Aufgrund von Vielbeschäftigung in Richtung Wochenende wieder früher da: NFL-Preview für Woche 3, diesmal wieder 3-teilig.

Was bekommen wir geboten? Zwei Divisionsduelle und ein 22h-Spiel mit Playoffgeschichte: Das bietet das Sonntagabendprogramm von ESPN America. Das texanische Derby gibt es erst am Montag - als Aufzeichnung.

Viel Spaß!

New Orleans vs. Atlanta, So. 19h

Die Saints sind noch ungeschlagen, aber besonders überzeugt haben sie mich bisher nicht. Mit der Offense stimmt irgendetwas (noch) nicht. Bisher hat man gerade genug gemacht um zu gewinnen, mit einem QB Brees, der effizient die sich bietenden Chancen nutzt. Mehr dagegen nicht, im Gegenteil zum Vorjahr, als Brees phasenweise selbst gut spielende gegnerische Defenses entzaubert hat. Bisher hielt eher die eigene Defense New Orleans auf der Siegerstraße.

Ob die Saints 2010 for real sind, wird sich gegen Atlanta hoffentlich zeigen. Die Falcons sind der ärgste und historisch gesehen älteste Rivale der Saints. Ein Kumpel in Atlanta war letztes Jahr zu Allerseelen beim Auswärtsspiel der Falcons in New Orleans dabei. Die sechseinhalbstündige Autofahrt nach Louisiana wird von den Fans zelebriert. Es ist das einzige Auswärtsspiel, zu dem die Falcons-Fans in Massen anreisen.

Die beiden Mannschaften verbindet innige Abneigung. Aber es gibt auch Gemeinsamkeiten. So ist Kicker-Legende Morten Anderson für beide Mannschaften immer noch scoring leader. So war der Sohn des langjährigen Saints-Coaches Mora, Jim Mora jr., Head Coach der Falcons. Der Publikumsliebling Joe Horn wechselte direkt zu den Falcons. In meinen ersten Jahren Berührung mit Football waren die QBs der beiden Mannschaften Cousins: In New Orleans der ungeschickte Aaron Brooks, in Atlanta der spektakuläre Michael Vick.

Das erste Saints-Falcons-Spiel habe ich zu Weihnachten 2004 gesehen: Die Falcons schon für die Playoffs qualifiziert, die Saints nach vermasselter Saison und Comeback noch um die Playoffs kämpfend besiegen die Falcons 26-13. Am Ende reicht es für die Saints wieder mal hauchdünn nicht für die Playoffs.

Wenn man über die beiden Mannschaften schreibt, darf aber auch ein anderes, nein: DAS, Spiel nicht vergessen werden. September 2006, ein Jahr nach Hurrikan Katrina kehren die Saints in den Superdome zurück. Es ist Monday Night Football. Die Saints blocken früh einen Punt zum Touchdown und mit auslaufender Uhr bei Halbzeit gelingt ein Hail Mary der Saints. An einem Tag, so wunderschön, geht den Saints schlicht alles auf. 23-3 und der Auftakt zu einer starken Saison, die erst im Conference Finale zu Ende geht.

Ein drittes Saints-Falcons Spiel, das mit in Erinnerung bleibt, ist das Rückspiel 2006. In Atlanta pfeifen die Fans die eigene Mannschaft aus, was QB Vick dazu veranlasst, gegenüber den eigenen Fans einen auf Effenberg zu machen.

In den letzten Jahren hatten beide ihre Ups and Downs. Das höhere Up für die Saints mit dem Titelgewinn im vergangenen Februar. Aber die Falcons sind nicht weit weg, gelten als aufstrebende Mannschaft. Der Kern ist jung, QB Ryan gilt als große Hoffnung, WR White ist Pro Bowler, TE Gonzalez eine Legende. Zum Auftakt in Pittsburgh wurde diese Offense kaltgestellt. Gegen die deutlich softere Defense der Cardinals spielten die Falcons dann groß auf.

Zu den Saints ist alles gesagt. Das Pass-Spiel versprüht noch nicht den Glanz der alten Tage, ist aber effizient, wenn es effizient sein muss. Die Defense ist opportunistisch, lässt viele Yards zu, hat aber ihre Eigenheit behalten, Turnovers zu kritischen Zeitpunkten zu produzieren.

Tipp: Saints, wegen des Heimvorteils und Brees.

Denver vs. Indianapolis, So. 22h15

CB Champ Bailey galt vor einigen Jahren als absolut bester Cornerback der NFL, als einziger wirklicher Superstar der Washington Redskins. In der Offseason 2004 wechselte Bailey jedoch im Tausch gegen RB Clinton Portis nach Denver. Der Grund für diesen Trade lag einige Monate entfernt, in den Wild Card Playoffs: Indianapolis vs. Denver. QB Peyton Manning definiert den Begriff des torchings neu und prügelt die völlig überforderten Broncos mit 41-10 und perfektem Passer Rating nach Hause.
Als Reaktion kaufte Mike Shanahan Bailey für die Passabwehr der Broncos ein. Im Jänner 2005 wiederholte sich das Spielchen. Die Broncos mit Bailey gegen Rekord-Manning. Ergebnis: 49-24 Colts, mit einem Manning, der die Broncos in Halbzeit eins in sämtliche Einzelteile zerlegt, dass Klein-korsakoff am TV-Schirm die Spucke förmlich im Rachen stecken bleibt.

Jetzt also wieder Broncos vs. Colts, diesmal in Denver. Die Broncos haben mittlerweile mit Josh McDaniels einen neuen Head Coach. McDaniels zeigte in seinen ersten beiden Jahren ein merkwürdiges Kommunikationsverhalten mit seinen Starspielern, namentlich QB Cutler und WR Marshall. Die beiden sind mittlerweile aus Denver geflüchtet, ohne dass es für die Broncos schmerzlich gewesen wäre.

Cutler wurde durch QB Orton, einen gesichtslosen QB der Bears, nahtlos ersetzt. WR Marshall vermisst dank WR Thomas kein Mensch mehr. Denver hat mittlerweile einen jungen Kern, aber auch eine Mannschaft, die noch ab und an inkonstant spielt und daher schwer einzuschätzen ist. Auffällig ist McDaniels’ Affinität für Patriots-Spieler: WR Gaffney, RB Maroney, G Hochstein. Für QB Cassel riskierte McDaniels den Krach und in weiterer Folge den Bruch mit Cutler. Cassel bekam er trotzdem nicht.

Und dann ist da noch QB Tim Tebow, der Gutmensch, dem niemand eine NFL-Karriere zugetraut hatte. McDaniels, der bisher überhaupt unkonventionell draftete, holte sich im April Tebow von der Uni Florida. Tebow wird nicht starten, sondern maximal in eigens einstudieren Formationen (Wildcat!) eingesetzt werden, trotzdem spricht ganz Denver (fast) nur von Tebow.

Bei den Colts dagegen ist man sich nie sicher, für wie gut man sie halten soll: So gut wie QB Manning oder so mäßig wie die Lauf-Defense? In den letzten Jahren hielt Manning mit fantastischen Leistungen diese ansonsten durchaus durchschnittlich wirkende Mannschaft über Wasser. In Woche 1 wurden die Colts förmlich überrannt. In Woche 2 wurden die Giants von den Colts kaltgestellt.

Ich halte die Colts für die Favoriten in diesem Spiel. Den Broncos fehlt mit LB Dumervil der beste Verteidiger. Und ein Manning, der nicht unter Druck gesetzt wird, ist immer ein gefährlicher Manning.

R.I.P. Kenny McKinley. Junger WR der Broncos, der sich am Wochenende wohl erschossen hat. Es ist schon der dritte Todesfall bei den Broncos in den letzten Jahren.

Ups. Iss lang geworden. Sunday Night Game und Montagskonserven. und Monday Night Game