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mySPOX-Stammtisch


Gründer: Karrramba | Mitglieder: 163 | Beiträge: 22
Von: Talentfrei
14.05.2014 | 8067 Aufrufe | 24 Kommentare | 14 Bewertungen Ø 8.5
Taktik, Fakten und Prognosen
Vorschau auf das Pokalfinale
Berlin calling!

Diese Vorschau auf das Pokalfinale ist aus "neutraler" Sicht geschrieben und erscheint daher in dieser Gruppe... ich habe mir für die Prognosen Unterstützung aus beiden Fanlagern geholt und zusätzlich noch eine neutrale Stimme zu Wort kommen lassen.

Fakten zum Spiel:

Anstoß: 17. Mai 2014, 20 Uhr


Stadion: Olympiastadion Berlin, 1936 eröffnet, 77.166 Plätze


Schiedsrichter des Spiels: Florian Meyer


Assistenten: Frank Willenborg und Christoph Bornhorst


Vierter Offizieller: Christian Dingert


Kommentatoren: Steffen Simon (ARD), Sky?

Der Weg ins Finale:


1. Runde:


Schwarz-Weiß Rehden 0:5 FC Bayern München
SV Wilhelmshaven 0:3 Bor. Dortmund

2. Runde:
1860 München 0:2 n.V. Bor. Dortmund
FC Bayern München 4:1 Hannover 96

Achtelfinale:
FC Augsburg 0:2 FC Bayern München
1. FC Saarbrücken 0:2 Bor. Dortmund

Viertelfinale:
Eintr. Frankfurt 0:1 Bor. Dortmund
Hamburger SV 0:5 FC Bayern

Halbfinale:
Bor. Dortmund 2:0 VfL Wolfsburg
FC Bayern 5:1 1. FC Kaiserslautern

Formkurve:

Der deutsche Meister aus München hatte in den letzten Wochen mit einer Formschwäche zu kämpfen, die man in dieser Art und Weise nicht erahnen konnte. Die Münchener haben nach der frühen Meisterschaft die Spannung und das Momentum verloren und sind aus ihrem Rhythmus gekommen. Ergänzungsspieler einbinden ist definitiv kein Fehler, allerdings sollte man die Spiele trotzdem mit der gewissen Ernsthaftigkeit angehen und das war beim FC Bayern eben nicht der Fall. Das Ausscheiden in der Champions League hätte man in guter Form wahrscheinlich auch nicht verhindern können, aber wenn man die Spannung bis zum heutigen Tage hochgehalten hätte, wäre die Vorbereitung auf das Pokalfinale wesentlich leichter gefallen.

Die Spiele gegen Augsburg und Dortmund waren dabei besonders schlecht, es fehlte an Laufbereitschaft, Einsatz und Motivation. Lichtblicke gab es in den letzten Wochen nur vereinzelt, beispielsweise die zweite Halbzeit gegen Bremen oder einige Spielszenen gegen überforderte Hamburger. Es wurde viel geredet in den letzten Wochen, die Form müsse man sich wieder erarbeiten, man müsse konzentriert bleiben, allerdings passierte auf dem Platz meist nicht viel. Grundsätzlich ist die Spannung und der Rhythmus weg, aber wer weiß, denn:


Die Tagesform entscheidet gegen Dortmund und betrachtet man die Formkurve, sieht es derzeit nicht sehr gut aus für den FC Bayern. Doch eine große Mannschaft kann jederzeit ein großes Spiel abrufen.

Borussia Dortmund hat nach einer eher durchschnittlichen Saison einen komplett anderen Weg eingeschlagen, was die Leistung und die Form der letzten Wochen betrifft. In dieser Saison spielten die Dortmunder phasenweise relativ wild und unseriös, teilweise auch bedingt durch Verletzungsprobleme, die man in dieser Saison relativ konstant hatte. Die Mannschaft hat in den vergangenen Wochen aber einige kleine Änderungen des Trainers umgesetzt und spielt seitdem nicht nur erfolgreicher, sondern besser.

Besonders die Spiele gegen den FC Bayern und Real Madrid bleiben den Dortmundern als positive Beispiele für die letzten Wochen in Erinnerung. Auch Spieler, die zwischendurch große Probleme hatten, spielten sich zuletzt wieder in den Vordergrund und Erik Durm, Milos Jojic und zuletzt auch Oliver Kirch rückten in den Fokus.

Man hat in der Bundesliga die Ziele erreicht, eine sehr gute Punkteausbeute erlangt und fiebert nun auf das absolute Highlight der Saison, das Pokalfinale in Berlin, hin. Und zwar mit sehr guten Gefühlen. Dortmund wird von einigen Experten als Favorit genannt, sieht sich aber selbst nicht in dieser Position. Jürgen Klopp weiß, dass sein Team in guter Verfassung ist und die Stimmung im Team sehr gut ist. Borussia Dortmund kann sich in aller Ruhe auf dieses Spiel vorbereiten und ist zwar vielleicht nicht der Favorit, aber keinesfalls der Außenseiter.

Taktikecke - so spielen die Teams:

FC Bayern:

Das System des FC Bayern wurde in dieser Saison schon oft diskutiert, oft beschrieben und oft analysiert. Verschiedenste Meinungen dienten als Diskussionsgrundlage und viele redeten auch knapp am Thema vorbei. Fakt ist, dass der FC Bayern in dieser Saison bis auf punktuelle Ausnahmen immer in einer 4-1-4-1-Grundformation unterwegs war (selbstverständlich gab es Änderungen während der Spiele, ein 4-3-3 war ebenfalls nicht ausgeschlossen wie eine Dreierkette im Aufbau uvm.) und seinen ballbesitzorientierten und auf Kontrolle und starkem Passspiel basierenden Spielstil über die komplette Saison mehr oder weniger gut umgesetzt hat.

Grundsätzlich geht es im Ballbesitzspiel darum das Spiel so gut wie möglich zu kontrollieren und zufällige Komponenten weitestgehend ausschließen zu können. Zusätzlich zu dieser Kontrolle und dem Ballbesitz versuchen die Münchener sehr hoch zu stehen, um nach Ballverlusten sehr schnell pressen zu können und dem Gegner keine Zeit für mögliche Gegenangriffe zu ermöglichen. Über weite Strecken der Saison funktionierte das auch sehr gut, in den letzten Wochen fehlte der letzte Wille im Spiel des FC Bayern und die Anfälligkeit bei gegnerischen Kontern nahm erheblich zu.

Keinesfalls darf man aber die Fehler, die ausschlaggebend für die schwächeren letzten Wochen nicht im System von Guardiola suchen, sondern eher in dessen Umsetzung.

Die Stärken im bayrischen Defensivverhalten sind klar. Dante und Jerome Boateng sind physisch sehr starke Innenverteidiger, die über einen guten Spielaufbau und gute Diagonalbälle verfügen. Außerdem verfügen beide über eine gute Antizipationsgabe, die einige Torchancen schon im Ansatz ersticken lässt. Der Spielaufbau ist ohnehin besonders wichtig und es geht nicht nur darum, einen Pass zu spielen, der ankommt, sondern vielmehr darum, dem angespielten Spieler so viele Anspielstationen wie möglich zu generieren.

Oftmals lässt sich der nominelle 6er zwischen die Innenverteidiger fallen und sorgt selbst für den Spielaufbau. Das ermöglicht den spielstarken Außenverteidigern natürlich, dass sie höher stehen können und das Spiel in die Breite ziehen können. Oftmals sieht man die Außenverteidiger bei eigenem Ballbesitz aber auch in einer relativ zentralen Position, was zur Folge hat, dass es im Kurzpassbereich mehr Anspielmöglichkeiten gibt, das Spiel aber enger gemacht wird und die Außenpositionen nicht mehr so gut besetzt sind.

Allerdings konzentrieren sich einige Gegner auf das Spiel durch die Mitte und sind nicht aufmerksam genug und so entstehen Räume für die Außenspieler, meist Ribéry und Robben.

Das zentrale Mittelfeld ist ohnehin der wichtigste Mannschaftsteil im System von Pep Guardiola. Egal in welcher Besetzung, die Aufgaben vereinen sich genau dort, im Zentrum des Spiels. Spielaufbau, Aufrechterhaltung der Kontrolle, Passspiel, Geduld, Ruhe, Sicherheit - das sind nur einige der Grundlagen, die von dem zentralen Mittelfeld gefordert werden. Mit Javi Martinez und Bastian Schweinsteiger verfügen die Bayern über zwei Arbeiter, wobei Martinez den Fokus eher auf Balleroberung und Konterverhinderung legt.

Schweinsteiger agiert oftmals sehr flexibel und schaltet sich in die Offensive ein, wenn nötig. Die 8er, ob Kroos, Thiago oder Götze müssen nicht nur das Tempo diktieren, sondern auch für überraschende Momente sorgen, das Spiel verlagern und die entscheidenden Pässe in Richtung Tor des Gegners spielen. Das Mittelfeld vereint Defensiv- und Offensivaufgaben und darf keinesfalls einen schlechten Tag erwischen.

Über die Wichtigkeit und die individuellen Fähigkeiten der Flügelspieler muss man natürlich nicht diskutieren und dementsprechend werden diese Einzelkönner auch garnicht erwähnt, da ohnehin jeder weiß, wie er sie einschätzen muss. Die Position des Mittelstürmers ist aber erwähnenswert, da sie in dieser Saison auf verschiedene Weise interpretiert wurde. Während Mario Mandzukic ein Arbeiter ist, der sich permanent aufreibt und einen sehr hohen Aufwand betreibt.

Claudio Pizarro verfügt über sehr hohe technische Möglichkeiten und ist immer noch sehr torgefährlich. Die Option der "falschen 9" mit Mario Götze wurde auch immer mal wieder gespielt und hat den Vorteil, dass das Spiel noch beweglicher und technisch anspruchsvoller gestaltet wird. Allerdings sind hohe Flanken wirkungslos. Thomas Müller ist weder ein klassischer 9er, noch eine falsche 9. Er interpretiert das Spiel des Stürmers etwas anders, lässt sich oft zurückfallen, geht weite Wege, die oftmals unlogisch erscheinen, aber im Endeffekt sinnvoll sind. Diese Variabilität ist ein großes Plus in der Offensive des Rekordmeisters.

Ein großes Plus im Spiel des FC Bayern ist natürlich auch die Kreativität in der Umsetzung und das Umstellen der Spielweise/der Formation mitten im Spiel. Es werden mehrere Spielarten beherrscht, vereinzelt standen sogar zwei Stürmer auf dem Platz (wie in den letzten Minuten beim VfB Stuttgart im Januar). Der Gegner muss sich also eigentlich auf mehrere mögliche Varianten im Spiel der Münchener vorbereiten. Gegen tiefstehende Gegner fällt oftmals die Geduld auf, die man im eigenen Spiel besitzt, man wartet auf Fehler, sucht vehement nach Lücken und ändert oftmals das Tempo und den Rhythmus, um den Gegner zu verwirren. Gelingt das nicht durch die Tempowechsel, werden Spieler ausgetauscht, um womöglich neue Qualitäten, aber auf jeden Fall eine gewisse Prise an Frische auf den Platz zu bringen.

Die Zeiten der großartigen Form und der besten Saisonspiele ist vorbei und eine nahezu perfekte Leistung wie über 80 Minuten bei Manchester City kann man in dieser Phase nicht mehr erwarten, aber man muss sich aus Sicht der Bayern diverse Dinge, die in den besten Saisonabschnitten für den Erfolg gesorgt haben, wieder aneignen, auf jeden Fall aber an den zentralen Dingen arbeiten. Man muss aufmerksamer spielen und auf jeden Fall über die Grenze gehen. Dominanz und Kontrolle gepaart mit dieser Aufmerksamkeit und dem nötigen Willen sind im Pokalfinale entscheidend.

Bor. Dortmund:

In der Rückrunde der Borussia konnte man erste Entwicklungen und Veränderungen am Spielsystem feststellen. Man spielte häufiger in einer 4-1-4-1-Formation und wich oftmals vom eingespielten 4-2-3-1 ab. Die neu gewonnene Flexibilität nach diesen Änderungen ist ein sehr guter Ansatzpunkt für die Zukunft. Das System ist mittlerweile außerdem nicht mehr so klar definierbar, da es innerhalb des Spiels immer wieder wechselt und man sich taktisch nun einer größeren Flexibilität erfreuen kann.

Das zweifelsohne sehr starke Umschaltspiel muss man immer wieder hervorheben und auch in dieser Saison gab es sehr viele Situationen, in denen nach konsequentem Pressing ein direktes Umschalten auf Angriff zur Waffe wurde. Dortmund fehlte zwar in einigen Saisonphasen die Stabilität und die Kreativität, allerdings konnte man sich eigentlich immer auf das gute Umschalten verlassen.

Die angesprochene Variabilität manifestierte sich insbesondere in der Rückrunde durch neu gewonnene Spielfreude und das starke Auftreten von Spielern wie Jojic, Durm oder Kirch. Besonders Jojic und Kirch lieferten gegen Real Madrid eine sensationelle Leistung im Signal Iduna Park ab und wussten im taktischen Konzept Klopps extrem zu gefallen. Besonders Milos Jojic war sehr häufig im Pressing tätig und zeigte nach Ballgewinnen oftmals seine Offensivqualitäten, indem er einige sehr kluge Pässe spielte und Angriffe einleitete.

Reus spielte in dieser Phase der Saison sogar sehr häufig neben Lewandowski und die Grundordnung der Dortmunder wurde zu einem 4-1-3-2. Das Spiel gegen Real Madrid hatte nicht nur eine Steigerung des Selbstvertrauens zur Folge, sondern war auch ein Indikator dafür, dass eine Veränderung des Systems als notwendig erkannt und umgesetzt wird.

Im "neuen" System spielt das Pressing weiterhin eine sehr große Rolle, Dortmund presst sehr aggressiv und konsequent und hat den Vorteil, dass dieses Pressingsystem schon seit einigen Jahren erfolgreich gespielt wird. Die Eingespieltheit und die daraus resultierenden Automatismen sind unabdingbar um eine taktische Variante optimal auszuführen. Aggressives Pressing bedeutet natürlich auch, dass man einen hohen Laufaufwand betreiben muss, aber Dortmund verfügt über eine sehr gute Fitness und kann sein Spiel über 90 Minuten relativ problemlos durchziehen.

Auch die hohe Spielintelligenz im Dortmunder Mittelfeld ist zu nennen. Besonders Neuzugang Mkhitaryan besticht durch die Fähigkeit, handlungsschnell zu agieren und unter Druck oftmals richtige Entscheidungen zu treffen. Auch wenn er im Abschluss oftmals etwas unglücklich agierte, spielt er eine sehr gute Saison und sorgt für Begeisterung.

Marco Reus ist gerade jetzt in bestechender Form und seine Qualitäten in Sachen Umschaltspiel, Tempo, Abschluss und vor allem Standards sind unersetzlich und bringen eine zusätzliche Variable ins Spiel der Dortmunder. Auch der in der Winterpause verpflichtete Milos Jojic zeigt in den letzten Wochen seine Klasse. Er besitzt ebenfalls eine hohe Spielintelligenz und ist trotz einiger kleiner Fehler sehr souverän in seinem Spiel. Besonders sein Zug zum Tor und seine kompromisslose Spielweise im Mittelfeld ist beeindruckend.

Ruhende Bälle sind ebenfalls ein probates Mittel im Spiel der Dortmunder. Marco Reus' Schusstechnik ist herausragend und seine Eckbälle, besonders aber die auf das Tor gezogenen Freistöße von der linken Seite sind unheimlich gefährlich und extrem schwer einzuschätzen - für die Abwehr und den Torhüter. Dazu kommen die guten Kopfballspieler Hummels, Sokratis und Lewandowski, die bei jeder Hereingabe gefährlich sein können. Die Qualitäten von Lewandowski zu beschreiben, sind schwierig, da es einfach zu viele sind.

Die herausragende Spielintelligenz gepaart mit technischen Fähigkeiten, die kaum ein Stürmer vorzuweisen hat, machen ihn zu einem unberechenbaren Stürmer, der kaum verteidigt werden kann. Auch seine Fähigkeit, hohe Bälle zu verarbeiten oder sich im Passspiel als adäquater Parter zu beweisen, sind erwähnenswert.

Dortmund kann aber keinesfalls nur pressen und umschalten, sondern auch druckvoll nach vorne spielen und die eigenen spielerischen Fähigkeiten einsetzen, um den Gegner vor Probleme zu stellen. Besonders die offensivstarken Außenverteidiger schalten sich häufig in das Angriffsspiel ein und setzen dort Akzente. Auch kurze Ballbesitzphasen sind durchaus möglich und das geduldige Spiel beherrscht man partiell ebenfalls. Dortmund ist variabler geworden, verfügt über ein großes Selbstvertrauen und ist sehr gut in Form. Aus einem gefährlichen Gegner ist während des letzten Saisonabschnittes definitiv ein sehr gefährlicher geworden, der dieses Pokalfinale durchaus aufgrund der eigenen Qualitäten für sich entscheiden kann.

Schwachstellen - das muss man tun:

FC Bayern:

Die Schwachstellen im Spiel des FC Bayern zu finden, ist garnicht so schwer. Die Fähigkeiten zu haben, diese auch ausnutzen zu können, ist doch unwahrscheinlicher. Borussia Dortmund verfügt über diese Fähigkeiten und wird besonders die zuletzt etwas unsichere Abwehr des Rekordmeisters unter Druck setzen wollen. Beim Bundesligaspiel in München konnte man genau dies beobachten. Der FC Bayern war zwar nicht im Rhythmus und ging vielleicht auch nicht an die absolute Leistungsgrenze, doch Dortmund agierte aus einer unfassbar stabilen Defensive heraus und musste nicht einmal überragend pressen, um Ballgewinne zu produzieren. Dortmund machte die Räume eng, schaltete brillant um und nutzte die herausragenden spielerischen Fähigkeiten, die man in der Offensive zweifelsohne besitzt.

Manchester United präsentierte gegen den FC Bayern den Gegenentwurf zu der Dortmunder Spielweise. Während der BVB das Ballbesitzspiel oftmals in der bayrischen Hälfte isolierte, standen die Engländer extrem tief und versuchten, die Räume vor dem Tor zu schließen. Das gelang auch über weite Strecken sehr gut und die Dominanz der Bayern wirkte phasenweise relativ kreativitätsarm und ideenlos. Die Konter waren gefährlich, allerdings konnten sie nicht in der Häufigkeit gespielt werden, in der die Dortmunder gekontert haben, da die gesamte Mannschaft tiefer stand und somit einen wesentlich größeren Laufweg bei Gegenangriffen zu absolvieren hatte.

Das starke Mittelfeldzentrum des FC Bayern kann man nur sehr schwer, über 90 Minuten vielleicht garnicht kontrollieren. Doch auch hier gibt es Ansätze für den Gegner. Wie erwähnt stand der BVB sehr hoch und "schob" den Mittelfeldblock in eine eher ungefährliche Zone. Die Folge waren lange Bälle und unkreative Angriffe. Eine andere Möglichkeit ist extremes Pressing, wie es der FSV Mainz 05 versuchte. Die Mainzer spielten in einem sehr dynamischen 4-2-3-1 und betrieben einen extrem hohen läuferischen Aufwand, der dafür sorgte, dass der Rekordmeister im Mittelfeld gezwungen war, sehr handlungsschnell zu agieren und den Ball oftmals direkt wieder abzuspielen.

Das führte zu einigen Ungenauigkeiten, die die Mainzer zwar nicht in Tore ummünzen konnten, aber die deutlich machten, dass man auch mit vergleichsweise beschränkten individuellen Mitteln dagegen halten kann.

Es ist aber definitiv extrem schwer, die Bayern in ihrem Ballbesitzspiel 90 Minuten so extrem zu belästigen, dass man es wirkungslos erscheinen lässt. Verfügt man aber, wie Borussia Dortmund, über eine hohe individuelle Qualität, werden die Erfolgsaussichten größer.

Real Madrid hat in der Allianz Arena gezeigt, wie es geht. Man hat die Angriffe des deutschen Meisters sehr gut unter Kontrolle gehabt, rückte konsequenter heraus, wenn Bayern das Spiel in Richtung eigenes Tor verlagerte und arbeitet extrem mannorientiert auf dem Flügel. Das Umschalten auf den Gegenangriff funktionierte einfach exzellent und das Team von Pep Guardiola fand keine Mittel, um die Angriffe zu verhindern. Natürlich resultierten zwei Gegentore aus ruhenden Bällen, aber die taktischen Stilmittel, die Real nutzte, sind trotzdem hervorzuheben und sorgten teilweise für komplette Verwirrung bei den Münchenern.

Bor. Dortmund:

Die Schwachstellen des BVB gab es vor allem in der Saisonphase rund um die Winterpause und genau dort beginnt auch mein Ansatz. Das Heimspiel gegen den FC Augsburg unmittelbar nach der Winterpause endete 2:2 und Dortmund spielte vor allem aufgrund eines Mangels an Sicherheit und Selbstvertrauen relativ verhalten und unsicher. Der Fokus wurde auf die Stabilität gelegt, was auch an dem Fehlen einiger Defensivkräfte lag, allerdings waren auch die Offensivbemühungen oftmals unstrukturiert und unsauber.

Diese Formschwäche hielt einige Wochen an und viele Heimspiele waren einfach schwach. Dort konnte man sehen, dass man die Dortmunder mit strukturiertem Spiel und einer Menge Ruhe, insbesondere in heiklen Pressingsituationen, aus dem Konzept bringen kann.

Es mangelte in der kritischen Saisonphase oftmals an Kreativität, was auch daran lag, dass in der Hinrunde eine Weiterentwicklung des eigenen Spiels kaum sichtbar war und die Neuzugänge zwar ordentliche Leistungen zeigten, aber noch gewisse Anpassungsschwierigkeiten hatten, die man bei Aubameyang immer noch erkennen kann. Das Aufbauspiel der Dortmunder litt auch unter dem Fehlen von Mats Hummels und so ergaben sich oftmals Probleme durch unsauberes Spielen aus der Abwehr heraus. Diese Problematik gibt es derzeit nicht mehr, auch wenn sich noch vereinzelt Flüchtigkeitsfehler einschleichen.

Eine der größten Schwachstellen ist die nicht vorhandene Konstanz. Auch in den letzten Wochen, in denen man sich äußerst formstark präsentierte, fehlte in manchen Phasen die Konstanz. Das Spiel in Leverkusen kann man als Beispiel nehmen, als die defensive Stabilität nicht aufrecht erhalten werden konnte und man defensiv teilweise in Verlegenheit kam. Leverkusen passte sein Spiel an das der Dortmunder an und egalisierte teilweise das starke Pressing durch technisch anspruchsvolles Passspiel und durch - unästhetisch aber wirkungsvoll - lange Bälle auf den Stürmer Kießling. Das hatte zur Folge, das Dortmund sehr abhängig von individuellen Momenten wurde und viel Gefahr nach ruhenden Bällen ausstrahlte.

Man findet im Spiel der Dortmunder garnicht viele große Schwachstellen, aber ein Faktor zieht sich durch die gesamte Saison. In Spielen mit Dortmunder Beteiligung kann man oftmals einen offenen Schlagabtausch beobachten, den man als wildes Spiel aufgrund von Fehlerketten bezeichnen kann. Wenn man auf ein gutes Umschaltspiel und auf ein erfolgreiches Pressing angewiesen ist, muss man sehr viel laufen und - vor allem - sprinten.

Umso wichtiger ist es dann, auch mal Ruhe im Spiel zu haben und in der Defensive auch einmal das Tempo aus dem Spiel nehmen zu können. Das gelingt nicht immer und das Aufbauspiel wirkt manchmal hektisch. Aus dieser Hektik resultierende Ballverluste oder auch nur ungenaue Pässe führen wiederum dazu, dass das Team in den Rückwärtsgang schalten und sich auf die Defensive konzentrieren muss. Gewinnt man dann den Ball wieder, muss man wiederum sehr schnell umschalten und das Spiel wirkt genau dann sehr wild und unorganisiert, da man es so schwerer hat, seine Grundformation und seine Defensive Stabilität aufrecht zu erhalten.

Prognosen:

User TheDood (neutraler Beobachter):

"Generell muss man schon festhalten dass Bayern selbstverständlich Favorit in diesem Finale ist. Etwas Anderes zu behaupten wäre nach dieser Saison mehr oder weniger Quatsch. Natürlich haben die Münchner zuletzt das Problem gehabt dass sie offensichtlich seit dem feststehenden Meistertitel den Aufwand deutlich runtergedreht haben und hinterher sehr sehr lange gebraucht haben um diesen Schalter wieder umzulegen. Dieses Nichtabrufen des vorhandenen Potenzials war ja dann auch einer der Gründe für das Ausscheiden in der Champions League.

Ich denke schon dass die Bayern aus dieser Situation gelernt haben und ziemlich motiviert in dieses Finale gehen werden. Noch so eine Schmach wird man auf jeden Fall vermeiden wollen da es eine eigentlich gute Saison gefühlt deutlich schlechter aussehen lassen würde. Die größere Qualität an sich ist sowieso vorhanden und wenn sie die vorhandenen PS auf das Spielfeld bringen können wird der BVB sehr große Probleme bekommen. Dortmund ist sicherlich nicht absolut chancenlos und hat speziell mit Reus und Lewandowski Spieler die den Bayern mit ihrer Spielweise sehr weh tun könnten aber ich gehe in diesem Fall trotzdem von einem relativ deutlichen Sieg für München aus. 3:1 für die Bayern."

User Ecko (Dortmundfan):

"Eine Vorhersage zu Verlauf und Ausgang der Begegnung zwischen Bayern München und Borussia Dortmund ist aktuell noch schwerer zu treffen als in den letzten Jahren. Einerseits wirkt der BVB enorm variabel, während bei Bayern die mannschaftstaktischen Abläufe nicht immer stimmen, man aber trotzdem über hervorragende Einzelakteure verfügt.

Unter der Regie von Klopp und Buvac war Dortmund immer dann stark, wenn das Spielkonzept ein Stück weit verändert wurde. Mitte der Rückrunde nahm man nach einer langen Phase des Stabilitätsfokus Anpassungen vor. In den letzten Partien spielte der BVB fluide 4-3-1-2/4-3-2-1/4-4-2-Mischformen mit teils geplantem Überzahlspiel auf einem Flügel. Mkhitaryan und Jojic können ihre Dynamik einbringen, Reus und Lewandowski sind in bestechender Form und aktuell im offensiven Drittel nicht ausrechenbar.

Gelingt es zudem Robben zu isolieren, den Raum vor der eigenen Viererkette zu minimieren und das Angriffspressing richtig zu dosieren, kann der BVB womöglich mit dem Pokal nach Hause fahren. Es muss dementsprechend im kollektiven Vorgehen alles passen und individuelle Fehler können sogleich tödlich sein."

User PinkFloyd (Bayernfan):

"Als Bayernfan sehe ich das Pokalfinale mit gemischten Gefühlen - insbesondere wegen der doch sehr unterschiedlichen Formkurven beider Finalgegner. Ich habe Bayern auswärts in Berlin und zu Hause gegen Bremen und Stutttgart im Stadion gesehen und ich war sehr (unangenehm) überrascht, wie Spieler von einen auf den anderen Tag völlig Ihre Form verlieren können (Dante, Boateng, Ribery und teilweise auch Götze).

Auch Schweinsteiger und Kroos waren alles andere als in Form. Daher habe ich keine allzu große Erwartungshaltung, allerdings der Wille zum Sieg, die Kampfbereitschaft und die in den letzten Spielen schlichtweg in der Kabine gebliebene Laufbereitschaft sollte auf jeden Fall vorhanden sein. Versucht man dann auch noch etwas defensiver zu spielen und über schnell vorgetragene Angriffe sein Glück, dann ist ein Sieg im Bereich des Möglichen. Götze statt Ribery könnte eine der Überraschungen in der Aufstellung werden. Ich denke, dass es auf jeden Fall ein knappes Spiel wird und der Restalkohol von Samstag sollte auch weg sein. Also: 3:2 für Bayern. "

Ein weiterer, sehr starker Blog zur Thematik:

https://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/Historico--die-Dritte,209271.html

KOMMENTARE
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ausLE
MODERATOR
21.05.2014 | 14:49 Uhr
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ausLE : 
21.05.2014 | 14:49 Uhr
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ausLE : 
Auf ein schönes Spiel bei dem der Schiedsrichter hoffentlich nicht im Mittelpunkt steht.

Und das vor dem Anpfiff
ohne Worte!

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riquelminho
MODERATOR
17.05.2014 | 15:03 Uhr
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17.05.2014 | 15:03 Uhr
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starker blog. tolle einstimmung für später!
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KumpelundMalocher
16.05.2014 | 16:36 Uhr
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16.05.2014 | 16:36 Uhr
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Wieder mal ein sehr interessanter und gut zu lesender Blog von Dir, talentfrei.
Wobei ich Txomins Einwände schon verstehen kann, immerhin war man als einzige deutsche Mannschaft von den ersten 3 in der Liga, sehr nahe dran Real in die Schranken zu weisen. Den Zusatz mit 2001 hätte er sich allerdings sparen können.

Auch wenn TheDood es nicht so seht, doch die aus der verbotenen Stadt, haben eine Nasenspitze (Größe von Mike Krüger) vorne. Für die aus dem Süden wird es mehr als Schwerstarbeit...

Es wird sicherlich ein hochinteressantes Spiel und je nach Ausgang, wird man über die eine oder andere taktische Ausrichtung, reden müssen.

Glatte 10 Punkte aus GE
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KEMPERboyd
16.05.2014 | 12:33 Uhr
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KEMPERboyd : 
16.05.2014 | 12:33 Uhr
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KEMPERboyd : 
Whoo! Da bleibt kein Wunsch offen und kein Auge trocken. Hätte ich vorher gesehen, wie umfangreich der Blog ist, hätte ich mir noch ein Bad eingelassen und ne Kerze angezündet .

Spaß beiseite: alles drin. Und trotz der Länge sehr gut zu lesen.

Edit: ah und danke für das Werbebanner.
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ecki23
16.05.2014 | 10:42 Uhr
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ecki23 : 
16.05.2014 | 10:42 Uhr
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ecki23 : 
gut zu lesen
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ausLE
MODERATOR
15.05.2014 | 16:05 Uhr
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ausLE : 
15.05.2014 | 16:05 Uhr
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ausLE : 
Wie immer, einfach Klasse Arbeit!!!

Bei soviel Text da oben muss es reichen, wenn ich hier nur 10 Punkte liegen lasse!!!
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Goleo06
15.05.2014 | 14:15 Uhr
1
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Goleo06 : 
15.05.2014 | 14:15 Uhr
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Goleo06 : 
Gewohnt starker Blog.
Allerdings kann ich dir nur 9 Punkte geben weil ich vor Wut in den Tisch gebissen hab als ich hier lesen musste, dass Fräulein Meyer das Finale pfeift.

Ansonsten freue ich mich auf ein spannendes Spiel in dem ich die Bienen aufgrund der aktuellen Form leicht vorne sehe. Spielen wir unseren Stiefel so runter wie zuletzt wird es schwer gegen den BVB. Aber vielleicht überrascht Pep ja noch mit einem taktischen Kniff.

Auf ein schönes Spiel bei dem der Schiedsrichter hoffentlich nicht im Mittelpunkt steht.

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needmorebayern
15.05.2014 | 10:30 Uhr
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15.05.2014 | 10:30 Uhr
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Starker Blog
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Ecko
14.05.2014 | 19:53 Uhr
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Ecko : 
14.05.2014 | 19:53 Uhr
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Ecko : 
Höö, Dood.

Cooler Blog.
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PinkFloyd
14.05.2014 | 19:09 Uhr
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PinkFloyd : 
14.05.2014 | 19:09 Uhr
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PinkFloyd : 
@TheDood: ich dachte auch dass der Bulle was schreibt - aber er hat ja schon bei der 5er-Kette mitgemacht - da musste Talentfrei halt schnell Ecko ausgraben
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