Nach elf Jahren Abstinenz kehrt die Formel 1 nach Österreich zurück. Der Red-Bull-Ring ist dem ehemaligen A1-Ring nachempfunden, und das Streckenlayout bürgte stets für Unterhaltung. Langweilig war es nie, dafür oft turbulent und manchmal skandalös. Richten wir die Scheinwerfer auf die Rennen zwischen 1997und 2003...
1997 Die Rückkehr und der Rücktritt
Datum: 21. September 1997
Pole Position: Jacques Villeneuve
Sieger: Jacques Villeneuve
Was zu erzählen wäre: Bei der Premiere auf dem neugestalteten A1-Ring erlebt die Formel 1 beinahe eine Überraschung. Nachdem McLaren-Pilot Mika Häkkinen schon in der ersten (!) Runde ausrollt, erbt Jarno Trulli im unterlegenen Prost die Führung. In der 59. von 71 Runden haucht der Mugen-Honda-Motor seinen Geist aus - Trulli liegt zu diesem Zeitpunkt auf Platz zwei. Es gewinnt WM-Favorit Jacques Villeneuve (Williams) vor David Coulthard (McLaren-Mercedes) und Heinz-Harald Frentzen (Williams), Ferrari-Star Michael Schumacher wird farbloser Sechster.
Bemerkenswert: Gerhard Berger (Benetton) gibt seinen Rücktritt bekannt. Für seine couragierte Fahrt von Startplatz 18 auf Rang 10 wird der Lokalmatador nicht mit Punkten belohnt. Die Fans feiern ihn trotzdem.
1998 Der Ausflug in die Kiesgrube
Datum: 26. Juli 1998
Pole Position: Giancarlo Fisichella
Sieger: Mika Häkkinen
Was zu erzählen wäre: Das vom Regen durchzogene Qualifying hinterlässt eine Rangfolge aus dem Kuriositätenkabinett: Benetton-Pilot Giancarlo Fisichella ergattert die Pole, Jean Alesi (Sauber) den zweiten Platz. Am trockenen Rennsonntag sind Fisichella und Alesi chancenlos, Mika Häkkinen und Michael Schumacher seilen sich früh ab. Es tobt ihr Privatduell, ein faszinierender Zweikampf, der von Schumachers wildem Ritt durch das Kiesbett ruiniert wird. "Mit den Steinen, die ich hier gesammelt habe, kann ich mein Haus zu Ende bauen", flüchtet sich der Deutsche in Sarkasmus. Er schafft noch Rang drei, begünstigt freilich durch "Bremsprobleme" bei Ferrari-Kollege Eddie Irvine. Häkkinen siegt ungefährdet.
Bemerkenswert: Als Zweiter komplettiert David Coulthard nach vermasselter Quali (Position 14) den totalen McLaren-Erfolg. Fisichella und Alesi kollidieren in der Remus-Kurve. Ende eines schönen Sommertraums.
1999 Der größte anzunehmende Unfall
Datum: 25. Juli 1999
Pole Position: Mika Häkkinen
Sieger: Eddie Irvine
Was zu erzählen wäre: McLaren-Dominanz pur. Zumindest im Training. Dem Drittplatzierten Eddie Irvine fehlt eine Sekunde auf Pole-Setter Mika Häkkinen, David Coulthard startet von Platz zwei. In der Remus-Haarnadel, dem neuralgischen Punkt der Piste, sticht der Schotte in eine Lücke, die nicht existiert. Wenige Augenblicke später steht Häkkinen entgegen der Fahrtrichtung und muss das gesamte Feld passieren lassen. "Ein Alptraum", stöhnt Coulthard, "es ist das Schlimmste, was hätte passieren können: Meinen Teamkollegen in der ersten Runde aus dem Rennen zu befördern..." Hauptprofiteur ist Irvine, der Coulthard im Ziel um 0,3 Sekunden distanziert. Häkkinen schleicht auf Position drei, Alexander Wurz wird beim Heimspiel starker Fünfter.
Bemerkenswert: Nach dem folgenschweren Unfall von Michael Schumacher in Silverstone (Beinbruch) sitzt Ersatzmann Mika Salo erstmals im Ferrari. Als überrundeter Neunter kann der Finne nicht überzeugen. Eine Woche darauf gewinnt er beinahe den Deutschland-GP.
2000 Die Sorge um das Siegel
Datum: 16. Juli 2000
Pole Position: Mika Häkkinen
Sieger: Mika Häkkinen
Was zu erzählen wäre: In einem vergleichsweise ereignisarmen Rennen droht sich das Blatt in der Weltmeisterschaft zu wenden. Am Start wird Michael Schumacher, der schon beim vorangegangenen Grand Prix in Frankreich einen "Nuller" geschrieben hatte, von BAR-Pilot Ricardo Zonta abgeräumt - das Aus nach wenigen hundert Metern. Weil Mika Häkkinen zum Sieg cruist, schmilzt Schumachers Vorsprung in der WM-Wertung dahin. Anders als im Vorjahr hält sich David Coulthard von seinem Stallgefährten fern, gleiches gilt für Ferrari-Mann Rubens Barrichello. Gegen den amtierenden Weltmeister ist kein Kraut gewachsen.
Bemerkenswert: Bei der obligatorischen Fahrzeugkontrolle werden am Häkkinen-McLaren fehlende Siegel an der Elektronikbox festgestellt. Der Finne darf seine zehn Punkte behalten, dem Team werden sie aberkannt.
2001 Der überschattete Sieg
Datum: 13. Mai 2001
Pole Position: Michael Schumacher
Sieger: David Coulthard
Was zu erzählen wäre: Motorsport Deluxe! Vor Kurve eins verliert Michael Schumacher seine Spitzenposition an beide Williams-BMW; Juan Pablo Montoya und Bruder Ralf ziehen vorbei. Als Letzterer mit Bremsproblemen aufgeben muss, entwickelt sich ein deutsch-kolumbianischer Schlagabtausch mit Rasse und Klasse. Über mehrere Runden blockt Montoya den heftig drängelnden Schumacher, sodass sich hinter dem Ferraristo eine Perlenkette an Autos bildet. Erneut fällt die Entscheidung in der Remus-Haarnadel: Montoya drängt den attackierenden Schumacher - und ihn selbst - in die Auslaufzone. David Coulthard, von Rang sieben gestartet, ist der Nutznießer. Rubens Barrichello ereilt in den Schlussrunden die Aufforderung zum Platztausch: "Let Michael pass for the Championship!" Im finalen Umlauf beugt sich der Brasilianer seinem Nummer-zwei-Status. Schumacher wird Zweiter, Barrichello Dritter, der junge Kimi Räikkönen (Sauber) hervorragender Vierter.
Bemerkenswert: Kurz vor dem Rennen verunglückt Ilmor-Mitbegründer Paul Morgan bei einem Flugzeugabsturz tödlich. Coulthard widmet dem Motoreningenieur seinen Sieg, die Champagnerflasche bleibt versiegelt. McLaren ist nicht in Feierstimmung.
2002 Der Stallorder-Skandal
Datum: 12. Mai 2002
Pole Position: Rubens Barrichello
Sieger: Michael Schumacher
Was zu erzählen wäre: Rubens Barrichello dominiert Michael Schumacher wie nie zuvor und danach. In der Qualifikation brummt er dem Weltmeister sechs Zehntelsekunden Rückstand auf, das Rennen gestaltet der Brasilianer zu einem Triumphzug erster Güte. Bis sich Ferrari-Teamchef Jean Todt an seine Worte vor Jahresfrist erinnert. Dreimal ignoriert Barrichello den dreisten Befehl, doch als er in der letzten Kurve der letzten Runde langsam wird, weiß jeder, was die Stunde geschlagen hat. Die Zuschauer reagieren mit wütenden Pfiffen - sie fühlen sich um den wahren Sieger betrogen.
Das ist noch nicht alles: Schumacher komplimentiert Barrichello auf die oberste Stufe des Podiums, drückt ihm den Pokal in die Hand. Die amüsiert-hämische Miene des Drittplatzierten Juan Pablo Montoya rundet das peinliche Schauspiel ab. "Ferrari wäre schlecht beraten, wenn sie so etwas in Zukunft nochmal machen würden. Das würde nicht gut gehen, weder mit den Fans noch mit mir", zischt Bernie Ecclestone. Die Rekordbuße von einer Million US-Dollar fasst die Scuderia allerdings nicht für die Teamorder auf; es ist der gestörte Ablauf der Podiumszeremonie, der laut FIA-Statuten zu sanktionieren ist...
Bemerkenswert: Bei der Anfahrt zur Remus verliert Nick Heidfeld die Kontrolle über seinen Sauber. Rückseitig segelt er über die Wiese und schmettert in den Jordan von Takuma Sato. Ein Horror-Crash. Wie durch ein Wunder entsteigen beide Piloten ihren Wracks ohne gröbere Verletzungen. Ein Verdienst der modernen Sicherheitsstandards - und des Faktors Glück.
2003 Der Abschiedsgruß
Datum: 18. Mai 2003
Pole Position: Michael Schumacher
Sieger: Michael Schumacher
Was zu erzählen wäre: Zwölf Monate nach der Schmach rast Michael Schumacher zu einem ehrlichen Sieg, einem hart erkämpften dazu. Nach zwei missglückten Startversuchen (Cristiano da Mattas Traktionskontrolle spielt verrückt) schlagen beim Tankstopp plötzlich Flammen aus dem Ferrari. Die Mechaniker bewahren die Übersicht, Schumacher die Ruhe. Der Champion rettet drei Sekunden Vorsprung auf Kimi Räikkönen (McLaren) und deren vier auf Rubens Barrichello ins Ziel.
Bemerkenswert: Das unrentable F1-Geschäft, die Erschließung neuer Märkte und das eintretende Tabakwerbeverbot kosten Österreich den Platz im Rennkalender. Es ist ein Abschied, der bedauert wird. Spielberg sei "ein Kurs, der Spaß macht. Vor allem mag ich die Menschen hier, die immer nett und freundlich sind", berichtet David Coulthard, während Red-Bull-Eigner Dietrich Mateschitz folgendes Statement zum Besten gibt: "Man muss doch den Tatsachen ins Auge sehen. Bei schönem Wetter hat das Rennen vielleicht zwei oder drei Millionen Dollar Verlust gemacht, sonst noch mehr. Der Strecke fehlt auch das Umfeld, die Infrastruktur, die die Formel 1 heute erwartet. Unsere Planung geht daher in eine ganz andere Richtung..."
#KeepFightingMichael
Bildquelle: spox.com
Das hat sich leider nicht geändert, im Gegenteil. RB kalkuliert mit -12 Millionen Euro für das Wochenende.
Aber ich freue mich auf die riesig auf die Rückkehr.
Am Mittwoch kommt übrigens ein recht ausführlicher Hintergrundbericht online (als Artikel), der sich mit der Rückkehr befasst. Enthält auch wirtschaftliche Eckdaten und Red Bulls Rolle. Würde mich freuen, wenn du mal reinschaust
EDIT: Donnerstag, nicht Mittwoch.