Nachdem die Redskins in den Jahren 2013 und 2014 sehr enttäuscht hatten, sollte es vergangene Saison wieder zu einem 9-7 und dem daraus resultierenden Division Title reichen, der die Teilnahme an den Playoffs ermöglichte. Hier zog man jedoch im Wild-Card Game gegen die Packers mit 18-35 den Kürzeren.

Nichtsdestotrotz verlief die Saison überraschend gut, unter anderem auch, weil mit Kirk Cousins eine vermeintliche Lösung auf der Position des Quarterbacks gefunden werden konnte. Diese Saison gilt es nun, an den Erfolg des letzten Jahres anzuknüpfen.

Offseason

In der Offseason drehte die Franchise an einigen Stellschrauben: Während man sich bei Kirk Cousins via Franchise Tag ein weiteres Jahr Evaluation vorbehielt, wurde der Vertrag mit Alfred Morris, der durchschnittlich immerhin über 1000 Yards pro Saison erlief, nicht verlängert. Dazu muss jedoch auch gesagt werden, dass Morris von Jahr zu Jahr weniger Yards verzeichnete. Somit werden die Redskins mit Matt Jones als Starter in die Saison gehen, den die Coaches in ihrem Laufspiel, welches nächstes Jahr wohl mehr auf Powerrun basieren wird, als geigneteren Spieler ansehen.

Das Receiving Corps wurde durch First Round Pick Josh Doctson erweitert, der aber aller Vorraussicht nach erstmal hinter Desean Jackson und Pierre Garcon herangeführt werden soll. Darüber hinaus gelang es, Star Tight End Jordan Reed mit einem langfristigen Vertrag auszustatten.

Mit Vernon Davis sorgte man auch für die nötige Tiefe auf dieser Position.

Endgültig abgeschlossen wurde das Kapitel Robert Griffin III. Der Quarterback, für den man im Draft 2012 einst teuer tradete, wurde wie erwartet entlassen.

Auch auf der anderen Seite des Balles gab es einige Abgänge zu verzeichnen:In der Front Seven trennte man sich von dem Veteranen Jason Hatcher sowie von Nose Tackle Terrance Knighton. Auch wenn beide Spieler zusammen 29 Starts verzeichneten, sollten diese Abgänge nicht allzu schwer wiegen und auffangbar sein. So verpflichtete man mit Kendall Reyees einen deutlich jüngeren Spieler und brachte damit neben frischem Blut auch mehr Potential in die D-Line, wenngleich etwas Erfahrung verloren ging.

Wie in einem schlechten Film hingegen muss sich Junior Gallette vorgekommen haben. Dem Outside Linebacker, der bereits die vergangene Saison aufgrund eines Risses der Achillessehne komplett verpasst hatte, ereilte das selbe Schicksal erneut, sodass er seinem Team auch diese Saison nicht auf dem Feld helfen kann.

Der spektakulärste Zugang der Redskins ist zweifelsfrei Josh Norman, der die Secondary verstärken soll und den Redskins einen wahren No.1 Cornerback gibt. Hier gelang es General Manager Scot McCloughlan, sich gegen zahlreiche weitere Interessenten durchzusetzen.Weiterhin ergänzt wurde die Secondary durch die Draft Picks von Cravens und Kendall Fuller. Während Cravens als vielseitiger Spieler wohl eher als Strong Safety oder aber auch als Linebacker zum Einsatz kommen wird, erhält man mit Kendall Fuller einen sehr talentierten Cornerback, der ohne Bedenken bezüglich seiner Gesundheit sicher eher gezogen worden wäre. Auch beim Super Bowl Champion aus Colorado bediente man sich, Safety Bruton Jr. unterschrieb für drei Jahre. Für mehr Tiefe sorgt Cornerback Greg Toler, im Gegenzug trennte man sich von Chris Culliver.

Insgesamt lässt sich zur Offseason sagen, dass es kaum schwer wiegende Abgänge gab, während man bemüht war, das vorhandene Team sinnvoll zu ergänzen. Hier scheute man sich auch nicht davor, viel Geld in die Hand zu nehmen, wie die Verpflichtung von Norman sowie der neue Vertag von Reed aufzeigen. Auch die Draft Picks wurden nachvollziehbar und sinnvoll eingesetzt.

Offense: Cousins und sein Arsenal

Die Offense Washingtons wusste letztes Jahr durchaus zu überzeugen. Angeführt von Quarterback Kirk Cousins, war man gerade im Passspiel sehr erfolgreich. Cousins stellte gleich mehrere Franchise Rekorde ein: Seine 4.166 Passing Yards, die 379 angekommenen Pässe sowie eine Completion Percentage von über 69% sind Spitzenwerte in der Historie Washingtons. 7.7 Yards pro Passversuch ergaben ligaweit gesehen Platz 7, die Quote von 69,6% angekommener Pässe stellte gar den Ligabestwert dar. Spannend bleibt, ob Cousins dieses Niveau halten kann oder sich sogar weiter verbessern kann. Die Waffen dazu wurden ihm auf jeden Fall zur Seite gestellt. Mit Jordan Reed hat er einen sehr zuverlässigen Tight End, der gerade in der Red Zone gerne von Cousins gesucht wird.(11 TD Receptions letztes Jahr) Ergänzt wird Reed durch Vernon Davis, der zwar durch Athletik besticht, aber auch immer mal wieder negativ mit Drops auffällt. Auch darüber hinaus schickt Washington ein sehr starkes Receiving Corps aufs Feld: Desean Jackson und Pierre Garcon sollen Außen für Furore sorgen, während Jamison Crowder im Slot auf seine vielversprechende Rookie Saison aufbauen möchte. Letzterer wird neben Garcon und Jackson zwar gerne vergessen, kann mit seiner Explosivität aber sehr wichtig werden. So wusste er vergangene Saison bereits durch 604 gefangene Yards zu beeindrucken, an diese Werte gilt es, nun, im zweiten Jahr, anzuknüpfen. Einzig die vier Fumbles, die er sich vergangenes Jahr erlaubte, sollte er minimieren. Hinter diesen Receivern soll Rookie Josh Doctson lernen, bevor er dann wohl Garcon, dessen Vertrag ausläuft, beerben soll. Aufgrund des starken Receiving Corps kann Washington sich diesen Luxus erlauben, wenngleich Doctson eigentlich zu talentiert ist, um ihn nur selten einzusetzen. Deshalb kann man davon ausgehen, dass auch er seine Snaps bekommen wird. Im gesamten Passspiel dürfen sich Fans der Redskins Verbesserung erhoffen, da Cousins im zweiten Jahr als Starter wohl noch besser mit seinen Receivern harmonieren wird.

Beschützt wird Cousins dabei von einer überdurchschnittlichen Offensive Line. Mit Trent Williams hat man auf der wichtigen Position des Left Tackles einen qualitativ sehr hochwertigen Spieler, der in der Lage ist, den gegnerischen Pass Rusher aus dem Spiel zu nehmen. Auch die andere Tackle Position ist mit Morgan Moses solide besetzt. Die beiden ließen letzte Saison nur 2,5 bzw. 3,5 Sacks zu. Etwas mehr Sorgenfalten bereitet da der Blick auf die Interior Line: Center Lichtensteiger spielte letztes Jahr enttäuschend schwach und ist eine klare Schwachstelle in der Line. Diese Mängel machten sich besonders im Laufspiel bemerkbar, durch die Mitte erlief man gerade einmal 11 First Downs, kein Team schnitt hier noch schlechter ab. Auch die lediglich drei Läufe, die mehr als zehn Yards erzielten, stellen das Minimum in der Liga dar. Left Guard Shawn Lauvoa ist zwar ein durchaus solider Run Blocker, allerdings steht nach mehereren Operationen ein großes Fragezeichen hinter seiner Gesundheit. Brandon Sherff wird aller Vorraussicht nach wieder den Right Guard geben, dort konnte er bereits in seiner Rookie Saison stellenweise beeidrucken. Nun muss er den nächsten Schritt nach vorne machen, ein weiterer dominanter Blocker in der Interior Line würde die Line auf ein neues Level heben.

Davon würde auch das Laufspiel der Redskins profitieren, welches, wie bereits erwähnt, letzte Saison nicht so erfolgreich war, wie erhofft. Alfred Morris erlebte eine enttäuschende Saison und verfehlte mit seinen 751 Rushing Yards zum ersten Mal die 1000 Yards Marke. Auch Matt Jones, der kommende Saison starten soll, lief nicht effektiver: Mit gerade einmal 3,4 Yards pro Versuch und 5 Fumbles darf doch stark angezweifelt werden, ob er bereit ist, diesen Job adäquat auszufüllen. Dahinter sieht es nicht besser aus: Die anderen potentiellen Running Backs sind mit Chris Thompson und Keith Marshall auch sehr unerfahren und haben ihre Stärken eher im Passspiel. Auffällig ist, dass die Redskins trotz dieser miserablen Quoten (insgesamt 3,7 Yards pro Versuch, nur zwei Teams waren schlechter) relativ häufig liefen. Washington rangiert mit 26,8 Laufversuchen pro Spiel ligaweit auf Rang 14: Das ist kein herrausstechender Wert, zeigt aber, dass Jay Gruden trotz eher mäßigen Erfolges den Ball gerne laufen lässt. Dieser Mix tut der Offense sicherlich gut und kann entlasten, um aber nicht zum Handicap der Offense zu werden, muss das Laufspiel verbessert werden. Hier bleibt abzuwarten, ob die Redskins eine Lösung finden. Gerade in der NFC East könnte es Gold wert sein, die gefährlichen Offensivreihen um Eli Manning und Tony Romo per Laufspiel möglichst lange vom Feld halten zu können.

Insgesamt wird die Offense aber dennoch auf einem starken Passpiel beruhen, welches in Cousins zweitem Jahr als Starter noch einen Tacken besser werden sollte. Hinter dem Laufspiel steht noch ein Fragezeichen, sollte es aber gelingen, einigermaßen effketiv zu laufen, könnte es für diese Offensive hoch hinaus gehen.

Defense: Kann Josh Norman den Unterschied machen?

Nicht umsonst lag in der vergangenen Offseason der Fokus darauf, die Defensive zu stabilisieren. Mit 6 zugelassenen Yards pro gegnerischen Spielzug konnte man lediglich drei Teams hinter sich lassen. Sowohl beim Laufspiel, als auch beim Passpiel, offenbarte man einige Schwächen: Mit 4,8 Yards pro gegnerischen Lauf schnitten die Redskins auf Rang 30 ab, auch beim Passpiel wurden die sechstmeisten Yards pro Versuch zugelassen. Dennoch gibt es vor allem in der Passverteidigung berechtigten Grund zur Hoffnung. Der Passrush beispielsweise, der laut Football Outsider mit einer Ajusted Sack Rate auf dem 9ten Platz rangierte, stimmt optimistisch. Des weiteren könnte in der Front Seven, welche erneut ohne Galette auskommen muss, Preston Smith in seinem zweiten Jahr durchstarten. Trotz lediglich sporadischer Einsätze verbuchte Smith in der abgelaufenen Saison starke acht Sacks. Gelingt nun der Durchbruch, hätte man neben Ryan Kerrigan einen weiteren ernst zu nehmenden Pass Rusher, welcher der Secondary helfen kann und auch muss. Kerrigan, der letztes Jahr 9,5 Sacks sowie 19 QB Hurries auflegte, bleibt aber dennoch der klar beste Outside Linebacker. Um bei Passing Downs noch mehr Druck auf den Quarterback zu ermöglichen, beschloss Defensive Coordinator Joe Barry, Trent Murphy vom Linebacker in die D-Line zu beordern. Diese Umstellung ermöglicht es, mit Smith, Kerrigan und Murphy die drei vermeintlich besten Pass Rusher gleichzeitig auf dem Feld zu haben. Ansonsten arbeitet man in der D-Line gerne mit Rotationen: Chris Baker, Kendall Reyees, Stephen Paea und Kedric Golston sollen den Job an der Linie übernehmen. Für die Tiefe besitzt man darüber hinaus Ziggy Hood, Rookie Ionnadois und den bereits erwähnten Trent Murphy. In der D-Line ist man also ingesamt relativ tief und solide besetzt, ohne jedoch echte Stars in den eigenen Reihen zu haben. Einzig Chris Baker sticht mit 14 QB Hurries und drei forced Fumbles in der letzten Saison etwas heraus, sechs mal konnte er den gegnerischen Quarterback gar sacken.

Eine Baustelle hat man in Washington auf der Position des Inside Linebackers. Weder Will Compton, noch Mason Foster wussten letztes Jahr zu überzeugen. In bestimmten Formationen kann hier sicher der vielseitige Rookie Sua Cravens aushelfen, trotzdem wird eigentlich noch ein Linebacker benötigt, der starten kann. Compton und Foster waren bereits letztes Jahr keine unangefochtenen Starter(zusammen nur 14 Starts), auch ihre 51 bzw. 24 Tackles sind nicht gerade beeindruckend. Hier wird es darauf ankommen, ob Kerrigan und die D-Line diese Schwachstelle ausbügeln können. Andernfalls könnte Washington gegen das Laufspiel Probleme bekommen.

Zum Prunkstück der Defensive könnte hingegen die Secondary avancieren: Mit der Verpflichtung von Josh Norman hat Washington nicht nur einen echten Shutdown Corner, sondern auch einen Leader bekommen. Norman ist sehr gut in der Coverage ( laut Pro Football Focus die beste Note in Coverage) und verfügt darüber hinaus über tolle Ball Skills, was seine 19 verteidigten Pässe letztes Jahr untermauern. Als neutraler Zuschauer darf man sich in jedem Fall schon mal auf die Duelle mit Beckham Jr. und Dez Bryant freuen. Daneben wird Breeland, dem es letztes Jahr gelang, seine Strafen von 13 auf drei zu minimieren, agieren. Auch Breeland verzeichnete 16 verteidigte Pässe, gelingt es ihm, hier anzuknüpfen, hat Washington ein sehr gutes Cornerback Duo.

Abzuwarten bleibt, welche Rolle Kendall Fuller einnehmen wird. Wie sehr die Verantwortlichen auf den Rookie bauen, zeigt allein die Tatsache, das Veteran Culliver nach dem Draft entlassen wurde. Dennoch hat man mit Greg Toler und Will Blackmon noch Alternativen parat, die zunächst spielen und später auch einspringen können, wenn Fuller den Erwartungen nicht gerecht wird.

Das Safety Duo wird wohl aus DeAngelo Hall und David Bruton Jr. Bestehen. Duke Ihenacho fungiert als Backup, auch Rookie Cravens könnte hier agieren, gerade als Blitzer oder im 1 gegen 1 gegen Tight Ends kann er zu einem wichtigen Element der Defense werden.

Aufgrund der guten Secondary und der löchrigen Laufverteidigung, erscheint es wahrscheinlich, dass häufig die Safeties in die Box rücken werden, um dort auszuhelfen.

Insgesamt darf man in der Hauptstadt auf eine verbesserte Defensive hoffen. Während das gegnerische Laufspiel noch stets Probleme bereiten könnte, hat die Passverteidigung das Potential, nächstes Jahr eine echte Stärke darzustellen. Sowohl die Secondary, als auch der Pass Rush, werden gegnerischen Offensiven nächste Saison Probleme bereiten.

Special Teams

Dustin Hopkins, der letztes Jahr 25 von 28 Fiel Goals verwandelte, wird auch nächstes Jahr wieder für Washington kicken. Hopkins gehört zwar nicht zur Elite auf seiner Position, ist aber ein solider Kicker, der letztes Jahr mit einer Quote von 89,6% verwandelter Field Goals recht zuverlässig traf. Auch Punter Tress Way ist solide, ohne jedoch besonders herauszustechen.

Etwas anders sah es letztes Jahr bei den Return Teams aus. Während man bei Kick Returns mit durchschnittlich 25 Yards pro Return ligaweit auf einem guten neunten Platz abschnitt, verzeichnete man gerade einmal 4,8 Yards pro Punt Return. Im Gegensatz zu den Kick Returns (2 Tds) ging der längste Return hier gerade einmal 16 Yards. Als trauriger Höhepunkt lässt sich der Return von DeSean Jackson gegen die Cowboys in Week 13 festhalten, als Jackson erst zurück lief, um neu Anlauf zu nehmen, bevor er dann fumbelte.

Der eigentliche Mann für die Punt Returns ist jedoch Jamison Crowder, der in seiner Zeit bei Duke sogar fünf Touchdowns nach Returns erzielte. Doch obwohl Crowder eigentlich alle Anlagen mitbringt und auch im Slot sehr gut aufspielte, ist bei seinen Returns noch deutlich Luft nach oben.

Abgesehen davon sind die Special Teams der Redskins jedoch insgesamt sehr solide.

Players to watch

Neben Norman und Kerrigan sollte man ein Auge auf Brashaud Breeland und Preston Smith werfen. Breeland könnte sich dieses Jahr zu einem echten Elite Cornerback entwickeln, auch Preston Smith wird bei den so wichtigen 3^rd Downs wertvoll sein.

In der Offensive darf man gespannt sein, ob Matt Jones die Offensive entlasten kann. Darüber hinaus steht natürlich Cousins im Fokus, mit seiner Leistung stehen und fallen die Ambitionen Washingtons.

Schedule

Washington hat lediglich den 17-schwersten Schedule der NFL, auch die Division ist relativ schwach. Washingtons Anspruch sollte deshalb das Erreichen der Playoffs sein, was auch realistisch ist. Ein Selbstläufer ist das natürlich nicht, aber gegen die Giants und Cowboys ist man Stand jetzt leicht favorisiert. Insgesamt ist aber von einer sehr offenen Division auszugehen. Der entscheidende Vorteil Washingtons könnte der im Vergleich zu Dallas und New York eher ausgeglichene Kader sein.

Für eine genaue Prognose ist es wohl noch zu früh, ich würde aber auf ein 10-6 tippen, was in der NFC East wohl für den Titel reichen wird. Einen tieferen Playoffrun möchte ich nicht ausschließen, auch wenn ich es für unwahrscheinlich halte.