Die Wochen der Bairischen Derbys gehen weiter. Nach dem 6:0 im DFB-Pokal gegen den FC Ingolstadt kommt am Samstag ein ungleich schwierigerer Gegner in die Allianz Arena: Dieter Heckings 1. FC Nürnberg.

Mit Drei Punkte Vorsprung auf die wieder erstarkten Dortmunder geht der FC Bayern in den 11. Spieltag und weist, seit der Auftaktpleite gegen Gladbach, eine makellose Heimbilanz in der Liga auf: 4 Spiele, 4 Siege, 19:0 Tore - besser geht es nicht!

Taktisches System

Die Nürnberger haben zuletz ihr System von Spiel zu Spiel leicht umgestellt. Gegen Mainz agierte man im 4-2-3-1, gab das Spiel aber am Ende noch aus der Hand. In Wolfsburg, als der Club insgesamt die bessere Mannschaft war und unglücklich verlor, probierte Hecking das etwas defensivere 4-1-4-1, mit Simons als einzigem Sechser und davor einer Viererkette um Esswein, Hegeler, Feulner und Mak hinte der einzigen Spitze Pekhart. Ein System, das auch in München denkbar sein dürfte.

Beim 2:2 gegen Stuttgart letzte Woche probierten die Nürnberger ein 4-4-2 mit Esswein als hängender Spitze und Mak und Hegeler auf den Flügeln. Das durchschnittliche Alter der Clubberer betrug gegen den VfB übrigens lediglich 23 Jahre, wobei nur Simons älter als 25 war.

Herz und Seele des Nürnberger Spiels ist eben jener Timmy Simons. Der 34-jährige Belgier stand in allen 10 Bundesligapartien über die volle Distanz auf dem Platz, erzielte drei Tore und einen Assist. 11,92 Kilometer marschiert der Routinier im Schnitt pro Spiel, so markierte er fünf Mal den Topwert beim Club.

Simmons ist dabei meist kurz hinter der Mittellinie postiert und deckt das Nürnberger Zentrum ab, von wo aus er gegnerische Angriffe abfangen und eigene einleiten kann, deutlich wird das anhand seiner Heat Map gegen den VfL Wolfsburg:


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Zu was man, auch gegen eine Topmannschaft, fähig ist, zeigten die Nürnberger gegen, zugegebenermaßen dezimierte, Bremer, als man zuhause hätte gewinnen müssen (64,5% Ballbesitz, 25:2 Torschüsse), aber nur ein 1:1 schaffte.

Wollscheid, Simmons und Klose bildeten eine Dreierkette an der Mittellinie, die Außenverteidiger Pinola und Chandler standen sehr hoch und so konnte man konsequent Druck auf den Gegner ausüben:


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In Gladbach (0:1) und in Dortmund (0:2) machte man allerdings den Fehler, zu große Abstände zwischen den Mannschaftsteilen entstehen zu lassen, was auf Kosten der eigenen Defensive ging. So ließ man in Gladbach sogar 21 Torschüsse zu.

Die Innenverteidiger standen zu tief, gleichzeitig die Außenverteidiger aber zu hoch und so ergaben sich große Räume für die Gladbacher:


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Datenanalyse

Auffällig wird zunächst die eklatante Auswärtsschwäche der Nürnberger. Seit dem 1:0 im Berliner Olympiastadion am ersten Spieltag hat der Club auswärts in der Bundesliga nur in Köln gewonnen, ansonsten setzte es drei Niederlagen.

Insgesamt präsentierte sich der Club auswärts eher passiv. In keiner Partie auf fremdem Platz hatte man seit dem ersten Spieltag mehr Ballbesitz, außer in Wolfsburg (50,1%). Auch die Zweikampfswerte waren seitdem fast immer negativ, im Schnitt gewann man nach dem Sieg über die Berliner auswärts nur 47,6% der Zweikämpfe.

Auch die Laufleistung der Nürnberger weist eine deutliche Diskrepanz zwischen Heimspielen und Auswärtsspielen auf: 122,12 km Laufdistanz im Schnitt zuhause stehen 114,1 Kilometer durchschnittlicher Laufdistanz auswärts gegenüber. Selbst beim Sieg in Köln hatte Nürnberg weniger Ballbesitz (45,1%) und weniger erfolgreiche Pässe (213 vs. 311).

Beeindruckend ist abschließend die Torschussstatistik. Trotz der schweren Spiele in Gladbach und in Dortmund weisen die Nürnberger im Schnitt 13,9 eigene Torschüsse auf und ließen nur 10,2 zu.

Player to Watch

Tomás Pekhart:
Der Tscheche spielt bisher eine sehr gute Saison, markierte in neun Bundesligaspielen drei Tore und drei Assists und war damit an der Hälfte der Nürnberger Tore direkt beteiligt.

Außerdem ist der 22-Jährige extrem fleißig, marschierte gegen Stuttgart 12,11 und vor zwei Wochen in Wolfsburg 11,97 und vor drei Wochen gegen Mainz 12,06 Kilometer - jeweils unter den Top 3 beim Club.

Fazit

Auf dem Papier eine klare Angelegenheit. Die Nürnberger haben seit dem 5. Spieltag (2:1 in Köln) nicht mehr gewonnen, stecken in einer Ergebniskrise und haben außerdem zuletzt regelmäßig einen Knacks hinnehmen müssen, indem sie einen späten entscheidenden Treffer kassierten. In Gladbach setzte es in der 76. Minute das 0:1, in Wolfsburg in der 83. das 2:1 für die Wölfe und gegen den VfB in der 84. das 2:2.

Man kann davon ausgehen, dass der Club defensiv steht und auf Konter baut, wobei man die schnellen und lauffreudigen Pekhart und Esswein nicht aus den Augen lassen darf - in jedem Spiel schafften es die Nürnberger zuletzt, mindestens 2/3 ihrer Torschüsse innerhalb des Strafraums abzugeben.

Um den Spielaufbau der Clubberer zu unterbinden wird es wichtig für die Offensive sein, Nürnbergs Innenverteidigung permanent unter Druck zu setzen. Klose und Wollscheid haben nahezu immer die meisten Pässe und verteilen die Bälle tief aus der eigenen Hälfte. Zum Vergleich: bei Bayern füllen diese Rolle regelmäßig Lahm und Schweinsteiger aus, der ganze Spielaufbau findet einige Meter weiter vorne auf dem Platz statt.

Nach den schwierigen Spielen in Neapel und Hannover steht jetzt ein Heimspiel an. Der Sieg im Pokal mit der zweiten Garde dürfte dem Klima in der Mannschaft gut getan haben und gegen Nürnberg muss jetzt der nächste Heimsieg her. Wichtig wird auch der Fokus der Mannschaft sein, schließlich steht nächste Woche das Heimspiel gegen Neapel an!