24.09.2012 um 14:58 Uhr
Geschrieben von adriano0589
Taktische Vorschau: Wolfsburg
Auch der vermeintlich schwerste Gegner der noch jungen Bundesliga-Saison für den FC Bayern wurde mit dem 2:0-Erfolg auf Schalke souverän gemeistert, und den Vorsprung auf den BVB auf fünf Punkte erhöht.
In der englischen Woche kommt jetzt mit dem VfL Wolfsburg eine Mannschaft nach München, die noch in der Findungsphase ist und einen sehr durchwachsenen Saisonstart hingelegt hat, zuletzt wurden weder Schlusslicht Augsburg noch Aufsteiger Fürth besiegt.
Im fünften Spiel in elf Tagen wird Heynckes weiter rotieren. Franck Ribery hat am Sonntag schon wieder voll mittrainiert und könnte in die Startelf rutschen, genau wie Javi Martinez, der dann wohl Gustavo ersetzen würde. Schon am Samstag steht immerhin das stets schwierige Auswärtsspiel in Bremen an.
Taktisches System
Personell hat Wölfe-Trainer Felix Magath in der noch jungen Saison zwar schon einiges ausprobiert, taktisch hält er sich bislang aber an ein 4-2-3-1:
Nachdem in den ersten beiden Spielen Schäfer/Knoche bzw. Schäfer/Josue die Doppelsechs bildeten, scheint Magath sich mittlerweile auf das Duo Kjaer/Kahlenberg festgelegt zu haben. Sowohl in Augsburg als auch gegen Fürth bildeten die beiden Dänen die Wolfsburger Doppelsechs, wobei Kjaer zuletzt zur Pause raus musste - für ihn könnte wieder Josue in die Startelf rutschen.
Der gelernte Innenverteidiger Kjaer (bzw., sollte er spielen, Josue) übernimmt in dieser Konstellation den defensiveren Part (13 gewonnene Zweikämpfe gegen Augsburg, 9 allein in der ersten Halbzeit gegen Fürth), während Kahlenberg mehr zur Spielgestaltung beitragen soll: Mit 53 gespielten Pässen in Augsburg und 56 Pässen gegen Fürth (bei insgesamt nur neun Fehlpässen) konnte Kahlenberg jeweils die Höchstwerte für sich verbuchen.
Auf den Außenbahnen hat sich links offensiv mittlerweile Marcel Schäfer etabliert, der nach zwei Spielen im Zentrum zuletzt zwei Mal links außen agierte. Alternative zu Schäfer ist der offensivere Vierinha, wobei Magath in München wohl eher dem defensiv stärkeren Schäfer vertrauen dürfte. Hinter Schäfer spielt Ricardo Rodriguez, der insgesamt etwas weiter vorgezogen als sein Pendant auf rechts, Fagner, agiert.
Dennoch stößt Fagner häufiger bis an den gegnerischen Strafraum vor als Rodriguez, was vor allem damit zusammenhängt, dass Linksfuß Ivica Olic auf dem rechten Flügel oft in die Mitte zieht. Fagner besetzt dann bei Ballbesitz die rechte Offensivposition und kommt so schon auf insgesamt 14 Flanken - Topwert beim VfL.
Probleme haben die Wölfe vor allem auf den defensiven Außen. Teilweise schlechtes Abwehrverhalten, teilweise einfache Stellungsfehler brachten die Wölfe hier zuletzt oft in Bedrängnis:
Außenverteidiger Rodriguez (Kreis) war eingerückt, die Abstimmung mit der Innenverteidigung passt überhaupt nicht. Im Zentrum stehen die Wölfe zwar 6-gegen-3, auf Rechts aber ist Sararer völlig frei und kommt gefährlich zum Abschluss.
Andere Seite, das gleiche Problem:
Im Zentrum hat Wolfsburg, hier gegen Hannover, zwei Eins-gegen-Eins-Situationen (Kreise) und steht gut und eng bei den Gegnern. Auf Außen allerdings verpasst es erneut ein Wolfsburger, bei seinem Gegner zu bleiben (Viereck), der so in den freien Raum hinter dem Außenverteidiger angespielt werden kann. Resultat: Flanke in den Strafraum, Tor für Hannover. Gerade vom 0:4-Debakel gegen die 96-er könnte man solche Szenen beliebig oft zeigen.
Datenanalyse
Obwohl sowohl Hannover (7 Gegentore), als auch Augsburg (7) und Fürth (6) defensiv bislang eher in der unteren Hälfte der Liga anzusiedeln sind, hatte Wolfsburg kaum Tormöglichkeiten gegen die drei Teams.
Beim 0:4 gegen Hannover waren es nur 5 (2 im Strafraum), in Augsburg 11 (5) und gegen Fürth 10 (7) abgegebene Wolfsburger Torschüsse. Im Schnitt haben die Wölfe mit 10:10,2 sogar ein negatives Torschussverhältnis (zum Vergleich Bayern: 18:9 im Schnitt). Kein Wunder also dass der VfL mit zwei erzielten Toren nach Augsburg die derzeit schwächste Offensive der Liga stellt.
Auffällig ist die Wolfsburger Aggressivität: 22,2 Fouls begeht das Team von Felix Magath im Schnitt pro Spiel, fast sechs mehr als der Gegner. Gleichzeitig hat der VfL bislang aber auch in jedem Spiel über 51% der Zweikämpfe für sich entscheiden können.
Merkmal des Wolfsburger Spiels ist das Flankenspiel. Unfassbare 56 Flanken hat der VfL in den ersten vier Spielen schon geschlagen, in keinem Spiel weniger als 13 (die Wolfsburger Gegner zusammen genommen nur 17 gegen den VfL). Jeweils nach hohen Bällen in den Strafraum fielen auch die einzigen beiden Wolfsburger Tore.
Eine überraschende, Stereotypen-brechende Zahl zum Schluss: in drei der vier Liga-Spielen bisher ist Wolfsburg trotz des Nimbus Felix Magath weniger gelaufen als der Gegner.
Wissenswertes
- Toni Kroos ist hervorragend in die Saison gestartet. Nicht nur dass er in den letzten vier Pflichtspielen (Stuttgart, Mainz, Valencia, Schalke) getroffen hat, auf Schalke gewann er darüber hinaus acht Zweikämpfe (zweitbester Bayern-Wert) und brachte 60 Pässe zum Mitspieler, bei nur fünf Fehlpässen
- Ebenfalls in bestechender Form ist Thomas Müller, der mit vier Toren und vier Assists die Torschützen- und die Scorer-Liste anführt. Saisonübergreifend hat Müller in den letzten sechs Liga-Spielen jetzt sieben Tore und fünf Assists erzielt.
- Der VfL Wolfsburg hat sich zum Lieblingsgegner von Arjen Robben entwickelt. Der Niederländer erwischte nicht nur seinen Traum-Einstand nach dem Wechsel nach München gegen die Niedersachsen, sondern hat bislang jedes Mal, wenn er gegen Wolfsburg in der Startelf stand, getroffen - und alle diese drei Spiele gewann der FC Bayern.
- Seit dem Wolfsburger Aufstieg 1997 hat der FC Bayern zuhause noch nie gegen die Wölfe verloren - im Gegenteil. Von 14 Liga-Heimspielen wurden 13 gewonnen bei einem Torverhältnis von 38:10. Acht der 13 Heimsiege gegen Wolfsburg waren ohne Gegentor.
- Die Wolfsburger suchen immer wieder ihren Spielmacher Diego. Mit 282 Ballkontakten ist der Brasilianer nach den beiden, für das Wolfsburger Spiel sehr wichtigen, Außenverteidigern der Wolfsburger, der am häufigsten am Ball ist.
Fazit
Wolfsburg ist noch nicht in der Saison angekommen und hatte gegen zuletzt zwei maximal durchschnittliche Bundesliga-Gegner große Probleme. Die Offensive wirkt noch nicht eingespielt und agiert bislang harmlos und schlicht ohne Ideen, die Defensive hat noch deutlich sichtbare Abstimmungsprobleme.
Bayern dagegen hat den besten Saisonstart seiner Vereinsgeschichte hingelegt und sollte mit einigen frischen Spielern von der Bank (Shaqiri, Ribery, Martinez) Wolfsburg große Probleme bereiten und muss gegen dieses Wolfsburg den dritten Heimsieg der Saison einfahren.
In der englischen Woche kommt jetzt mit dem VfL Wolfsburg eine Mannschaft nach München, die noch in der Findungsphase ist und einen sehr durchwachsenen Saisonstart hingelegt hat, zuletzt wurden weder Schlusslicht Augsburg noch Aufsteiger Fürth besiegt.
Im fünften Spiel in elf Tagen wird Heynckes weiter rotieren. Franck Ribery hat am Sonntag schon wieder voll mittrainiert und könnte in die Startelf rutschen, genau wie Javi Martinez, der dann wohl Gustavo ersetzen würde. Schon am Samstag steht immerhin das stets schwierige Auswärtsspiel in Bremen an.
Taktisches System
Personell hat Wölfe-Trainer Felix Magath in der noch jungen Saison zwar schon einiges ausprobiert, taktisch hält er sich bislang aber an ein 4-2-3-1:
Nachdem in den ersten beiden Spielen Schäfer/Knoche bzw. Schäfer/Josue die Doppelsechs bildeten, scheint Magath sich mittlerweile auf das Duo Kjaer/Kahlenberg festgelegt zu haben. Sowohl in Augsburg als auch gegen Fürth bildeten die beiden Dänen die Wolfsburger Doppelsechs, wobei Kjaer zuletzt zur Pause raus musste - für ihn könnte wieder Josue in die Startelf rutschen.
Der gelernte Innenverteidiger Kjaer (bzw., sollte er spielen, Josue) übernimmt in dieser Konstellation den defensiveren Part (13 gewonnene Zweikämpfe gegen Augsburg, 9 allein in der ersten Halbzeit gegen Fürth), während Kahlenberg mehr zur Spielgestaltung beitragen soll: Mit 53 gespielten Pässen in Augsburg und 56 Pässen gegen Fürth (bei insgesamt nur neun Fehlpässen) konnte Kahlenberg jeweils die Höchstwerte für sich verbuchen.
Auf den Außenbahnen hat sich links offensiv mittlerweile Marcel Schäfer etabliert, der nach zwei Spielen im Zentrum zuletzt zwei Mal links außen agierte. Alternative zu Schäfer ist der offensivere Vierinha, wobei Magath in München wohl eher dem defensiv stärkeren Schäfer vertrauen dürfte. Hinter Schäfer spielt Ricardo Rodriguez, der insgesamt etwas weiter vorgezogen als sein Pendant auf rechts, Fagner, agiert.
Dennoch stößt Fagner häufiger bis an den gegnerischen Strafraum vor als Rodriguez, was vor allem damit zusammenhängt, dass Linksfuß Ivica Olic auf dem rechten Flügel oft in die Mitte zieht. Fagner besetzt dann bei Ballbesitz die rechte Offensivposition und kommt so schon auf insgesamt 14 Flanken - Topwert beim VfL.
Probleme haben die Wölfe vor allem auf den defensiven Außen. Teilweise schlechtes Abwehrverhalten, teilweise einfache Stellungsfehler brachten die Wölfe hier zuletzt oft in Bedrängnis:
Außenverteidiger Rodriguez (Kreis) war eingerückt, die Abstimmung mit der Innenverteidigung passt überhaupt nicht. Im Zentrum stehen die Wölfe zwar 6-gegen-3, auf Rechts aber ist Sararer völlig frei und kommt gefährlich zum Abschluss.
Andere Seite, das gleiche Problem:
Im Zentrum hat Wolfsburg, hier gegen Hannover, zwei Eins-gegen-Eins-Situationen (Kreise) und steht gut und eng bei den Gegnern. Auf Außen allerdings verpasst es erneut ein Wolfsburger, bei seinem Gegner zu bleiben (Viereck), der so in den freien Raum hinter dem Außenverteidiger angespielt werden kann. Resultat: Flanke in den Strafraum, Tor für Hannover. Gerade vom 0:4-Debakel gegen die 96-er könnte man solche Szenen beliebig oft zeigen.
Datenanalyse
Obwohl sowohl Hannover (7 Gegentore), als auch Augsburg (7) und Fürth (6) defensiv bislang eher in der unteren Hälfte der Liga anzusiedeln sind, hatte Wolfsburg kaum Tormöglichkeiten gegen die drei Teams.
Beim 0:4 gegen Hannover waren es nur 5 (2 im Strafraum), in Augsburg 11 (5) und gegen Fürth 10 (7) abgegebene Wolfsburger Torschüsse. Im Schnitt haben die Wölfe mit 10:10,2 sogar ein negatives Torschussverhältnis (zum Vergleich Bayern: 18:9 im Schnitt). Kein Wunder also dass der VfL mit zwei erzielten Toren nach Augsburg die derzeit schwächste Offensive der Liga stellt.
Auffällig ist die Wolfsburger Aggressivität: 22,2 Fouls begeht das Team von Felix Magath im Schnitt pro Spiel, fast sechs mehr als der Gegner. Gleichzeitig hat der VfL bislang aber auch in jedem Spiel über 51% der Zweikämpfe für sich entscheiden können.
Merkmal des Wolfsburger Spiels ist das Flankenspiel. Unfassbare 56 Flanken hat der VfL in den ersten vier Spielen schon geschlagen, in keinem Spiel weniger als 13 (die Wolfsburger Gegner zusammen genommen nur 17 gegen den VfL). Jeweils nach hohen Bällen in den Strafraum fielen auch die einzigen beiden Wolfsburger Tore.
Eine überraschende, Stereotypen-brechende Zahl zum Schluss: in drei der vier Liga-Spielen bisher ist Wolfsburg trotz des Nimbus Felix Magath weniger gelaufen als der Gegner.
Wissenswertes
- Toni Kroos ist hervorragend in die Saison gestartet. Nicht nur dass er in den letzten vier Pflichtspielen (Stuttgart, Mainz, Valencia, Schalke) getroffen hat, auf Schalke gewann er darüber hinaus acht Zweikämpfe (zweitbester Bayern-Wert) und brachte 60 Pässe zum Mitspieler, bei nur fünf Fehlpässen
- Ebenfalls in bestechender Form ist Thomas Müller, der mit vier Toren und vier Assists die Torschützen- und die Scorer-Liste anführt. Saisonübergreifend hat Müller in den letzten sechs Liga-Spielen jetzt sieben Tore und fünf Assists erzielt.
- Der VfL Wolfsburg hat sich zum Lieblingsgegner von Arjen Robben entwickelt. Der Niederländer erwischte nicht nur seinen Traum-Einstand nach dem Wechsel nach München gegen die Niedersachsen, sondern hat bislang jedes Mal, wenn er gegen Wolfsburg in der Startelf stand, getroffen - und alle diese drei Spiele gewann der FC Bayern.
- Seit dem Wolfsburger Aufstieg 1997 hat der FC Bayern zuhause noch nie gegen die Wölfe verloren - im Gegenteil. Von 14 Liga-Heimspielen wurden 13 gewonnen bei einem Torverhältnis von 38:10. Acht der 13 Heimsiege gegen Wolfsburg waren ohne Gegentor.
- Die Wolfsburger suchen immer wieder ihren Spielmacher Diego. Mit 282 Ballkontakten ist der Brasilianer nach den beiden, für das Wolfsburger Spiel sehr wichtigen, Außenverteidigern der Wolfsburger, der am häufigsten am Ball ist.
Fazit
Wolfsburg ist noch nicht in der Saison angekommen und hatte gegen zuletzt zwei maximal durchschnittliche Bundesliga-Gegner große Probleme. Die Offensive wirkt noch nicht eingespielt und agiert bislang harmlos und schlicht ohne Ideen, die Defensive hat noch deutlich sichtbare Abstimmungsprobleme.
Bayern dagegen hat den besten Saisonstart seiner Vereinsgeschichte hingelegt und sollte mit einigen frischen Spielern von der Bank (Shaqiri, Ribery, Martinez) Wolfsburg große Probleme bereiten und muss gegen dieses Wolfsburg den dritten Heimsieg der Saison einfahren.
Aufrufe: 3734 | Kommentare: 7 | Bewertungen: 14 | Erstellt:24.09.2012
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KOMMENTARE
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25.09.2012 | 13:52 Uhr
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24.09.2012 | 23:00 Uhr
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Gnanag :
Jau, Spitze wie immer, ich freu mich auf das Spiel. Sehr positiv würde ich einen Einsatz von Shaqiri sehen, den Burschen sollten wir nicht auf der Bank versauern lassen.
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24.09.2012 | 21:13 Uhr
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Ich lese fast jede Vorschau von Dir, schreibe aber selten etwas dazu.... gibt eben nix zu kritisieren.
Das ist einfach immer völlig objektiv, mit Statistiken untermauert und auch fachlich einwandfrei!
Einfach nur ganz stark!!
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24.09.2012 | 16:56 Uhr
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Mal wieder eine absolut hervorragende Analyse, ich fühl mich bestens gewappnet fürs morgige Spiel... Bei den Daten hier, die auf den Punkt gebracht sind, erhofft man sich dass auch die Bayern-Führung dies aufgreift und deine Statements in die Mannschaftsbesprechung miteinfließen lässt...
Spitze wie immer!
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24.09.2012 | 16:00 Uhr
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Schnumbi :
@ Adriano: ich werde nur noch was schreiben wenns kritik ist was soll ich auch sagen, außer danke!!
bleibt zu hoffen das und der ivica kein Ei ins Nest legt.
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24.09.2012 | 15:38 Uhr
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Du gibst natürlich grade auch uns, die wir am Anfang der Saison, die Gegner noch nie, oder kaum spielen gesehen haben, die Möglichkeit, uns ein Bild zu machen!
Ach ja, hättest du doch für Löw die Italiener analysiert...
Da wäre bestimmt eine erfolgsversprechendere Variante herausgekommen!
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Verdammt gut, deine Analysen!