Wer hätte gedacht, dass das Topspiel am 11. Spieltag nicht etwa Schalke gegen Bremen oder Wolfsburg gegen Leverkusen, sondern Bayern gegen Frankfurt lautet? Es ist das Duell des Ersten gegen den Dritten, die beiden besten Offensiven der Liga (Bayern: 30 Tore, Frankfurt: 21 Tore) werden am Samstag in der Allianz Arena auf dem Rasen stehen.

Für Bayern steht nach dem Gala-Auftritt gegen einen überforderten OSC Lille in der Champions League der Alltag Bundesliga an. Frankfurt braucht nach vier Punkten aus den letzten vier Spielen ein Erfolgserlebnis, um nicht aus der Spitzengruppe zu rutschen.

Während Frankfurt verletzungsbedingt auf die Innenverteidiger Zambrano und Amedick verzichten muss, fällt bei den Münchnern weiterhin Holger Badstuber (Muskelfaserriss) aus. Mario Gomez hat noch Trainingsrückstand, sein Comeback rückt aber immer näher. Der gegen Lille aufgrund einer Erkältung kurzfristig ausgefallene Mario Mandzukic sollte wieder fit sein.

Taktisches System

Frankfurt spielt ein 4-2-3-1, aus dem durch den häufig in die Spitze stoßenden Alex Meier häufig ein 4-2-2-2 wird. Innenverteidiger Zambrano fehlt Frankfurt mit einem Zehenbruch noch bis Anfang Dezember, gegen Fürth ersetzte ihn zuletzt Vadim Demidov, der Norwege mit lettischen Wurzeln wird wohl auch in München beginnen:



Meier ist dabei das zentrale Element der Frankfurter Offensive, vor allem dadurch, dass er selbst auch oft in die Spitze stößt und für den Stürmer vor ihm wichtige Anspielstation ist:

So hat der 1,96 Meter große Stürmer in dieser Saison insgesamt nur 15 Bälle direkt auf die jeweilige Sturmspitze gespielt, gleichzeitig vom jeweiligen Frankfurter Stürmer aber 36 Pässe zugespielt bekommen. Mit 33 Torschüssen führt Meier auch die vereinsinterne Liste an, gefolgt vom Japaner Inui (30).

Die offensive Dreiherreihe insgesamt ist extrem torgefährlich, was sich auch mit Zahlen belegen lässt: Meier war mit 7 Toren und 2 Assists an 9 der 21 Frankfurter Tore direkt beteiligt; Inui und Aigner haben jeweils bereits drei Tore und drei Assists auf dem Konto.

Defensiv unterliefen Frankfurt in dieser Saison aber schon einige heftige individuelle Patzer, die zuletzt Fürth und Stuttgart, davor aber u.a. auch Dortmund zu mehreren Großchancen verhalfen und auch zu einigen Gegentoren führten.

Besonders anfällig sind die Frankfurter bei Ballverlust im Spielaufbau. Knapp 20% der von der Eintracht gespielten Pässe landen beim Gegner, häufig dauert es dann zu lange, bis die Hessen ihre Ordnung in der Rückwärtsbewegung gefunden haben:



Nach einem Ballverlust kurz nach der Mittellinie kommen die Frankfurter nicht hinter den Ball und so haben die Stuttgarter eine hervorragende Konterchance. Gentner (Kreis) schickt den gestarteten Harnik in den Strafraum, dessen Schuss scheitert am Pfosten.

Auch gegen Fürth gab es mehrere solcher Szenen. Hier reicht ein einfacher Pass nach der Balleroberung aus der Fürther Abwehr ins Mittelfeld, von wo aus mit einem weiteren Pass Fürth ein 2-gegen-1 auf dem Weg zum Frankfurter Tor sind und zum Ausgleich treffen:



Nicht umsonst stellt das Team von Armin Veh also mit 14 Gegentoren die schwächste Defensive der Top-5 der Liga, die Szenen eingefangener Konter ließen sich noch lange weiterführen.

Datenanalyse

Zunächst einmal fällt auf, dass Frankfurt auch auswärts, sehr untypisch für einen Aufsteiger, sein offensives Spiel spielt. "Hinten drinstehen ist nicht unser Spiel, auch wenn es am Anfang so aussehen kann", beschreibt auch Trainer Armin Veh den Charakter seiner Mannschaft treffend.

Die Frankfurter sind bislang auswärts sehr dominant aufgetreten, hatten nur in Nürnberg weniger Ballbesitz als der Gegner (im Schnitt auswärts: 55,1%). Auch die Passwerte deuten darauf hin: 356 erfolgreiche Pässe spielen die Frankfurter im Schnitt auswärts, deutlich mehr als der Frankfurter Gesamtschnitt von 325,2.

Die offensive, dominante Spielweise der Eintracht wird ebenfalls anhand der abgegebenen Torschüssen deutlich: 14,2 Schüsse gibt Frankfurt pro Partie ab, auswärts sind es im Schnitt immerhin 14. Die Hessen erspielen sich vor allem über den agilen Inui und den laufstarken Aigner extrem viele Möglichkeiten.

Auffällig ist auch, wie gut die Frankfurter bislang das Passspiel ihrer Gegner stören konnten. Nur Dortmund hatte über 80% erfolgreiche Pässe gegen das Team von Armin Veh, im Schnitt erzwingt Frankfurt über 25% Fehlpässe des Gegners.

Wissenswertes

Während die Eintracht aus Frankfurt mit 14 Punkten derzeit auf Platz 1 der Heimtabelle liegt (zwei Punkte und ein Spiel mehr als Bayern), läuft es auswärts für den Aufsteiger nicht so rund: Die letzten beiden Auswärtsspiele gingen verloren, derzeit ist Frankfurt nur Achter in der Auswärtstabelle.

In den letzten 36 Jahren gab es für Bayern nur zwei Heimniederlagen in der Bundesliga gegen Frankfurt: Zuletzt am 18. November 2000 (1:2), die letzte Heimniederlage davor war am 4.12.1976, als die Eintracht mit 3:0 in München gewann. 26 Heimspiele absolvierte Bayern seit dieser Niederlage in der Liga gegen die Eintracht, davon wurden 21 gewonnen, bei 4 Unentschieden.

Armin Veh hat als Trainer noch nie etwas aus München mitgenommen: Sieben Mal gastierte eine von Veh betreute Mannschaft in München (2x Rostock, 3x Stuttgart, 1x Wolfsburg, 1x Hamburg). Jedes dieser Spiele verlor Veh, bei insgesamt 5:22 Toren.

Besonders gerne spielt Manuel Neuer gegen die Frankfurter Eintracht: Acht Mal stand der 26-Jährige gegen Frankfurt im Tor, sechs Mal gewann er (zwei Unentschieden). Kurios: Beim letzten Aufeinandertreffen lieferte Neuer mit einem langen Ball den Assist zum 2:1-Siegtreffer.

Sebastian Rode ist ein Fixpunkt im Spielaufbau. In neun von zehn Spielen war der Mittelfeldspieler in der Top-3 der Frankfurter was Pässe zum Mitspieler angeht. Noch leistet der 22-Jährige sich aber zu viele Abspielfehler: 7,8 Fehlpässe spielt Rode im Schnitt pro Spiel.

Fazit

Armin Veh hat ein offensives Spiel seiner Mannschaft angekündigt - er wäre nicht der erste Trainer, der auch nach dieser Ankündigung in München defensiv spielen lässt. Der Blick auf das bisherige Frankfurter Auftreten auswärts belegt aber die Aussage des Frankfurter Trainers.

Im eigenen Defensivverhalten wird es wichtig sein, die offensive Dreierreihe der Frankfurter zu kontrollieren. Besonders der torgefährliche Meier, aber auch die Außenstürmer Inui und Aigner sind brandgefährlich und werden die Münchner Defensive zweifellos mehr beschäftigen als die Offensivabteilung von Lille.

Im Gegenzug gilt es die individuellen Probleme der Frankfurter, vor allem in der Innenverteidigung, auszunutzen. Gleiches gilt für die Frankfurter Konteranfälligkeit - und keine Mannschaft hat in dieser Saison bislang mehr Kontertore erzielt als Bayern.