Wie fängt man so einen Blog an? Wie beschreibt man dieses Gefühl, dass uns alle, wie kleine Kinder, die Tage zählen lässt bis zum ersten Start der Formel 1 Saison 2010. Eine Saison die denkwürdiger nicht sein könnte. Wir erinnern uns alle, die einen mehr, die anderen weniger, an historisch, legendäre Duelle.

Wir erinnern uns alle an Formel 1 Geschichte. An alle Senna/Prost-Kämpfe, an alle Schumacher/Hakkinen-Manöver, an alle diese Bilder in unseren Köpfen und Kommentatorensätze, die wie Zweitstimmen in unseren Ohren klingeln, als ob wir eine Aufzeichnung von längst vergangen Zeiten sehen oder hören. Jedesmal wenn solche Momente uns wieder vor Augen geführt werden, erlebe ich eine Gänsehaut.



Egal wie oft ich diese Bilder auch sehe, es ist immer die gleiche Gänsehaut und sie wird mit jedem Wiederholen, so habe ich das Gefühl, schlimmer.
Formel 1 Geschichte, diese Wörter allein lassen mich an unvergessene Duelle denken. An verrückte Manöver, herbe Enttäuschungen und großen Sportsgeist. An unbändigen Willen und an wunderbar-verrückte Fans in allen Farben. An kniend, anbetende Zuschauer, die ihren Idolen zujubeln. An rumschreienden Kommentatoren und fassungslosen Gesichtern in den Stunden der Niederlagen. An Jubelsprüngen und an erwachsenen Männern, die wie Kinder sich in den Armen liegen - weinend, lachend oder beides zugleich. Man spürt dieses kribbeln im Bauch vor jedem Start, saugt jede noch so unbedeutende Kleinigkeit in sich auf und speichert sie unter den Momenten im Leben, die jenes Leben erst lebenswert machen. Für einen Motorsportverrückten wie ich es bin, gibt es wenig, dass einem Vergleich standhält.

Niemals vorher, und wahrscheinlich nie wieder danach, haben wir alle das Gefühl, dass die kommende Saison, mehr als eine normale Formel 1 Saison sein wird. Man hat regelrecht das Gefühl, mein sei in dieser Formel 1 Geschichte mit drin. Als ob man sich eine Aufzeichnung von einer grandiosen Saison anschaue. So geht es mir zumindest und ich bin ganz sicher, dass ich mit diesem Gefühl nicht der einzige bin. Freunde, diese Saison, wird mal "die Saison" genannt werden. Geschichte "live" erleben ist ein erhebendes Gefühl. Ich bedanke mich schonmal im Voraus bei all diesen Alonsos und Vettels, Schumachers und Buttons, Hamiltons und wie diese modernen Gladiatoren auch heissen mögen. Man spürt, "die Welt ist im Wandel"...

Jene Welt, die am Ende des Jahres 2009 durch Ausstiege verschiedener Teilnehmer dem Untergang geweiht schien. Jener Welt, die durch Skandale und Rückzügen fast in ihrerer ureigensten Seele gebrochen worden wäre. Jener Welt, die mich seit Jahrzehnten begleitet und ich mir mein eigenes Universum nicht ohne Ebendieselbe vorstellen kann. Ich liebe diesen Sport, diese Zweikämpfe, dieses Feiern von Erfolgen, dieses Trauern bei Niederlagen und den Spott für die Konkurrenten, die Häme beim Versagen des eigenen Teams. Eben diese Welt ersteht wie Phönix aus der Asche. Der Glanz scheint noch herrlicher und das Kribbeln noch heftiger.



Geschuldet diese Wandlung ist einem einzigen Manne. Michael Schumacher.

Alle wollen ihn schlagen, um schlussendlich sich mehr als einen Weltmeistertitel zu holen. Den Titel die legendärste Formel 1 Saison aller Zeiten gewonnen zu haben. Die folgende Saison scheint mehr wert zu sein, als bloß ein WM-Titel.



Da gibt es natürlich das Duell Button/Hamilton. Die, wie es scheint, verrückte Idee eines Champion, seinen Titel aufwerten zu wollen, indem er ihn schlägt. Ihn, den bedingungslosen Hamilton, der sich nichts sehnlicher wünscht als Schumacher zu "verblasen" und dabei vielleicht seinen Teamkollegen vergisst. Ein Teamkollege, dessen schonende Fahrweise entscheidend sein könnte im Teaminternen Duell.



Da gibt es natürlich diesen Fernando Alonso und diesen Felipe Massa. Der Erstere eine neue Ära einleiten soll und der Letztere seine eigenen Dämonen besiegen will. Die einen Schumacher vergessen lassen möchten und diese tiefe Wunde, die unser Michael uns (Ferraristi) nun doch zufügte, heilen möchte. Mit Pole's und Siegen und (am liebsten) Überrundungen. Dieser Fernando - der Kronprinz unter den Prinzen - schliesslich Schumacher seinen Abgang verdankte. wie gern würde er seine drei Finger allen Fernsehkameras entgegenstrecken.



Da gibt es natürlich auch unseren Seppl Vettel. Die fleischgewordene Reinkarnation der deutschen Motorsportwünsche und Hoffnungen. Der "so nah dran Gescheiterte" möchte es dieses Jahr vom Zauberlehrling zum Meister bringen. Welche Saison würde sich besser eignen, als diese. Sein Red Bull, im letzten Jahr eins der besten Boliden, nur noch ein Schritt vom totalen Erfolg entfernt. Seinen Freund Schumacher schlagen wäre die Krönung und nur über Schumacher führt sein Weg ins Licht.

Da gibt es auch sicherlich die Chance eines erneuten Formel 1 Märchens durch eins der neuen Teams. Neue Gesichter, neue Ansatzpunkte, neue Ideologien. Was wird "UnsPeter" Sauber im Stande sein zu bewegen. Ein Lebenswerk das neu erwacht.

Und natürlich den eigenen Teamkollegen Rosberg. Der sich zaghaft äussert, einen Nr. 2 Status nicht zu tolerieren und man es ihm irgendwie nicht abnimmt. Hat irgendjemand von euch aus Stuttgart vernommen, Nico solle Weltmeister werden?

All diese Hoffnungen, Wünsche werden für die genannten Protagonisten erst so richtig erstrebenswert durch die zurückkehrende Legende. Ohne ihn ist dies alles nur die Hälfte wert. Jegliche Brisanz die in diesen Duellen steckt, wird durch Schumacher zum Überdruckkessel, der qualmt und quietscht an allen Ecken und Seiten.

Obwohl die Saison noch garnicht angefangen hat, bin ich schon jetzt etwas traurig, dass sie im Herbst schon wieder vorbei sein wird. Traurigkeit als Vorfreude, wie wunderbar, herrlich verrückt.



Nun Freunde, macht euch bereit. Schreit wenn es etwas zu schreien gibt, jubelt, wenn es etwas zu jubeln gibt. Weint und wimmert, solltet ihr Grund dazu haben. Schämt euch eurer Tränen nicht. Kostet sie aus, die kommenden Rennen. Jedes Qualifying, jedes Training, ja sogar jede Kurve. Wisset, näher an Motorsportgeschichte werden wir wohl wissentlich, nie wieder kommen. Und am Tag des letzten Rennens, wenn die letzte Zielflagge geschwenkt wird, macht euch mit breit geschwellter Brust bewusst : "ich war live dabei, bei der Formel 1 Saison 2010."

Auf gehts...

Charly