Der 22. Oktober 2014 könnte sich als einer der wichtigsten Tage in der jüngeren Vergangenheit der NBA herausstellen. An diesem Tag stimmten die Owner der Teams gegen die Revolution der Draft-Lottery und sicherten so für weitere Jahre das faire Draft-System des amerikanischen Sports auch im Basketball. Anführer dieser Protestbewegung ist Phillys Sportchef Sam Hinkie. Ein neues Lotteriesystem hätte Hinkies langfristigen Plan für die Sixers möglicherweise stark gefährdet. Da dies abgewendet ist, kann Mad Sam vielleicht ein letztes Mal sein Team so aufstellen, dass ein möglichst hoher Draftpick winkt. Im kommenden Jahr stoßen dann neben dem eigenen Draftee zusätzlich Dario Saric, Joel Embiid sowie mindestens ein weiterer First Rounder zum Team hinzu.
(Starting 5: Wäre rein Spekulation)
Was ist neu?
Seit Sam Hinkie das Amt des General Managers innehat, halten sich die Sixers grundsätzlich auf dem Free Agent Markt zurück. Die Investitionen sollen erst getätigt werden, wenn der talentierte Kern feststeht und schon den ersten Schritt gemacht hat. So wurde der Kader auch dieses Jahr nur marginal verändert. Namhaft war bei all den Rollenspielern im Kader keiner der Abgänge, einzig die
Nicht-Verlängerung von Ish Smith, der hervorragend mit Nerlens Noel harmonierte und der effizienteste Point Guard seit Jrue Holiday war, sorgt für ein wenig Unverständnis. Gefühlt zum ersten Mal wurde mit Kendall Marshall ein schon erprobter NBA-Akteur verpflichtet, der nicht zum bisherigen Konzept passt. Marshalls Upside ist klar begrenzt, aber er hat Erfahrung und soll hauptsächlich Ordnung in das sonst so wilde Offensivspiel einbringen.
Zudem konnte man im wilden Free Agent Sommer die Sacramento Kings böse über den Tisch ziehen (wen denn auch sonst?!). In einem äußerst einseitigen Trade gelang die Verpflichtung vom talentierten Sophomore-Wing Nik Stauskas, der weiteres Spacing in das Lineup bringen soll. Den jungen Shooter wollte man bereits ein Jahr früher draften. Zusätzlich erhielt man einen zukünftigen
ungeschützten Erstrundenpick, sowie in den kommenden zwei Jahren die Möglichkeit, die Picks mit den Kings zu tauschen. Abgeben musste man hierfür quasi nichts.
Neu im Team sind zudem einige Draftees, der wichtigste ist aber eindeutig #3-Pick Jahlil Okafor. Der aktuelle NCAA-Champion ist ein Projekt, da er mit seinem Spiel eigentlich nicht mehr in die heutige NBA passt. Er hat mit seinen erst 19 Jahren sehr großes Upside und wohl das am besten ausgereifte Low Post Spiel seit Tim Duncan. Große Fragezeichen in seinem Spiel sind seine schwache Pick-n-Roll-
und Help Defense sowie seine Freiwürfe.
Umfeld
Die Sixers verloren im Laufe des Jahren und der Offseason zwei äußerst wichtige Assistenten, die im Bereich Spielerentwicklung tätig waren: Chad Iske (Nuggets) und Greg Foster (Big Men Coach zu den Bucks). Neu in der Franchise ist der aus Australien kommende, renommierte David Martin, der den Posten des Head of sports science bekleidet.
Die Arbeit des GMs Hinkie lässt sich rein sportlich nur schwer beurteilen bislang. Dennoch ist er in einigen Kernbereichen des Managements jetzt schon absolute Spitzenklasse in der NBA. Zu Amtsantritt hatten die Sixers wenig Assets und schuldeten anderen Teams diverse Draftpicks. Zwei Jahre später (länger ist der Rebuild noch nicht!!) hat man gigantischen Cap Space und mehrere First Rounder aus der gesamten Liga (OKC, Miami, Kings, Lakers). Insbesondere der obige Trade um Stauskas oder jener um Michael Carter-Williams (top 3 geschützter Lakers First Rounder) waren unfassbare Wertgewinne.
Coach Brown formte 2014/15 aus einer Ansammlung von Borderline-NBA-Spielern eine Top 12 Defense, eine Verbesserung von 16 Plätzen (!) oder 5 Punkten pro 100 Possessions (!!). Zudem ist Brown bereits jetzt schon einer der kreativsten Inbound-Play-Zeichner der Liga.
Stärken:
Bei einem Team, das in den vergangenen beiden Jahren Platz 30 und 29 im Net-Rating belegte, ist es schwierig, wirkliche Stärken auszumachen. Wie gerade schon angeklungen, kann aber die Defensive durchaus dazu gezählt werden. Aufgrund der enormen Verbesserung zum Vorjahr ist es nicht auszuschließen, dass man sich hier weiter steigern kann, zumal die Qualität der Spieler im Kader und
die Erfahrung immer mehr ansteigt. Es sollte nicht überraschen, wenn die Sixers in die Top 10 vorstoßen. Ein Grund für die starke Defense ist zum einen die Forcierung von Turnovern. Mit einer TO-% von 15,2 % liegt man hier im Ligavergleich knapp auf Platz 2. Vor ihnen sind nur die Bucks, die defensiv sehr ähnlich gebaut sind: lange, athletische Freaks auf fast allen Positionen, die durch ihre Länge ständig Mismatches kreieren (Stichwort: Switches!).
Eine weitere, wenn auch kleine Stärke ist die hohe Free Throw Attempt Rate, wo sie im vergangenen Jahr den neunten Platz belegten. Die Sixers kommen oft an die Linie, was zweierlei zur Folge haben kann: erstens kommt der Gegner durch mehr Pfiffe tendenziell öfter in Foulprobleme. Zweitens entstehen bei besserer Exekution zwangsläufig viele einfache Punkte (http://go-to-
guys.de/2015/04/30/der-wert-eines-freiwurfs/).
Schwächen:
Davon abgesehen, dass es im Kader der Sixers immer noch an ausreichend NBA-Qualität mangelt, ist die Offensive das größte Problem. Letztlich resultiert dies aber aus der angesprochenen minderen Qualität. Denn eigentlich ist der Angriff in Philly modern konstruiert und fußt auf einem erfolgreichen Konzept. Zieht man die Pace, die Shot Selection und die Ball- und Spielerbewegung in Betracht, so ist
die Offense an der Freiheitsglocke nach den Vorbildern aus San Antonio, Golden State und Atlanta gebaut. Der Weg ist das Ziel.
In Resultaten schlägt sich dies freilich noch nicht nieder. Die Offensive ist in der Geschichte der NBA die 10. schlechteste aller Zeiten (!!). In der 3-Punkte-Ära ist sie sogar die 5. schlechteste. Das ORtg betrug nur 95,5, satte zehn Punkte schlechter als der Durchschnitt. Auch wenn durch Stauskas, und vor allem Okafor Besserung in Sicht ist, so wird dieser Bereich weiterhin die größte
Schwäche sein.
Spieler im Fokus:
Druck zu gewinnen gibt es in Philadelphia immer noch nicht, dementsprechend frei können die Jungs auflaufen. Für Tony Wroten geht es dennoch um die Zukunft in der Liga. Hauptproblem ist seine Verletzung: er kuriert bis vermutlich Ende November einen Kreuzbandriss aus, eine Verletzung, die er schon an der High School hatte. Zudem geht er aber auch in das letzte Jahr seines Rookie-Vertrages
und spielt damit um ein neues Arbeitspapier. Die Verletzung wirft ihn in diesem Unterfangen deutlich zurück, da sein Spiel immer noch überaus defizitär ist. Wroten wirft aus dem Feld schwach, trifft seine Freiwürfe zu schlecht, ist turnoveranfällig und kein guter Playmaker. Für den zukünftigen Spielstil der Offense mit zwei nicht-spacenden Bigs bedarf es vom Flügel umso mehr potente
Schützen: schlechte Karten für Wroten. Schafft er es seinen Stärken (Drives und Punkte am Korb) einen durchschnittlichen Distanzwurf hinzuzufügen und seine Ballverlustrate zu reduzieren, könnte ein neuer Kontrakt winken.
Fazit und Prognose:
Die Sixers sind nach wie vor ein Projekt: fortschrittliche Analysemethoden, hochwissenschaftliches Training und Ernährung und talentierte, junge Spieler. Man geht aber auch erst in das dritte Jahr des Rebuilds und hat logischerweise noch nicht die Ansprüche zu gewinnen. Man will seine jungen Spieler weiterhin durch viel Spielzeit und eigene Fehlerbegehung entwickeln und am Ende des Jahres
noch einmal sehr hoch draften.
Zwar sehen vier Fünftel der prognostizierten Starting Five zum ersten Mal seit in der Hinkie-Ära wie ein durchschnittliches NBA-Team aus, dennoch befindet sich dahinter nicht mehr als Rollenspielerqualität. Die Sixers werden wieder unter den drei schlechtesten Teams der NBA und am Ende der Eastern Conference landen. 25 Siege sind das höchste der Gefühle.
Ich freue mich auf die neue Season und vor allem auf Okafor.
Ob Wroten der Spieler to Watch ist wird man sehen, denke es wird viel auf Noel und Okafor geschaut werden. Für Wroten selber natürlich ein verdammt wichtiges Jahr, da gibt es nichts dran zu rütteln.
Ansonsten hoffe ich das es Pierre Jackson in den Kader schafft, cooler Typ der ne bittere Verletzung hatte.
Von Stauskas erwarte ich auch was, ich denke er hat sehr viel Talent, ob man das diese Season schon sehen wird, wird sich zeigen.
Ich arbeite auch sehr gerne mit Klammern, aber da übertriffst du selbst mich - kann man finden wie man will.
Blog ist vielleicht etwas kurz, aber es gibt ja nicht viel Neues.
Bei dir, der viel mit Statistiken arbeitet, kann ichs ja machen: Die Sache mit den FT's stimmt... halb.
Es stimmt dass sie bei FTA per FGA auf Platz 9 stehen, sie holen aber nicht überdurchschnittlich viele Freiwürfe per Play raus, da sind sie "nur" 14, per possesions sogar nur 20.
Mit anderen Worten: Philly ist zwar clever um halbwegs Freiwürfe beim Wurfversuch zu bekommen, den Gegner in Foultrouble bringt man aber nicht (vermutlich weil auch zu häufig den Ball per TO verliert).
ich kann mir aber denken warum du es gebracht hast und ist ja auch nicht falsch (Bei schwachen Teams Stärken finden, ich kenne das^^)
Sie werden noch nicht um die Playoffs mitspielen aber die Entwicklung wird spannend sein. Gerade Frontcourt spielen die Jungs auch um die Zukunft wenn dann nächstes Jahr Saric kommt
Die Grafik wird noch eingefügt, habe ich leider zu spät an "ausLE" weitergegeben.
Vielen Dank für die Preview