Die Aufstellungen:

Bayern im Pep 4-1-4-1 oder nach Auslegung auch 4-3-3, personell 3 Änderungen: Robben rückt wieder in die Startelf, für ihn weicht Müller auf die Bank, Kroos und Shaqiri draußen, dafür Thiagos Bundesliga-Startelf-Debüt und vor allem: Das Debüt von Mario Götze im zentral-offensiven Mittelfeld.

Nürnberg in einer sehr defensiven Aufstellung: Nur zwei Offensivspieler mit Mittelstürmer Ginczek und dem dahinter agierenden Neuzugang Josip Drmic. Dahinter zwei Viererketten, auch die Außenpositionen im Mittelfeld mit den nominellen Außenverteidigern Plattenhardt und Feulner besetzt. Ziel des Ganzen: Bayerns Flügelzange durch die jeweils zwei defensiven Außenspieler doppeln und so das gefährliche Flügelspiel des FC Bayern unterbinden.


Der Spielverlauf:

Von Anfang an gab es das erwartete Spiel: Bayern ball- und kombinationssicher, daher mit Unmengen an Ballbesitz, Nürnberg extrem tief stehend mit zwei Viererketten, so dass sich dem FC Bayern anfangs überhaupt keine Chancen boten.

Die erste Riesenchance dann für Nürnberg: In der 16. Minute wird Ginczek nach einem Konter nicht angegriffen und setzt den Ball aus ca. 25m an die Latte.

Erstmals Aufregung im Nürnberger Strafraum beim Zweikampf zwischen Pinola und Mandzukic - hier hätte Schiedsrichter Christian Dingert einen Elfmeter pfeifen müssen.

Den gab es dann in der 33. Minute nach einem gewöhnlichen Zweikampf zwischen Nilsson und Robben, eine sehr harte Entscheidung. Alaba tritt an, schwach und unplatziert geschossen, Schäfer kann sogar festhalten - Die bayrische Strafstoßschwäche hält an.

Ansonsten keine großen Höhepunkte im Spiel, Bayern mit über 80% Ballbesitz, aber eben ohne Zug zum Tor, zudem verteidigt Nürnberg sehr sicher und konzentriert, spielt allerdings die vielen Kontergelegenheiten äußerst schwach aus.

Dieser Trend setzt sich zu Beginn der zweiten Hälfte fort, erst ab der 60. Minute fängt der FC Bayern an, aufzudrehen, dann aber gleich richtig:
Erst pariert Schäfer Mandzukics abgefälschten Kopfball, bevor kurz darauf Götze aus kurzer Distanz an ihm scheitert.

Die Erlösung dann in der 70. Minute: Alabas Hereingabe geht an Müller und Mandzukic vorbei, Lahm bringt den Ball noch einmal per Flanke von rechts in den Strafraum und findet Ribery der ins lange Eck einköpft und dies mit einem entfesselten Jubel feiert.

In der 77. Minute dann die Vorentscheidung durch Robben, welcher von der rechten Auslinie eines seiner unnachahmlichen Solodribblings startet, tänzelt die halbe Nürnberger Defensive aus, und schiebt Schäfer den Ball aus spitzem Winkel mit rechts (!) durch die Beine.

Nürnberg jetzt zufrieden mit dem Ergebnis, macht kaum Druck nach vorne, der FC Bayern hingegen wie aufgedreht, Shaqiri hätte in der 84. Minute eigentlich noch das 3:0 nachlegen müssen, scheitert aber freistehend aus 8m am Pfosten.

Das war gut:

Der FC Bayern wie gewohnt extrem pass- und ballsicher, war eigentlich nie vom Ball zu trennen.

Nürnbergs Defensivtaktik ging 60 Minuten brillant auf: Durch die de facto zwei Außenverteidiger auf jeder Seite wurde das gefährliche Flügelspiel der Bayern weitestgehend unterbunden. Somit gab es kaum Hereingaben für Mario Mandzukic, gefährlich wurde es einzig, wenn Ribery mal Richtung Mitte zog.
Auch die Zentrale wurde sehr stark dicht gemacht, so dass es nahezu unmöglich wurde mal in den Rücken der FCN-Defensive zu stoßen.

Nach der Einwechslung von Thomas Müller um die 60.Minute der FC Bayern wie ausgewechselt: Viel mehr Zug zum Tor, flüssigere Kombinationen durch die FCN-Defensive und plötzlich Torchancen en masse, von denen zwei letztendlich genutzt wurden.

Bester Mann beim FC Bayern einmal mehr Franck Ribery, der in der schwachen ersten Hälfte der Einzige war, der Zug zum Tor entwickelte und seine Spiellaune auch in der zweiten Hälfte beibehielt - er wurde zurecht mit Standing Ovations verabschiedet.

Auch gut: Jerome Boateng, der sehr hoch in des Gegners Hälfte stand und somit aktiv am Offensivspiel teilnahm - und das nicht mal schlecht: Ein gefährlicher Fernschuss und die Vorbereitung zu Götzes Großchance standen am Ende zu Buche.

Stark beim FCN: Torhüter Schäfer und die gesamte Defensive in den ersten 60 Minuten. Auch Ginczek zeigte sich äußerst fleißig, war aber oft auf sich allein gestellt


Das war schwach:

60 Minuten lang fehlte dem FCB jeglicher Zug zum Tor. Viele Querpässe, kaum Bewegung, viel zu pomadiges Kombinationsspiel- das Spiel erinnerte stark an die allerschlimmsten Van-Gaal-Tage.
Man hatte das Gefühl, dass es fast schon zu viele Spieler in der Offensive gab, die sich letztendlich nur gegenseitig die Räume stahlen und sich zuweilen tatsächlich im Weg standen.
Letzte Saison schaffte man es in solch verfahrenen Spielen immerhin durch Flanken oder Fernschüsse zum Torerfolg zu kommen, diese blieben in den ersten 60. Minuten nahezu vollends aus, obwohl durchaus Schusschancen zu Genüge vorhanden waren.
Bezeichnend: Als man ab der 60. Minute dann begann Flanken zu schlagen, wurde es prompt gefährlich: Erst Mandzukics Kopfball, dann Riberys Tor.

Besonders schwach die gesamte Zentrale, die Innenverteidigung ausgenommen:
Schweinsteiger mit leichtfertigen Ballverlusten, ohne zündende Ideen, ohne das Auge für potenziell gefährliche Situationen - ohne all das was ihn sonst auszeichnet.
Thiago für mich der schwächste Mann: Hatte zwar ein, zwei gute Dribblings, verpasste aber in einigen Situationen den Abschluss aus der Distanz oder den Pass in die Lücke und entschied sich nahezu immer für den unnötigen Rück- oder Querpass.
Mario Götzes war die fehlende Fitness und Wettkampfpraxis anzumerken. Er leistete sich so viele technische Fehler wie vermutlich in den drei Jahren für den BVB zusammen. Die Spritzigkeit fehlte noch deutlich, so dass er kaum ein Dribbling für sich gewann.
Dennoch streute er den ein oder anderen guten Pass ein und deutete sein gutes Auge für die Mitspieler an.
Mario Mandzukic hing nahezu das gesamte Spiel in der Luft, litt vor allem an den fehlenden Flanken. Als die dann kamen, nahm auch er am Spiel teil.

Taktisch kontraproduktiv war auch, dass Lahm anfangs ständig im Bereich des defensiven Mittelfeldes zu finden war. Es hätte dem Spiel besser getan, wenn er mehr über die rechte Seite gekommen wäre und Robben im Kampf mit den beiden Außenverteidigern unterstützt und Mandzukic mit seinen tollen Flanken gefüttert hätte.

Auch die Bayern-Defensive war wacklig, es boten sich viele sehr gute Kontergelegenheiten für den FCN, dem man allerdings vorwerfen muss, diese schlampig liegen gelassen zu haben, weil zu wenig Spieler nachrückten; viele andere Klubs aus der Bundesliga hätten da mehr daraus gemacht.


Fazit:

Nach 60 Minuten übelstem Van-Gaal-Retro-Fussball reichen 30 starke Minuten um von einem verdienten Sieg zu sprechen.

Nichtsdestotrotz: Ich mache mir ein wenig Sorgen. Gegen ängstliche Nürnberger, die die vielen Kontergelegenheiten vor lauter Angst nicht ordentlich ausspielten, reicht so eine Leistung zum Sieg, aber gegen viele viele andere Gegner reicht das auf keinen Fall.
Enttäuschend vor allem, dass keine Leistungssteigerung im Vergleich zum Frankfurt-Spiel eingetreten ist; gegen Freiburg und Hannover reicht das vielleicht auch noch, aber dann geht es los in der Champions League und zum Spiel auf Schalke: Bis dahin muss eine eklatante Leistungssteigerung eintreten.