Einleitung

Wir schreiben den 29. April 2014, erste Runde der Playoffs Spiel 5, United Center in Chicago, es steht 75-96 für die Washington Wizards. Wieder einmal herrscht traurige Gewissheit für die Fans und Spieler der Bulls. Wieder einmal platzt der Traum von der lang ersehnten Meisterschaft in der ersten Runde der Playoffs. Trotz dieser enttäuschenden Niederlage gegen die Wizards sind die Bulls in der neuen Saison mal wieder ein Contender, entsprechend hoch sind die Erwartungen an das Team, das dieses Jahr vieles besser machen will als im vergangenen Jahr und dabei Unterstützung bekommt von den, ja man kann eigntlich sagen zwei Top Neuzugängen Derrick Rose und Pau Gasol, der von den Lakers in die Windy City gewechselt war. Doch in wieweit kann das Team diese Hoffnung, die vor allem die Stadt an das Team hat erfüllen ? Reicht es für den ersten Titel seit 1998 ?

Was ist neu ?

Derrick Rose ist zurück, doch ähnlich wie bei vielen andere Teams überstrahlte ein Name die Offseason am Lake Michigan: Carmelo Anthony. Die Bulls gehörten mit Sicherheit zu den Favoriten, die heiß begehrte Scoring-Maschine aus dem Big Apple nach Chicago zu locken. Umso größer war die Enttäuschung als Anthony verkündete, dass er bei den Knicks einen neuen Vertrag unterschreiben würde. Also musste Gar Forman anderweitig aktiv werden und das wurde er auch, denn Plan B lag schon bereit. Am 18. Juli 2014 verkündete der GM, dass man Pau Gasol von den Lakers verpflichten konnte, der in Chicago einen drei Jahres Vertag unterschrieb mit einer Player Option im letzten Vertragsjahr. Aber neben der Gasol Verpflichtung konnte Chicago in dieser Offseason auch bei den Rookie Verpflichtungen Erfolge verbuchen. Zum einen holte man Nicola Mirotic aus Madrid, der mit zwei Euroleague-Finalteilnahmen bereits viel Erfahrung mitbringt und als Big Man verschiedene Positionen spielen kann, sowie über einen sehr guten Wurf verfügt. Zum anderen konnte man bei der Draft Doug McDermott unter Vertrag nehmen, der den Bulls insgesamt zwei Erstrunden- und drei Zweitrundenpicks plus den Abgang von Anthony Randolph wert war. Warum, lässt sich leicht beantworten. ´´McBuckets´´ kann verdammt gut werfen. In seinen vier Jahren am College traf der Forward 45,8 Prozent seiner Dreier und dürfte deshalb direkt eine nicht unwesentliche Rolle bei den Bulls einnehmen, allerdings muss sich McDermott defensiv enorm steigern. Zu guter Letzt konnte man mit Aaron Brooks einen Energizer für die Bank verpflichten, der zudem auch Würfe selbst kreieren kann. Trotz dieser guten Verpflichtungen, mit denen man Offensiv sicherlich nochmals besser aufgestellt ist als im letzten Jahr, fehlt es den Bulls gerade auf dem Flügel an Tiefe. Bestes Beispiel hierfür ist die drei, auf der wahrscheinlich Mike Dunleavy starten wird, danach aber nicht mehr viel kommt. Die Flügel-Rotation wirkt insgesamt nich nicht ganz ausgereift, zumal es an Erfahrung mangelt. Das Talent ist zweifelsohne da, nun muss Tom Thibodeau nur noch die richtigen Knöpfe drücken.

Umfeld

Im Umfeld hat sich bei den Chicago Bulls recht wenig getan. Das Frontoffice hat in diese Offseason einen guten Job getan, ohne mit Carmelo Anthony den erhofften großen Fisch nach Chicago zu locken. Dennoch verfolgte man in Chicago in dieser Offseason ein Ziel, nämlich den Kern des Teams um Joakim Noah, Taj Gibson und Jimmy Butler zu erhalten ohne aus den Augen zu verlieren an was es dem Spiel der Bulls noch mangelt. Zwischenzeitlich jedoch schienen die Verantwortlichen dieses Konzept zu überdenken, als die Chancen Kevin Love zu verpflichten stiegen. Letztenendlich hat sich das Frontoffice gegen Love entschieden, allerdings weiß niemand, ob und was Chicago wirklich für den Power Forward geboten hat. Das Frontoffice weiß zu schätzen was man in Chicago hat und gleichzeitig war den Verantwortlichen bewusst, was sie noch benötigen. So verhält es sich auch mit Coach Thib, denn auch bei ihm weiß man was man hat. Nämlich einen der besten Defensiv spezialisierten Trainer der NBA und das wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft so bleiben. Dieses Jahr muss Tom Thibodeau jedoch auch beweisen, dass er gut mit Rokies kann, wenn man sich anschaut welche Rollen eben diese von Anfang an einnehmen. Was die Fanbase angeht, gibt es keine zwei Meinungen. Die Bulls sind weiterhin die wohl bekannteste und schillerndste Franchise der gesamten Liga mit weltweiter Anhängerschaft. Doch auch die gesamte Stadt steht voll und ganz hinter den Bulls, was im Umkehrschluss aber auch einen durchaus hohen Druck zur Folge hat denn die sie wollen endlich den ersten Titel seit 1998. Einmal mehr stellen sich alle in Chicago dieselbe Frage: Wenn nicht dieses Jahr wann dann ?

Stärken

Das Prunkstück war auch in der vergangenen Saison die Defense. Mit nur 91,8 zugelassen Punkten im Schnitt, stellte Chicago vor den Pacers die beste Defense. Dies hat vielerlei Gründe. Beispielsweise Joakim Noah, Defensive Player of the Year oder Jimmy Butler, ein absoluter Edel Verteidiger, der in der letzten Saison desöfteren Superstars wie Lebron James kaltgestellt und defensiv dominiert hatte. Sprich man hat einfach das passende Personal und einen Trainer, der weiß wie man eben jenes Personal einsetzt. Ausserdem war man gut darin, Fouls die zu Freiwürfen führten zu vermeiden. Mit nur 20,3 zugelassenen Freiwürfen pro Partie ist dies der drittbeste Wert der Liga, hinter den Timberwolves und Bobcats/Hornets. Ebenso verhält es sich mit Blocks per Game, mit 5,1 geblockten Würfen pro Partie war es auch hier der siebtbeste Wert und bei verurschten Fouls. 19,3 verursachte Personal Fouls pro Spiel standen am Ende der Spielzeit zu Buche, viertbester Wert der Liga. Offensiv konnte man lediglich bei verwandelten Freiwürfen etwas überzeugen. Mit einem Durchschnitt von 77,9% pro Spiel ist dies immerhin der siebtbeste Wert. Viele Stärken sind das natürlich nicht, man muss einfach festhalten, dass das Team viele Spiele durch geschlossene Teamleistungen gewinnen konnte, Spielertypen wie Joakim Noah, die eine anze Mannschaft pushen können machen hier natürlich viel aus.

Schwächen

Während die Defensive die große Stärke war, war die Offensive das große Problem der Bulls. Bestes Beispiel hierfür ist die oben angesprochene Playoff Niederlage gegen die Washinton Wizards. Während man in den ersten drei Spielen noch 93, 99 und 100 Punkte erzielen konnte waren es in den entscheidenen letzten beiden Spielen nur noch 89 bzw. 69 Punkte. Gerade das letzte Spiel war natürlich eine absolute Katastrophe. Im Schnitt waren das also 90 erzielte Punkte pro Spiel was den letzen Platz in diesem Playoff Ranking macht. Wenn man sich die Offensive der kompletten Saison anschaut ist dies nicht verwunderlich.

Points per Game: 93,7 ; 30. Platz

Field Goal Percentage: 43,2% ; 30. Platz

3-Point Percentage: 34,8% ; 24. Platz

Alleine diese Statistiken zeigen bereits, dass die Offensive nicht zu den Stärken der Bulls gehörte. Der erhoffte (offensive) Durchbruch von Jimmy Butler blieb ebenfalls aus, von dem man sich in Abwesenheit von Derrick Rose natürlich mehr erhoffte. Deshalb ist man in Chicago in der Offseason aktiv geworden und hat entsprechende Spieler verpflichtet, die die oben genannten Schwächen bekämpfen sollen. Wenn diese Spieler einschlagen könnte auch Offensiv die Saison 2014/15 die der Bulls werden.

Spieler im Fokus

"We are really excited to add such a versatile player to our roster who has been both an All-Star and an NBA Champion, Pau is a skilled player with a high basketball IQ and is a true pro and a proven winner. Mit diesen Worten verkündete Chicago Bulls General Manager Gar Forman die Verpflichtung von Pau Gasol, den man von den LA Lakers nach Chicago lotsen konnte. Der Spanier ist ein sehr guter Passgeber und trifft auch sehr gut aus dem Feld. Seit seiner ersten Saison 2001/02 traf er durchschnittlich 51,5% aus dem Feld. Zusätzlich traf er durchschnittlich solide 75% seiner Freiwürfe. Dank seiner Körpergröße von 2,13m ist er ein sehr guter Rebounder, was sich eigentlich von selbst versteht. Zusammen mit Joakim Noah dürfte er ein sehr interessantes Frontcourt-Duo bilden, welches auch dadurch heraussticht, dass sowohl Noah als auch Gasol über ein überragendes Passing verfügen. Das größte Problem dürfte wie so oft die Verletzunsanfälligkeit von Gasol sein, der dafür bekannt ist kaum eine Saison Verletzungsfrei durchspielen zu können. Dennoch ist Gasol in jedem Fall eine Steigerung zu Carlos Boozer. Dem Spanier wird in Zukunft und auch von Beginn an eine große Rolle im Team zukommen, möglicherweise wird er der sogenannte x-Faktor in den Playoffs. (Alle Stats von 2001/02 bis 2013/14)

Fazit

Die Bulls sind in jedem Fall mit Cleveland einer der Topfavoriten im Osten. Unter anderem dank eines neu erstarkten Derrick Rose, der in der Preseason bereits einen sehr guten Eindruck machte. Dazu kommt, dass die Verantwortlichen den Sommer über einfach einen sehr guten Job gemacht haben. Nach den schwachen Offensivleistungen in der letzten Saison holte man viel Scoring Power an den Lake Michigan. Anders als beispielsweise bei den Cavaliers besitzt das Team bereits eine Art Identität, deren schwächen in der Offseason (erfolgreich) angegangen wurden. Man hat in dieser Saison endlich alle Spieler an Bord, die es Chicago erlauben auch Offensiv eine starke Saison zu Spielen. Die Mannschaft muss sich natürlich, wie alle anderen auch, erst noch finden, doch wenn alle Spieler ihrer Rolle im Team gerecht werden sind die Bulls für mich das beste Team im Osten. Wenn schwerwiegende Verletzungen ausbleiben könnte auch der ganz große Wurf drin sein. Die lang ersehnte Meisterschaft, was mich wieder zu meiner oben genannten Frage bringt: Wenn nicht dieses Jahr wann dann ?