saison im Schnitt starke 30,8 Yards pro Kickoff Return.

Players to Watch

Hunter Henry: Langsam aber sicher kommt Antonio Gates in die Jahre, sein Nachfolger heißt Hunter Henry. Wie erwähnt nahm er Gates bereits 2016 einen beachtlichen Teil der Arbeit ab und zeigte dabei starke Leistungen. Henry dürfte in der kommenden Saison noch mehr Targets sehen und könnte zu einem der Top Tight Ends der NFL werden.

Joey Bosa: Der Defensive Rookie of the year geht nun in sein zweites Jahr und wird, sofern er hoffentlich gesund bleibt, seine erste volle Saison spielen. Die Umstellung auf eine klare 4-3 Defense dürfte Bosa in die Karten spielen, er könnte 2017 noch häufiger im gegnerischen Backfield auftauchen als schon vergangene Saison.

Melvin Ingram: In der 3-4 Defense als Outside Linebacker spielte Melvin Ingram nicht dauerhaft als Pass Rusher, er hatte auch Pass-Coverage Aufgaben zu erfüllen. Diese fallen nun größtenteils weg, man darf von Ingram also noch mehr Druck auf den Quarterback erwarten.

Schedule

Die Chargers haben den Drittschwersten Spielplan der Saison. Neben den sechs Spielen gegen die eigene Division AFC West warten die beiden East Divisions aus AFC und NFC, dazu kommen die Jacksonville Jaguars und Cleveland Browns. Wäre das alles nicht so schon schwer genug, trifft man beispielsweise auf die New England Patriots oder Dallas Cowboys auswärts. Ein positives Merkmal ist aber die Bye Week: Sie liegt genau in der Mitte in Week 9. Nach den ersten acht Spielen kann man also in Ruhe Analysieren und sich auf die zweite Saisonhälfte vorbereiten, die auf dem Papier etwas leichter daherkommt.

Prediction

Die Chargers haben durchaus Talent im Roster, allerdings gibt es noch ein paar offensichtliche Schwachstellen. Außerdem muss man bei den Bolts immer mit dem Ausfall von Leistungsträgern rechnen. Der Spielplan macht die Sache nicht leichter, alleine die sechs Spiele in der eigenen Division sind schon extrem schwer zu gewinnen, sind doch alle drei gegnerischen Teams legitime Playoff-Kandidaten. Ebenso steht noch ein Fragezeichen hinter den Heimspielen: Zum einen spielt das Team für die ersten Jahre in LA im kleinen StubHub Center, zum anderen muss sich dort wohl erst eine neue Fanbase bilden. Die letzten Heimspiele im vergangen Jahr waren schon gefühlte Auswärtsspiele, dies könnte sich wiederholen.

Zusammenfassend sollten die Chargers im Gegensatz zur vergangenen Saison definitiv einen Schritt nach vorn machen. Wenn alles positive zusammenläuft (damit ist vor allem Verletzungsfreiheit gemeint), kann man durchaus in der AFC West mithalten und das Playoff-Rennen zumindest offen gestalten. Jedoch fehlt es hinter den Startern fast überall an Depth, das könnte früher oder später zum Problem werden. Ich tippe auf einen Record von 7-9.



KOMMENTARE
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schmitza
28.08.2017 | 08:33 Uhr
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schmitza : 
28.08.2017 | 08:33 Uhr
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schmitza : 
Schöne Preview.

Ich bin ein wenig mit dem Lesen ins Stocken geraten, daher erst jetzt mein Kommentar.

Mit ist die Prediction etwas zu optimistisch.
Sehe die Chargers eher bei 5 Siegen. EInfach dadurch, dass nicht alle Teams der Division um die 8 oder mehr Siege einfahren können.

Dafür müsste West alles andere in Grund und Boden spielen.
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Steehaan
27.08.2017 | 02:28 Uhr
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Steehaan : 
27.08.2017 | 02:28 Uhr
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Steehaan : 
Danke Petzie, dem habe ich nichts hinzuzufügen
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Petzie
MODERATOR
24.08.2017 | 12:04 Uhr
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Petzie : 
24.08.2017 | 12:04 Uhr
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Petzie : 
Danke für die Preview, lässt sich gut lesen. Habe mich ja auch ein wenig mehr mit den Chargers auseinander gesetzt, da ich sie zwei Jahre in Folge gemockt habe, das war letztes Jahr teilweise schon ganz passabel was die gespielt haben, aber hintenraus ging immer die Luft aus. Dazu die ganzen Verletzten, auch dieses Jahr scheint man verflucht zu sein, das ist nicht mehr normal.

Gespannt bin ich auf das Duo Bosa/Ingram, das könnte richtig dominant werden, die O-Line hingegen ist ein großes Fragezeichen, man hat hier radikal aussortiert, ob Okung seine Sache soviel besser machen wird? ich glaube eher nicht. Dazu der Ausfall von Lamp, der fest eingeplant war, ich denke es wird wieder eine Pressure-reiche Saison für Rivers. Der muss dringend seine Turnover abstellen, das war teilweise hahnebüchen, was der geworfen hat. In einer schwächeren Division würde ich den Chargers mehr zutrauen, aber in der starken AFC West sehe ich Chiefs und Broncos vorne.

Ich denke 6-10 oder 7-9 ist durchaus realistisch, auf dem Papier ist das Roster nicht so schlecht, aber der Schedule hat es halt auch in sich
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Steehaan
16.08.2017 | 23:11 Uhr
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Steehaan : 
16.08.2017 | 23:11 Uhr
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Steehaan : 
Ach du scheiße danke airjo werde ich Morgen am laptop aktualisieren, am Handy klappt es grad nicht
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airjo
16.08.2017 | 22:52 Uhr
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airjo : 
16.08.2017 | 22:52 Uhr
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airjo : 
Gute Arbeit, Bewertung da gelassen

Btw TJ Watt ist der 1st Round Pick der Steelers (das solltest du eigentlich wissen ), der FB der Chargers ist Derek Watt
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MatzeB92
16.08.2017 | 19:16 Uhr
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MatzeB92 : 
16.08.2017 | 19:16 Uhr
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MatzeB92 : 
Schöne Preview. Vom Papier haben die Chargers ein gutes Team. Aber wie man sieht, können sie die Spieler nicht am Leben halten. Perrymann hat sich auch wieder verletzt.
Daher ist eine Vorsage des Records echt schwer. Aber ich sehe ehrlich gesagt 6-10 eher als realistisch. Der Schedule ist echt heftig.
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Steehaan
16.08.2017 | 16:31 Uhr
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Steehaan : 
16.08.2017 | 16:31 Uhr
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Steehaan : 
Wow, beim schreiben fühlte sich das gar nicht so viel an und jetzt habe ich locker 1 Stunde damit verbracht, das ganze Ding noch zu kürzen damit es in einen Blog passt :D
Wie auch immer, ich bin für Kritik sehr dankbar :)
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