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Spox-Wintersport


Gründer: Maxi_FCB | Mitglieder: 32 | Beiträge: 14
Von: Dolo
24.11.2013 | 4645 Aufrufe | 3 Kommentare | 4 Bewertungen Ø 10.0
Biathlon Weltcup 2013/14
Zwei Küken für Deutschland
Ein Portrait der deutschen Biathlon Hoffnungen Laura Dahlmeier und Franziska Preuß

Winter is coming, heißt es in einer weltbekannten HBO-Serie. Während man dort mehrere Jahre auf den Winter warten muss, steht bei uns tatsächlich der Winter vor der Tür. Mit dem Winter kommt das schönste dieser, sonst so kalten und düsteren Jahreszeit, nämlich der Wintersport. Besonders im diesen olympischen Winter steht der Wintersport im Fokus. Vor allem der Biathlonsport, welcher zur Nummer 1 Wintersportdisziplin in Deutschland avancierte. Doch die Vorzeichen stehen diesmal nicht gut. Nachdem Rücktritt von Vorzeigeathletin Magdalena Neuner zur Saison 2012/13, sucht der DSV weiterhin nach einem neuem Gesicht für die Biathlon Materie. Also stellt man sich die Frage, wer in Zukunft diese Rolle einnehmen kann. Nach einem erwartet schwierigen letzen Winter kann man diese Frage final nicht beantworten. Vielmehr deutet es drauf hin, dass man viel Geduld aufbringen muss. Gewiss hat Miriam Gössner das Potenzial (3 Weltcup-Siege in der letzten Saison), doch ich möchte in diesen Text 2 andere Athletinnen vorstellen, die eine große Zukunft haben könnten.


Laura Dahlmeier (20):


Zugeben, nachdem letzten Weltcup-Rennen der letzten Saison ist Laura Dahlmeier keine Unbekannte mehr, dafür war ihr Einstieg viel zu spektakulär. Es war der 15. Februar 2013, als die Damen Staffel der Weltmeisterschaft in Nové Msto na Morav stattfand. Die Weltmeisterschaft lief für die deutschen Biathleten bisher eher bescheiden, nur die Silber Medaille für Andrea Henkel im Einzel war zufrieden stellend. Nadine Horchler, die für die Staffel eingeplante war, zeigte sich im Zeitraum der WM in einer desolaten Form. Im Sprint wurde sie nur 84ste und im Einzel reichte es auch nur für Platz 28. So trafen die Verantwortlichen beim DSV eine riskante Entscheidung, sie nominierten die Eratzläuferin Laura Dahlmeier für die Staffel, eine 19-Jährige Athletin, die bisher noch keinen Einsatz im Weltcup hatte, die nicht einmal im 2 klassischen IBU-Cup gestartet ist. Vergleichbar wäre eine Beförderung von der A - Jungend in ein Champions-league Finale. Doch die Zweifler durften nachdem Rennen verstummt sein. Als sie als dritte Starterin auf die Strecke ging, lag die deutsche Staffel nur auf Rang 8, der Rückstand betrug 38 Sekunden. Doch dann kam der große Auftritt der Laura Dahlmeier. Durch gute Laufleistung und einem perfekten und schnellen Schießen übergab sie nach 7,5 km, als erste. Auf der Schlussrunde attackierte sie die etablierte Valj Semerenko, die 2 Tage zuvor Bronze im Einzel holen konnte, und schaffte es noch paar Sekunden zwischen ihnen zu legen. Dass diese grandiose Leistung mit keiner Medaille belohnt wurde, lag daran, dass Schlussläuferin Andrea Henkel, die sonst so verlässlich agiert, beim letzten Schießen den einen oder anderen Nachlader zuviel brauchte. Am Ende war es nur Platz 5, das erste Mal seit 1994 reichte es für eine deutsche Damen Staffel nicht für eine WM-Medaille, dennoch durfte man sich aus deutscher Sicht über den Auftritt von Laura Dahlmeier freuen.


Schon mit 7 Jahren fing sie mit den Biathlon Sport an, betrieb neben Biathlon noch Ski-Alpin, entschied sich jedoch mit 9 Jahren nur noch Biathlon zu betreiben, eine goldrichtige Entscheidung, denn in den folgenden Jahre dominierte sie den Deutschlandpokal ( Nationale Rennen, vor allem für Junioren). Sie eilte von Sieg zu Sieg, z.B. in der Saison 2009/10, als sie in ihrer Altersklasse bei jedem Start auch siegte. Aber sie überzeugte nicht nur national, sonder auch international, bei den European Youth Olympic Festival 2011 in Liberec, erzielte sie ebenfalls ein perfektes Resultat, bei allen 3 Starts holte sie die Goldmedaille. Der Höhepunkt ihrer Juniorenkarriere sollte jedoch die Juniorenweltmeisterschaft 2013 in Obertilliach werden, dort wollte sie endlich die Goldmedaille gewinnen, die ihr in den 2 Jahren zuvor verwehrt wurden ist. Dies schaffte sie direkt im ersten Rennen, den Sprint. Nach Silber in der Verfolgung und erneuten Gold in Einzel, siegte sie auch als Schlussläuferin mit der Staffel. Erst durch diese Leistungen sprang sie noch kurzfristig auf den WM-Zug auf und ermöglichte ihr den Staffeleinsatz. Dass sie nach der Weltmeisterschaft im Weltcup-Team blieb, durfte keinen überraschen, jedoch wie sie auch dort auftrat. In den 7 verbleibenden Weltcup-Rennen schaffte sie es 5-mal in die Top 10, genauso viele Top 10 Plätze wie Nadine Horchler, Franziska Hildebrand und Evi Sachenbacher-Stehle zusammen, bloß brauchten die 3 dafür insgesamt 51 Starts.


Ein wesentlicher Grund für diese Ergebnisse war eine gute Laufleistung. Normaler Weise sind es Welten zwischen Junioren-Ebene und Weltcup-Niveau. Selbst der Unterschied zwischen IBU-Cup und Weltcup ist groß. Dennoch schaffte es Dahlmeier meist in den Laufzeiten in die Top 15 des Weltcups. Man darf gespannt sein, wie ihre Entwicklung gerade in dieser Disziplin weitergeht. Eine kleine Träumerei hätte ich dann noch: Bei der Generalprobe zu Olympia beim Weltcup in Sotschi, führte sie die deutsche Damen-Staffel als Schlussläuferin zum Sieg. Besonders ihre Renneinteilung ist hier hervorzuheben, sie schaffte es auf ihrer Schlussrunde sich noch mal zusteigern. Eine Widerholung des Rennausgangs ist vielleicht nicht realistisch, jedoch träumen darf man ja.


Franziska Preuß (19):


Anders als Dahlmeier, fing Franziska Preuß vergleichsweise spät mit den Biathlonsport an. Sie betrieb zuerst Leichathletik. Doch mit 15 Jahren schenkten ihre Eltern ihr einen Gutschein für das Biathlon-Trainingscamp, das von Fritz Fischer (Disziplintrainer der Herren-Mannschaft) geleitet wird. Dieser Tag veränderte dann meine sportliche Laufbahn, sagte sie später.


Von diesen Tag an ging es für die Quereinsteigerin steil berg auf. Nicht mal 3 Jahre nach ihrer ersten Biathlon Erfahrung, qualifizierte sie sich für die 1. Olympischen Jugend-Winterspiele in Innsbruck. Sie holte insgesamt 3-mal Gold und einmal Silber und wurde so zur erfolgreichsten Athletin. Allgemein wurde es ein sehr erfolgreiches Jahr für Preuß, sie gewann noch zusätzlich in ihrer Altersklasse die Gesamtwertung im Deutschlandpokal, punktgleich mit Laura Dahlmeier. Spätestens jetzt war klar, dass man ein weiteres großes Talent im DSV besitzt.


Dies bewies sie auch im letzten Winter: Bei den Laura Dahlmeier Festspiele der Junioren-WM in Obertilliach, zeigte auch sie hervorragende Leistungen. Preuß, die eigentlich noch bei der Jugend hätte starten können, belegte im Sprint Platz 5, in der Verfolgung sowie im Einzel erreichte sie den 3. Platz. Zum guten Schluss holte sie als Startläuferin auch die Goldmedaille in der Staffel. Während sich Dahlmeier nach der erfolgreichen Junioren-Weltmeisterschaft auf die Senioren-WM vorbereitete, absolvierte Franzi Preuß die Europameisterschaften im bulgarischen Bransko. Zwar fehlen bei so einer Europameisterschaft die Top-Biathleten, dennoch waren paar bekannte Namen im Teilnehmerfeld vorhanden, wie z.B. Monika Hojnisz (Bronze Medaillen Gewinnerin bei der WM in Nové Msto im Massenstart), Julija Dschyma oder aus deutscher Sicht Karolin Horchler. Für Preuß war diese Europameisterschaft das erste Messen mit internationalen Senioren. Und sie wusste zu überzeugen: Im Sprint wurde sie fünfte, in der Verfolgung zweite und holte mit vorzüglicher Leistung mit der Staffel Gold, nur im Einzel hatte sie keinen so guten Tag und wurde nur 18.

Für die letzten beiden Weltcup-Stationen in Russland nominierte der DSV auch jüngere, perspektivische Starter, wie z.B. Vanessa Hinz, jedoch verzichteten sie noch auf die jüngere Franziska Preuß. Jedoch sollte der Winter für sie nicht vollkommen Ereignislos vorbei gehen. Sie gewann schließlich noch einmal den Deutschlandpokal, indem sie bei allen 9 Wettbewerben den ersten Platz belegte.


Eine Verschnaufpause sollte es für sie im Sommer jedoch nicht geben. Nach intensiven Training stand schließlich Ende September die deutschen Meisterschaften statt. Zwar muss man sagen, dass Miriam Gössner nicht teilgenommen hat und sowohl Andrea Henkel als auch Laura Dahlmeier mit Sicherheit nicht in einer guten Verfassung antraten, jedoch was Franziska Preuß dort zeigte war schlicht und einfach grandios. Sie holte insgesamt 3 deutsche Meisterschaften, mit teilweise irrwitzig großem Vorsprung, im Einzel gewann sie mit 1.20 min (!) Vorsprung auf Andrea Henkel oder im Massenstart als Karolin Horchler erst 53 Sekunden später als Preuß im Ziel ankam. Dass man diese Ergebnisse im Sommer nicht mit denen im Winter vergleichen kann, dürfte klar sein, jedoch hat Franzi Preuß ein großes Ausrufezeichen gesetzt, das auch den Trainern aufgefallen ist, sie wurde für den Weltcup Auftakt in Östersund nominiert.


Ohne Zweifel, im Sommer hat eine Leistungsexplosion bei ihr statt gefunden, sie hat läuferisch zu den anderen Athleten aufgeschlossen und vielleicht sogar überholt. Ihre große Stärke liegt jedoch in der Schießzeit. Darauf darf sich der Zuschauer im kommenden Winter freuen: Schnellfeuereinlagen. Jedoch gibt es Tage, da gibt es den einen oder anderen Fehlschuss zuviel. Es fehlt ein bisschen die konstant beim Schießen, jedoch ist Franziska Preuß erst 19 Jahre alt, es ist nicht mal 5 Jahre her, als sie mit dem Biathlon anfing, man darf also optimistisch sein.


Fazit:


Im Januar dieses Jahres fällten die Verantwortlichen eine Entscheidung, die im Biathlon-Kreis

heftig diskutiert wurden ist, sie verzichteten beim Heim-Weltcup in Oberhof auf eine mögliche 6 deutsche Starterin, und nominierte nur 5. Diese unpopuläre Entscheidung begründete Chef-Trainer Gerald Hönig so: Die aktuelle Situation im deutschen Damen-Biathlon ist einfach so, Neben den Fünf, die wir hier an den Start bringen, hat sich keine massiv aufgedrängt. Doch Dahlmeier und Preuß haben sich im letzen Winter aufgedrängt und stehen so zu Recht im Aufgebot zum Weltcup-Auftakt in Östersund. Gerade in der Zeit, indem der deutsche Biathlon-Sport in einer leichten Krise steckt, bringen solche Talente viel Hoffnung. Der kommende Winter wird dennoch noch mal ein schwerer werden, Andrea Henkel ist nicht mehr die jüngste, hinter Miriam Gössner steht nach ihren schweren Unfall im Sommer ein großes Fragezeichen. So richtet sich automatisch der Fokus auf die jungen Talente. Aber irgendwas von ihnen zu erwarten wäre nicht Richtig. Von Überraschungen zu träumen darf man, aber zu rechnen, dass diese real werden, ist falsch, so nimmt man den jungen Sportlern ihre größte Waffe, nämlich die Unbekümmertheit. Es kann also sein, dass wir die Olympischen Spiele ohne Einzelmedaille bei den deutschen Biathlon-Damen erleben. Doch sollte man Wissen, dass es mittlerweile wieder Sportler gibt die in Zukunft eine große Rolle spielen können.


Und das ist das schöne an den Jahreszeiten: Nachdem Winter kommt der Frühling, dann der Sommer und der Herbst und dann heißt es schließlich wieder: Winter is coming.

KOMMENTARE
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Lombroso
26.11.2013 | 19:18 Uhr
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Lombroso : 
26.11.2013 | 19:18 Uhr
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Lombroso : 
Vielen Dank für den auschlussreichen Blog! Gerade über Franziska Preuß wusste ich eigentlich noch gar nichts.

Natürlich müssen - und werden - sich die beiden noch weiterentwickeln. Ich hoffe aber inständig, dass die Trainer den beiden auch die Chance dazu geben. Vor allem das Festhalten an durchschnittlichen bzw. formschwachen Athleten hat leider immer mehr Überhand genommen im Biathlon. Wenn ich daran denke, dass Laura Dahlmeier bei der Weltmeisterschaft NUR in der Staffel eingesetzt wurde, könnte ich die Wände hochgehen... Als ob die Alternativen in den Einzelwettbewerben im Weltcup so herausragend gewesen wären (Bachmann, Horchler).
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Maxi_FCB
24.11.2013 | 19:31 Uhr
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Maxi_FCB : 
24.11.2013 | 19:31 Uhr
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Maxi_FCB : 
Super Ding, Dolo, klare 10P!
Unglaublich informativ, tolles Porträt der beiden Kücken.

Mal sehen, wie sich die beiden entwickeln, wäre ja dringend nötig, dass da was talentiertes nachkommt, sonst sähe es im Jahr 2 n.N. ja nicht so rosig aus, vor allem im Hinblick auf Olympia...
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ausLE
MODERATOR
24.11.2013 | 13:45 Uhr
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ausLE : 
24.11.2013 | 13:45 Uhr
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ausLE : 
Sehr schönes Porträt der zwei jungen Damen Dolo!!!

Ich bin echt gespannt, wie sich die Frauen schlagen werden und hoffe, daß alles ausgelegt ist auf Sochi. Klar, Weltcup ist wichtig, aber Turin bzw Vancouver haben gezeigt wann man die Früchte ernten muss.

Ebenso wird es wichtig sein, daß die Medien bei event.Nichterfolg im Weltcup ruhig bleiben. Gilt natürlich genauso, falls sie im Vorfeld alles abräumen sollten

Ich freue mich und schließe mich an. Winter is coming!
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