Bremen wird allen St. Pauli-Fans auf Ewig in guter Erinnerung bleiben, denn das erste Spiel der Paulianer in der 1.Bundesliga am 6. August 1977 wurde mit 3:1 gewonnen – gegen Werder. Der bislang einzige Sieg für Pauli gegen Bremen in der ersten Liga bei 14 Partien.

Beide Teams präsentierten sich zuletzt nicht in bester Form. Werder holte aus den letzten vier Ligapartien einen lausigen Punkt, fing dafür aber 13 Gegentore! Naja, und Pauli holte auch nur einen Punkt aus den letzten 5 Spielen und erzielte dabei zwei mickrige Tore. Was konnte das also schon für ein Spiel werden, 0:0 vielleicht…

Bremen mit akuten Personalsorgen, deswegen feierten Felix Kroos und Dominik Schmidt ihr Liga-Debut nachdem sie in London am Mittwoch bereits in der CL ran durften (oder mussten). Dazu saßen nur fünf Spieler auf der Bank, von denen 4 Spieler eigentlich zur U-23 gehören und keiner mehr als ein Bundeligaspiel vorweisen konnte.

Zum Spiel selbst
Es wurde jedoch ein rassiger und ereignisreicher Start mit Chancen auf beiden Seiten, aber nur Werder erzielte die Tore. In der ersten Minute fiel das 1:0. Eine etwas glückliche Ballstafette, dann aber ein toller Pass von Fritz in die Schnittstelle der Kiez-Abwehr auf Almeida. Der guckt Kessler aus und schiebt ein. Das erste Pflichtspieltor der Bremer im Monat November! In der 20. Minute kontert Werder nach einer Pauli-Ecke. Bartels verschätzt sich bei einem Hunt-Befreiungsschlag, Marin nimmt das Leder auf und passt in den Lauf von Almeida, der das Leder allein vor Kessler überlegt unten links versenkt.
Direkt nach beiden Toren gab es große Chancen für St. Pauli. Asamoah traf mit einem Kopfball in der zweiten Minute nur die Latte und in der 21. Minute hatte Bartels die Riesenchance, seinen Fehler wieder gut zu machen. Eine klasse Fallrückziehervorarbeit von Ebbers spielt Bartels frei, der schiebt den Ball aus 6 Metern nur an die Latte, weil Wiese den Ball mit einer Weltklasse-Reaktion noch ablenkt.
Zwischendurch gab es noch einen krummen Fernschuss von Lehmann, den Wiese um den Pfosten lenkte und eine Chance durch Mertesacker, der nach einem abgefälschten Freistoß frei vor Kessler auftauchte und ihn anschoss.
Danach verflachte das Spiel etwas, was aber nach dieser rasanten Anfangsphase auch kein Wunder war. Werder zog sich relativ weit zurück wenn man bedenkt, dass man ein Heimspiel gegen einen Aufsteiger hat. St. Pauli hatte mehr vom Spiel, doch diverse Ecken und aussichtsreiche Freistoßpositionen brachten nicht die große Torgefahr. Werder versuchte mit schnellem Überbrücken des Mittelfelds zu Torgefahr zu kommen, doch mehr als ein Schuss von Hunt nach 37 Minuten sprang auch nicht heraus.
Ein gutes Spiel in der ersten Halbzeit mit einer verdienten Bremer Führung, die um ein Tor zu hoch ausfiel.

Die zweite Hälfte begann wie die erste aufhörte. Pauli mit viel Ballbesitz, über Passstafetten versuchte man, die Lücke zu finden, aber meist war der letzte Pass zu ungenau. Bremen agierte zurückgezogen und auf Sicherheit in der Defensive aus. Konter blieben ineffektiv, bis in der 64. Minute ein schöner Angriff über den eingewechselten Husejinovic den Weg zu Almeida fand, dieser stand frei vor Kessler und machte seine dritte Bude aus leicht abseitsverdächtiger Position!
Damit war das Spiel gelaufen, St. Pauli konnte sich kaum noch klare Torchancen erarbeiten, jedoch wirkte die Bremer Hintermannschaft auch nicht immer sammelfest. Leider kam es noch zu zwei unschönen Szenen. Die Dummheit des Spiels in der 80. Minute! Harmlose Szene im Mittelkreis, Zambrano behackt Almeida, der verliert die Nerven und schlägt gegen Zambrano nach, klare rote Karte! Leider, denn Hugo wird uns fehlen in den nächsten Wochen. In der 89. Minute gab es eine weitere rote Karte, diese gegen Thorandt, der nach einem harten Einsteigen gegen Frings vom Platz flog.

Fazit: Bremen spielt mal so gar nicht im Werder-Style der letzten Jahre. Abwartend und tief in der eigenen Hälfte. Der Aufsteiger macht über weite Strecken das Spiel und trotzdem gewinnt Bremen deutlich mit 3:0 dank eines abgeklärten Hugo Almeida, der seinen ersten Dreierpack in der Liga schnürte. Leider sorgte er, zusammen mit Thorandt, auch für den negativen Höhepunkt mit der roten Karte und einer möglichen lange Sperre.
Für Pauli ein Tag zum vergessen, spielerisch nicht wirklich schlechter, am Ende aber doch deutlich verloren. Der Trend der letzten Wochen setzte sich fort, gute Leistungen auf dem Platz werden trotzdem nicht in Punkte umgemünzt.

Schaaf nach dem Spiel: "Es war noch nicht so das ganz Runde. Die Zweikämpfe waren besser als in den letzten Spielen. Und auch der Weg nach vorne hat wieder funktioniert heute. Wir haben viele kleine Schritte gemacht heute, sind sie angegangen und haben sie umgesetzt. Trotzdem ist noch nicht alles gut, aber wir müssen da weitermachen."

Was bleibt:
Drei Punkte natürlich. Dazu die Erkenntnis, dass Bremen mit einigen Jugendspielern durchaus Druck auf die arrivierten Spieler im Kader ausüben könnte. Schmidt feierte ein gutes Debut als Außenverteidiger, Kroos ehr durchschnittlich mit einigen Fehlern im Spielaufbau. Jedoch hat er sein Potenzial angedeutet und wird Bremen in Zukunft helfen, da bin ich sicher. Auch Husejinovic konnte teilweise überzeugen.
Ein fader Beigeschmack durch Almendes rote Karte bleibt ebenfalls zurück. Der treffsicherste Stürmer der Bremer wird dieses Jahr wahrscheinlich nicht mehr zum Einsatz kommen können.

Und trotzdem sollte das Ergebnis nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch lange nicht alles wieder schön ist in Bremen. Ich bin mit Schaaf daccord, dass es nur ein kleiner Schritt aus der Krise war. Die Balance zwischen Abwehr und Sturm passte etwas besser, trotzdem hätte es zur Pause auch 2:2 stehen können. Eine dominante oder gar erdrückende Spielweise ist von Werder im Moment aber auch nicht zu erwarten, dafür fehlt das Personal und das Selbstvertrauen. Bis zur Winterpause kann Bremen mit diesem System hoffentlich noch einige Punkte holen, um dann während der Pause eine neue Struktur in den Kader zu bekommen.

Die Schaaf-Kritiker werden wieder verstummen, zumindest bis zur nächsten Niederlage. Aber wenn der Weg, der "Kleinen Schritte" weitergegangen wird, bin ich zuversichtlich, dass Bremen die Krise hinter sich lässt - mit Schaaf.