Was haben die Altmeister noch drauf?

Man muss nicht viele Worte verlieren. Das Team, das jeder zuletzt über den grünen Klee gelobt hat, trifft auf die unscheinbare Wundertüte aus Utah.
Die Spurs spielen... nein, sie zelebrieren seit Wochen tollen Basketball. Fast jede Nacht dominieren die Parkers oder die in die Jahre gekommene Duncans und Ginobilis in den Hallen der Staaten.
Auf der anderen Seite stehen die Jazz, die letzte Saison nicht nur ihren All Star Point Guard sondern auch ihre Trainerlegende verloren und dieses Jahr aufopferungsvoll füreinander kämpften, um die Phoenix Suns im Endspurt doch noch von Platz 8 zu verdrängen.

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Stärken und Schwächen in der Regular Season

Spurs: Die alten Herren aus Texas sind die Saison langsam und schwerfällig angegangen. Spätestens ab Februar waren sie aber voll da und haben seitdem eine Bilanz von 36-7.
Stark waren die Spurs vor allem offensiv, wo sie die Saison als effizientestes Team beenden konnten. Ebenfalls Spitze sind sie beim Defensivrebound und bei der Trefferquote aus dem Feld.
Nach Schwächen muss man ziemlich gründlich suchen. Zumindest ein kleiner Fleck auf der weißen Weste ist das Defensivverhalten, wo sie mit einer Effizienz von 100.6 (zugelassene Punkte pro 100 Angriffe) nur auf Platz 11 der Liga liegen. Nicht überraschend kommen die schlechten Offensivreboundwerte, wo sie ligaweit nur 24. sind. Relativ schwach (20.) sind sie außerdem beim Ziehen von Freiwürfen.

Jazz: Nach dem großen Umbruch im letzten Jahr waren die Jungs aus dem Mormonenstaat die komplette Saison auf dem Sprung zwischen dem Ende der Playoffränge und dem knappen Scheitern am Einzug in die Postseason.
Dem Saisonverlauf entsprechend liegen die Jazz in den meisten aussagekräftigen Statistiken im grauen Mittelfeld der Liga. Stark sind sie - bei der Auswahl an Big Men selbstverständlich - vor allem beim Offensivrebound, wo sie hinter Chicago den zweiten Platz belegen. Zumindest solide sind ihre Effizienzwerte in Offensive und Defensive, wo sie jeweils den 7. beziehungsweise den 9. Platz belegen. Ebenfalls stark: die Trefferquote am Korb, wo sie mit 66,4% auf Platz 2 liegen. Nur 13% der Jazz-Angriffe resultieren in einem Turnover. Diese kontrollierte Spielweise bedeutet ligaweit Platz 5.
Wenn es überhaupt etwas an den Allroundern aus Utah zu bemängeln gibt, ist es das schwache Shooting von außen (32,3% Dreier, 27. Platz) und die extreme Foulanfälligkeit (22 pro Spiel, 31. Platz).

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Aufeinandertreffen in der Regular Season

Game 1: 31.12.2011, Jazz @ Spurs: 89-104
Die Jazz werden zu 50 Würfen zwischen außerhalb der Zone und Mitteldistanz gezwungen (Saisonschnitt 43) und treffen nur 37% aus dem Feld.
Die Spurs halten gut gegen die Big Men der Jazz und gewinnen die Rebounds knapp. Untypisch sind 19 Turnover (Schnitt 13,6).

Game 2: 20.02.2012, Spurs @ Jazz: 106-102
Ein typisches Spiel der Spurs. 5 Spieler scoren zweistellig, 3 knacken sogar die 20 Punkte-Marke.
Die Jazz werden wieder zu unterdurchschnittlich wenigen Versuchen und Treffern am Korb gewzungen, treffen aber immerhin 47,7% aus dem Feld. Topscorer Al Jefferson nimmt nur 4 Würfe am Korb, trifft aber 9 seiner 15 Jumpshots.

Game 3: 08.04.2012, Jazz @ Spurs: 104-114
Die Jazz nehmen 24 Würfe mehr als die Spurs. Grund dafür sind gute Arbeit beim Offensivrebound, aber auch die 43 Freiwürfe, die den Spurs gewährt werden.
Die Spurs dominieren Bretter und Zone. Sie gewinnen die Rebounds deutlich und treffen überragende 21 der 27 Versuche am Korb.

Game 4: 09.04.2012, Spurs @ Jazz: 84-91
Coach Pop schont im "Home and Home" mit den Jazz seine großen drei. Die Rebounds werden klar verloren und man erzwingt 23 Freiwürfe weniger als die Gastgeber.
Coach Corbin scheint Gefallen an der Riesen-Lineup gefunden zu haben. Millsap, Favors und Jefferson verbringen viel Zeit zusammen auf dem Feld und dominieren.

Die Spurs sollten auf dem Papier große Probleme mit den starken Big Man Rotation der Jazz haben. Mit guter Help-Defense erzwingen sie immer wieder Double-Teams für Jefferson, und Millsap. Das Fehlen von gefährlichen Shootern bei den Jazz können die Spurs so gnadenlos ausnutzen.
Die Spurs attackieren den Korb nicht öfter als sonst, können den Türmen in der Zone aber oft Fouls anhängen. Trotz insgesamt ordentlicher Leistung geben diese Situationen oft den Ausschlag zugunsten San Antonios.

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Key-Matchup: Tony Parker vs Devin Harris

Der Franzose Parker spielte sich im April, trotz verordneter Ruhepausen vom Coach, in einen Rausch. Zwar erzielte er nur 14,3 Punkte und 6,8 Assists pro Spiel, jedoch dominierte er die Gegner mit seinen Entscheidungen aus dem Pick and Roll. Ob Wurf aus der Mitteldistanz, das Zuspiel für den abrollenden Big Man oder der Pass zum weit offenen Dreierschützen, Parker schien das Spiel komplett im Griff zu haben. Mit seinem Point Guard gewannen die Spurs 12 von 13 Partien im April.
Etwas untergegangen ist die Leistung von Devin Harris. Der Guard der Jazz hatte im April mit 16,5 Punkten und 42% Dreierquote den besten Monat der Saison und scheint für die Playoffs gewappnet zu sein. Gerade für den wahrscheinlich sehr oft auftretenden Fall der Doppelung von Millsap/Jefferson muss Harris' Wurf konstant bleiben und die nötige Gefahr ausstrahlen.
Ohne die Leistung des im Frühling aufblühenden Parkers schmälern zu wollen: keiner der Point Guards, gegen die Spurs in letzter Zeit spielten, gehört zu den aggressiven Athleten, die einen hohen Kraftaufwand in der Defense erfordern. Harris ist in der Lage, den Korb zu attackieren oder offense Würfe sicher zu versenken.
Wenn Harris über sich hinauswächst und Parker defensiv viel arbeiten muss, könnte die Dominanz des Franzosen einen Riss bekommen.

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Fazit und Prognose

Wie eine geölte Maschine zerlegten die Spurs ihre Gegner der letzten Wochen. Trotzdem darf man die nähere Geschichte nicht aus den Augen verlieren. Erst letztes Jahr trafen sie Männer aus San Antonio als Top Team auf eine Mannschaft, die ihre Stärken auf den großen Positionen hat. Der Ausgang ist bekannt.
Dem Vergleich zu den Grizzlies aus dem Vorjahr können die Jazz jedoch nicht so recht standhalten. Gasol und Randolph gehörten zur Top 5 ihrer Positionen und waren Anspielstationen 1 und 2 im Team.
Als große Stärke wird (zurecht) die Tiefe der Spurs hervorgehoben. Doch auch ein Gregg Popovich kürzt die Rotation in den Playoffs. Für die Texaner spielten diese Saison 12 Leute im Schnitt mehr als 15 Minuten. Im letzten Jahr pflegte "Pop" im kurzen Playoff-Auftritt eine Rotation aus 9 Spielern. Da andere Teams auf den ersten 9-10 Positionen stärker besetzt sind, wird den Spurs bei den so genannten Experten folglich (noch) nicht der ganz große Sprung zugetraut.

Trotzdem sind sie deutlich talentierter als das Überraschungsteam aus Utah und sollten in höchstens 5 kräftesparenden Spielen zumindest ein 4-1 erreichen können.