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Blogpokal 2014/2015


Gründer: RoterBulle92 | Mitglieder: 25 | Beiträge: 5
Von: rudeloy
23.03.2015 | 1944 Aufrufe | 8 Kommentare | 5 Bewertungen Ø 8.2
ein rudeblog für den
blogpokal 14/15
Goldstaub

Wer am Rand steht, sieht nicht was in der Mitte der Gesellschaft geschieht. Es gibt Randgesellschaften, die sich dort sehen wollen. Die sich wohlfühlen dort wie sie stehen. Und es gibt jene die dort hingedrängt werden. Weil vielleicht das Geld nicht reicht oder der eigene Glaube keine Steine versetzt, sondern liegen lässt. Die Schiedsrichter gehen als Hybrid durch diese Welt. Sie sind in ihrer Tätigkeit verhasst und dennoch im Privatleben erfolgreiche Männer. Ein Haufen elitärer Schnösel, die zur Selbstgeißelung das gelbe Dekra-Shirt überziehen und Buße tun. Während normale Geschäftsmänner Hartplastik und daran geschnallte Dominas spüren wollen, findet der Schiedsrichter nur unter Beobachtung der Öffentlichkeit seinen inneren Frieden.

Und einmal im Jahr trifft sich die Gemeinde in einer Turnhalle in Oer-Erkenschwick um zu feiern was gefeiert gehört. Im Folgenden sind Ausschnitte aus der Begrüßungsrede zu lesen. Der Verfasser möchte anonym bleiben.

Wir sind Goldstaub. Versteht ihr liebe Genossen? Wir sind nicht einfach Teil eines Spiels. Wir sind das Spiel. Spielen mit den Gefühlen, der Leidenschaft, der Angst. Ängstlich darf man nicht sein. Und das sind wir nicht. Sind wir nie gewesen. Und wenn doch? Wenn jemand das Versagen in unsere Hallen schleppte, was haben wir dann gemacht? Applaudiert und gerufen? Nein, liebe Genossen, wir haben gehandelt. Sie müssen wissen, es gibt zwei Arten von Menschen im Leben: Die, die handeln und die, die erst einmal darüber nachdenken. Wir führen aus, wir sind die Gewalt. Unsere Finger immer am Abzug. Immer bereit zwischen Recht und Unrecht zu entscheiden. Es gibt keine Gesetze, es gibt Regeln. Und die legen wir aus. Dort hin wo sie uns passen. Wo sie Unheil und Verderben über die Anhängerschaften bringen. Die Pfeifen an unserem Handgelenk sind unser MG, unsere Knochensäge. Und doch unscheinbar, kaum auszumachen und so tödlich.

Er nahm einen Schluck aus dem im Kronleuchter glänzendem Champagnerglas und blickt zufrieden um sich. War die Halle vorher in guter Stimmung, so kochte sie schon jetzt fast über. Männer mit offenem Hemden und heruntergelassenen Hosen standen auf den Tischen und aßen Weintrauben, während ein Aquavit nach dem anderen die Kehle befeuchtete. Ein Irrenhaus erster Klasse, Business-Class mit Vollpension. Wenn die Götter auf dem Olymp auch nur in halb so viel Luxus schwelgen konnten, ihr Leben wäre vollkommen gewesen.

Meine Freunde, ich glaube das darf ich mittlerweile sagen, wir stehen erst am Anfang. Und auch wenn jeder Anfang ein Ende zu haben scheint, bin ich mir sicher, dass kein Ende stark genug sein wird, um unseren Siegeszug zu beenden. Wir schaffen das. Schaffen Tatsachen um zu überdauern. Uns zu zeigen. Ihnen allen zu zeigen, dass kein Stürmer dieser Welt an die Klasse, die Eleganz und die mentale Stärke eines Mannes unserer Klasse herankommen kann. Denn niemand, auch nicht euers Vaters Vater, wird euch das Wassers reichen können. Und sie können es auch jetzt nicht. All diese Weltmeister, Weltfußballer oder Torwarttitanen. Alles lappenartige Kreaturen, die uns beim Toilettengang das Toilettenpapier nicht wert sind.

Wir sind Goldstaub. Noch einmal. Eine Hand voll Goldstaub mag nicht viel erscheinen. Es ist nicht das Gewicht eines Barren oder einer Uhr. Aber wenn dieser Staub, geschaffen aus dem edelsten aller Metalle, erst einmal in Bewegung gesetzt wird, wenn er fliegt, wenn all seine Partikel im Licht der Sonne ihren Glanz preisgeben, dann ist aus der Handvoll Staub eine funkelnde Wolke geworden, die jede Sonne verdunkeln kann. Viele kleine Puzzleteile ergeben ein großes Ganzes. Aber wir sind kein Stück Karton, wir sind Gold.

Und was haben sie, liebe Genossen, nicht alle über uns geschimpft. Und was schimpfen sie nicht auch heute noch Wochenende für Wochenende. Diese Narren. Ihr Häme sind unser Benzin, sind dem Nitro sein Glycerin. Wir pfeifen nicht für Anerkennung, wissen wir doch um unseren Wert. Denn jeder Pfiff, jede Entscheidung kann Existenzen zerstören, alltägliches Leid über die einfachsten Menschen unserer Bevölkerung bringen. Wir, die wir verstehen warum sich die Welt dreht, wie sie sich dreht, wir, die sehen was der Eule in der Nacht verborgen bleibt, wir spüren die Notwendigkeit unserer Taten. Wir sind dem Batman sein Joker, dem Griechen die Merkel. Dem Gleichgewicht der Welt, dem Kammerspiel zwischen Gut und Böse, sind wir verpflichtet. Wir sehen den höheren Sinn, werte Kollegen. Und manchmal bedeutet das auch seine eigenen Gefühle hinten anzustellen. Für die große Sache ein persönliches Opfer zu bringen.

Eine Schubkarrenladung Kokain hat den Saal in eine wilde Spielwiese verwandelt. Alles was in dieser Halle passiert, bleibt in dieser Halle. Die neuen trifft es besonders hart. Doch auch sie sind drauf. High wie Matt Egale schweben sie über der Szenerie und nehmen alles was kommt. Malle ist nur einmal im Jahr, so singen es die Menschen am Ballermann. Das hier ist nicht der Ballermann. Das hier ist das Fegefeuer 2.0. Apokalypse in Reinform. All der Druck, all der Hass der diesen Männern wiederfährt, einmal im Jahr darf er raus. Hinein in eine surreale Fiktion einer Gesellschaft, die sich im Verborgenen trifft, um die Lasten aus der Öffentlichkeit abzulegen. Es nicht gut oder ehrenhaft was hier passiert. Aber es passiert. Muss passieren, weil sonst kein Mensch in dieser Suppe schwimmen könnte. Das Rettungsboot in stürmischen Zeiten, die freie Liege in Rimini. Die vollkommene Entladung. Das Gewitter deines Lebens.

Wer sind Freimaurer oder Tempelritter? Diese Ganzen historischen Orden, die sich treffen und an ihrem Geld und Erflog laben. Wer ist dieses Pack? Wo sind sie? Wir stehen an der Front, wir leiten ein Spiel, aber vielmehr das Schicksal von 50.000 Menschen. Wie viele Kinder wurden durch unsere Pfiffe schon gezeugt, wie viele Ehen geschieden. Wir leben und handeln im Jetzt. Hier und heute verteilen wir jedes Wochenende Kostproben unserer Macht. Und wir tuen das nicht im Geheimen. Nein, wir stehen dafür ein. Mit Gesicht und Namen,. Mit Schweiß und Eloquenz. Alles Männer mit tadellosen Lebensläufen, mit Überzeugung in der Stimme und Feuer in den Augen.

Doch auch wir werden unterdrückt, werden zu Maßnahmen gezwungen die keiner haben will. Ich sehe es in euren Blicken. Ich weiß, was in meinen Männern vorgeht. Ganze Kerle. Eichen, keine Fichten. Stahl bis ins Mark. Und doch müssen wir Frauen aufnehmen, will diese Steinhaus sogar bis in die Bundesliga. Niemals! Der fehlen doch die Eier! Liebe Genossen, Frauen gehören ins Bett, sollen zukünftige Generationen von Schiedsrichtern gebären. Es ist ihr Opfer, das was sie aufgeben müssen, um der Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Um danke zu sagen. Danke, dass sie leben und an den selben Tischen mit uns essen dürfen. Aber wo bleibt der Dank? Wo bleibt der Applaus, die Demut? Brüste gehören in den Playboy und nicht in den Kicker!

Die Feierlichkeiten überdauerten die Nacht und endeten in einer Kuchenschlacht zum Brunch. Große Reisbusse mit getönten Scheiben fuhren vor, luden die Maße ein und brachten sie weit, weit weg. Die Turnhalle wurde gesprengt. Ein ganz normaler Tag in Oer-Erkenschwick. Nicht einmal Omma Hilde juckte es. Sie war einfach froh, dass der neue Penny nun doch gebaut werden konnte. Denn eines ist klar: Leiden dürfen die Menschen. Aber bitte nicht unter mangelnder Discounterauswahl.

ø 8.2
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KOMMENTARE
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Karrramba
MODERATOR
27.03.2015 | 20:11 Uhr
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Karrramba : 
27.03.2015 | 20:11 Uhr
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Karrramba : 
Meine Simme bleibt hier bei rudeloy.
Ich find die Worte stellenweise grandios..anders kann ichs nicht ausdrücken. Wirklich, wirklich schön..
Dass gero ein starkes Stück Blogpokal geliefert hat, muss ich gar nicht betonen. In diesem Duell habe ich jedoch meinen persönlichen Sieger hier gefunden.

Meine Stimme für rudeloy
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sefanali
27.03.2015 | 17:42 Uhr
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sefanali : stark
27.03.2015 | 17:42 Uhr
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sefanali : stark
Kurz und knackig...
Ich mag dich nicht... Dawizzle.

Jetzt zur Abstimmung:
Gerosimo, mal wieder einer von deinen so hoch gelobten Blogs!
Leider finde Ich den Stil bei jedem deiner Blogs scheiße. Ist einfach nicht meins, no offense.
Rudelroy, der erste Blog von dir, den ich gelesen habe (so weit Ich Spoxlegende mich erinnern kann). Gefällt mir sehr gut!
Insgesamt möchte Ich meine Punkte daher für Rudelroy abgeben!
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Dawizzle
27.03.2015 | 13:37 Uhr
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Dawizzle : 
27.03.2015 | 13:37 Uhr
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Dawizzle : 
Na, ist denn schon Ostern? Dawizzle beehrt den Blogpokal mal wieder mit seiner Anwesenheit.

Wie immer sind beide Texte sehr gut. gerosimo hat mal wieder einen typischen (d.h. sehr guten) gerosimo-Blog geschrieben, der in seiner Unerwartbarkeit fast schon erwartbar war. Dennoch ist für mich rudelroy der Sieger. Zum Einen moralisch, weil er immer wieder solche starken Texte raushaut, obwohl die Aufmerksamkeit hier ja im nicht mehr messbaren Bereich lag. Zum Anderen gefällt mir der Schreibstil und der Pathos.

Kurz und knapp: meine Stimme geht an rudelroy
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Broich
24.03.2015 | 20:32 Uhr
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Broich : 
24.03.2015 | 20:32 Uhr
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Broich : 
Klasse Duell, Kinders!
Im Aufbau und der letzendlich ziemlich genialen Auflösung finde ich zwar Geros Stück besser, der Rudelblog bekommt aber meine Stimme. Der Text ist wunderbar pathetisch und irgendwie wahr. Vielleicht lag es auch daran, dass die Rede mit Hans Zimmer im Hintergrund gleich ganz ridley-scott-esk wirkt.

Meine Stimme bleibt hier.
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FCBesi
24.03.2015 | 16:10 Uhr
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FCBesi : 
24.03.2015 | 16:10 Uhr
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FCBesi : 
Sehr schöner Blog, auf jeden Fall 10 Punkte, allerdings nicht mein Sieger diese Woche, Erklärung unter dem (für mich) Gewinnerblog.

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Voegi
MODERATOR
24.03.2015 | 14:57 Uhr
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Voegi : 
24.03.2015 | 14:57 Uhr
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Voegi : 
schönes ding. mir vllt etwas zu verschwurbelt. dennoch sehr stark. aber gero hat mich einen tick mehr überzeugt...
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gerosimo
24.03.2015 | 07:22 Uhr
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gerosimo : 
24.03.2015 | 07:22 Uhr
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gerosimo : 
@rudeloy:
Auf ein gutes Duell!!!
Ich freue mich vor allem, dass wir uns hier eins liefern ...

Du hast einen starken Text geliefert, für den ich gerne verdiente 10 Punkte da lasse ...
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rudeloy
24.03.2015 | 07:18 Uhr
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rudeloy : 
24.03.2015 | 07:18 Uhr
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rudeloy : 
Dies ist mein Beitrag zum Blogpokal.

Mein Gegner ist gerosimo

http://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/Kein-so-uebler-Kerl,216571.html

Viel Spaß!
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