Der FC Bayern München hatte seit dem Triple im Jahre 2013 Erfolg. Fünf nationale Titel stehen seither zur Buche, der sechste steht kurz bevor. Kein Grund also, einen Abgesang auf die Münchener zu halten dies gilt besonders für die Medien. Ein Kommentar von Timo Janisch.

Bayern München wird seine Ziele - also mindestens zwei Titel - in dieser Saison nicht erreichen. Drei unglückliche Partien zur richtigen Zeit und die Titel in der Königsklasse und deutschem Pokal sind futsch. Das kann nur an mangelnder Qualität liegen, mutmaßen zahlreiche deutschsprachige Blätter. Vom ,,Ende einer Ära" und den ,,Bayern-Verlierern" wird getitelt.

Diese Worte sind viel zu plakativ gewählt. Die Mannschaft hatte in den entscheidenden Spielen das Glück nicht auf seiner Seite. Erreicht man regelmäßiger die Form, die man vor dem Viertelfinale gegen Real Madrid zeigte, ist man kaum zu bezwingen. Vor Borussia Dortmund, der zweiten deutschen Kraft, ist nach wie vor ein gewaltiger Qualitätsvorsprung festzustellen.

Auf europäischer Ebene gilt das für Real Madrid. Ob man mag oder nicht. Die polarisierenden Madrilenen haben sich in den vergangenen Jahren einen kleinen, aber entscheidenden qualitativen Vorsprung vor der restlichen Konkurrenz erarbeitet. Zusammen mit dem FC Barcelona, den Bayern und Juventus Turin bilden die Königlichen die Spitze des europäischen Vereinsfußballs. Warum ausgerechnet vom FC Bayern, der erst seit Anbeginn dieses Jahrzehnts zu diesem Kreis gehört, erwartet wird sich jedes Jahr gegen diese Konkurrenz durchzusetzen, ist nicht nachvollziehbar.

Nicht zu leugnen ist jedoch, dass sich die Roten seit dem Triple qualitativ nicht verstärkt haben. Dies hängt zum einen mit der demographischen Struktur des Teams (Lahm, Alonso) zusammen, aber auch mit Transfers, die die Erwartungen (noch) nicht über einen längeren Zeitraum erfüllen konnten - hier sei Douglas Costa stellvertretend genannt.

Will man sich wieder regelmäßig vor den Top-Konkurrenten auf europäischer Ebene positionieren, müssen Verstärkungen her. Dabei wäre es keine Schande, die erste große Transferoffensive seit dem Triple-Gewinn zu starten, sich also in gewisser Weise eine teilweise fehlende Qualität einzugestehen. Auf den offensiven Außenpositionen und im zentralen Mittelfeld hat man Bedarf und zwar jeweils an einem Spieler, der seine internationale Klasse bereits ausreichend bewiesen hat, entsprechend Geld kostet.

Aber auch Coach Ancelotti steht in der Pflicht. Als Mensch sofort akzeptiert, ist seine Arbeit im ersten Jahr nicht unbedingt als ,,innovativ" zu bewerten. Von einer Abwehr, die mit Namen wie Philipp Lahm, Jérôme Boateng, Mats Hummels, Javi Martínez und David Alaba gespickt ist, darf man in mannschaftstaktischer Hinsicht weitaus mehr erwarten -der wohl größte interne Grund für die beiden jüngsten Ausscheiden.

Es sind also nur wenige Punkte, die auf der To-Do-Liste der Münchener stehen. Dafür sind sie umso kostspieliger. Kosten, vor denen ein Verein, der mittelfristig wieder höchste Ansprüche hat, im kommerzialisierten Fußball des 21. Jahrhunderts nicht zurückschrecken darf. Zum Glück ist es nicht das Ziel des FC Bayern, schon im nächsten Jahr das Triple zu gewinnen - sollte man meinen...