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NFL @ SPOX


Gründer: Master_Of_Disaster | Mitglieder: 818 | Beiträge: 210
Von: MrWest
05.08.2017 | 3005 Aufrufe | 1 Kommentare | 1 Bewertungen Ø 10.0
Gang Green
Season Preview: New York Jets I
Hinter den New York Jets liegt die schlechteste Saison seit Jahren. Sind sie der Schrottplatz der NFL?

Knapp sechs Minuten sind zwischen den New England Patriots und den New York Jets noch auf der Uhr. Längst ist es ruhig geworden in Foxborough und das, obwohl die Jets ihren dritten Versuch an der Elf-Yardlinie ausspielen. Center Wesley Johnson spielt den Ball zu Quarterback Ryan Fitzpatrick. Kaum hat der 34-Jährige den Ball in der Hand, sieht er schon drei Linemen der Patriots auf sich zu fliegen. Er schaut kurz nach rechts, dann nach links. Dort sieht er, dass sich Receiver Devin Smith von seinem Gegenspieler gelöst hat. Noch bevor ihn die Linemen umreißen können, spielt er einen perfekten Ball über Cornerback Eric Rowe hinweg in die linke Ecke der Endzone. Der Football fliegt in Rowes Richtung, doch die Nummer 25 der Pats hat keine Chance, ihn abzufangen. Smith setzt zum Sprung an - und lässt den Ball, wie so viele seiner Kollegen an diesem Nachmittag, zwischen seinen Händen durchrutschen. Im Anschluss daran betritt Kicker Nick Folk das Spielfeld. Er tritt an und kickt das Ei perfekt zwischen die zwei Torstangen. 41:3 - die Jets können den Shutout verhindern.

Diese Szenen aus Woche 16 stehen sinnbildlich für die vergangene Saison der New York Jets. Noch ein Jahr zuvor verpassten die Männer von Coach Todd Bowles nur knapp die Playoffs. Folglich ging die Gang Green Nation mit großen Erwartungen in die Saison. Offensiv zeigte man 2015/16 ein sehr starkes Jahr, fast jeder Spieler war an seiner Leistungsgrenze. Defensiv stand die Line um Rookie Leonard Williams sehr gut, hinten sicherte Superstar Darrelle Revis alles ab. Von den Leistungen der Vorsaison war das Team aber 2016 so weit entfernt, wie Donald Trump von einem sinnvollen Tweet.

Zwar sagten nicht wenige Experten den Männern aus Big Apple eine schwierige Saison voraus, dass es aber so schwer werden würde, hätte kaum jemand gedacht. In den ersten sechs Saisonspielen reichte es nur zu einem knappen 37:31-Sieg gegen die Ravens. Im Anschluss an dieses Spiel gab es eine deftige 24:3-Niederlage gegen die Kansas City Chiefs. Und auch in Glendale schafften Fitzpatrick und Co. das Kunststück, lediglich drei Punkte zu erzielen. Unvergessen dürfte Football-Puristen zudem das Jahrhundertspiel gegen die Los Angeles Rams bleiben. Nach 60 Minuten entschieden die Rams die Schlacht im MetLife Stadium mit 9:6 für sich. Und so stand nach einem weiteren Sieg gegen die 49ers und dem Sieg im Abschlussspiel gegen die Bills dieses Mal nicht endlich der Einzug in die Playoffs bevor, sondern ein Abstieg in die unteren Sphären der National Football League. 5 zu 11, willkommen im Bodensatz der Liga.

Die anschließende Offseason stand ganz im Zeichen der Veränderung. Lange war nicht abzusehen, ob Trainer Todd Bowles nach gerade einmal zwei Jahren seinen Hut nehmen muss. Innerhalb der Mannschaft schien der 53-Jährige nicht mehr unangefochten, dennoch ließ ihn General Manager Mike Maccagnan nicht gehen - wohl auch, weil die Jets sich im weiteren Verlauf der Offseason bewusst verschlechterten und keinen neuen Trainer verbrennen wollten.

Free Agency und Draft: Auf der Suche nach neuen Flugzeugteilen

Während der Headcoach blieb, mussten altgediente Spieler gehen. Woche für Woche verließ ein Veteran nach dem Anderen die Jets in Richtung Free Agency oder Karriereende. Ryan Fitzpatrick? Weg. Nick Mangold? Weg. Brandon Marshall? Weg. Eric Decker? Weg. Darrelle Revis? Weg - um nur einige Namen zu nennen. Der Weg der Franchise-Führung wurde schnell klar: Das Team sollte schlecht und Altlasten ausgemistet werden.

Auf der anderen Seite musste der Kader natürlich wieder mit frischem Personal aufgefüllt werden. In der Free Agency holte man sich unter anderem Kelvin Beachum, der in seinem letzten Jahr als Left Tackle bei den Jacksonville Jaguars enttäuschte. Darüber hinaus verpflichtete General Manager Maccagnan Veteran Josh McCown als Ersatz für Ryan Fitzpatrick und Morris Claiborne für die Secondary. Der ehemalige Erstrundenpick sollte aber nicht die letzte Neuverpflichtung sein.

Im Draft zog das Team folgende Spieler:

1. Runde: Jamal Adams, S, LSU

2. Runde: Marcus Maye, S, Florida

3. Runde, Ardarius Stewart, WR, Alabama

4. Runde: Chad Hansen, WR, Cal

5. Runde: Jordan Leggett, TE, Clemson

5. Runde: Dylan Donahue, DL, West Georgia

6. Runde: Elijah McGuire, RB, Louisiana-Lafayette

6. Runde: Jeremy Clark, DB, Michigan

6. Runde: Derrick Jones, DB, Ole Miss

Wo der Schuh drückt, erkannten die Verantwortlichen sofort. Insgesamt vier neue Defensive Backs gingen im Draft nach East Rutherford. Dazu holte man sich mit Wide Receiver Ardarius Stewart einen spannenden Mann, der in der SEC reihenweise Verteidiger zur Verzweiflung brachte. Insgesamt gingen Bowles und Co. mit dem Receiving-Corps und der Secondary wichtige Baustellen an und ließ sich nicht auf ein Wettbieten für einen der Quarterbacks ein. Ein mehr als ordentlicher Draft, der dem Team spannende Spieler bescherte und klar aufzeigte, dass beim Neuanfang zuerst einmal die Defense stehen soll.

Offense: From Hero to Zero

Fliegst du noch oder fällst du schon? Diese Frage musste sich die Jets-Offensive im Laufe der 2016er-Runde einige Male stellen lassen. Augenscheinlich befand sie sich durchgehend im Sturzflug, denn in nahezu allen Kategorien verschlechterte sich Gang Green im Vergleich zum überdurchschnittlich guten Vorjahr. Kein Quarterback hatte am Ende mehr Touchdowns als Interceptions auf dem Konto, kein Wide Receiver sammelte mehr als 1000 Yards. Einzig ein Running Back blieb nicht hinter den Erwartungen zurück: Bilal Powell.

Doch fangen wir bei den Zahlen an, denn die lügen ja bekanntlich nicht und lassen auch im Falle der von Chan Gailey geführten Offensive erahnen, wie schlecht das Team war. Yards per Game: Rang 26. Passing Yards per Game: Rang 27. Points per Game: Rang 30. Fazit: Die Männer um Quarterback Ryan Fitzpatrick waren schlecht. Sehr schlecht sogar.

Doch wer war schuld an der Misere? In der Regel zuerst einmal der Quarterback. Ein Jahr nach der statistisch besten Saison seiner Karriere erlebte der 34-jährige Fitzpatrick ein Jahr zum Vergessen. Beweis gefällig? In Woche drei gegen die Kansas City Chiefs fabrizierte The Amish Rifle sage und schreibe sechs Interceptions. Natürlich war der Veteran nicht allein für alle sechs Ballverluste verantwortlich, aber einem Mann mit seiner Erfahrung dürfen solch katastrophale Fehler einfach nicht passieren - egal, wie stark die Defensive des Gegners ist.

Es war aber nicht nur Fitzpatrick, der die gesamte Spielzeit über vollkommen von der Rolle war. Zusammengenommen kamen nur 56,5 Prozent der Pässe der Jets-Quarterbacks Fitzpatrick, Smith und Petty an - der Ligaschnitt liegt bei 63 Prozent. Darüber hinaus war das Quarterback-Trio zusammen für 25 Interceptions verantwortlich - auch hier war man meilenweit vom Ligaschnitt von 13 Interceptions entfernt und belegte abgeschlagen den letzten Rang. Eben jene Ballverluste brachen den Jets immer wieder das Genick und nahmen der Defensive jede Möglichkeit einer richtigen Verschnaufpause.

Nicht nur die absoluten Zahlen lesen sich schwach. Laut Pro Football Reference landeten 4,5 Prozent der Passversuche der Jets-Quarterbacks beim Gegner. Ein Vergleich mit Altmeister Tom Brady und den Patriots scheint vermessen, dennoch lagen die Quarterbacks des Super Bowl-Champs am Ende der Saison bei einer Interception-Rate von gerade einmal 0,2 Prozent. Ihre Defensive dankte es. Diese extrem hohe Rate zieht gleichzeitig auch das Quarterback-Rating nach unten. Mit einem durchschnittlichen Wert von 67,6 war die New Yorker Franchise das mit Abstand schlechteste Team.

Blickt man einmal ein Stück weiter hinter die Fassade und schaut sich die Advanced Stats an, ist noch besser zu erkennen, wie sehr die Gang Green mit ihrem Passspiel zu kämpfen hatte. In der Kategorie Adjusted Yards gained per pass attempt kam das Team von Offensive-Coordinator Chan Gailey auf unterirdische 5,2 Yards. Zum Vergleich: Das Nonplusultra der Liga, die Atlanta Falcons, kam in dieser Kategorien auf einen Wert von 10,1, das Ligamittelfeld auf knapp sieben Yards. Den Jets blieb nur Platz 30, knapp vor den Texans und Rams.

Wide Receiver: Ein Mann spuckt große Töne...

Letztendlich waren Fitzpatrick und seine Kollegen aber keinesfalls alleine schuld am Abwärtstrend, denn auch das Receiving-Corps blieb meilenweit hinter den Erwartungen zurück. Hauptschuldig dafür ist sicherlich Star-Receiver Brandon Marshall. Mit lediglich drei Touchdowns aus 15 Spielen konnte er zu keinem Zeitpunkt überzeugen. Dabei hatte der 1,93-Mann vor der Saison noch große Töne gespuckt und Star-Wideout Antonio Brown zu einer Wette herausgefordert. Wer am Ende der Saison mehr Receiving Yards hatte, sollte den Sportwagen des Anderen bekommen. Brown führte am Ende mit 1284 zu 788 Yards und das, obwohl er eine für seine Verhältnisse schlechte Saison spielte. Immerhin konnte sich eine wohltätige Organisation über Marshalls schlechte Saison freuen - sie erhielt 100.000 Dollar für psychisch erkrankte Menschen. Und der Nummer-eins-Receiver der Jets wechselte den Stadtteil und ging zu den Giants...

Zu Marshalls Verteidigung muss sicherlich auch der frühe Ausfall von Nummer-Zwei-Receiver Eric Decker erwähnt werden. Er konnte aufgrund von Verletzungen gerade einmal drei Spiele machen, sammelte in dieser Zeit aber immerhin zwei Touchdowns. Wegen seines Ausfalls konnten sich die Defensivreihen der Liga früh in der Saison auf den Spieler mit der Nummer 15 konzentrieren. Auch Decker verließ die Jets am Ende der Saison, er ging zu den Titans nach Tennessee.

Offensive Line: Träumst du noch oder blockst du schon?

Neben dem Receiving-Corps hatte sicherlich auch die Offensive Line der Jets einen gehörigen Anteil am Misserfolg. Insgesamt ließen die Männer um Nick Mangold und Wesley Johnson, die beide jeweils acht Spiele auf Center starteten, 35 Sacks zu. Das ist zwar immer noch Ligadurchschnitt, doch der Abfall zu 2015 ist immens, ließen Mangold und Co. dort doch gerade einmal 22 Sacks zu. Dieser Einbruch ist sicherlich mit der Fluktuation in der Line zu begründen. Mangold fiel 2016 oft aus und wurde am Ende der Saison nach elf Jahren im Big Apple entlassen. Daneben war D'Brickshaw Ferguson-Ersatz Ryan Claday nie eine wirkliche Verstärkung. Hofften die Jets zu Beginn der Saison noch, mit seiner Verpflichtung für Stabilität zu sorgen, enttäuschte der Veteran am Ende doch recht schnell und musste nach der Hälfte der Saison verletzt aussetzen.

Es gab aber auch Gewinner. Einer der Nutznießer des Clady-Ausfalls war Ben Ijalana. Der 27-Jährige startete die Saison auf Right Tackle und teilte sich dort die Snaps mit Brent Qvale. Als sich Clady dann verletzte, rückte Ijalana auf Left Tackle und schlug sich dort zumindest im Laufspiel mehr als passabel. Der Lineman bekam für seine Leistungen in der Offseason einen Zweijahres-Vertrag über mehr als zehn Millionen Dollar und soll das Vertrauen in ihn nun auf dem Platz auszahlen. Dort konkurriert er zur kommenden Saison mit Kelvin Beachum, der für drei Jahre und 24 Millionen Dollar aus Jacksonville kam, um einen Startplatz. Auf der anderen Seite der Line bewies Brandon Shell, dass er als Right Tackle Starter-Potenzial besitzt. Sein PFF-Grade von 79,9 zum Ende der Saison rangierte ihn im oberen Drittel der Liga auch wenn die Sample Size klein war.

Verlassen können sie sich in East Rutherford in der kommenden Saison wohl auch wieder auf ihre Guards James Carpenter und Brian Winters. Beide spielten eine gute bis sehr gute Saison und waren sicherlich die Hauptverantwortlichen für den Erfolg des Laufspiels. Mit einer PFF-Bewertung von 83,0 war Carpenter unter allen Guards der Liga auf Platz 17 geranked. Dazu kam eine Pass Blocking-Grade von starken 88,1 - Platz zehn im Ligavergleich. Zwischen ihnen dürfte Wesley Johnson die Snaps vornehmen. Er zeigte in der vergangenen Saison immer wieder sein Können und soll Mangold nun vollends vergessen machen.

Running Backs: Lauf Bilal, lauf!

Sollten die Guards für Stabilität sorgen und die Line in der Run-Offense wieder so gut stehen, dürften sich wohl vor allem die Running Backs um Veteran Matt Forté und Bilal Powell freuen. Gerade Letztgenannter lieferte 2016 eine tolle Saison ab und erlief im Schnitt 5,5 Yards pro Lauf. Es sollte zwar nicht außer Acht gelassen werden, dass der 29-Jährige diese guten Zahlen vor allem zum Ende der Saison auflegte, nachdem er zuvor oft geschont wurde. Aber dennoch könnte 2017 DAS Jahr des Veteranen werden. Unter 62 Running Backs belegte er bei Pro Football Focus mit einer Gesamtnote von 79,4 den achten Platz. Schaut man sich seine Zahlen von Woche zehn bis 17 an, kommt man auf ein Elusive-Rating von 70,6 Platz 3 unter 48 gewerteten Spielern (Erklärung: dieses Rating berechnet sich aus Missed Tackle, die ein Spieler provoziert hat, und den Yards, die er nach Kontakt erzielen konnte).

Darüber hinaus dürfte auch Ex-Bear Matt Forté von der neuen West Coast Offense unter Coordinator John Morton profitieren. Schon 2016 kam er wie Powell auf über 1000 Scrimmage Yards. Dennoch tat er sich zum Ende der Saison schwer, unter anderem auch, weil Gailey ihn häufig seiner Stärken beraubte und selten ins Passspiel einbaute. Am Ende kam er nur auf 30 Catches. Zum Vergleich: 2014 fing er bei den Bears 102 Bälle.

Weil Morton nun auf Tempo setzt, könnten die unterschiedlichen Fähigkeiten der Running Backs besser zur Geltung kommen und Forté mehr Pass-Plays bescheren. Und dann ist er, wie schon zu Bears-Zeiten, immer noch einer der besseren Backs der Liga. Beide Running Backs betonten schon vor Beginn des Traingslagers, dass sie sich auf die neue Saison und das neue System freuen.

"I think with that type of tempo, you can catch defenses off balance, which allows us to get into what we want", sagte Powell zu Beginn des Traininggegenüber der Presse und fügte hinzu: "It doesnt allow them to line up and make checks and calls. It allows us to get in position to win whether its man-to-man or making adjustments at the line of scrimmage. Then just line up and get the checks from the quarterbacks."

Wichtig dürfte in diesem Zusammenhang auch die Frage nach dem Quarterback sein. Momentan scheint Veteran Josh McCown vorne zu liegen. Mit seinen 38 Jahren hat er schon einiges in der NFL erlebt und weiß genau, worauf er sich bei Defenses einstellen muss. Das dürfte vor allem dem schnellen Spiel der Jets entgegen kommen, denn der Passverteiler muss schnell durch seine Reads gehen können. Fraglich ist nur, wie seine Verbindung zum jungen Receiving Corps der Gang Green aussieht, denn McCown kam erst vor dieser Saison nach New York und trifft dort nun auf Passempfänger, die sich noch mitten in ihrer Entwicklung befinden. Und, das sollte keinesfalls vergessen werden, McCown ist kein Quarterback, um den ein NFL-Team seine Offensive aufbauen möchte. Er ist solide. Aber mehr auch nicht.

Wie entwickeln sich die Receiver?

Mehr als solide ist dafür ein anderer Spieler: Quincy Enunwa. Der 25-Jährige geht als Nummer eins in dieses Jahr. Und es könnte seines werden, denn anders, als unter Gailey, dürfte ihn Morton häufig als reinen Wide Receiver und nicht als Hybrid aus Wideout und Tight End einsetzen. Dann könnte die Schnelligkeit und Durchsetzungsfähigkeit des 25-Jährigen richtig zur Geltung kommen, denn unter allen Wide Receivern der National Football League war er schon 2016 mit 80 Prozent gefangenen Bällen der Beste bei weiten Pässen.

Was heißt das Ganze nun zusammengefasst? Die Jets haben auf dem Papier ein junges, unerfahrenes Receiving-Corps, mit Josh McCown, Bryce Petty und Christian Hackenberg keinen wirklichen Starting-Quarterback und einen neuen Offensive Coordinator, dessen anspruchsvolles Playbook erst einmal verinnerlicht werden muss. Eines ist aber auf jeden Fall klar: Egal, wie schlecht die Offensive ist, es kann im Vergleich zur Vorsaison eigentlich nur besser werden. Viel hängt auch 2017 an den Running Backs Powell und Forté und an Mortons Kreativität, denn er muss schauen, wie er das blutjunge Receiving-Corps der Gang Green am besten ins Spiel bringt. Werden die Jets eine gute Offense haben? Nein. Und dennoch wird es spannend sein, wie sich das Team von Woche zu Woche entwickelt.

Defense: Die Crème de la Crème und ihr hässlicher Bruder

Ob die Verantwortlichen der Gang Green schon mal von Sodom und Gomorra gehört haben? Vielleicht. Wenn ja, steht eines fest: Ein Blick zurück auf ihre Secondary dürfte sie vor Schreck erstarren lassen. Doch fangen wir von vorne an. Mit einer nominellen Top-5-Line und einer guten Secondary um Star-Cornerback Darrelle Revis gingen die Jets bestens besetzt in die Saison. Doch dann kam der Saisonstart, der nach und nach die hässliche Seite der New Yorker Franchise zum Vorschein brachte.

Schuld daran war keinesfalls die starke Defensive-Line, denn die Hünen um Leonard Williams lieferten Woche für Woche eine gute bis sehr gute Leistung ab. Die Männer hinter ihnen können das jedoch nicht von sich behaupten. Mit gerade einmal acht gesammelten Interceptions und 30 zugelassenen Touchdownpässen belegte die Jets-Secondary ligaweit die Plätze 29 und 25. Im Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 18 zu 25. Doch damit nicht genug. Lediglich 7,1 Prozent der gegnerischen Drives endeten in einem Turnover - auch hier landete Gang Green nur auf Rang 29. Dabei stellten die Jets hier in der 2015er Saison noch eine der besten Reihen, wie die Statistiken deutlich machen:

Doch wie konnte solch ein erfahrenes Team mit einem erfahrenen Defensiv-Headcoach an der Seitenlinie so einbrechen? Einer der Gründe war sicherlich Darrelle Revis. Der Veteran spielte zwei Saisons nach seinem Super Bowl-Triumph mit den New England Patriots die wohl schlechteste Runde seiner Karriere. Um das zu verdeutlichen, reicht die Zahl 104,2: So hoch war das Passer-Rating der gegnerischen Quarterbacks, wenn sie in Richtung des Veteran-Cornerbacks warfen. Der Wert der gesamten Defensive lag mit 98,5 nicht viel niedriger, im Schnitt lag die Liga bei einem Passer-Rating von 87,6.

Und auch die absoluten Zahlen lügen nicht. In 15 Spielen kam der siebenfache Pro Bowler lediglich auf eine Interception und fünf defended passes - schlechter war er nur 2012, als er nur zwei Spiele absolvierte. Da kam es den Jets nur gelegen, dass ihr Veteran im Februar dieses Jahres wegen einer Auseinandersetzung vor Gericht musste. Sie entließen ihn infolgedessen, ebenso tradeten sie Calvin Pryor. Und Revis? Der hat seitdem immer noch kein neues Team gefunden. Und das wird neben seinem üppigen Gehalt weitere Gründe haben. Der einzige Defensive-Back, der im grünen New York Normalform erreichte, war Free Safety Marcus Gilchrist, der sich jedoch in Woche 14 verletzte und nach der Saison entlassen wurde.

Die Zukunft beginnt jetzt

Um den Abwärtstrend zu stoppen, mussten die Jets frisches Blut verpflichten. Also tat man das einzig Richtige und zog mit den Picks sechs und 39 die Safeties Jamal Adams und Marcus Mayes. Die Rookies dürften die Safety-Spots und das Vertrauen von Todd Bowles sicher haben. Das gilt vor allem für Jamal Adams, der als Anführer Verantwortung übernehmen und die neue Secondary anführen soll. Dabei helfen soll auch Morris Claiborne. Der ehemalige Cowboy unterschrieb im besten Football-Alter von 27 Jahren einen Einjahresvertrag über fünf Millionen Dollar und soll in New York endlich die Leistung bringen, die sich die Verantwortlichen in Dallas fünf Jahre lang von ihrem sechsten Pick erhofft hatten. Neben dem LSU-Mann soll Buster Skrine eine Chance erhalten.

Bei allem Negativen sollte jedoch nicht verachtet werden, dass die Defensive-Line wieder einmal wirklich gute Arbeit ablieferte. Die Mannen um Leonard Williams und Muhammad Wilkerson ließen in 16 Partien lediglich 3,7 Yards pro Laufspielzug zu - Platz vier im Vergleich mit den anderen Defensivreihen der NFL. Auf der anderen Seite schaffte es Todd Bowles jedoch nie, wirklich Druck auf die gegnerischen Quarterbacks auszuüben, denn die Sack-Rate lag bei gerade einmal 4,7 Prozent, absolut kam man auf nur 27 Sacks und stellte damit das viertschlechteste Team der gesamten Liga. Auch bei den Quarterback-Hits musste man einen Rückgang von 74 auf 48 verzeichnen.

Hauptverantwortlich dürfte dafür zum einen Muhammad Wilkerson sein. Der 27-Jährige konnte seinen 86-Millionen-Dollar-Deal, den er kurz vor Beginn der Saison unterschrieb, zu kaum einen Zeitpunkt rechtfertigen. Während Nebenmann Leonard Williams sich zum Pro Bowler entwickelte, sammelte er lediglich fünf Sacks und damit sieben weniger als noch ein Jahr zuvor. Sheldon Richardson hingegen kam zwar nur auf 1,5 Sacks, dafür steigerte er sein Tackle-Total von 35 auf 62. Trotzdem können die Verantwortlichen auch mit seiner Leistung nicht zufrieden sein. 2017 muss er abliefern, denn für den 26-jährigen Defensive End geht es in das letzte Jahr seines Rookie-Vertrages.

Unterstützung braucht er dabei dennoch von den Linebackern, denn auch sie enttäuschten im vergangenen Jahr häufig. Mit David Harris entließen die Verantwortlichen einen Veteranen zu den New England Patriots, nun steht der letztjährige Erstrundenpick Darron Lee in der Verantwortung. Gleiches gilt jedoch auch für die Outside Linebacker, von denen 2016 zu wenig Unterstützung kam. Die letzten Wochen der Saison machten aber Hoffnung, dass Rookie Jordan Jenkins sich gut entwickelt. Von Woche 14 bis 17 kam er auf eine Pass Rush Productivity von 11,3 - knapp hinter Joey Bosa.

Blitzen oder nicht?

Um die Defensive wieder auf Vordermann zu bringen, muss Headcoach Todd Bowles zusammen mit Defensive Coordinator Kacy Rodgers Lösungen finden. Will er ein Scheme spielen, wie er es bei den Cardinals laufen ließ, braucht er starke Cornerbacks und Safeties, auf die sich seine Linemen beim Blitzen zu 100 Prozent verlassen können. Ganz verinnerlicht hat er das jedoch noch nicht, denn die Jets blitzten von allen 32 Teams am dritthäufigsten, obwohl sie damit keinen Erfolg hatten. Mit ihrer Pressure-Rate lagen sie am Ende nur auf Platz 20.

Nun muss er darauf hoffen, dass die Rookies Marcus Maye und Jamal Adams sofort einschlagen und auch Claiborne zeigen kann, wieso ihn die Cowboys vor fünf Jahren in der ersten Runde zogen. Die meiste Verantwortung dürfte dabei Adams zukommen, der schon am College als sehr guter Mann-gegen-Mann-Verteidiger in Erscheinung trat (laut Pro Football Focus hatte er die fünftbeste Coverage-Note). Harmoniert er in kurzer Zeit mit seinen Nebenmännern, können sich die Linemen auf ihre Arbeit konzentrieren und aggressiver zu Werke gehen. Die Frage ist nur: Sollte man den Erfolg seiner Defensive von der Anpassungsfähigkeit zweier Rookies abhängig machen? Die Jets müssen es so handhaben. Und sie müssen überlegen, ob sie nicht tatsächlich einen ihrer Linemen Williams, Richardson oder Wilkerson abgeben wollen. Vielleicht wäre ein Trade mit den Seahawks nicht das Schlechteste gewesen, denn zu dritt funktionierten sie selten.

Quellen: Pro Football Focus (PFF), Pro Football Reference, ESPN. Die Bilder sind zur Verwendung freigegeben, die Zahlen aus Tabelle habe ich von PFR.

Hier findet ihr Teil II zum Coaching Staff, den Special Teams, Player to Watch und einem Ausblick

KOMMENTARE
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MrWest
05.08.2017 | 16:15 Uhr
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MrWest : Ich liebe den Blog-Edidor
05.08.2017 | 16:15 Uhr
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MrWest : Ich liebe den Blog-Edidor
Hallo zusammen! Es tut mir leid, dass der Blog jetzt in zwei Teilen erscheinen musste. Ich habe drei Stunden lang alles versucht, mit Fotos, ohne Fotos, kleiner Schrift etc... Es hat nichts gebracht.

Bitte verzeiht Rechtschreibfehler, die merze ich noch aus. Viel Spaß beim Lesen und Kritik ist erwünscht! Kommentare dann unter Teil II.
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