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Jahresrückblick 2013


Gründer: Voegi | Mitglieder: 25 | Beiträge: 2
Von: funkbarrio
28.12.2013 | 4499 Aufrufe | 9 Kommentare | 6 Bewertungen Ø 8.5
Das Doping-Jahr 2013 - ein Rückblick!
Im Westen was Neues
Deutschland im Dopingsumpf erneut wiedervereint

Es ist Sommer in Deutschland. Berlin macht sich bereit für die Bundestagswahl am 22. September. Man langweilt sich durch den Wahlkampf und fragt sich wie deutlich die Kanzlerin bestätigt wird. Es plätschert alles so vor sich hin, da platzt auf einmal eine Studie in die sportpolitische Langeweile und lässt einmal mehr erahnen, dass man beim Thema Doping als Pessimist immer noch zu optimistisch ist. Die Geschichte muss in weiten Teilen neu geschrieben werden oder das was bisher bereits geschrieben wurde endlich mal gelesen werden. Deutschland hat gedopt und zwar im Osten wie im Westen. Und dann gab es da noch Armstrong, Fuentes, Sprinter und so viele mehr. Eine Zusammenfassung des Doping-Jahres 2013.


Hoppala, so war das nicht gedacht. Hüben war doch immer alles so vorbildlich, so moralisch korrekt. Drüben, da waren die Probleme, dass unethische und vor allem: das falsche System. Und jetzt erscheint da eine Berliner Studie und erzählt u.a. dass die betrogenen Helden von Wembley allesamt auf Ephedrin gewesen sein sollen? Sie kommt zu dem Schluss, dass Westdeutschland strukturiert und vom Staat unterstützt Doping betrieben hat? Die Medien überschlagen sich mit Fragen wie diesen und vermeintlichen Antworten. In der allgemeinen Hysterie werden einige Beispiele hochsterilisiert. Das große Ganze aber mal wieder sträflich vernachlässigt. Bevor es nun an die Erkenntnisse der Studie geht, dreht sich Deutschland noch mal den Dopingfällen und Geständnisse jenseits der bundesdeutschen Grenzen zu. Eine kleine internationale Auswahl beruhigt da. Dann ist man nicht so allein.


Ephedrin in Wembley?



Eine kleine Auswahl 2013

Am 17. Januar legt Lance Armstrong bei Oprah Winfrey, der Mutter aller TV-Talkerinnen, die Großmutter aller öffentlichen Geständnisse ab und gibt somit den Kampf um seine Reputation endgültig auf. Sein Radkollege Erik Zabel muss ein halbes Jahr später zugeben, dass er von 1998 bis 2003 regelmäßig mit EPO, Kortison und Eigenblut gedopt hat und somit sein Pseudogeständnis von einer einwöchigen EPO-Testphase erheblich revidieren. Auch sein ehemaliger Teamkollege Jan Ullrich nutzt den Sommer 2013 um eine Art Geständnis abzulegen. Im Focus-Interview gibt er erstmals zu mit Hilfe des spanischen Arztes Eufemiano Fuentes, mittels Eigenblut seine körperlichen Leistungen gesteigert zu haben. Günther Wallraff redet mit dem Deutschlandfunk über ein nicht erschienenes Portrait aus dem Jahr 2007 zu welchem er sich mehrmals mit Jan Ullrich traf. Im Rahmen dieser Gespräche hätte Ullrich alles gestanden und das gesamte System offenbart. Hätte dieser damals die Veröffentlichung nicht verhindert, wäre er wohl ein Sympathieträger geworden. Laut seinen Ausführungen sprach Ullrich auch von Fußballern und Boxern, die bei den gleichen Ärzten in Behandlung standen wie er. Zu letzteren gehörte auch Fuentes. Dieser wird bereits im April 2013 zu einer Haftstrafe von einem Jahr auf Bewährung und vier Jahren Berufsverbot verurteilt und spielt in unserem Rückblick noch eine Rolle. Um dem wieder mal stark gebeutelten Radsport zur Seite zu springen, offenbaren die drei bis dato schnellsten 100m-Sprinter des Jahres, dass sie positiv getestet wurden. Tyson Gaye (USA), Asafa Powell (Jamaika) und sein Landsmann Nesta Carter werden laut Medienberichten teilweise sogar mehrmals positiv getestet. Dieser "Solidaritätsbekundung" schließen sich auch ein paar türkische Leichtathleten an. Der prominenteste Fall ist bis dato die Wiederholungstäterin Cakir Alptekin, Olympiasiegerin von London über 1500m.


Als Armstrong noch lachte



Und König Fußball? Der sauberste Sport der Welt glänzt nicht durch Untätigkeit. Die durchaus bekannten brasilianischen Spieler Deco und Carlos Alberto werden positiv getestet und für mehrere Monate gesperrt. Wie immer sind das alles Missverständnisse. Deco, zunächst für einen Monat gesperrt, kriegt nach Verkündung seines Karriereendes ein ganzes Jahr angehängt. Derweil lädt eine Kommission des französischen Senats bei der Untersuchung zur Effektivität des Anti-Doping-Kampfes unter anderem Didier Deschamps vor. Der französische Nationaltrainer lässt seine eidesstattliche Erklärung sperren und trotzdem fällt sein Name in dem über 1000seitigen Bericht mehrmals. Praktischerweise sind alle Urinproben der WM 1998 damals von der FIFA vernichtet worden, sobald erste positive Fälle auftauchten, berichtet Le Monde. Fairerweise bleibt aber zu vermerken, dass dies zur damaligen Zeit das übliche Prozedere war. Nach drei Monaten wurden die Proben bereits vernichtet, worauf sich die FIFA mittlerweile auch gerne beruft. Eine heutige Kontrolle mittels neuer Testverfahren wie im Radsport ist somit nicht mehr möglich. Interessanterweise bringt die Arbeit der Kommission zu Tage, dass der ach so moralische Sport Rugby verhältnismäßig am meisten Dopingfälle zählt. Was den Franzosen ihren Volkssport nimmt, dass nimmt der Deutsche gar nicht wahr. Doch ahnt er da noch nichts vom Gewitter, das im Sommer aufziehen wird.


Eine Studie vereint

Am Anfang steht eine Studie. Doping in Westdeutschland von 1950 bis heute lautet der etwas bürokratisch wirkende Titel. Umso mehr Sprengkraft hat der Inhalt. Soviel, dass mehrmals versucht wird die Veröffentlichung zu verhindern. Im August ist es dann aber soweit. Sportpolitisch wird Deutschland an diesem Tag erneut wiedervereint, behauptet diese Analyse des deutschen Sports doch, dass hüben wie drüben systematisch gedopt wurde. Die Unterschiede sind zwar laut der ZEIT durchaus vorhanden, aber eher den beiden unterschiedlichen politischen Systemen geschuldet als irgendwelchen moralischen Werten. So titelt die Wochenzeitung letztlich auch Deutschland, einig Dopingland.

Während die Struktur in der ehemaligen DDR als systematisch gilt, beschreiben Experten die der BRD als systemisch, so die ZEIT. Kurz gesagt: In der DDR war Doping Chefsache und wurde vom Zentralsekretariat der SED organisiert und durchgeführt. Durch den Staatsplan 14.25, dem Manhattan-Projekt des Sports wie die ehemalige Kugelstoßerin und Doping-Aufdeckerin Brigitte Beerendonk es nennt, kam die Bürokratie ins Spiel. (Manhattan-Projekt war das 1942 gegründete militärische Forschungsprojekt der USA zur Entwicklung der Atombombe). Die Struktur der DDR sah vor, dass auf oberster Ebene politische Institutionen wie das Ministerium für Gesundheit den Ton angaben. Die zweite Ebene war unterteilt in zwei Bereiche. Zum einen die Sportverbände, zum anderen das Sportmedizinische Institut, welches bei der Entwicklung und Produktion der unterstützenden Mittel die Verantwortung inne hatte. Die Sportverbände verantworteten den Bereich der medizinischen und naturwissenschaftlichen Forschung und Wissenschaft und zu guter Letzt die Trainer und Sportler. Letzteren stand das Zentrale Doping-Kontroll-Labor zur Seite. Es führte sogar Kontrollen durch, allerdings eher um zu verhindern, dass DDR-Sportler international positiv getestet wurden. Ein durchaus beeindruckendes System.


Doping und die Politik

Die Studie legt dar, dass es zu dieser Zeit in Westdeutschland anders, aber nicht wirklich besser zuging. So war das Doping zwar nicht so organisiert und bürokratisch wie in der DDR, aber auch im Westen war die Politik durchaus involviert. Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft subventionierte die Praktiken der einzelnen Hochburgen rund um die Sport-Universitäten in Köln und Freiburg mit Steuergeldern im Millionenbereich. Das Institut untersteht dem Innenministerium und wirft auch ein paar Schatten auf die Innenminister dieser Zeit, so zum Beispiel Hans-Dietrich Genscher und Wolfgang Schäuble. Ersterer wird von der Süddeutschen Zeitung mehrmals mit bedenklichen Aussagen zitiert. So habe er ein Jahr vor den olympischen Spielen in München Medaillen um jeden Preis gefordert. 1971 forderte er von einem Arzt angeblich: Von Ihnen als Sportmediziner will ich nur eins: Medaillen." Genscher laut dem Bericht weiter: "Unsere Athleten sollen die gleichen Voraussetzungen und Bedingungen haben wie die Ostblockathleten." Wolfgang Schäuble äußerte sich 1977 in der ARD-Sendung Kontraste zum verbotenen Anabolika wie folgt: "Wir wollen solche Mittel nur eingeschränkt und unter ärztlicher Verantwortung einsetzen, weil es offenbar Disziplinen gibt, in denen heute ohne den Einsatz dieser Mittel der leistungssportliche Wettbewerb in der Weltkonkurrenz nicht mehr mitgehalten werden kann."


Der Grandseigneur Genscher


Genscher dementiert jegliche Doping-Förderung, doch stehen seine damaligen Forderungen zumindest für ein Dilemma welches Spitzensportler bis heute verfolgt: Erfolge bringen Aufmerksamkeit bringen Förderungen bringen bessere Konditionen bringen Erfolge bringen... Für Funktionäre und Politiker zählen somit nur Ergebnisse bei Großevents. Die NZZ berichtet, dass Deutschland sich den Spitzensport rund 250 Mio Euro pro Jahr kosten lässt. Und immer noch gibt es Zielvereinbarungen zwischen Innenministerium und Verbänden. Die Währung der Sportler sind Medaillen, bleiben diese aus wird der Geldhahn zugedreht und Erfolge immer unwahrscheinlicher. 2012 verweigerte das Ministerium laut NZZ die Veröffentlichung der einzelnen Vorgaben. Wieder einmal hat der Steuerzahler keinerlei Einblick über die Verwendung seiner Gelder.

Sehr verräterisch auch folgende Aussage des aktuellen Bundesinnenministers Hans-Peter Friedrich zu diesem Thema im Juni 2013 in der FAZ: Nehmen Sie die Olympischen Spiele in London: In Deutschland gibt es drei- bis viermal so viele Kaderathleten wie in England, trotzdem haben die Engländer 29 Goldmedaillen gewonnen und wir nur elf. Das kann man doch nicht nur mit dem Heimvorteil erklären, oder? Sicherlich nicht, aber will man wirklich solche doch ein wenig verdächtigen Leistungsexplosionen im Namen nationaler Medaillen um jeden Preis? Er trägt jedenfalls die Tradition der deutschen Innenminister und ihren Edelmetallwahn fort.


Schäuble



Verbot und Strafverfolgung als Ausweg?

Während die westdeutsche Politik sich also in Schweigen hüllt oder mal wieder mehr Medaillen fordert, sind es besonders die Ärzte, die dem Doping ein Namen und Gesicht geben. So gelten laut der Studie der Kölner Arzt Wildor Hollmann, der Freiburger Joseph Keul und Armin Klümper, welcher u.a. die bekannteste westdeutsche Doping-Tote Birgit Dressel und den Fußballverein VfB Stuttgart betreute, als Epizentren des BRD-Dopings. Die ZEIT berichtet auch von äußerst fragwürdigen Methoden bei der Erforschung zum Einsatz von Wachstumshormonen, welche Anfang der 1970er noch nicht künstlich hergestellt werden konnten und somit aus Leichen entnommen werden mussten. Der Sport und die Mediziner agierten Großteils autonom, von der Politik geduldet und gefördert, aber nicht diktiert. Die Studie zeigt auf, dass es den meisten Aktiven nicht um eine Antwort auf das Doping der Oststaaten ging, sondern zunächst völlig unabhängig von diesem geschah. Einmal mehr ging es eher um das liebe Geld.

Im März 2013 veröffentlichte die ZEIT eine Umfrage nach der 79% der Deutschen ein Anti-Doping-Gesetz befürworten und eindeutige 88% der Deutschen eine Freigabe des Dopings ablehnen. An der durch das Institut YouGov durchgeführten Umfrage nahmen 1.094 Menschen teil. Ein halbes Jahr später ist Wahlkampf und solch ein Thema lässt sich natürlich trefflich verwerten. Aus Politikerkreisen jeglicher Couleur werden im Rahmen der Studien-Veröffentlichung Forderungen laut. Denkt man an das Ergebnis der Studie, nämlich, dass die Politik nicht ganz unschuldig an dem Schlamassel ist, muss man unwillkürlich schmunzeln. Doch ein solches Gesetz birgt so manche rechtliche Schwierigkeit. In der NZZ spricht der Berliner Sportrechtler Steffen Lask über eine mögliche Realisierung: Es geht doch schon bei der Probe los. Darf die Dopingprobe gegen Sportler verwendet werden, eine Probe, die freiwillig abgegeben wurde? Die Strafprozessordnung sagt, niemand muss sich selber belasten.

Die Unterschiede zwischen dem Sportrecht und dem Strafrecht sind zu groß. Sperren durch Verbände könnten zu hohen Schadensersatzforderungen führen, sollte ein gesperrter Sportler vor Gericht freigesprochen werden. Vor Gericht müsse die Staatsanwaltschaft die Schuld plausibel nachweisen und nicht der Sportler seine Unschuld. Der Strafverteidiger Stefan Conen pflichtet bei, dass dieses Gesetz äußerst schlecht gemacht zu sein scheint. Doch ganz generell stellt sich für Conen und viele seiner Kollegen die Frage, ob ein solches Gesetz überhaupt angemessen ist? Betrifft der Sport die Gesellschaft in einem Masse, dass er alle angeht? Viel Diskussionsspielraum. Zuviel für einen sommerlichen Wahlkampf, wo das nächste Thema schon wartet. Und im November meldet sich der Basketball-Profi Per Günther zu Wort und berichtet brühwarm und etwas entnervt von seinem Kontroll-Alltag. Vielleicht kriegt der normale Sportfan hier zum ersten Mal einen Einblick, was es bedeutet ein Profisportler zu sein, der von der NADA kontrolliert wird. Wenig bis gar keine Privatsphäre, Meldepflicht des Aufenthaltsorts drei Monate vorher, Eindringen in die Intimsphäre, nationale Unterschiede, Unsicherheit im Umgang mit privaten Daten, etc. Der sehr emotionale und subjektive Bericht trifft auf viel Verständnis im Internet.


Per Günther



Wieder ein Jahr der vergebenen Chancen?

Es ist also bei weitem nicht so einfach wie man sich das wünschen würde. Politiker sind bekanntlich auch nur Fahnen, die sich im Wind der öffentlichen Meinung drehen. Wirkliches Interesse an einer tiefgreifenden Diskussion scheint nicht vorhanden zu sein. Die Kosten für tiefgreifende und unabhängige Kontrollen sind immens. Die psychische Belastung der Profis nicht zu unterschätzen. Leider hat man aber das Gefühl, dass es oft auch an wirklichem Interesse fehlt, das System zu ändern und sich ergebende Chance zu nutzen. Der Fuentes-Prozess in der ersten Jahreshälfte spricht da wieder einmal eine eigene Sprache. Wie der SPIEGEL am Ende des Prozesses berichtet, erklärt der spanische Arzt am zweiten Prozesstag und unter Eid: "Ich habe Sportler aus vielen Bereichen betreut: Fußballer, Boxer, Leichtathleten. Die Richterin Julia Patricia Santamaría geht nicht darauf ein, behält den eigentlichen Vorwurf des Verbrechens gegen die öffentliche Gesundheit im Fokus. Fuentes bietet einen Tag später noch weit mehr an: Wenn sie wollen, kann ich alle Codes auf den Blutbeuteln meiner Kunden identifizieren. Die Antwort der Richterin: "Nein. Darum werde ich Sie nicht bitten." Am Ende wird es noch bunter, denn dem Wunsch der Welt-Anti-Doping-Agentur die Blutbeutel zur Weiterverwendung zu übergeben wird nicht entsprochen. Stattdessen ordnet Santamaria die Vernichtung an. Wieso und weshalb? Das bleibt ihr Geheimnis. Gegen die Anordnung legt u.a. der Radsport-Weltverband, als Nebenkläger beim Prozess beteiligt, Einspruch ein. Rafael Nadal, selber bereits verdächtigt auf Fuentes Liste zu stehen, kritisiert das Urteil: "Das Bild, das unser Land durch dieses Urteil abgibt, ist nicht das Beste."


Fuentes



Nicht das Beste ist in diesem Fall etwas untertrieben. Die spanische Tageszeitung El Pais veröffentlicht Dokumente, die nachweisen, dass Fuentes mit dem spanischen Fußball-Club Real Sociedad San Sebastian zusammenarbeitete. Deren damaliger Präsident José Luis Astiazarán habe mehrere Jahre lang Dopingmittel bei Fuentes gekauft. Dem Telegraph zufolge spricht der heutige Präsident Iñaki Badiola von jährlichen 342.000,- Kosten für eigenartige Medizin und zusätzlichen 327.443,- Jahreszahlungen an Fuentes. Astiazarán dementiert. Er war bis 2013 Vizepräsident der LFP (Pendant zur DFL).


Wird der Fußball plötzlich zum Vorreiter?

Nein! Aber rund um den Aufruhr der Studie und des spanischen Umgangs mit dem Dopingthema überrascht der DFB, die Deutsche Fußball-Liga und die Nationale Anti-Doping Agentur mit der Ankündigung ab der Saison 2013/2014 das Kontrollmittel des Bluttests in der ersten und zweiten Liga einzuführen. Hoppala, die Zweite! Ein Schritt Richtung ernsthafte Tests im Profi-Fußball? Natürlich nicht! Geplant sind 75 bis 100 Kontrollen im Jahr. Das rechnet die FAZ.net gleich mal hoch und kommt bei rund 900 Spielern auf einen einzigen Test bei ein oder zwei Spielern pro Verein. Pro Saison wohlgemerkt. Für den Aufbau eines Blutbildes viel zu wenig. Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk kanzelt der Dopingexperte Hajo Seppelt daraufhin das Ganze auch gleich ab: Mit großflächiger Dopingkontrolle hat das nichts zu tun. Unterstützung erhält er vom FIFA-Chefarzt Jiri Dvorak. Dieser erklärt im der FAZ am Samstag: Wenn man das macht, dann richtig! Optimal wäre es, wenn vor Beginn der Saison alle Spieler der Bundesliga getestet würden. Dann hätte man eine Basis, könnte weitere Kontrollen in der Saison folgen lassen und die Ergebnisse vergleichen. Die Bluttests sind nur sinnvoll, wenn man regelmäßig und über einen längeren Zeitraum testet und die Blutwerte dann vergleicht. Einzelproben grenzen da an Lächerlichkeit. Aber wer entscheidet diese Farce? Zwischen DFB, DFL und NADA will keiner so recht der Verantwortliche sein. Die Anzahl der Tests obliege der NADA antwortet der DFB. Wir können nur im Rahmen des vom Fußball gewährten Budgets arbeiten und wollen die wichtige Urin-Probe nicht vernachlässigen. Statt also gemeinsam mehr zu machen, macht man unter dem Strich sogar weniger, da 15% des Budgets, welches für sinnlose Bluttests verwendetet wird dem Budget für Urinproben fehlen.

Währenddessen thematisieren Daniel Drepper und Jonathan Sachse auf Fussballdoping.de eine fünf Jahre alte Untersuchung, die nahelegt, dass EPO- oder Blutdoping in der Bundesliga durchaus präsenter sein könnten als bisher angenommen. So sind in dieser freiwilligen Untersuchung 9 verdächtige Hämoglobin- und 8 kritische Hämatokrit-Werte gemessen worden. Ein Alarmsignal für manche, eine statistische Normalität für DFB-Arzt Prof. Dr. Tim Meyer. Jedem seine Auslegung. Doch die Äußerungen weiterer Ex-Spieler sollten in jedem Arzt zumindest die Neugierde wecken. So sagt Thomas Hitzelsberger der Süddeutschen, dass man beim Thema Doping (und Wettbetrug) nicht blauäugig sein dürfte. Jens Lehmann und Bernd Schuster fordern 2013 die Legalisierung von Doping sofern es der Reha diene. Statt solche und andere Aussagen aus der Vergangenheit als Anlass zu nehmen tiefgreifende Untersuchungen einzuleiten werden sie einfach ignoriert.

Auf ein Neues in 2014!

Noch einmal zurück zu Fuentes. Einen Tag nach dem Urteilsspruch gibt dieser der spanischen Sportzeitung Marca ein Interview, welches einmal mehr interessante Einblicke in die Problematik der Doping-Aufarbeitung gibt. Auf die Frage nach Namen bisher unbekannter Sportler, welche von ihm behandelt wurden, antwortet er: Viele könnten überrascht sein. Es gab Sportler, die zu ihrer aktiven Zeit berühmt waren und auch welche die in ihrer heutigen Funktion noch wichtig sind, z.B. Politiker. Auch interessant: Die vielthematisierte deutsche Studie Doping in Westdeutschland von 1950 bis heute suggeriert Aktualität. Das Heute im Titel der Studie steht allerdings für das Jahr 1989. Die weiterführende Untersuchung über die Gegenwart des vereinten Deutschlands liegt bis auf weiteres auf Eis. Es fehlt bisher die Finanzierung. Aber wer will das auch wirklich jetzt schon alles wissen?!? Sportler, Funktionäre, Politiker und Herr Müller von nebenan sicher nicht. Auf ein Neues im nächsten Jahr. Mit überraschenden Geständnissen, völlig unerwarteten Skandalen und nicht zu glaubenden Methoden. Prosit Neujahr. Pfeifen wir auf gute Vorsätze, der nächste Cocktail steht schon bereit. Wo Per Günther wohl morgen feiert?!?

KOMMENTARE
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Sanstoitniloi
03.01.2014 | 12:04 Uhr
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03.01.2014 | 12:04 Uhr
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Da soll es sogar welche gegeben haben die sich mit Dopingmitteln die Zähne geputzt haben.

Danke für den informativen Block!
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BlackMagic
02.01.2014 | 22:54 Uhr
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BlackMagic : 
02.01.2014 | 22:54 Uhr
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BlackMagic : 
ganz stark, habe ich gerne gelesen,

Mich regt immer die deutsche Sicht auf, alle anderen dopen, nur wir nicht. Das ja quatsch, als ob kein deutscher Athlet dopen würde.
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MFCEO
02.01.2014 | 00:44 Uhr
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MFCEO : 
02.01.2014 | 00:44 Uhr
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MFCEO : 
starkes ding funkbarrio, chapeau et merci!

wieder mal ne glatte 10
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funkbarrio
02.01.2014 | 00:27 Uhr
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funkbarrio : 
02.01.2014 | 00:27 Uhr
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funkbarrio : 
Danke für Dein positives Feedback! Einige Punkte die Du ansprichst hatte ich bereits in einem längeren Blog über Doping und Fußball einfließen lassen.

Bei dem hier ging es um die Doping-Geschichten 2013! Falls Du Interesse am anderen hast (und ein wenig Zeit), dann kannst Du den hier lesen, aber scheinst Dich ja eh bestens auszukennen

http://www.spox.com/myspox/blogdetail/Vitamine-bestaetigen-die-Regel-1,184471.html
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Klaus_Fischer
01.01.2014 | 23:28 Uhr
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Klaus_Fischer : Klasse Blog! Danke!!!
01.01.2014 | 23:28 Uhr
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Klaus_Fischer : Klasse Blog! Danke!!!
Zunächst einmal möchte ich mich bei Dir für diesen Blog bedanken und Dir ein Lob aussprechen, Du machst das was sich kein (Sport)journalist in Deutschland oder anderswo traut! Wie Du so richtig bemerkst ist es nicht en vogue im eigenen Dreck zu graben sondern man schaut lieber, was andere falsch gemacht haben. Der Umgang mit den DDR Sportlern nach der Wende ist da ein perfektes Beispiel. Sicher gab es einige, die man an den Pranger stellte (Katrin krabbe) aber im allgemeinen schoss man sich auf ehemalige ein und nahm die noch aktiven sehr gern in den gesamtdeutschen Kader auf. Soweit ging der Aufklärungswille dann doch nicht, schliesslich waren ´92 Olympische Spiele in Barcelona u Albertville ´93 Leichtathletik-WM in Stuttgart und 94 schon wieder Olympia in Lillehammer. Der Erfolg gab den handelnden recht.

Ähnlich verhält es sich auch mit Spanien im Falle Fuentes. Auch hier wird offensichtlich von höchster staatlicher Stelle Aufklärung verhindert. Die von Dir angesprochenen Entscheidungen von Richterin Santamaría sind ein Anhaltspunkt. Aber auch der ursprüngliche Richter Antonio Serrano hat ähnlich "verwirrende" Urteile gefällt. So durften die während der Razzien der Operacion Puerto sichergestellten Festplatten auf richterliche Anweisung nicht untersucht und ausgewertet werden. Wo diese Festplatten heute sind weiss niemand, 2010 hat die deutsche Justiz eine herausgabe der Platten gefordert diese Anfrage wurde jedoch abschlägig beschieden.
Es gäbe gerade dazu noch soviel mehr zu sagen: ua. wo ist die Liste mit den Klarnamen der Fuenteskunden (eine solche wurde bei einem seiner mitarbeiter gefunden); Fuentes selbst sagte 2006 "wo sind meine Fussballer"; Jesus Manzano sagt er habe Spieler Von Real Madrid Und Fc Barcelona bei Fuentes ein und aus gehen sehen; ein franz. Journalist behauptet er habe orginal Trainings-/Dopingpläne des FC Barcelona von Fuentes in seinem Safe etc. pp.

Vielleicht findet ja irgendein Journalist mal Deinen MUT Dinge so anzusprechen wie du!
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funkbarrio
28.12.2013 | 22:25 Uhr
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funkbarrio : 
28.12.2013 | 22:25 Uhr
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funkbarrio : 
Der Schlusssatz ist so gewählt, da ich eigentlich dachte, dass er am 30. "veröffentlicht" wird... sorry!
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Voegi
MODERATOR
28.12.2013 | 13:22 Uhr
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Voegi : 
28.12.2013 | 13:22 Uhr
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Voegi : 
sehr sehr starkes ding.
und von den absätzen sollte es auch passen.
tipp: shift+enter.
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ausLE
MODERATOR
28.12.2013 | 12:41 Uhr
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ausLE : 
28.12.2013 | 12:41 Uhr
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ausLE : 
2 Tassen Kaffee später, weiß ich nicht mehr was oben steht!
Klasse Arbeit und mehr als verdiente 10 Punkte dafür.

Und der gute Schuster wird bestimmt bald absatztechnisch helfen
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funkbarrio
28.12.2013 | 10:01 Uhr
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funkbarrio : 
28.12.2013 | 10:01 Uhr
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funkbarrio : 
Das mit den Absätzen beim neuen Editor verstehe ich auch nicht... insbesondere weil er mir sie korrekt anzeigt vor dem speichern?!?! HELP!
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