12.07.2011 um 09:16 Uhr
Geschrieben von Joos
Schön hier oben
Der Sportclub Freiburg geht in die dritte Erstliga-Saison in Folge. Nichtsdestotrotz wird Boulevard-Experte Mario B. die Breisgauer in seiner geistreichen Saisonvorschau direktemang wieder in die Bezirksliga orakeln, um ihnen dort mit dem BCA Oberhausen höchstpersönlich den Garaus zu machen: "Vorne nix, hinten nix - und der Trainer sacht mir auch nix."
Damit kann man grundsätzlich gut leben. Zwar ist Super-Mario weit davon entfernt auf dem Trockenen zu sitzen. Dennoch kann er mit seinen Prognosen als so etwas wie der Anti-Paule gelten. Um den Gehalt seiner diesjährigen Vorschau mit etwas mehr als einem halben Liter und 260 kcal zu füllen, möchte ihm die Gutmensch-Blogosphäre des Sportclubs einen ausführlichen Team-Check bereitstellen.
I. Tor
Oliver Baumann gehört zu den Überraschungen der vergangenen Saison. Nach der Verletzung von Simon Pouplin ins SC-Tor aufgerückt, glänzte der U-21-Nationaltorhüter bisweilen und platzierte sich im oberen Drittel der Goalie-Rangliste. Nach dem Abgang von Pouplin muss er sich in seiner zweiten Saison als Nummer eins und unter neuem Torwart-Trainer beweisen. Neben dem häufig verletzten Manuel Salz (25) wurde Daniel Batz (20) vom 1. FC Nürnberg als Backup verpflichtet. Mit Alexander Schwolow (19) aus der 2. Mannschaft steht ein weiteres Talent bereit und komplettiert die ungewöhnlich junge Ausrichtung zwischen den Pfosten der Breisgauer.
|| Zugänge: Batz (1. FC Nürnberg), Schwolow (SC U19)
|| Abgänge: Pouplin (unbekannt)
II. Abwehr
Mit Ömer Toprak verlor der Sportclub ein großes Talent in der Innenverteidigung. Jedoch fand der Neu-Leverkusener nach Knie-OP und Schultergelenkssprengung in der vergangenen Saison selten zu seiner Form. Der Wegbruch einer Säule im Abwehrverbund kann somit kaum attestiert werden. Für das bisherige IV-Duo Barth/Butscher dürfte es nach Verpflichtung des CL-erprobten Beg Ferati vom FC Basel und der Rückkehr des Routiniers Pavel Krmas in dieser Konstellation vermutlich eng werden. Auf den Außenpositionen ist der Sportclub eher dünn besetzt, verfällt nach dem Verbleib von Linksverteidiger Felix Bastians aber zumindest nicht in akute Handlungsnot. Als Backup für den jüngst an der Leiste operierten Blondschopf könnte Heiko Butscher bei Bedarf nach links rücken. Rechts dürfte der konstant agierende Mensur Mujdza verteidigen. Als Alternative steht Defensiv-Allrounder Daniel Williams zur Verfügung.
|| Zugänge: Ferati (FC Basel)
|| Abgänge: Toprak (Bayer Leverkusen)
III. Mittelfeld
In der Rückrunde wurde die Bedeutung von Julian Schuster für das defensive Mittelfeld des Sportclubs offensichtlich. Durch den Ausfall des 26-Jährigen verlor das Spiel deutlich an Struktur und das Team konnte nicht mehr konstant an die Leistungen der Hinrunde anknüpfen. Mit Johannes Flum, Rückkehrer Ivica Banovic und Eigengewächs Christian Bickel scheint die Zentrale derzeit ausreichend besetzt.
Offensiv dürfte Cedrik Makiadi gesetzt sein. Neben dem Deutsch-Kongolesen würde grundsätzlich Jan Rosenthal als kreatives Moment vermutet. Ein Knorpelriss im Knie verhinderte jedoch die Teilnahme am Trainingslager und wirft den 25-Jährigen in der Vorbereitung zurück. Optional könnte der zumeist auf dem Flügel eingesetzte Anton Putsila in die Mitte rücken und sein technisches Potential im bisweilen lahmenden Kreativzentrum einsetzen.
Auf den Außenpositionen fand sich in der Spielzeit 2010/2011 keine konstante Lösung. Weder Putsila, Nicu noch Caligiuri wussten über längere Phasen zu überzeugen. Dauerläufer Abdessadki verletzte sich in der Endphase der Saison, kann jedoch durchaus als belebendes Element in Sachen Tempo und Dribbling wirken. Verstärkung auf den vakanten Positionen erfuhr der Kader bislang lediglich intern durch den 20-jährigen Neu-Profi Jonathan Schmid.
|| Zugänge: Banovic (MSV Duisburg), Bickel (SC II), Schmid (SC II)
|| Abgänge: Jäger (unbekannt), Höfler (FC Erzgebirge Aue)
IV. Sturm
Lange Zeit galt die Chancenverwertung als Manko der Breisgauer, ehe ein gewisser Papiss Demba Cissé beschloss, von nun an der Torjägerkanone hinterher zu knipsen. Auf die neue Saison bereitet sich der Senegalese trotz aller Wechselgerüchte noch immer an der Dreisam vor. Um etwaigen Mondpreisen im Falle eines Cissé-Transfers vorzubeugen, verpflichtete der Verein frühzeitig Garra Dembélé von Levski Sofia. Der Mann aus Mali erzielte in der vergangenen Saison 26 Treffer in der bulgarischen Liga und acht Tore in der Europa-League. Neben Erik Jendrisek komplettieren der in der Vorbereitung enorm treffsichere Stefan Reisinger, sowie Kisho Yano und Eigengewächs Simon Brandstetter die derzeit breit besetzte Offensive.
|| Zugänge: Dembélé (Levski Sofia), Brandstetter (SC II)
|| Abgänge: Bechmann (SönderjyskE)
V. Trainer
Marcus Sorg ist seit 2008 beim Sportclub als Trainer und Scout tätig. Zusammen mit Co-Trainer Christian Streich, wählte der Sportclub die interne Lösung. Für die Spieler bedeutet dies einerseits personelle Konstanz. Gleichzeitig scheinen selbst vermeintlich abgeschriebene Spieler wie Ivica Banovic ihre faire Chance zu bekommen.
In der Vergangenheit führte das Duo schon Spieler wie Oliver Baumann oder Daniel Caligiuri erfolgreich an das Oberhaus heran. Die Freiburger Verzahnung von Fußballschule, Jugendabteilung und Profimannschaft erhält durch diese Personen-Konstellation somit eine weitere Optimierung.
VI. System
Das Erfolgskonzept der jüngeren Freiburger Geschichte ist das 4-1-4-1-System, welches mittels kompaktem Defensiv-Verbund und treffsicherer Ein-Mann-Spitze überaus effektiv agierte. Jedoch schien die Formation gegen Ende der Saison zunehmend ausrechenbar; lange Bälle prägten das Spiel. Impulse konnten kaum gesetz werden und taktische Umstellungen brachten selten den gewünschten Effekt. Interessant wird Sorgs Spagat zwischen einem zentrumsorientierten Kader im Mittelfeld und einer offensiveren Grundausrichtung. In Tests agierte der Sportclub zuletzt auch im 4-4-2, was angesichts des hochkarätigen Sturms kaum verwundert. Möglicherweise könnte der teils bindungslos agierende Jendrisek eine Umstellung auf den Flügel erfahren.
VII. Fazit
Von einem Umbruch, wie nach dem Wechsel von Robin Dutt prophezeit, kann kaum die Rede sein. Coach Marcus Sorg kann in seiner ersten Saison auf einen intakten und eingespielten Kader zurückgreifen. Bislang verlor das Team keine ihrer Stützen, sondern konnte mit den meisten Leistungsträgern verlängern. Abgänge zum Nulltarif gehören der Vergangenheit an. Verstärkungen, Nachfolger und Jugendspieler werden mit Voraussicht verpflichtet und mit genügend Eingewöhnungszeit bedacht. Akuter Handlungsbedarf besteht augenscheinlich nur auf den Außenpositionen. Die Kaderplanung gilt jedoch als weitgehend abgeschlossen. Wenn es gelingt, das Spiel über die lahmenden Flügel zu intensivieren und variabler zu machen, kann der Sportclub durchaus selbstbewusst und optimistisch in den stets ausgerufenen Abstiegskampf der neuen Saison starten.
Damit kann man grundsätzlich gut leben. Zwar ist Super-Mario weit davon entfernt auf dem Trockenen zu sitzen. Dennoch kann er mit seinen Prognosen als so etwas wie der Anti-Paule gelten. Um den Gehalt seiner diesjährigen Vorschau mit etwas mehr als einem halben Liter und 260 kcal zu füllen, möchte ihm die Gutmensch-Blogosphäre des Sportclubs einen ausführlichen Team-Check bereitstellen.
I. Tor
Oliver Baumann gehört zu den Überraschungen der vergangenen Saison. Nach der Verletzung von Simon Pouplin ins SC-Tor aufgerückt, glänzte der U-21-Nationaltorhüter bisweilen und platzierte sich im oberen Drittel der Goalie-Rangliste. Nach dem Abgang von Pouplin muss er sich in seiner zweiten Saison als Nummer eins und unter neuem Torwart-Trainer beweisen. Neben dem häufig verletzten Manuel Salz (25) wurde Daniel Batz (20) vom 1. FC Nürnberg als Backup verpflichtet. Mit Alexander Schwolow (19) aus der 2. Mannschaft steht ein weiteres Talent bereit und komplettiert die ungewöhnlich junge Ausrichtung zwischen den Pfosten der Breisgauer.
|| Zugänge: Batz (1. FC Nürnberg), Schwolow (SC U19)
|| Abgänge: Pouplin (unbekannt)
II. Abwehr
Mit Ömer Toprak verlor der Sportclub ein großes Talent in der Innenverteidigung. Jedoch fand der Neu-Leverkusener nach Knie-OP und Schultergelenkssprengung in der vergangenen Saison selten zu seiner Form. Der Wegbruch einer Säule im Abwehrverbund kann somit kaum attestiert werden. Für das bisherige IV-Duo Barth/Butscher dürfte es nach Verpflichtung des CL-erprobten Beg Ferati vom FC Basel und der Rückkehr des Routiniers Pavel Krmas in dieser Konstellation vermutlich eng werden. Auf den Außenpositionen ist der Sportclub eher dünn besetzt, verfällt nach dem Verbleib von Linksverteidiger Felix Bastians aber zumindest nicht in akute Handlungsnot. Als Backup für den jüngst an der Leiste operierten Blondschopf könnte Heiko Butscher bei Bedarf nach links rücken. Rechts dürfte der konstant agierende Mensur Mujdza verteidigen. Als Alternative steht Defensiv-Allrounder Daniel Williams zur Verfügung.
|| Zugänge: Ferati (FC Basel)
|| Abgänge: Toprak (Bayer Leverkusen)
III. Mittelfeld
In der Rückrunde wurde die Bedeutung von Julian Schuster für das defensive Mittelfeld des Sportclubs offensichtlich. Durch den Ausfall des 26-Jährigen verlor das Spiel deutlich an Struktur und das Team konnte nicht mehr konstant an die Leistungen der Hinrunde anknüpfen. Mit Johannes Flum, Rückkehrer Ivica Banovic und Eigengewächs Christian Bickel scheint die Zentrale derzeit ausreichend besetzt.
Offensiv dürfte Cedrik Makiadi gesetzt sein. Neben dem Deutsch-Kongolesen würde grundsätzlich Jan Rosenthal als kreatives Moment vermutet. Ein Knorpelriss im Knie verhinderte jedoch die Teilnahme am Trainingslager und wirft den 25-Jährigen in der Vorbereitung zurück. Optional könnte der zumeist auf dem Flügel eingesetzte Anton Putsila in die Mitte rücken und sein technisches Potential im bisweilen lahmenden Kreativzentrum einsetzen.
Auf den Außenpositionen fand sich in der Spielzeit 2010/2011 keine konstante Lösung. Weder Putsila, Nicu noch Caligiuri wussten über längere Phasen zu überzeugen. Dauerläufer Abdessadki verletzte sich in der Endphase der Saison, kann jedoch durchaus als belebendes Element in Sachen Tempo und Dribbling wirken. Verstärkung auf den vakanten Positionen erfuhr der Kader bislang lediglich intern durch den 20-jährigen Neu-Profi Jonathan Schmid.
|| Zugänge: Banovic (MSV Duisburg), Bickel (SC II), Schmid (SC II)
|| Abgänge: Jäger (unbekannt), Höfler (FC Erzgebirge Aue)
IV. Sturm
Lange Zeit galt die Chancenverwertung als Manko der Breisgauer, ehe ein gewisser Papiss Demba Cissé beschloss, von nun an der Torjägerkanone hinterher zu knipsen. Auf die neue Saison bereitet sich der Senegalese trotz aller Wechselgerüchte noch immer an der Dreisam vor. Um etwaigen Mondpreisen im Falle eines Cissé-Transfers vorzubeugen, verpflichtete der Verein frühzeitig Garra Dembélé von Levski Sofia. Der Mann aus Mali erzielte in der vergangenen Saison 26 Treffer in der bulgarischen Liga und acht Tore in der Europa-League. Neben Erik Jendrisek komplettieren der in der Vorbereitung enorm treffsichere Stefan Reisinger, sowie Kisho Yano und Eigengewächs Simon Brandstetter die derzeit breit besetzte Offensive.
|| Zugänge: Dembélé (Levski Sofia), Brandstetter (SC II)
|| Abgänge: Bechmann (SönderjyskE)
V. Trainer
Marcus Sorg ist seit 2008 beim Sportclub als Trainer und Scout tätig. Zusammen mit Co-Trainer Christian Streich, wählte der Sportclub die interne Lösung. Für die Spieler bedeutet dies einerseits personelle Konstanz. Gleichzeitig scheinen selbst vermeintlich abgeschriebene Spieler wie Ivica Banovic ihre faire Chance zu bekommen.
In der Vergangenheit führte das Duo schon Spieler wie Oliver Baumann oder Daniel Caligiuri erfolgreich an das Oberhaus heran. Die Freiburger Verzahnung von Fußballschule, Jugendabteilung und Profimannschaft erhält durch diese Personen-Konstellation somit eine weitere Optimierung.
VI. System
Das Erfolgskonzept der jüngeren Freiburger Geschichte ist das 4-1-4-1-System, welches mittels kompaktem Defensiv-Verbund und treffsicherer Ein-Mann-Spitze überaus effektiv agierte. Jedoch schien die Formation gegen Ende der Saison zunehmend ausrechenbar; lange Bälle prägten das Spiel. Impulse konnten kaum gesetz werden und taktische Umstellungen brachten selten den gewünschten Effekt. Interessant wird Sorgs Spagat zwischen einem zentrumsorientierten Kader im Mittelfeld und einer offensiveren Grundausrichtung. In Tests agierte der Sportclub zuletzt auch im 4-4-2, was angesichts des hochkarätigen Sturms kaum verwundert. Möglicherweise könnte der teils bindungslos agierende Jendrisek eine Umstellung auf den Flügel erfahren.
VII. Fazit
Von einem Umbruch, wie nach dem Wechsel von Robin Dutt prophezeit, kann kaum die Rede sein. Coach Marcus Sorg kann in seiner ersten Saison auf einen intakten und eingespielten Kader zurückgreifen. Bislang verlor das Team keine ihrer Stützen, sondern konnte mit den meisten Leistungsträgern verlängern. Abgänge zum Nulltarif gehören der Vergangenheit an. Verstärkungen, Nachfolger und Jugendspieler werden mit Voraussicht verpflichtet und mit genügend Eingewöhnungszeit bedacht. Akuter Handlungsbedarf besteht augenscheinlich nur auf den Außenpositionen. Die Kaderplanung gilt jedoch als weitgehend abgeschlossen. Wenn es gelingt, das Spiel über die lahmenden Flügel zu intensivieren und variabler zu machen, kann der Sportclub durchaus selbstbewusst und optimistisch in den stets ausgerufenen Abstiegskampf der neuen Saison starten.
Aufrufe: 3294 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 9 | Erstellt:12.07.2011
ø 8.4
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
12.07.2011 | 15:10 Uhr
0
Hirsch82 :
Ich denke der Beitrag ist einen Hauch zu sehr durch die Fanbrille geschrieben und sieht einiges zu optimistisch. Am Ende der letzten Saison hat man gesehen, dass Freiburg es in der Bundesliga schwer hat. Ich hoffe, dass der Sportclub in der Liga bleibt, aber ich denke es wird ein Kampf bis zum Schluß, da die meisten Teams in der Liga einfach bessere Kader haben. Dennoch find ich den freiburger Weg gut und richtig!
0
12.07.2011 | 10:25 Uhr
0
taneu :
Danke für den Einblick. Hört sich doch nicht schlecht an. Ich mag euch ja. Vor allem die "Verzahnung Fußballschule, Jugendabteilung Profimannschaft" hat mir immer sehr gut gefallen. Das macht ihr schon seit Jahrzehnten sehr gut. Mein geheimer Wunsch: dass der Effzeh euch hier bald überholt
0
COMMUNITY LOGIN
Statistik
Das Fazit kann man so unterschreiben. Gerade auf den Außenpositionen sind wir zu schwach besetzt. Kein Wunder, wenn Spieler wie Nicu auf dieser Position sich austoben dürfen. Außerdem stellt sich die Frage, ob das 4-4-2 System für den SC nicht zu offensiv ist, aber das wird die Zukunft schon zeigen. Vielleicht ist die goldene Mitte mit beiden Systemen (4-5-1: 4-4-2) die Lösung um nicht mehr so leicht ausrechenbar zu sein, wie in der Rückrunde. Vielleicht hätte man noch in der Abwehr nachbessern können, aber mit Höhn und Lorenzoni haben wir zum Glück vielversprechende Talente dort hinten.
@Hirsch82
Naja er schreibt ja selber, dass es um den Klassenerhalt geht. Und ein bisschen Optimismus wird doch als SC-Fan noch erlaubt sein. Vielleicht kann man die Rückrunde auch so interpretieren, dass einfach nach dem Klassenerhalt die Luft raus war. Wir werden sehen was die Zukunft bringt.