Vorabinformation: Player to watch heißt nicht automatisch, dass nur besonders junge Talente in der Auswahl dabei sind. Natürlich dreht es sich hauptsächlich um Newcomer und Spieler, die vielleicht ihr erstes Turnier spielen, aber es sollen auch Spieler beleuchtet werden, die schon erfahrener sind, aber eine elementare Rolle in ihrer Mannschaft spielen könnten. Es waren sogar Spieler die 30 oder älter sind in der Vorauswahl. Grundsätzlich ist es immer schwierig eine Entscheidung zu treffen und die richtigen Kandidaten auszuwählen, weil es ja immer auch darum geht, dass die entsprechenden Kandidaten auch die Aussicht auf Einsätze haben, dementsprechend hätten es sicher auch noch andere Spieler verdient.

Ladislav Krejci (23, Tschechien, Flügelspieler)

Am 5. Juli 1992 wurde Krejci in Prag geboren und in seiner kompletten Jugend spielte er für Sparta. Er durchlief in seiner Karriere sämtliche Juniorenmannschaften des tschechischen Verbandes und wird mittlerweile seit mehreren Transferperioden mit einem Wechsel in eine größere Liga in Verbindung gebracht. Bei der U-21 Europameisterschaft war er der auffälligste Spieler der tschechischen Auswahl und auch in der vergangenen Saison zeigte er gute Leistungen in der heimischen Liga und auch in der Europa League. Seine Bilanz ist ordentlich, denn ihm gelangen in insgesamt 42 Spielen 8 Tore und 9 Vorlagen. Der Linksaußen dürfte es schwer haben sich bei Sparta Prag noch signifikant weiterzuentwickeln und sollte tatsächlich, vielleicht ja nach einem überzeugenden Turnier, an einen Wechsel in eine stärkere Liga in der er permanent gefordert wird denken. Sein Vertrag bei Sparta Prag läuft aktuell noch bis Sommer 2017, nach der EM könnte er also noch eine akzeptable Ablösesumme einbringen.

Krejci gelingt es häufig noch nicht über 90 Minuten permanent gefährlich zu bleiben, allerdings hat er in nahezu jedem Spiel seine Momente, in denen er quasi aus dem Nichts gefährliche Situationen kreieren kann. Er ist stark im Antritt und ist auch mit seinem schwachen rechten Fuß gefährlich, wenn er mal in die Mitte zieht und den Torabschluss forciert. Er lässt sich sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft gerne mal ins zentrale Mittelfeld zurückfallen und baut die Angriffe mit auf. Von dort aus zieht es ihn auch gelegentlich in den gegnerischen 16er, wo er den/die Angreifer unterstützt und selbst häufig in lukrativen Positionen zum Abschluss kommt. Die Defensivarbeit ist noch ausbaufähig, außerdem will er häufig mit dem Kopf durch die Wand und dribbelt sich fest. Auch seine Entscheidungsfindung ist manchmal fragwürdig, allerdings sollte er in der Lage sein sich in diesen Dingen noch zu verbessern. Bei der Europameisterschaft hat der talentierte Krejci eine gute Chance auf einen Stammplatz und will mit seiner tschechischen Mannschaft die K.O.-Runde erreichen, was durchaus realistisch ist.

Sime Vrsaljko (24, Kroatien, Verteidiger)

Vrsaljko wurde am 10. Januar 1992 geboren und spielte in seiner Jugend für Dinamo Zagreb. Als er 2009 zum Profiteam stieß wurde er an Lokomotiva Zagreb, Dinamos Ausbildungsteam ausgeliehen. Dort sammelte er erste wichtige Erfahrungen, konnte sich an das Profiniveau gewöhnen und überzeugte regelmäßig. Nach einem halben Jahr endete die Leihe und im Februar 2010 bestritt er sein erstes Spiel für Dinamo. Dort wurde er schnell zu einem wichtigen Faktor und wurde mit dem Hope of the Year-Award als bester Nachwuchsspieler der Liga ausgezeichnet. Nach einer sehr erfolgreichen Zeit kehrte er der kroatischen Liga im Sommer 2013 den Rücken, als er zum FC Genua wechselte. Dort hatte er leichte Anpassungsschwierigkeiten und verließ den Klub 2014 bereits wieder, als er zum Ligakonkurrenten Sassuolo Calcio transferiert wurde. Dort spielt er eine wichtige Rolle, ist Stammspieler als Rechtsverteidiger und bestritt in dieser Saison 35 von 38 möglichen Spielen in der Serie A (4 Torvorlagen).

Der Außenverteidiger profitiert in der kroatischen Nationalmannschaft von seiner Flexibilität. Er kann auf beiden Seiten zum Einsatz kommen und sogar im rechten Mittelfeld eingesetzt werden, was ihn extrem wertvoll macht. Seine Qualitäten sind vielseitig, in der Serie A konnte Vrsaljko vor allem an seinen Defensivqualitäten feilen, die sich permanent verbessert haben. Er ist ein guter Zweikämpfer, verfügt über ein sehr ordentliches Stellungsspiel und verfällt unter Druck nicht in Hektik. Sein Passspiel ist weitgehend sehr sauber und er besitzt einen guten Antritt, sodass er viele schnelle Angreifer in Schach halten kann. Auch in der Offensive ist er wertvoll, seine Technik ist sehr gut, seine Hereingaben zumeist ebenfalls. Ihm fehlt es vielleicht noch an der nötigen Konstanz und in gewissen Situationen auch an der letzten Überzeugung. Sein Vertrag bei Sassuolo läuft noch bis 2019, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass er sich mit einem guten Turnier und aufgrund seiner Vielseitigkeit für größere Vereine empfehlen kann. Einsätze bei der Europameisterschaft sollten jedenfalls garantiert sein, Vrsaljko wird genau dort aushelfen, wo Not am Mann ist.

Yannick Carrasco (22, Belgien, Flügelspieler)

Der am 4. September 1993 in Elsene geborene Carrasco begann seine Jugendkarriere bei Stade Everois RC und stand noch für andere Jugendmannschaften auf dem Platz, ehe er 2009 in die Jugendmannschaft des KRC Genk wechselte. Nach nur einem Jahr zog es ihn weiter zum AS Monaco, wo er zur Saison 2012/13 in den Kader der ersten Mannschaft aufrückte, die damals in der Ligue 2 in Frankreich spielte. Er überzeugte bereits in seinen ersten Spielen und wurde immer wichtiger für sein Team. In 27 Spielen in der Ligue 2 erzielte er 6 Treffer und legte 6 weitere vor, war damit maßgeblich am Aufstieg seiner Mannschaft beteiligt. Nach dem Aufstieg spielte er anfangs regelmäßig, dann setzte ihn aber erst eine Verletzung außer Gefecht und später hatte er es schwer wieder in die Mannschaft zu finden. Die Saison 13/14 schloss er mit 4 Toren und 3 Assists in 22 Spielen ab. Die anschließende Saison wurde bedeutend besser, er spielte wieder regelmäßig, zeigte gute Leistungen in der Königsklasse und erzielte am Ende 8 Treffer und legte seinen Mitspielern 14 weitere auf, bei insgesamt 52 Pflichtspielen. Im Sommer 2015 wechselte er zu Atletico Madrid, wo er vorerst kleinere Anpassungsschwierigkeiten hatte. Insgesamt wurde er relativ häufig als Joker eingesetzt um als sprintstärkere Alternative auf der Außenbahn zu fungieren. Der beidfüßige Carrasco kann auf beiden Außenbahnen zum Einsatz kommen.

Carrasco ist technisch versiert und kann sich auf engstem Raum durchsetzen, vor allem in Drucksituationen handelt er oftmals instinktiv, wodurch er sich Freiräume verschaffen und Lücken öffnen kann. Er beherrscht einige Kabinettstückchen, aber übertreibt es nicht mit den technischen Finessen und macht den Gegner damit nicht lächerlich, sondern nutzt es lediglich um sich einen Vorteil zu verschaffen. Sein Abschluss ist ordentlich, gerade wenn er mit viel Tempo kommt, wird er gefährlich. Gerade in einer Offensive, die mit Kevin de Bruyne und Eden Hazard über eine Menge Spielintelligenz verfügt, kann er vor allem als Joker, der nochmals eine Extraportion Geschwindigkeit in die Offensive bringt, eine wertvolle Option sein. Der 22-jährige muss noch an seiner Konstanz, manchmal an seiner Entscheidungsfindung arbeiten, auch das Passspiel fällt im Gegensatz zur Geschwindigkeit und Zielstrebigkeit in der Offensive etwas ab, deswegen war er auch bei Atletico immer wieder Joker und ersetzte beispielsweise einen Saul, Koke oder Augusto, um das Spiel variabler zu gestalten und mehr Risiko einzukalkulieren. Seine Einsatzchancen bei der EM sind gut, auch wenn er viel Konkurrenz haben wird. Wie bei Atletico wird er aber zumindest als Joker seine Einsätze bekommen und dabei auch immer einen gewissen Einfluss auf das Spiel ausüben, eventuell kann er sogar mal ein Spiel entscheiden.

Renato Sanches (18, Portugal, Mittelfeldspieler)

Sanches wurde am 10. August 1997 in Lissabon geboren und hat kapverdische Wurzeln. Der zentrale Mittelfeldspieler spielt seit 2008 für Benfica, wechselt zur kommenden Saison nach überzeugenden Leistungen unter anderem in der Königsklasse zum FC Bayern München. Schon 2008 schloss er sich der Jugendabteilung Benficas an und durchlief in der Folge alle Jugendteams des Klubs. Sein Debüt in der ersten Mannschaft feierte Sanches im Oktober 2015, fortan spielte er regelmäßig und überzeugte eigentlich in jedem Spiel. Besonders seine unaufgreregten und abgeklärten Auftritte in der Champions League überzeugten, denn Sanches spielte wie ein alter Hase und war reihenweise auffälligster Akteur seines Teams. Für Benfica absolvierte Sanches 24 Spiele in der Liga und 6 in der Königsklasse, dabei gelangen ihm 2 Treffer und er bereitete ein weiteres vor. Nicht nur der FC Bayern, sondern quasi die gesamte europäische Elite soll ihn beobachtet haben.

Der 18-jährige ist für sein Alter schon extrem weit, hat aber auch noch Nachholbedarf. Er kann sich häufig aus schwierigen Situationen befreien, ist extrem dynamisch und athletisch und verfügt über eine sehr gute Physis, die ihm gerade bei Defensivzweikämpfen häufig behilflich ist. Seine Passsicherheit ist sehr gut und er übernimmt immer wieder die Verantwortung im Spielaufbau, versucht Angriffe klug einzuleiten und Chancen zu kreieren. Manchmal geht er zu viel Risiko und schätzt Situationen noch etwas falsch ein, was sich im Laufe der Jahre und mit mehr Erfahrung wohl noch verbessern wird. Außerdem ist Sanches regelmäßig gefährlich aus der Distanz, sein Schuss ist hart und präzise und wenn es keine spielerischen Lösungen gibt, versucht er es immer wieder, teilweise auch aus großen Distanzen. Bei den Testspielen im März feierte der 18-jährige sein Debüt für die A-Nationalmannschaft und es ist durchaus denkbar, dass er schon bei der Europameisterschaft wichtige Erfahrungen sammeln und sich auf der großen Bühne präsentieren kann, auch wenn ein Stammplatz unrealistisch erscheint.

Victor Lindelöf (21, Schweden, Verteidiger)

Der am 17. Juli 1994 geborene Lindelöf ist ein flexibler Defensivspieler, der hauptsächlich auf der Innenverteidigerposition eingesetzt wird. Nachdem er in der Jugend unter anderem für IK Franke, Västeras IK und Västeras SK spielte, wo er mit 16 sogar im Profibereich (Division 1) debütierte, wechselte er 2012 in die Nachwuchsabteilung Benficas, wo er in seinem ersten Jahr die Jugendmeisterschaft gewinnen konnte. Am letzten Spieltag der Saison 2014/15 absolvierte Lindelöf sein erstes Spiel für die erste Mannschaft von Benfica, in dieser Saison war er bereits ein wichtiger Akteur und kam in 23 Pflichtspielen zum Einsatz. Mit der schwedischen U-21 Nationalmannschaft wurde er 2015 überraschend Europameister und spielte eine wichtige Rolle. Sein Vertrag bei Benfica läuft noch bis 2020 und er könnte in der kommenden Saison noch einen Schritt nach vorne machen. Seine Ausstiegsklausel liegt bei 30 Millionen Euro.

Der 1,87m große Lindelöf ist ein robuster Verteidiger, der kompromisslos agiert und nicht für seine filigrane Spielweise bekannt ist. Er klärt brenzlige Situationen notfalls auch mal mit einem langen Ball und versucht gar nicht mittels kurzem, kreativen Spielaufbau das Risiko zu forcieren. Der Rechtsfuß beeindruckt durch eine gute Physis und ist dementsprechend im direkten Zweikampf sehr stark, viele Situationen werden ohne Foul bereinigt. Am 24. März debütierte er für die schwedische Nationalmannschaft, als er im Testspiel gegen die Türkei in der Anfangsformation stand. Lindelöf ist ein guter Kopfballspieler, der sowohl defensiv hohe Bälle klären als auch offensiv Standards verwerten kann. Bei der Europameisterschaft könnte er aufgrund seiner Flexibilität eine Rolle spielen, denn Lindelöf kann auch auf der rechten Abwehrseite zum Einsatz kommen und sogar im defensiven Mittelfeld den Part des Abräumend übernehmen. Seine fußballerischen Qualitäten sind zwar für das zentrale Mittelfeld nicht perfekt geeignet, allerdings ist er in der Lage sich den taktischen Vorgaben des Trainers unterzuordnen und diszipliniert zu spielen, sodass er seine Probleme sehr gut kaschieren kann.

Aleksandar Dragovic (25, Österreich, Verteidiger)

Dragovic wurde am 6. März 1991 in Wien geboren und spielte in seiner Jugendzeit ausschließlich für Austria Wien, bevor er 2007 in die zweite und 2008 in die erste Mannschaft aufgenommen wurde. Zu dieser Zeit spielte er für die U-17 Nationalmannschaft Österreichs. Nach einer erfolgreichen Zeit bei der Austria wechselte er 2011 zum FC Basel, wo er gut 2 1/2 Jahre als Stammspieler verbrachte und unter anderem die Schweizer Meisterschaft und den Pokal feiern konnte. Im Sommer 2013 überwies Dynamo Kiew 9 Millionen Euro an den FC Basel und sicherte sich die Dienste des Innenverteidigers, der seitdem Stammspieler und Führungskraft bei Dynamo ist. In dieser Saison hatte Dragovic immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen, deswegen konnte er nur bei 30 Pflichtspielen mitwirken. Zur Europameisterschaft wird er aber voraussichtlich topfit sein und eine tragende Rolle spielen können.

Sein Spielaufbau ist ordentlich, wenn auch nicht überragend, er kann ein etwaiges Risiko sehr gut abschätzen und ist in der Lage jederzeit sichere Pässe zu spielen, aber auch den Ball lang zu klären. Sein Positionsspiel ist sehr gut und er weiß jederzeit wie er sich zum Gegner stellen muss um ihn schon bei der Ballannahme unter Druck zu setzen. So kaschiert er auch kleinere Probleme in Sachen Schnelligkeit, obwohl er keinesfalls als langsam zu bezeichnen ist. Dragovic ist taktisch gut geschult, erkennt Gefahrenpotenzial oftmals schon im Ansatz und ist bekannt für seine Handlungsschnelligkeit, auch nach unglücklichen Defensivaktionen oder individuellen Fehlern schaltet er nicht ab, sondern versucht sofort wieder in Ballnähe zu kommen. Nicht selten klärt er Hereingaben im eigenen 16er akrobatisch, seine Körperbeherrschung ist gut und mittlerweile wächst er immer mehr in Führungspositionen hinein. Darüber hinaus ist sein Kopfballspiel beeindruckend, er gewinnt sehr viele Luftzweikämpfe und ist bei Standards auch in der Offensive ein gutes Mittel. Bei der EM ist Dragovic, der auch bei Borussia Dortmund auf der Liste steht, der defensive Organisator und Abwehrchef einer ambitionierten österreichischen Mannschaft. Wenn er 100 % erreicht, wird er eine entscheidende Rolle einnehmen können.

Federico Bernardeschi (22, Italien, Flügelspieler)

Der am 16. Februar 1994 in Carrara geborene Angreifer Federico Bernardeschi steht beim AC Florenz bis 2019 unter Vertrag, gehört definitiv zu den größten Offensivtalenten Italiens und ist aufgrund seiner vielseitigen Ausbildung flexibel einsetzbar. Er durchlief alle Juniorenteams der italienischen Nationalmannschaft und wurde in der Jugend des AC Florenz ausgebildet. In der Saison 2013/2014 wurde er zum Serie B Klub Crotone ausgeliehen wo er in 38 Einsätzen 12 Tore erzielte und auch mit einigen Torvorbereitungen auf sich aufmerksam machte. Seine Qualität blieb auch seinem Stammverein nicht verborgen und zur Saison 2014/15 kehrte er zur Fiorentina zurück. Ein schwerer Knöchelbruch war dafür verantwortlich, dass Bernardeschi nur auf 10 Einsätze kam, allerdings zeigte er in diesen wenigen Spielen seine Qualität, erzielte drei Treffer und bereitete zwei weitere vor. Die abgelaufene Saison war sehr wichtig für den 22-jährigen, der sehr konstant spielte und einige Topklub auf sich aufmerksam machen konnte. Insgesamt spielte er 41-mal, erzielte 6 Treffer und bereitete 6 weitere vor. Unter anderem der FC Barcelona schickte seine Scouts nach Florenz, damit diese sich ein Bild vom 1,83m großen Angreifer, der auf der rechten Offensivseite seine besten Spiele absolvierte, machen können.

Bernardeschi ist enorm talentiert, dribbelstark, kommt häufig in direkten Duellen an seinem Gegenspieler vorbei und trifft gute Entscheidungen, beispielsweise bei Hereingaben oder im Passspiel im letzten Drittel. Phasenweise ist er noch zu ineffizient, allerdings hat der 22-jährige gerade erst seine erste komplette Saison auf diesem hohen Niveau hinter sich und noch Steigerungspotenzial. Zu seinen Stärken gehört außerdem eine hohe Laufbereitschaft, mit der er die Defensive immer wieder unterstützt. Er arbeitet außerdem im Pressing gut gegen den Ball und kann auch als Außenspieler vor der Dreierkette eingesetzt werden, was ihm sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft mehrere Einsatzmöglichkeiten bietet. Sein Abschluss ist manchmal unpräzise und sein Kopfballspiel ist noch deutlich verbesserungswürdig, außerdem muss er noch kleinere Fortschritte in Sachen Athletik und Explosivität machen, um seine guten Dribblings noch effektiver zu gestalten. Bei der Europameisterschaft könnte Bernardeschi vor allem als Joker glänzen, vielleicht sogar den ein oder anderen Auftritt von Beginn an bekommen. In einer Offensive, der es vielleicht ein wenig an Durchschlagskraft fehlt, ist ein talentierter, dynamischer und unbekümmerter Spieler wie er eine gute Option.

Joao Mario (23, Portugal, Mittelfeldspieler)

Am 19. Januar 1993 wurde Joao Mario in Porto geboren, wo er in der Jugend auch mit dem Fußballspielen begann. Bereits 2004 wechselte er in die Jugendakademie von Sporting, wo er dann seine restliche Ausbildung absolvierte. Sein Profidebüt gab er im Dezember 2011 mit 18 Jahren in der Europa League gegen Lazio Rom, gehörte zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht regelmäßig zum Kader seiner Mannschaft. Auch in der Saison 2012/13 spielte er vorzugsweise in der 2. Mannschaft und stand nur einmal für die Profis auf dem Platz - 12 Minuten gegen CS Maritimo. Die Spielpraxis in der unterklassigen Liga half ihm aber dennoch enorm, denn er entwickelte sein Spiel weiter und bekam immer mehr Selbstvertrauen. Die Saison 13/14 war wegweisend für ihn, erstmals spielte er häufiger für die 1. als für die 2. Mannschaft, außerdem gelangen Joao Mario in 15 Erstligaspielen ganze 6 Torvorlagen. Der endgültige Durchbruch gelang dem zentralen Mittelfeldspieler, der mittlerweile auch häufig auf den Außenbahnen zum Einsatz kommt, in der darauffolgenden Saison (45 Spiele, 7 Tore, 5 Vorlagen). Diesen Stammspielerstatus bestätigte er auch in der abgelaufenen Saison, in der dem 1,79m großen Rechtsfuß noch ein Sprung nach vorne gelang (45 Spiele, 7 Tore, 12 Vorlagen).

Im Oktober vergangenen Jahres verlängerte Sporting den Vertrag mit Joao Mario bis 2020, seine Ausstiegsklausel beträgt mittlerweile 60 Millionen Euro. Die Tatsache, dass er mittlerweile sowohl auf der Außenbahn als auch im zentralen Mittelfeld spielen kann, macht ihn in der portugiesischen Nationalmannschaft zu einem wichtigen Akteur, auch wenn er noch nicht viele Länderspiele auf dem Buckel hat. Durch seine Ausbildung im zentralen Mittelfeld bringt Mario natürlich einige elementare fußballerische Qualitäten mit. Er ist dynamisch, laufstark, relativ schnell im Antritt und hat eine gute Übersicht. Er kann Räume erkennen und sich mit klugen Vorstößen in eben jenen positionieren. Mit der U-21 spielte er 2015 ein hervorragendes Turnier, schlug unter anderem Deutschland mit 5:0 und war einer der Führungsspieler seiner Mannschaft. Der 23-jährige ist überall auf dem Platz zu finden und kann sowohl gefährliche Pässe spielen, als auch mit Hereingaben für Gefahr sorgen. Sein Abschluss aus der Distanz ist sehr solide, sein Kopfballspiel gut, vor allem wenn er mit Wucht aus dem Rückraum einrückt und dabei einen gewissen Anlauf hat. Auch der Außenbahn ist er immer wieder im Kombinationsspiel eingebunden und seine Mannschaftskollegen suchen ihn gerne, weil sie wissen, dass er mit dem Ball umgehen und gute, sichere Lösungen finden kann. Notfalls nimmt er das Tempo aus dem Spiel und passt souverän nach hinten, damit das Spiel neu aufgebaut werden kann. Seine Perspektiven bei der EM werden auch von der Vorbereitung und den letzten Eindrücken abhängen, insgesamt sind seine Einsatzchancen aber durchaus gut, gerade wegen seiner Flexibilität.

Oguzhan Özyakup (23, Türkei, Mittelfeldspieler)

Özyakup wurde am 23. September 1992 im niederländischen Zaandam geboren, spielt aber für die Türkei, obwohl er in den Juniorenteams für die Niederlande aufgelaufen ist. Der talentierte zentrale Mittelfeldspieler begann seine Jugendkarriere beim AZ Alkmaar, ehe er 2008 in die Jugendakademie des FC Arsenal wechselte. Dort herrschte ein großer Konkurrenzkampf, dem er sich stellte und mit guten Leistungen, auch in der 2. Mannschaft, machte er auf sich aufmerksam. Gegen Shrewsbury Town debütierte er am 20. September 2011 für die erste Mannschaft des FC Arsenal, in der Premier League kam er allerdings nicht zum Einsatz. 2012 wechselte er für lediglich 500.000 Euro zu Besiktas, wo er in seiner ersten Saison bereits 30 Pflichtspiele absolvierte, überwiegend im zentralen Mittelfeld, teilweise aber auch offensiver. Auch in den kommenden Spielzeiten war Özyakup ein wichtiger Bestandteil einer guten Mannschaft von Besiktas, entwickelte sich hervorragend weiter und sammelte internationale Erfahrungen. In der gerade abgelaufenen Saison wurde er zudem effektiver und sammelte am Ende 18 Scorerpunkte bei 41 Einsätzen.

Man merkt ihm jederzeit seine hervorragende technische Ausbildung an, die er bei Arsenal genossen hat. Seine Vorstöße sind extrem zielgerichtet, er startet immer wieder in sehr gefährliche Räume und bringt so die gegnerischen Defensivreihen durcheinander. Sein Abschluss ist gut, sowohl aus der Distanz als auch innerhalb des gegnerischen Strafraumes. Mit einem präzisen Passspiel beteiligt er sich häufig am Spielaufbau und seine Spielverlagerungen auf die Außenbahnen schaffen häufig wichtige Räume. Manchmal übertreibt es Özyakup in seinen Dribblings, baut ein Kabinettstückchen zu viel ein und eine gute Chance geht verloren, aber ebenso häufig gelingen seine Dribblings, er kann den Ball in die gefährliche Zone befördern und es entstehen gute Torchancen. Özyakup ist außerdem sehr dynamisch und seine Defensivfähigkeiten sind zumindest solide, auch wenn er nicht als alleiniger 6er spielen kann, sondern eher neben einem Abräumer. Während der Qualifikation zur EM arbeitete er sich sukzessive in die Mannschaft, während der letzten Freundschaftsspiele spielte er regelmäßig und startete häufig. Dementsprechend gut sind seine Aussichten auf Einsätze bei der Europameisterschaft und sogar auf einen Stammplatz.

Ante Coric (19, Kroatien, Mittelfeldspieler)

Das kroatische Supertalent wurde am 14. April 1997 in Zagreb geboren und wechselte mit 9 Jahren in die Jugendabteilung von NK Zagreb, bevor er schon mit 12 Jahren Angebote von Bayern, Chelsea und dem FC Barcelona bekam, die er allerdings ablehnte, um sich für RB Salzburg zu entscheiden. Seine gesamte Familie zog mit nach Österreich, wo er vier Jahre spielte. Schließlich verzichtete er aber auf eine Vertragsverlängerung und kehrte nach Kroatien zurück, wo er sich Dinamo Zagreb anschloss, für die er im April 2014 debütierte und nach 6 Einsätzen im Saisonendspurt den Meistertitel feiern konnte. 2014/15 war eine sehr gute Saison für Coric, der regelmäßig spielte und mit 5 Treffern und 9 Vorlagen maßgeblichen Anteil am erneuten Titelgewinn hatte. Außerdem hatte er die Gelegenheit in der Europa League erste Erfahrungen im europäischen Wettbewerb zu sammeln. In der abgelaufenen Saison debütierte er gegen Arsenal in der Champions League und spielte insgesamt viermal in der Königsklasse, dazu kamen 28 Ligaspiele mit 4 Treffern und 5 Vorlagen. Die Saison von Coric war also sehr ordentlich, auch wenn er noch effizienter werden muss. Der offensive Mittelfeldspieler hat in der Nationalmannschaft noch keine Erfahrungen sammeln dürfen (Stand: 27. Mai), aber ihm gehört die Zukunft auf seiner Position.

Der beidfüßige offensive Mittelfeldspieler wird auch heute noch von einigen europäischen Topklubs beobachtet und es gibt häufig Gerüchte über einen bevorstehenden Wechsel, die aber mittlerweile nur noch vereinzelt wirklich ernstzunehmen sind. Der 19-jährige bringt eine Vielzahl an Qualitäten mit, angefangen bei einem sehr guten Dribbling, das durch seine Schnelligkeit, Wendigkeit und den guten Antritt sehr elegant wirkt. Coric ist in der Lage auf engstem Raum an seinen Gegenspielern vorbeizuziehen und Überzahlsituationen zu schaffen, daher ist er auch bei der Europameisterschaft ein Kandidat für die kroatische Mannschaft, da ihm auch ein Einsatz über 10-15 Minuten reichen kann um in einer Aktion gegen tendenziell müde Verteidiger eine entscheidende Chance zu initiieren. Seine Übersicht ist gut und er wirkt auch unter Druck nur selten hektisch, sodass er auch wenn er in der Spieleröffnung gefordert ist Lösungen finden kann. Am Wichtigsten ist Coric aber rund um den gegnerischen 16er herum, er ist kreativ, laufstark, immer unspielbar und kann gerade in Druckphasen den Unterschied herbeiführen. In seinem ersten großen Turnier wird er die Möglichkeit haben sich mit den besten Spielern Europas zu messen.