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NFL @ SPOX


Gründer: Master_Of_Disaster | Mitglieder: 818 | Beiträge: 210
Von: Broich
10.04.2014 | 2359 Aufrufe | 6 Kommentare | 15 Bewertungen Ø 9.3
Die Geschichte eines Quintetts
The Greensboro Five
Porträt.

Fünf Jungs aus dem Norden von North Carolina machten sich auf NFL-Profis zu werden. Einer hat mit Football aufgehört und Einer spielt heute sogar in Deutschland. In die NFL geschafft hat es bisher nur Keenan Allen. Eine Geschichte über Freundschaft, Talent und Scheitern.

Von links: Maurice Harris, Keenan Allen, Gabe King, Chris McCain, Zach Maynard

Gerade im College-Football stehen auf dem Field zusammengewürfelte Teams mit Talenten aus dem ganzen Land. Es geht um Prestige und Ruhm. Jedes College schickt seine Vertreter zu High School-Absolventen mit Potential, um diese als Freshman für die kommende Saison zu gewinnen. Die Vorstellung von Freunden, die sich schon ewig kennen und dann gemeinsam studieren und für das Football-Team auflaufen ist eine Illusion. Die College-Zeit ist ein knallharter Wettbewerb, in dem es gilt Stärke zu zeigen, um irgendwann zur Combine eingeladen zu werden und letztendlich den großen Traum zu leben und NFL-Spieler zu werden.

Das Team der California Golden Bears der UC Berkeley 2011 jedoch war anders. Im Team der Bears standen nicht nur fünf Spieler aus North Carolina, sondern gar fünf Spieler aus der gleichen Stadt, von denen drei miteinander verwandt waren. Als die Greensboro Five standen Keenan Allen (WR), Maurice Harris (WR), Gabe King (DE), Zach Maynard (QB) und Chris McCain (LB) im Roster der von Jeff Tedford trainierten Bears. In die NFL geschafft haben es nur Allen (San Diego Chargers) und Coach Tedford, der in der kommenden Season Offensive Coordinator der Tampa Bay Buccaneers ist. Allens Halbbruder Maynard spielt seit letzter Saison für die Hamburg Blue Devils in Deutschland, Harris spielt noch eine Saison bei den Bears, King verließ den College-Roster, um sich auf seinen Abschluss zu konzentrieren und McCain hofft darauf im Draft 2014 gepickt zu werden.

Im Schatten von Allen

Lange bevor die 336, wie das Quintett wegen der Greensboroer Vorwahl auch genannt wird, zusammen auf dem renommierten College, für das auch Aaron Rodgers spielte, für Furore sorgten, lebten sie im Norden der 260.000-Einwohner Stadt Greensboro im Norden von North Carolina.

Allen, Maynard und Harris kennen sich von Kindesbeinen an. Dorie Maynard-Lang hatte jung eine Beziehung zu Keith Allen und wurde schwanger von ihm. Die Beziehung zerbrach, der kleine Keenan wuchs auf dem 7-Hektar Grundstück von Dories neuem Mann und seine Steifvater Scott Lang auf dem Vater von Keenan Allens Halbbruder Zach Maynard. Das große Grundstück eignete sich perfekt zum Spielen. Es ist auch der Ursprung von dem Tag, als die beiden zusammen College-Geschichte schrieben. Gegen die Washington Huskies warf Quarterback Maynard eine 90-Yard Bomb. Allen fing den Ball - der weiteste gefangene Pass aller Zeiten im College-Football.

Genau diese weiten Pässe hatte Maynard bereits auf den jüngeren Allen geworfen, als dieser kaum fähig waren das Ei festzuhalten. Der dritte im Bunde war der Sohn von Dories Schwester Carmen, Maurice Harris. Der Wight Receiver hatte nie das Talent seiner Cousins, dennoch profitierte er stark davon mit Allen und Maynard auf der Wiese zu spielen. Das Trio war nicht nur verwandt, sondern auch befreundet, Allen gab dem ein Jahr jüngeren Harris Tipps. Früher bei grundlegenden Dingen wie der Handhaltung bei Fangen, später dann Tipps zu gewissen Laufspielzügen.

"Wir erzogen unsere Kinder zusammen", sagt Carmen Maynard, "von klein auf waren die drei verbunden. Meine Schwester und ich sagten immer: Vielleicht werden sie eines Tages gemeinsam in der NFL spielen."

Auch Meynard betont die Verbindung, die vor allem zwischen ihm und Allen besteht: "Da ist diese Bindung von Geburt an. Wir spielten unser ganzes Leben zusammen Football. Dadurch ist es eine besonders intime Verbindung."

Allen und Harris besuchten die Northern Guilford High School. Auf die gleiche Schule gingen auch Gabe King und Chris McCain. Die Vier lernten sich, obwohl sie in unterschiedlichen Jahrgängen waren, im Schulteam kennen. Vor allem Allen und King fielen immer auf. Allen, weil er der talentierteste der Jungs war. Auch ältere und körperlich schon weitere Spieler kamen nicht an die den Wight Receiver noch heute auszeichnenden Attribute heran: Explosivität, Schnelligkeit und Athletik. King dagegen fiel als Frohnatur auf, jeder mochte den spaßigen Defensive End. Mc Cain ist von den Anlagen der hinter Allen talentierteste der Greensboro Five. Die Aussichten im April gedraftet zu werden stehen gut für den Linebacker.

Tod des Vaters

Ein entscheidender Wendepunkt im Leben der 336 war der Tod von Allens leiblichem Vater Keath. Er starb mit nur 42 Jahren im Schlaf, noch heute weiß man die genaue Ursache nicht. Allen, der damals die zehnte Klasse besuchte, also kurz vor der Wahl des Colleges stand, wurde durch diese Tragödie schlagartig fokussierter. Etwas, das ihn zu einem der Premium-Rookies der letzten Season werden ließ. Denn nur Talent reicht nicht aus, um den Traum NFL zu verwirklichen.

Dass Allen nicht in ein Loch fiel, hat er vor allem seinem Stiefvater Scott Lang zu verdanken. Er kümmerte sich um ihn stets wie um einen eigenen Sohn.

Allen ist noch heute zutiefst dankbar mit diesen Menschen aufgewachsen zu sein.

Als Allen als Zweiter des Quintetts und als All-American Highschool-Spieler ein College-Stipendium erhielt, spielte Maynard bereits in seinem zweiten Jahr für die Universität Buffallo. Die Saison 2010, also Maynards zweite und Allens erste wurde für beide zum Triumph. Der Quarterback konnte nach der Season 18 Touchdowns und 2694 Yards in seinen Stats aufweisen. Auch Halbbruder Allen überzeugte in seinem Freshman-Year durch explosive Läufe und sichere Hände, die ihm sechs Tochdowns einbrachten.

Nach der Season wechselte Maynard zu seinem lebenslangen Freund und Bruder nach Kalifornien, um sich seinen Lebenstraum zu erfüllen und einmal gemeinsam mit Allen Football zu spielen. Allen schlug Angebote von Kansas und Alabama aus, um an der Seite von Zach zu agieren. Der Trade war nicht ohne Risiko, denn im Frühling 2010 vor der Season standen fünf weitere Quarterbacks zur Verfügung. Angetrieben vom großen Ziel setzte sich Allens Halbbruder durch und ergatterte sich den Platz als Starter.

He made ist: Keean Allen spielt in der NFL.

Dass alle drei der anderen Greensboro Five ebenfalls in Berkeley ein Stipendium erhielten war Glück und Segen, denn nur so konnte die Geschichte der Fünf Jungs aus North Carlina überhaupt geschrieben werden. Was für ein Glück sie hatten, wussten sowohl sie, als auch ihre Eltern.

"Niemals in einer Million Jahren hätten wir gedacht, sie alle würden es in Kalifornien schaffen. Es war ein Segen!", weiß Harris Mutter Carmen.

McCain war der nächste der aus dem Duo ein Trio machte.

Allen und Maynard waren zwei der wichtigsten Akteure in Jeff Tedfords System und wohnten gemeinsam mit zwei weiteren Spielern auch gemeinsam auf dem Campus. McCain hatte Startschwierigkeiten, stieg in der Team-Hierarchie durch seine enge Bindung zu den zwei anderen aus Greensboro aber rasch auf.

"Sie waren eine sehr enge Gruppe", sagte Tedford damals über die Dreier-Gruppe. "Aber sie sind noch jung. Ihre Entwicklung ist ein kontinuierlicher Prozess. Es ist eine Freude sie miteinander spielen zu sehen."

Maynard spielte 2011 an Allens Seite eine bärenstarke erste Saison und warf in 13 Spielen für 2990 Yards und 17 Touchdowns. Hinzu kam ein variantenreiches Laufspiel (vier Touchdowns). Allen bestätigte seine Form und kam erneut auf sechs Tochdowns, die ihm allesamt sein Halbbruder vorgelegt hatte. McCain kam wider Erwarten auf zehn Einsätze und beeindruckte Tedford mit seinen langen Armen, 30 Tackles und 2,5 Sacks.

Nach einer 7-6 Bilanz unterlag man im Holiday Bowl Texas 21-10. Bester Spieler der College-Saison war ein junger Quarterback mit dem klangvollen Namen Robert Griffin III.

2012 wurden die Greensboro Five dann endlich komplett, als auch Harris und King ein Stipendium erhielten. Harris kam mit dem Ring von der Highschool, etwas was Allen nicht geschafft hatte - Noch heute zieht er seinen Cousin von den Chargers damit auf.

Und so konnten die Jungs eine Saison lang wieder gemeinsam spielen wie damals auf der Wiese vor Longs Haus oder in der High School.

Nur einer schafft es

Auch wenn man mit einer Bilanz von 3-9 die Bowl-Teilnahme dieses Mal klar verpasste, war es doch eine märchenhafte Season 2012. Denn alle fünf hatten es geschafft. Geschafft aufs College, geschafft das Sprungbrett zur NFL zu erreichen.

Allen verließ das College mit einem Schulrekord bei gefangenen Pässen (205) und wurde in der dritten Runde an 76. Stelle von San Diego gedraftet, mit denen er 2013 eine absolute Traumseason hinlegte und acht Touchdowns erzielte. Innerhalb von einer einzige Spielzeit war er ein Superstar mit Potential zu einem der besten Receiver der ganzen Liga.

Sein Halbbruder Maynard, der wie Allen mit gottgegebenem Talent ausgestattet ist, spielt seit 2013 bei den Hamburg Blue Devils, wo er fast unbekannt ist und die Fans ohne seine Verwandtschaft mit Allen in Foren schreiben: Tolle Performance der Nummer 18. Wer ist er?

Harris und McCain haben noch Chancen auf die NFL, bei Harris wird es nicht reichen, McCain muss auf den Draft 2014 hoffen.

Und Gabe King will nach dem Studium wieder zurück in die Heimat. Nach Greensboro, North Carolina.

"Talent?", sagt er, "natürlich hatten wir alle fünf Talent. Sonst hätten wir nicht für Cal gespielt. Aber Keenan und Zach waren immer die Größten."

Und so will es das Schicksal, dass 2014 der eine Bruder um die Playoffs der besten Football-Liga der Welt spielt und der andere vor wenigen Fans in Hamburg, die nicht einmal wissen, dass er mit etwas Glück ebenfalls in der National Football League spielen würde. Vor mehr als 80.000.

KOMMENTARE
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maschemist
14.05.2014 | 11:36 Uhr
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maschemist : 
14.05.2014 | 11:36 Uhr
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maschemist : 
Chris McCain wurde als UDFA von den Dolphins verpflichtet. Eigentlich schade. Als ich ihn mir letzten Sommer angesehen habe, dachte ich mir, dass er, sollte er ein paar Pfunde draufpacken, durchaus die Chance auf die erste Runde hätte. Aber dann wurde er nach 3 Spielen den Rest der Saison suspendiert.

Er wird wohl in seinem Privatleben einiges ändern müssen, hat aber das Talent, sich länger in der NFL zu halten.
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Red_7
16.04.2014 | 16:17 Uhr
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Red_7 : 
16.04.2014 | 16:17 Uhr
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Red_7 : 
Stark! Ich habe zwar keine Blogbenachrichtigung bekommen, aber manchmal führt mich ja auch mein Nässchen zu solchen Geschichten.

Aber es ist schon wirklich der Wahnsinn wie eng das manchmal zwischen NFL-Karriere und einem völlig normalen Beruf ist.

Das mit dem "nach Hamburg" fahren wird allerdings nichts. Die Blue Devils haben mal wieder aus finanziellen Gründen die Reißleine gezogen und spielen (wahrscheinlich) wieder in der Regionalliga und da wohl ohne die eingekauften Amis.
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Don_Ron
14.04.2014 | 09:29 Uhr
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Don_Ron : 
14.04.2014 | 09:29 Uhr
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Don_Ron : 
Gute Geschichte, interessanter Block. Der Name Zach Maynard kam mir gleich bekannt vor, den hab ich letzte Saison in Dresden spielen sehen, hatte gute Ansätze dabei, war damals sein erstes Spiel glaube ich für die Blue Devils.
Aber die ganze Hintergrundgeschichte kannte ich noch nicht, Daumen hoch.
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SunnyB
11.04.2014 | 19:00 Uhr
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SunnyB : 
11.04.2014 | 19:00 Uhr
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SunnyB : 
! nice story !
das Allen erst in der 3. Runde gedraftet wurde hat mich ehrlich gesagt sehr überrascht. Durch die Bomben-Rookie Saison hat ers aber dann allen gezeigt. Wenn er weiter an sich arbeitet und seinen "Drive" nicht verliert, wird er ein ganz Großer!
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adriano0589
11.04.2014 | 17:06 Uhr
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11.04.2014 | 17:06 Uhr
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Coole Geschichte! 10P!
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KeenanAllen
11.04.2014 | 16:19 Uhr
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11.04.2014 | 16:19 Uhr
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Sensationell gut wieder und auch noch über einen meiner Lieblingsspieler. ;) Dieses Mal also Football. Der Blog zeigt sehr stark auf, welche Faktoren alle Einfluss haben auf die Karriere von Sportlern. Dass Maynard in Hamburg spielt wusste ich nicht, müsste man fast mal hin fahren.

Der Blog MUSS fast angeteasert werden, er vedient es gelesen zu werden.

10/10 ist sowieso klar.
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