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Taktikecke


Gründer: Taktiker | Mitglieder: 190 | Beiträge: 21
06.04.2011 um 13:09 Uhr
Geschrieben von possessionplay
Inter 2-5 Schalke
Champions League: 05.04.2011

Schalke ließ die Eurofighter wieder aufleben mit einem überraschenden 2-5-Sieg in San Siro. Es war ein lange offenes, unterhaltsames Spiel, das die Schalker am Ende verdient, aber zu hoch gewannen.

Gezwungenermaßen ersetzte Rangnick im Mittelfeld den gesperrten Kluge durch Jurado und hinten den verletzten Metzelder durch Matip. Sein Gegenüber Leonardo musste Lucio ersetzen, Chivu spielte in der Innenverteidigung und Zanetti links – wie schon im Mailänder Derby. Die einzige Änderung war Stankovic für Pandev.



Schalker Fluidität
Durch dessen Sonntagsschuss nach 25 Sekunden musste Schalke zunächst das Heft in die Hand nehmen, während Inter abwartete – mit der Viererkette plus drei Mittelfeldspielern davor. Schalke brachte die Gastgeber aber wieder durcheinander.

Jurado – fast neben dem überraschend tiefen Raul spielend – stieß immer wieder ganz nach vorne vor, was dort für erhöhte Ballsicherheit sorgte:

Mit Farfan und Baumjohann, der Maicon hinten band und sich mit Jurado mit dem Vorstoß auf eine Art Spielmacherposition abwechselte, sowie den unterstützenden bzw. aufrückenden Außenverteidigern nutzten die Gelsenkirchener die Schwäche des Inter-Systems aus – mit gelungenen Seitenwechseln, besonders gefährlich von links nach rechts.

Auch wenn Torchancen sich meistens – wie es die Bayern in Mailand erlebten – durch Distanzschüsse oder konsequent über die außen (vor allem Flanken) ergaben –unterstützten die zentralen Spieler auf außen gut und so umspielte Schalke Inter einige Male sehr frech.

Mittelfeld-Duelle
Nachdem Matip nach einer Ecke ausgeglichen hatte (17.), konnte nun Inter mit dem Ergebnis nicht leben und übernahm die Initiative. Sneijder – im Zentrum von Papadopoulos gut abgedeckt – zog nun immer wieder nach links oder wechselte mit Cambiasso, der nach vorne stieß, während Sneijder sich fallen ließ, womit die Schalker aber ganz gut leben konnten. In diesen Zonen strahlte der Niederländer nicht die große Gefahr aus.

Dies führte jedenfalls zu einem Übergewicht von Inter auf der linken Seite und damit erhöhter Defensivarbeit für Uchida. Allerdings hatte es nicht nur positive Effekt: In der Theorie hatte Inter gegen das Schalker 4-1-4-1-System einen Mann mehr im Mittelfeldzentrum, nämlich Motta. Die Schalker spiegelten aber nicht nur Inters Mittelfeldkonstellation, sondern Raul und Jurado liefen sehr viel und schafften es damit, alle drei gegnerischen Mittelfeldspieler im Wechsel effektiv unter Druck zu setzen.

Leonardo passte sein System im weiteren Verlauf an – eine Mischung aus seiner bisherigen Raute und einem asymmetrischen 4-4-2 wählend, zu gewissen Teilen sich selber bedingend durch das Ausweichen von Sneijder und die verletzungsbedingte Einwechslung Kharjas.

Zwischen den Linien
Die Dominanz verschob sich nun zu Gunsten der Interista. Sneijder kam wesentlich besser zur Geltung, war immer wieder Anspielpunkt und leitete einige Aktionen ein und durch die Präsenz Kharjas wurde die rechte Seite besser benutzt und Maicon auch offensiver.

Sneijders bevorzugtes Gebiet auf Links. Mit insgesamt 96 Pässen in dieser Kategorie deutlich aktivster Spieler auf dem Feld


Schalkes Problem war in dieser Phase, dass man mit dem hoch stehenden Jurado und Papadopoulos, der sich manchmal auf außen oder tief zur Überzahlbildung gegen die beiden Spitzen aufhielt, ein Loch zwischen den beiden Viererketten hatte.

Zunächst nutzten die Italiener dies nur auf ihrer linken Seite, wo der aufrückende Chivu gute flache Vertikalpässe spielte und viele Spieler untereinander kombinieren konnten. Weil Motta nun eher halbrechts spielte konnte der nachstoßende Cambiasso die Lücke auch auf der anderen Seite besser nutzen.

Bewegungen der Stürmer
Inters zweite Waffe waren lange Pässe auf Milito, der sich oft im Abseits wiederfand, aber bei seinen Läufen durch die Gassen höchste Gefahr ausstrahlte. Schalke kam damit überhaupt nicht zurecht, bei jedem langen Ball herrschte höchste Alarmstufe.

Eto´o war gezwungen, sich vornehmlich nach außen zu bewegen, weil sein typisches Fallen-Lassen a) aufgrund von Papadopoulos wenig erfolgsversprechend war und b) es den Vorteil des freien Raumes im Mittelfeld wieder auflösen würde. Auf der rechten Seite versperrte er allerdings die Außenbahn für Maicon und auf der anderen Seite war bereits Sneijder und gegebenenfalls Milito. Der Argentinier war deutlich gefährlicher, während Eto´o wenig Einfluss hatte.

Auf der anderen Seite trat Raul als Schlüsselspieler für die Königsblauen auf. Der Spanier war allgegenwärtig und hatte größte Bewegungsfreiheit. Das hieß aber nicht, dass er sich Freiheiten herausnahm, vielmehr arbeitete er defensiv effektiv, bot sich für seine Mitspieler als Unterstützung an, schuf Räume, indem er den ihm folgenden Motta herauszog, und verwirrte die gegnerische Defensive.

In Kombination mit den flexiblen und allesamt individuell stark aufspielenden Mitspielern war dies extrem offensivstark. Auch die erneute Führung durch Milito (34.), welche eine Druckphase von Inter abschloss, konnte Schalke nicht schocken und so erzielte Edu nach einem Gegenstoß, wodurch die Schalker ihre besten Chancen kreierten, den Ausgleich noch vor der Pause.

Zweite Halbzeit
Inter kam mit mehr Dampf und einem aggressiveren Pressing aus der Kabine und versiebte zwei Großchancen – die eine durch einen langen Ball auf Milito, die andere nach Klasse-Aktionen von Eto´o und Neuer.

Was machte Schalke? Sie spielten klasse Konter nach Ballgewinnen. Mit den vielen Bewegungen und Rochaden sowie dem geschickten Schaffen von Räumen war Inter – wie gegen Bayern z.B. bei einem Pfostentreffer von Robben – überfordert, was in zwei schnellen Tore mündete.

Nach Chivus Gelb-roter Karte war das Spiel dann endgültig gelaufen (62.). Inter fehlte im Angriff in einem 4-3-2 komplett der Support nach vorne. Die beiden Stürmer waren total auf sich alleine gestellt, da die Mittelfeldspieler aus Angst vor großen Lücken und weiterem Gegentorehagel nicht konsequent nachrückten. Wie Eto´o den Ball über die linke Seite schleppte, war dann gegen ein komplett sortiertes Schalke zu berechenbar.

Das 2-5 setzte dem Ganzen dann die Krone auf – im doppelten Sinne. Leonardo zeigte eine gute Idee, als er Nagatomo und Maicon freie Fahrt auf den Flügeln gewährte – einige Male wurde es sogar gefährlich, aber letztlich nicht mehr erwähnenswert.

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Aufrufe: 7935 | Kommentare: 9 | Bewertungen: 15 | Erstellt:06.04.2011
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totaalvoetbal
06.04.2011 | 23:31 Uhr
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06.04.2011 | 23:31 Uhr
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Vielen, vielen Dank für den guten Blog!

Ich bin mal gespannt, wie sich Schalke unter Magath entwickeln wird, und ob Jurado öfter in der Zentrale zu sehen sein wird.
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ostjuwel
06.04.2011 | 23:11 Uhr
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ostjuwel : 
06.04.2011 | 23:11 Uhr
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ostjuwel : 
sehr guter blog, danke dafür!

was mir etwas gefehlt hat war die Rolle die Baumjohann eingenommen hat.
Man konnte den Jungen ja lang nicht mehr sehen, aber in dem Spiel hat er mir bewiesen das er zu deutlich mehr taugt als die 4. Liga.

Wie er es immer wieder geschafft hat in Bedrängnis den Angriffen in Unterzahl überhaupt die Zeit und den Raum zu verschaffen bis das Mittelfeld nachrücken konnte und wie er durch einfachste Bewegungen am Gegenspieler vorbei zog, hat einen wesentlichen Aspekt im Schalker Offensivspiel eingenommen. Durchweg gelungene , Raumgewinn versprechende Pässe, immer mit der nötigen Risikobereitschaft gespielt, ermöglichten erst die schnellen Konter, des im R.Rangnik`s präferierten Systems.

Chapeau!
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sensemann04
06.04.2011 | 21:47 Uhr
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sensemann04 : Danke!
06.04.2011 | 21:47 Uhr
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sensemann04 : Danke!
Hat mir sehr gut gefallen. 10P
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Voegi
MODERATOR
06.04.2011 | 18:46 Uhr
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Voegi : 
06.04.2011 | 18:46 Uhr
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Voegi : 
super analyse.
wie immer top auf den punkt gebracht!
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FCB_Power
06.04.2011 | 15:06 Uhr
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FCB_Power : 10 Punkte
06.04.2011 | 15:06 Uhr
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FCB_Power : 10 Punkte
Absolut treffende Analyse eines berauschenden Spiels!
MfG
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bunsen
06.04.2011 | 14:59 Uhr
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bunsen : 
06.04.2011 | 14:59 Uhr
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bunsen : 
sehr schöner blog, kann mich mit deinem fazit auch 100% identifizieren.

inters präzision mit langen bällen war schon stark und schwer zu verteidigen. aber insgesamt ordentlich verteidigt, mit aussetzern, die man gegen inter nun mal hat.
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Taktiker
06.04.2011 | 14:57 Uhr
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Taktiker : 
06.04.2011 | 14:57 Uhr
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Taktiker : 
Erstmal eine sehr treffende Analyse in der beinahe alle wichtigen Punkte genannt wurden. Was mir fehlt ist eine Überschrift, die sich mit der Rolle Edus beschäftigt. Weil was der Junge da vorne weggerissen hat war unglaublich. Er wurde auffällig oft vertikal angespielt, schirmte den Ball dann dank seines Körpers gut ab und verteilte ihn dann wieder auf die Außen, um dann selbst in die Spitze vorzustoßen.

Das hatte ich ihm so nicht zugetraut muss ich zugeben, aber Edu war meiner Meinung nach der Schlüssel zum Sieg, und das sage ich nicht wegen seiner beiden Tore, eben weil er dem Schalker Spiel Tiefe gab, mit dem Ball immmer etwas anzufangen wusste und den Inter-Verteidigern körperlich haushoch überlegen war!
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websquid
06.04.2011 | 13:20 Uhr
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websquid : 10 Punkte...
06.04.2011 | 13:20 Uhr
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websquid : 10 Punkte...
...muss es für diesen Blog geben

Ist eine super Analyse vom Spiel gestern, dem kann ich nichts hinzufügen.

Außer vielleicht, dass es typisch Rangnick ist, einen ausgefallenen defensiven (Kluge) durch einen offensiven Spieler (Jurado) zu ersetzen. Da ist Spektakel vorprogrammiert gewesen
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possessionplay
06.04.2011 | 13:11 Uhr
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possessionplay : Fazit
06.04.2011 | 13:11 Uhr
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possessionplay : Fazit
Schalke steht im Halbfinale - mit allem, was dazu gehört.

Lange Bälle auf Milito und das zeitweise Ausnutzens einer Lücke im Schalker Mittelfeld: Das zeigte Inter. Damit wurden sie auch oft genug gefährlich und man muss auch festhalten, dass lange Zeit das Spiel offen war, dass die zweite Halbzeit auch anders hätte beginnen können und dass Inter keine wirkliche Schlussoffensive starten konnte.

Dennoch ein großes Kompliment an Schalke, die defensiv über weite Strecken Rangnicks Taktikkonzept durchbrachten, Eto´o ausschalteten und Sneijder - auch wenn er noch viel Einfluss auf das Spiel hatte - immerhin zurückdrängen konnten, und offensiv Inters Defensive mit Flexibilität und Fluidität entblößten.
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