Zusätzlich zu den Reviews wollte ich nochmal einen kleinen Hintergrundbericht über meine Boys und ihren neuen HC bringen.

Am 6. Januar 2011 wurde Jason Calvin Garrett zum 8. Head Coach der Dallas Cowboys ernannt. Aber wie kam es dazu? Wieso brauchten die Cowboys überhaupt einen neuen HC, nachdem man doch erst vor der Saison den Vertrag mit Wade Phillips verlängert hatte? Und wieso entschied man sich dann für Garrett?

Kommen wir zur ersten Frage: Wieso wurde Wade Phillips entlassen?

Im letzten Sommer war allen klar: Die Cowboys waren einer der Favoriten auf den Gewinn des Superbowls. Man hatte in der Vorsaison die Divisional Round erreicht und war dort an den Vikings gescheitert. Man hatte eine relativ junge, talentierte Mannschaft, gespickt mit Pro Bowlern.

Was dann kam, konnte kaum einer erahnen. Nach einigen knappen Niederlagen bei einem überzeugenden Sieg gegen die Texans stand man auf einmal bei 1-5. Dabei entschieden immer individuelle Fehler die Partien zu Ungunsten der Boys (man verlor die 5 Spiele mit durchschnittlich 5,8 Punkten und nie mehr als 7). Trotz noch minimaler Chancen auf die Playoffs folgte die totale Auflösung, auch weil sich QB Tony Romo im 6. Spiel gegen die Giants das Schlüsselbein brach. 17-35 gegen die Jaguars und schließlich 7-45 gegen die Packers. Insbesondere im Spiel gegen die Packers hatte man den Eindruck, dass viele der Spieler sich kaum noch Mühe geben, das Spiel zu gewinnen.

Jerry Jones hatte immer wieder gepredigt, dass er nicht vorhabe einen Trainer während der Saison zu entlassen, aber nach dieser lustlosen Vorstellung konnte er gar nicht mehr anders. Wade Phillips wurde also entlassen. Zur Übergangslösung bis Saisonende wurde OC und Assistant HC Jason Garrett benannt.

Nun kommen wir also zu der Frage, warum ausgerechnet Garrett die Nachfolge antreten durfte. Schließlich trug er als OC eine gewisse Mitschuld am schlechten Abschneiden. Zur Beantwortung dieser Frage muss man einen Blick in die Vergangenheit werfen.

Als Sohn von NFL-Coach Jim Garrett besuchte Jason die Princeton University, an der er auch einen Abschluss in Geschichte machte. Er galt schon damals als extrem intelligent, obwohl er kein überragendes Talent hatte (trotzdem hält er den Ivy League Career Record in Comp% mit 66,5). Deshalb wurde er 1989 auch nicht gedrafted und ging als Backup zu den Saints, für die er in 2 Jahren aber kein Spiel absolvierte. Anschließend wechselte er in die damals noch existierende World League und später in die CFL. 1993 kam er als 3. QB zu den Cowboys hinter Rodney Peete und natürlich Troy Aikman.

Zu vielen Einsätzen kam er nicht (22 Spiele, 2042 Yds, 11 TDs, 5 INTs), sein persönliches Highlight kam Thanksgiving 1994, als er, aufgrund von Verletzungen von Aikman und Peete, gegen die Packers starten durfte. Mit 311 Yds und 2 TDs spielte sich der "redhead with the big brain and the somewhat slight frame" in die Herzen der Fans. In den Jahren 1998 und 1999 durfte er noch in 7 Spielen von Beginn an ran, als er zur #2 hinter Aikman aufgestiegen war.

Einen bleibenden Eindruck hinterließ er jedoch durch seinen Einsatz auf und neben dem Trainingsplatz. Er war in der Regel der erste Spieler auf dem Platz und der letzte, der abends mit den Trainern noch Videos studierte. So wird Michael Irvin, seines Zeichens HoF-WR und Trainingsmonster, nie müde zu betonen, dass Garrett mindestens genauso trainingsversessen war wie er:

"Every time I stepped on the field to run routes - extra routes, workouts, offseason - there was one man out there with me. And that was Jason Garrett. They used to say I was the hardest-working guy on the team. But Jason Garrett was right there with me."

Aber auch ein anderer HoF-Spieler konnte von Garretts Anwesenheit profitieren. Troy Aikman war sich nie zu schade die Expertise seines zweiten Ersatzmannes einzuholen. Während ein QB nach Ende einer Offensivserie für gewöhnlich zu seinem OC oder QB-Coach geht, um mit ihm nochmal alles durchzusprechen, ist Aikman zu allererst zu Garrett gegangen, um nach seiner Meinung zu fragen.

Im Jahr 2000 kam es allerdings zur Trennung zwischen Garrett und den Cowboys, da diese seinen Spielervertrag nicht mehr verlängern wollten. Allerdings wollte Jerry Jones ihn gleich als Coach weiterverpflichten. Nur hatte Garrett andere Pläne und unterschrieb bei den Giants, wo er 4 Jahre blieb, ohne aber einen einzigen Pass zu werfen. Trotzdem war er auch dort wieder morgens der Erste auf dem Gelände und abends der Letzte im Videoraum. Dort hat er sich auch mit WR-Coach Jimmy Robinson angefreundet, und die beiden beschlossen, irgendwann einmal zusammen zu arbeiten (deshalb hat Robinson die Packers für die Cowboys verlassen).

2004 ging es dann weiter zu den Bucs und noch während der Saison zu den Dolphins. Nach dieser Saison beendete Garrett seine Spielerkarriere und bekam gleich einen Posten als QB-Coach bei den Dolphins, den er 2 Jahre innehielt. Denn 2006 verließ Bill Parcells den HC-Posten bei den Cowboys und es wurde ein Nachfolger gesucht. Einer der ersten Interviewpartner: Jason Garrett. Allerdings kam Jerry Jones zu der Erkenntnis, dass Garrett noch nicht ganz bereit war, um die höchste Position im Coaching zu übernehmen. Das hielt ihn aber nicht davon ab, Garrett trotzdem unter Vertrag zu nehmen. Und das noch bevor er einen HC gefunden hatte. Seine Position bei den Cowboys: Sollte der neue HC entscheiden. Als Wade Phillips dann den Zuschlag erhielt, wurde Garrett OC und er machte aus der Offense die zweitbeste (in Scoring) der gesamten NFL.

Natürlich flatterten dann gleich Jobangebote der Ravens und Falcons ein, die beide einen neuen HC suchten. Warum er nicht annahm? Weil ihn Jerry Jones zum Assistant HC beförderte und ihm eine Gehaltserhöhung auf $3 Mio. gab (damit wurde er zum bestbezahlten Assistenten aller Zeiten). Nachdem die Offense der Cowboys in den nächsten Jahren nicht mehr ganz so erfolgreich spielte, kühlte der Hype um Garrett ein wenig ab. Er erhielt immer noch Interviews, aber keine Jobangebote mehr. So blieb er bis jetzt bei den Cowboys.

Warum also durfte er, der immerhin auch zur Misere der Cowboys beigetragen hat, versuchen den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen?

Ganz einfach: Jerry Jones wollte ihn schon seit den 90er Jahren zum HC seiner Boys machen. Und nun hatte er die Gelegenheit, ihn in einer halben Saison zu testen. So konnte er sehen, wie sich sein Musterschüler im harten NFL-Alltag in vorderster Front schlagen würde.

Und er schlug sich gut. Seine Auftritte vor der Presse wirkten souverän, im Training zog er die Zügel an. Unter Phillips noch ein Unding (um Verletzungen vorzubeugen), durfte wieder mit vollem Kontakt trainiert werden. Insbesondere das Laufspiel schien dadurch wieder richtig in Schwung zu kommen. Nimmt man dazu noch seine Bilanz von 5-3 (mit Backup-QB Jon Kitna), ist relativ klar, warum er zum Vollzeit-HC ernannt wurde.

Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, ob es auch so weitergeht. Ich würd's mir wünschen...

Euer maschemist