Die Situation in Tinseltown

Allen war klar, dass es eine schwere Saison für die Lakers wird. Nach einer verkorksten Vorsaison verließ Dwight Howard verließ das Staples Center in Richtung Houston, mit Earl Clark, Antawn Jamison und Metta World Peace verlor man die noch größten Lichtblicke, oder man ließ sie freiwillig gehen. Mit Jordan Farmar und Nick Young konnten dafür aber zwei Spieler verpflichtet werden, die seit ihrer Kindheit absolute Lakers-Fans sind, es ist also davon auszugehen, dass sie alles in Purple and Gold geben werden. Wesley Johnson ist ebenfalls neu in LA, auch wenn er bisher in der NBA eher enttäuschte, hat man Hoffnung, dass er sein Potential vielleicht bei seiner dritten NBA-Station abruft. Mit Ryan Kelly konnte noch ein für seine Draft-Position guter Rookie verpflichtet werden, der Spielertyp des Stretch-Four könnte den Lakers gut tun, wird behauptet. Eigentlich war es keine schlechte Off-Season von General Manager Mitch Kupchak, wären da nicht die zig Fragezeichen, die über der Saison schweben, hervorgerufen durch die Verletzungen von Kobe Bryant und Steve Nash und die anhaltenden Trade-Gerüchte Pau Gasol's. Die Saison der Lakers hing praktisch davon ab, wann und wie Kobe von seiner Achillessehnen-Verletzung zurückkehren wird, von den Playoffs im starken Westen träumten zwar nicht viele, aber mit einem starken Kobe Bryant und einem funktionierenden Kader wäre dies aber durchaus möglich gewesen. Vor allem wollte man sich aber nicht blamieren und noch weniger wollte man zu den Tanking-Teams gezählt werden, zu den Teams, die absichtlich verlieren, um im nächsten (hochklassigen) Draft möglichst früh picken zu dürfen. Irgendwo zwischen dem 7. und 11. Platz wollte man landen. Ein halbes Jahr später stehen die Lakers mit einer 16-23 Bilanz auf dem drittletzten Platz der Western Conference, nur der Tie-Breaker trennt sie vom Tabellenschlusslicht Sacramento. Wie es dazu kommen konnte lest ihr hier.

Was lief schlecht?

Die griechische Göttin Hygieía scheint es dieses Jahr nicht gut gemeint zu haben mit den Lakers. Sie ist nämlich die Göttin der Gesundheit. Alleine Steve Blake, Steve Nash, Kobe Bryant, Xavier Henry, Pau Gasol und Jordan Farmar verpassten zusammen 154 Spiele. Bis auf Jodie Meeks und Jordan Hill stand kein Spieler bisher in jedem Spiel auf dem Parkett. So kam es zum Beispiel, dass schon 15 verschiedene Spieler für die Lakers dieses jahr starteten. Vor allem auf der Point Guard Position war den Lakers das Pech treu. Nach sechs Spielen verletzte sich Steve Nash, die fortan bestehende Rotation aus Blake und Farmar funktionierte gut, aber auch nur so lange, bis sich die beiden ebenfalls verletzten. Für den Point Guard Job musste sogar extra Free Agent Kendall Marshall verpflichtet werden. Bei so vielen Verletzungen kann ein Team sich natürlich nur sehr schwer einspielen, aber die Miesere ist nicht der einzige Grund für die bis hierhin enttäuschende Saison. Gerade die Defense ähnelt eher einem Laientheater, in dem niemand weiß, wo er zu Spielen hat und wo seine Rolle ist, sobald jemand den Korb attackiert wird er vorbei gelassen, die Big Men versuchen dann höchstens noch den Gegenspieler am Korberfolg zu hindern, was ihnen immerhin teilweise gelingt, die Lakers sind das sechstbeste Blocking-Team der Liga. Aber oft darf sich auch ein Lakers-Spieler beim Inbound die Bewegung nachholen, die er in der Defense "vergessen" hat: 105,6 Punkte kassieren die Lakers pro Partie, dass sind nach Philadelphia (109,9) die zweitmeisten der NBA und rund fünf Punkte mehr als im Vorjahr. Einzig den Perimeter scheint man im Griff zu haben, nur 34,5% schießen die Gegner von Downtown, wenn sie auf die Lakers treffen, was Platz 7 im Team-Vergleich bedeutet. Aber nicht nur die Defense ist schlecht, auch die Offense ist ohne Kobe Bryant nicht gut, man befindet sich im unteren Drittel, was die Trefferquote angeht und manchmal fehlt die Agressivität, man zieht die viert wenigsten Fouls der Liga. In den meisten anderen Kategorien steht man im Liga-Vergleich nicht gut da, trotzdem sind die Probleme in der Offense nicht mit denen der Defense zu vergleichen. Wenn ich eben schon den Namen Kobe Bryant erwähnt habe, dann muss ich auch sagen, dass es natürlich frustierend ist, ein halbes Jahr auf sein Comeback hinzuarbeiten, nur um sich nach sechs Spielen wieder eine Verletzung hinzuzuziehen, die einen für mindestens sechs Wochen vom Spielbetrieb "freistellt".

Was lief gut?

Sicherlich lief bei den Lakers nicht alles schlecht bisher. Für mich stechen Nick Young und Kendall Marshall absolut heraus. Swaggy P ist mit 17 Punkten pro Spiel gemeinsam mit Pau Gasol Top-Scorer des Teams und belebt die Offense regelrecht, wenn er auf dem Feld steht steigt das Offensive Rating der Lakers immerhin um 3 Punkte im Gegensatz zum Rest des Team an, die Turnover pro 100 Ballbesitze sinken um fast die Hälfte. Auch wenn Swaggy in der Defense eine Graupe ist, so macht es mir Spaß im zuzugucken, einzig seine Wurfauswahl bereitet mir manchmal Sorgen. Bei Marshall finde ich die Geschichte toll, durchwachsene Rookie-Saison, Trade, Entlassung, D-League und plötzlich aufgrund des Point Guard Mangels Starter im Staples Center, wo er bisher einfach fantastisch spielt, 10,2 Punkte, 9,3 Assists und 46% Dreierquote beeindrucken mich sehr. Auch Farmar und Hill gefallen mir, sie geben immer alles und versuchen wenigstens zu kämpfen, auch wenn der Kader momentan nicht mehr hergibt. Aber auch als Team läuft nicht alles schlecht, man ist im oberen Drittel was den Liga-Vergleich von Assists angeht und macht pro Spiel die fünftmeisten Dreier der NBA, was Punkte pro Spiel angeht ist man immerhin in der oberen Hälfte des Liga-Vergleichs. Auch Pau Gasol gefällt, mir, bessere Quoten als letztes Jahr und deutlich besseres Scoring und Reboundverhalten, obwohl er rund 2 Minuten weniger auf dem Feld steht als im Vorjahr. Schade nur, dass er zu Höchstleistungen nur bereits ist, wenn er mal wieder in Trade-Gerüchte verwickelt ist, einerseits keine gute Einstellung, andererseits ein Indiz dafür, dass er sich in LA wohlfüht.

Was muss geändert werden?


Viel von sich aus ändern kann man momentan nicht, was man als Fan aber verlangen kann ist, dass man wieder aggressiver in der Verteidigung zur Sache geht und dort als Team dafür kämpft, dem Gegner keine leichten Punkte zu schenken. Zudem müssen mehr Turnover forciert werden, die dritt wenigsten der NBA erzwingt man (13,4), folgerichtig sind die Lakers das Team, dass seinen Gegnern die meisten Field Goals und Field Goal Attempts zulässt. In der Offense hat man nicht viel mehr Möglichkeiten, der Rhythmus mit Gasol und Young als Haupt-Scorer scheint momentan zu funktionieren, die Point Guards haben allesamt keine großen Defizite im Playmaking, vielleicht schaffen es die Lakers in der zweiten Saison-Hälfte eine schöne und koordinierte Offense aufzubauen. Am Reboundverhalten kann man noch arbeiten, ansonsten muss man das Spiel in der Crunchtime verbessern, man gewinnt dort nur 34,8% aller Spieler bei unterirdischen Quoten.

Prognose:



Für die Lakers heißt es jetzt natürlich die Saison wenigstens noch halbwegs versöhnlich zu gestalten und dann in eine spannende Offseason mit einem hochklassigen Draft zu gehen. An Motivation dürfte es eigentlich nicht mangeln, denn bis auf Nash, Kobe und Robert Sacre steht kein Spieler für die nächste Saison sicher unter Vertrag. Das Lazarett dichtet sich ja so langsam, daher bin ich eigentlich frohen Mutes, dass es nun wieder wenigstens etwas bergauf geht, würde da nicht ein Dilemma drohen. Auf der Point Guard Position hat man nun also vier Spieler: Farmar, Blake, Nash und Marshall. Bis auf Nash spielen alle eine gute Saison, Nash muss man aber aus respekt spielen lassen und somit hat man vier gute Spieler für eine Position, die Minuten dort sind nicht auf alle aufteilbar. Ich persönlich würde es gut finden, wenn man Nash und Blake per Trade loswerden könnte, dann hätte man Nash's Vertrag (welcher recht großzügig ist für einen, leider, Halbinvaliden) nicht mehr und genügend Spielzeit für Marshall und Farmar, welche ich als die beste Kombination für die Lakers sehe. Vielleicht sehen wir aber auch noch Pau Gasol woanders spielen dieses Jahr, er ist ja quasi immer in Gerüchte verwickelt. Momentan stehen die Lakers bei 16-32 wenn man die verbleibenden 35 Spiele ungefähr ausgeglichen gestalten könnte und am Ende bei Ich sag mal bei 34-48 landen würde, könnte man doch noch einigermaßen versöhnlich in die Offseason gehen.

Ich bedanke mich für's Lesen und freue mich über konstruktive Kritik, Lob, Bewertungen und euer Meinung zur Situation in Tinseltown.