Einleitung

In der letzten Saison haben sich die Magic um unglaubliche 3 Siege (23-59) verbessert. Sie waren das drittschlechteste Team der schwachen Eastern Conference und der gesamten NBA. Damit stehen Sie bei einer Bilanz von 43-121 in den letzten zwei Jahren. Nicht gerade berauschend, wenn man den Kontext nicht kennt.
Aber genau der Kontext ist in diesen Fall ausschlaggebend und er steht unter dem Motto: Rebuild. Vor zwei Jahren wurde mit Dwight Howard der Franchise-Player per Trade abgegeben.

Seitdem ist Orlando im Rebuild-Mode. Orlando bekam für Howard im Zuge eines Vier-Team-Trades Arron Afflalo, Al Harrington, Christian Eyenga, Josh McRoberts, Maurice Harkless, Nikola Vucevic und vier Picks. Von diesen Spielern sind nur noch Nikola Vucevic und Maurice Harkless im Roster. Allein an diesem Beispiel lässt sich erahnen, mit was für einer hohen Fluktuation an Spielern, die Orlando Magic den Rebuild vorangetrieben haben.
Aber nicht nur das Spielerpersonal hat sich seitdem geändert. Der Howard-Trade wurde vom damaligen neuen General Manager Rob Hennigan eingeleitet. Mit 30 Jahren, war er damals der jüngste General Manager in der NBA. Zuvor hatte er sich seine Sporen bei den San Antonio Spurs und den Oklahoma City Thunder(u.a. als assistant general manager/player personnel) verdient.
Eine seiner wichtigsten Entscheidungen zu Beginn war es einen Head Coach zu holen. Seine Wahl fiel auf Jaque Vaughn. Vaughn war zuvor 2 Jahre als Assistent von Gregg Popovich tätig und sollte zumindest eine gute Coaching Ausbildung genossen haben.

Also nach einer Bilanz von 43-121 in den letzten zwei Jahren gehen die Magic in das Jahr 3 des Rebuilds: und was heißt das jetzt?

Was ist neu?

Die Orlando Magic sind die Offseason ganz systematisch angegangen. Sie haben einige Spieler gehen lassen(u.a. Jameer Nelson, Doron Lamb und Jason Maxiell). Der Bekannteste von denen war wohl Jameer Nelson. 10 Jahre hat er als Point Guard der Magic das Spiel geleitet. Seine letzten produktiven Jahre wollte er aber im Dienste eines Contenters verbringen. Folglich gingen der Point Guard und die Magic wohl einvernehmlich getrennte Wege. Zudem wurde noch vor der Draft-Night Aaron Afflalo per Trade an die Denver Nuggets abgegeben. Die Nuggets schickten im Gegenzug Evan Fournier und einen Zweitrunden-Pick nach Florida. Im ersten Augenblick lässt sich diesem Trade kaum positives abgewinnen. Aaron Afflalo hat eine sehr gute Saison gespielt. Er war Topscorer (PTS 18,2) der Orlando Magic in 2013/2014 und hatte einige Fürsprecher bezüglich einer Nominierung für das Allstar-Game im Februar. Sein Player Effiency Rating (PER 16,0) lag aber nur etwas über dem Ligadurchschnitt und zeigt das ihm etwas die Allround-Fähigkeiten abgehen.

Seine gute Dreier-Quote und sein hoher Einsatz in der Defensive legen nahe, dass er eher in der Kategorie 3-and-D Spieler einzuordnen ist. Evan Fournier ist ein junger Guard der über eine gewisse Athletik, Kreativtät und viel Potential verfügt. Hinzu kommt dann noch der Zweitrundenpick, der in der Draft-Night für die Verpflichtung von Roy Devyn Marble genutzt wurde. Ein Rookie dem ein gewisses 3-and-D-Potential nachgesagt wird. Wenn beide Ihr Potential in Florida ausschöpfen können wird sich der Deal aber für die Magic ausgezahlt haben.

Nach dem Trade kam der Draft und die Magic hatten zwei Picks(4 und 12) in der 1.Runde. Und sie sorgten gleich für die erste Überraschung, als Sie sich für Aaron Gordon an 4. Stelle entschieden haben. Einen Forward mit einer elitären Athletik, unglaublichen defensiven Potential aber einem sehr rohen Spiel. Mit dem 12.Pick holten sich die Magic per Trade dann die Rechte an Elfrid Payton von den Philadelphia 76ers. Payton ist ein passfirst-Pointguard mit sehr guten defensiven Anlagen aber wackligen Wurf. Mit all ihren Picks hat das Front Office die Magic also gezeigt worauf Sie besonders Wert legen: nämlich defensives Potential.
Zum Abschluss wurde der junge Kader in der Free Agency noch mit den Veteranen Channing Frye, Ben Gordon, Willie Green und Luke Ridnour ergänzt. Luke Ridnour sorgt für Erfahrung, Kreativität und Shooting auf der 1 . Ben Gordon und Willie Green bringen Scoring von der Bank . Channing Frye ist die Königstverpflichtung aus der Free Agency. Er ist einer der besten Stretch 4er der Liga und war im Vorjahr ein wichtiger Bestandteil der Überraschungssaison der Phoenix Suns. Außerdem sollen alle mit Ihrer Erfahrung bei der Entwicklung der jungen Teammitglieder helfen. Die Verträge wurden so gestaltet das sie entweder kurz oder tradeable sind, um sich in der Zukunft keiner Flexibilität beim Cap Space zu berauben und im Zweifel jederzeit reagieren zu können.

Umfeld

Im Umfeld nichts Neues. Orlando Magic ist weiterhin ein relativ junges Small-Market-Team mit einer regionalen Fanbase. Ein Team ohne Erfolg das mitten im Rebuild steckt generiert auch kaum neues Medieninteresse beziehungsweise neue Fans. In der Zuschauertabelle der NBA lagen Sie in 2013/2014 auf dem 23. Rang mit ca 16245 Zuschauern pro Spiel.
Die treuen Fans aber stehen zu Ihrer Franchise und sind weiterhin geduldig was die Arbeit von GM Hennigan angeht. Auch der Eigentümer Richard DeVos hat volles Vertrauen in seinen GM. Dieser hat in den letzten zwei Jahren mithilfe von Trades und des Drafts eine sehr vielversprechende Ansammlung an Talenten zusammengestellt.
Mit dieser jungen Truppe wird es auch 2014/2015 die Aufgabe von Coach Jacque Vaughn sein, das Team und jeden einzelnen Spieler bestmöglich weiterzuentwickeln. Das hat er in der letzten Saison schon gut umgesetzt. Gerade Rookie Victor Oladipo ist im Verlauf der Saison immer stärker geworden und gilt als der vielversprechendste Spieler im Team. Allerdings muss HC Vaughn noch einiges dazu lernen was Ingame-Management und Rotationen angeht. In diesen Bereichen wirkte er in der letzten Saison noch ohne klare Linie.
Das Verständnis mit dem Front Office ist aufgrund der gemeinsamen Zielsetzungen und Erwartungshaltungen bisher ausgezeichnet. Somit genießt Jacque Vaughn den vollen Rückhalt der Franchise.
Sein Wert wird auch in dieser Saison an der Entwicklung der jungen Spieler, anstatt seiner Bilanz in der Saison gemessen.

Stärken

Eine der größten Stärken der Magic in dieser Saison, wird ihr hohes athletisches Niveau sein. Payton, Oladipo, Gordon, Harkless und Co werden mit Ihrer Athletik Chaos in der gegnerischen Offense und für viele spektakuläre Fastbreaks sorgen. Generell sollte sich damit die Geschwindigkeit im Spiel der Magic im Vergleich zum Vorjahr(Pace 93,6/15.) deutlich erhöhen.
Um weitere Stärken der Orlando Magic zu finden, ist ein genauer Blick auf die letzte Saison nötig. Sie hatten eine halbwegs effektive Defense (DRtg 107,4/17.) und was das defensive Rebounding (DRB 32,4/12. & DRB% 75,5/10.) angeht, gehörten Sie zu den besseren Teams der Liga. Gerade mit Nikola Vucevic (DRB 8,8 & DRB% 27,6/10.h) haben Sie eine Präsenz in der eigenen Zone die weitestgehend unterschätzt wird. Auch in Sachen Steals waren Sie nicht schlecht (Steals per Defensive Play 7,1/15.). Mit seinen schnellen Händen gehörte Victor Oladipo zu den stärksten Balldieben der NBA(Steals 1,6/16th & Steals% 2,7/9.). Zudem stoßen mit Elfrid Payton und Aaron Gordon zwei Rookies mit starken defensiven Anlagen zum Team und Maurice Harkless (15. Pick 2012) gilt als potentieller Lockdown-Defender auf dem Flügel. Durch diese Ansammlung an Talent am Perimeter wird vor allem die Perimeter-Defense profitieren.
Die Basis für eine gute Defensive ist vorhanden und auch das Motto von Coach Vaughn für diese Saison lautet Defense, defense, defense. Mit dem richtigen defensiven System ist es durchaus möglich das Orlando in 2014/2015 eine Top Ten Defense stellt.
Ein wichtiger Bereich in Sachen Defense wird in der künftigen Saison wohl aber weiter schwach ausgeprägt sein: das Shot-Blocking. Wie auch im Vorjahr (BLK 4,3/22. & BLK% 5,1/24.), steht im Roster kein ausgezeichneter Rim-Protector der daran was ändern könnte.
Apropos Schwächen...

Schwächen

Die Offense war ein Desaster letzte Saison (ORtg 101,7/29.). Die Magic gehörten in fast jeder offensiven statistisch belegbaren Kategorie zum unteren Drittel der Liga. Die Effektivität (eFG% 48,7/20.) war weder innerhalb der 3-Punkte-Linie (2P% 47,4/25.) noch außerhalb (3P% 35,3/21.) gut.
Wenn es um Punkte aus dem Fastbreak (FBPs 11,3/21. & %PTS (FBPs) 11,7/21.) ging, lief es nicht besser. Das Ballmovement kann allenfalls als träge bezeichnet werden (AST 21,0/22.) und das Verhältnis Assist zu Turnover (AST/TO Ratio 1,412/21.) war auch stark ausbaufähig. Am offensiven Brett (ORB 9,7/24. & ORB% 22,4/25.) konnten Vucevic und Co. längst nicht so gut abräumen wie in der Defensive. Das führte dazu, dass nur wenige Punkte(2nd PTS 12,0/23.) im zweiten Versuch zustande kamen.
Generell war die Zone des Gegners (PitP 38,1/25. & %PTS (PITP) 39,5/24.) nicht beliebt. Beim Zug in die Zone fehlte auch die nötige Aggressivität oder Cleverness, um sich weitere Versuche an der Freiwurflinie(FTA Rate 0,253/24.) zu holen. Immerhin war ihre Quote an der Linie (FT% 76,3/12.) dabei ganz ordentlich.
Die katastrophale Schwäche in der Offense hat auch dazu geführt, dass gerade enge Spiele (Win% - Close Games 31,8/30.) sehr selten zu Ihren Gunsten ausgegangen sind.
Zu alldem kommt noch das die Magic mit einer Bilanz von 4-37 das schwächste Auswärtsteam der Liga waren.
In all diesen Bereichen wird sich in der kommenden Saison wohl auch nicht viel ändern. Der Fokus wurde in der Offseason eher auf Defense gelegt. Als viertjüngstes Team der NBA wird sich Orlando außerhalb des Amway Centers nicht viel wohler fühlen und kaum bessere Leistungen abrufen.
Außerdem fehlt ein wirklicher go-to-Scorer. Eventuell könnte Tobias Harris in der kommenden Saison in diese Rolle hineinwachsen

Spieler in Fokus

Nach dem Abgang von Aaron Afflalo braucht das Team aus Florida einen neuen Topscorer. Dafür kommen, unter Einbeziehung der Leistungen aus der letzten Saison, 3 Spieler in Frage. Victor Oladipo, Nikola Vucevic oder eben Tobias Harris.
In der letzten Saison (PER 16,5) konnte Tobias Harris mit 21 Jahren als zweitbester Scorer (PTS 14,6) und zweitbester Rebounder (TRB 7,0) einen weiteren Schritt in seiner Entwicklung machen. Da er (neben Vucevic) auch noch im letzten Jahr seines Rookie-Vertrages steht wird er eine extra Portion Motivation haben, den teaminternen Scoring-Titel zu bekommen und seinen Wert in den kommenden Vertragsverhandlungen in die Höhe zu schrauben.
Sein Talent den Ball in Ringnähe (160 Treffer bei 234 Versuchen in 2013/2014 -> 68,38 %) und aus der Mitteldistanz (95/229 -> 41,48%)zu versenken, dürfte dabei sehr hilfreich sein. Von der Freiwurflinie (FT% 80,7) trifft er ebenfalls sicher. Nur sein Wurf aus der Distanz (3P% 25,4) bedarf noch einiger Übungseinheiten.
Coach Vaughn hat aber in der Preseason betont das Harris zusammen mit seinen neuen Teammitglied Ben Gordon an seinen Dreier arbeitet. Außerdem dürfte auch sein Cousin Channing Frye Ihm den einen oder anderen Tipp geben. So ist eine Verbesserung in diesen Aspekt seines Spiels bei Ihm durchaus denkbar.
Falls Harris das gelingt kann er auch sein "Tweener" Label(zu klein für 4, zu schlecht aus der Distanz für 3) ablegen, was ihm seit Eintritt in die NBA anheftet. Schon im College versenkte er weniger als ein Drittel seiner Dreier. Dort spielte er 2010-2011 nur ein Jahr für die Tenessee Volunteers und meldete sich zum Draft wo er an 19. Stelle von den Bucks gezogen wurde. In Februar 2013 kam er dann per Trade ins sonnige Florida und seitdem hat er eine konstant produktive Rolle in der Offensive inne. Am anderen Ende des Courts (DRtg 106,5) zeigt er allerdings höchstens eine durschnittliche Begabung. Ein Lockdown-Verteidiger wird er zwar nicht mehr, aber er ist auch keine komplette Nullnummer in der Defense und kann sich noch zu einem brauchbaren Teamdefender entwickeln.
Die Orlando Magic werden sich ganz genau anschauen inwiefern sich Harris Spiel in 2014/2015 entwickelt.

Fazit

Die Magic haben nach dieser Offseason genug Puzzleteile um den Rebuild in die entscheidende Phase zu lenken. Das Front Office will die auslaufenden Verträge von Harris und Vucevic so schnell wie möglich verlängern. GM Hennigan wird mit dem einen oder anderen Trade vielleicht noch an ein paar letzten Stellschrauben drehen, aber im Großen und Ganzen steht das Team für die Zukunft. Falls doch ein Teil fehlen sollte, ist in der nächsten Offseason noch genug Cap Space vorhanden um die Lücke zu schließen.

HC Vaughn wird dem Team mit einem System eine Identität geben müssen und die entsprechenden Rotationen dafür finden. Es wird gerade am Anfang der Saison verschiedene Startaufstellungen geben. Allein weil mit Frye und Oladipo, aufgrund von Knieverletzungen, zwei sichere Starter während der gesamten Preseason und eventuell auch noch was darüber hinaus fehlen werden. Es wird ein eher holpriger Start in die Saison werden, doch wenn das Team sich gefunden hat und alles sich so entwickelt wie alle Beteiligten sich das vorstellen, könnte der ein oder andere Sieg mehr rausspringen als letztes Jahr. Werden die Magic also besser sein als letztes Jahr? Ja. Werden die Magic den die Playoffs erreichen? Nein. Dafür brauchen Sie noch diese Saison zur Weiterentwicklung.

Mein Tipp: Die Magic werden diese Saison mit einer Bilanz von 30-52 abschließen. Damit wäre man 73-173 seit Beginn des Rebuilds. Noch immer nicht berauschend, aber was zählen wird, ist was am Ende des Rebuilds rauskommt und nicht auf den Weg dahin.