In dieser kleinen Blogserie will ich euch unregelmäßig entführen. Entführen zu tollen, längst vergangenen und zu Unrecht vergessenen Fehden der WWE Geschichte. Die erste Fehde dieser Serie führt uns zurück ins Jahr 2007. Wie lange 2007 her ist? Die No Angels taten sich wieder zusammen, der VfB Stuttgart wurde deutscher Meister und Steve Jobs stellte das erste iPhone vor. RAW und SmackDown waren zu dieser Zeit noch eigenständige Brands mit eigenen Rostern und Titeln, die Cena vs. Orton Saga stand noch ganz am Anfang, CM Punk war auf der Jagd nach dem ECW Titel und the Great Khali war SmackDowns World Heavyweight Champion. Ohne Mist.
Ebenfalls bei SmackDown fristete Matt Hardy damals kein sonderlich aufregendes Dasein in der WWE. Heutzutage würde man ihn wohl als Edeljobber bezeichnen und ich bin mir sicher, damals hat man das auch schon getan. Doch im Frühsommer gelang Matt Hardy eine Siegesserie, wie sie ihm schon lange nicht gelungen war. In Einzelmatches vielleicht sogar noch nie. Diese Serie führte ihn geradewegs zu einem United States Titelmatch. United States Champion war seit Ende Mai Montel Vontavious Porter, der ein verrücktes erstes Jahr bei SmackDown hinter sich hatte. Gemeinsam mit Mr. Kennedy legte er sich im Vorjahr mit dem Undertaker und Kane an, bevor er sich auf die Jagd nach Chris Benoits United States Titel machte, den er im Mai schlussendlich gewinnen konnte. Und beim Great American Bash konnte er sich auch gegen Matt Hardy durchsetzen. Damit begann eine der kuriosesten aber auch besten Fehden in der Geschichte von SmackDown.
Die Wettkampfserie
Beim darauffolgenden SmackDown konnten Matt Hardy und Ric Flair in einer von Teddy Longs berühmt berüchtigten Tag Team Ansetzungen MVP und Chris Masters bezwingen. Hardy forderte daraufhin ein weiteres Titelmatch gegen MVP, was dieser ihm nicht gewähren wollte. Porter stellte klar, dass Hardy ihm nicht im Wrestling bezwingen könnte und auch sonst bei keinem Wettkampf. Das ließ Matt natürlich nicht auf sich sitzen und in der Folgewoche besiegte er MVP gleich doppelt. Erst beim Armdrücken, was MVP so sauer machte, dass er Hardy zu einem Match herausforderte. Das überlegte sich der Champ dann doch anders und ließ sich auszählen. Beim Saturday Nights Main Event folgte ein weiteres Highlight dieser Wettkampfserie: ein Boxkampf. Allerdings hatte MVP eine gute Ausrede und einen noch besseren Ersatzmann: den ehemaligen Boxweltmeister Evander Holyfield, der Hardy nach Strich und Faden vermöbelte. Der Kampfgeist vom älteren Hardy Boy imponierte Holyfield allerdings und so entschied er, sich statt MVPs Anweisung zu folgen und Matt auszuknocken, lieber den urplötzlich genesenen Champion auszuknocken.
Ziemlich beste Feinde
Zurück bei SmackDown kam MVP auf die Idee, dass er noch einen weiteren Titel gebrauchen könnte. So unterrichtete er Teddy Long davon, dass er mit dem nächsten Idioten der dieses Büro betreten würde die Tag Team Titel gewinnen würde. Dieser Idiot war natürlich Matt Hardy, der bei Teddy Long ein United States Titelmatch fordern wollte. Es kam wie es kommen musste, Long gewährte den Beiden ein Tag Team Titelmatch. Am selben Abend wollten die beiden sich im Basketball messen, was die amtierenden Tag Team Champions Deuce & Domino mit einer rüden Attacke auf ihre neuen Herausforderer allerdings verhinderten. Vor ihrem Titelmatch stand allerdings noch der SummerSlam auf dem Programm und passend zur größten Party des Sommers ein Biertrink-Wettbewerb. Dieses Mal hatte Hardy allerdings einen Ersatzmann parat, der beim Aufwärmen schon ein Bier nach dem anderen vernichtete und MVP mit einem Stunner einsatzunfähig machte. Dieser Ersatzmann war offensichtlich Stone Cold Steve Austin. Beim darauffolgenden SmackDown schafften es die beiden Streithähne trotz aller Widrigkeiten tatsächlich die Tag Team Titel zu gewinnen. Zum ersten Mal hielt Hardy das Tag Team Gold mit jemand anderem als seinem Bruder und MVP wurde zum doppelten Champion, denn der U.S. Titel war schließlich auch weiterhin in seinem Besitz.
Hardys verwehrtes Titelmatch
Aber an Vertragen war erst einmal nicht zu denken. Denn die Streitigkeiten setzten sich nicht nur während des gesamten Titelmatches fort, sondern auch nachher als MVP mit beiden Tag Team Titel Gürteln verschwand. Mit einer Attacke beim nächsten SmackDown holte sich Hardy nicht nur, den ihm zustehenden Gürtel, sondern verlangte auch ein weiteres Match um den United States Titel. Doch dieses Match gab es nicht, schließlich hatten die beiden schon ein Rematch gegen Deuce & Domino, was das ungleiche Duo bei Unforgiven auch gewinnen konnte. In diesem Tenor ging es auch weiter. Immer wenn Hardy ein United States Titelmatch wollte, trieb MVP plötzlich Herausforderer auf die Tag Team Titel auf. Doch diese Teams (Major Brothers, Rey Mysterio & Finlay, noch einmal Deuce & Domino) konnten Hardy und Porter nicht das Wasser reichen und so blieben die Beiden weiterhin Tag Team Champions. Parallel maßen sich die Zwei in weiteren unterhaltsamen Wettbewerben. Liegestützen um die Wette, bei denen MVP seinem Widersacher die Hand wegzog. Footballweitwurf, bei dem Hardy seinen Partner vorführte. Schach, bei dem MVP kurz vor Schluss das Brett umwarf oder Pizzawettessen, dass Hardy gewann und sich auch noch auf MVP übergab. Doch irgendwie schienen den Beiden die Niederlagen in diesen Wettbewerben gar nicht mehr viel auszumachen. Nach und nach entwickelte sich eine Freundschaft zwischen den Tag Team Champions, die scheinbar sehr viel Spaß an ihren Neckereien und Wettbewerben hatte.
der neue Frieden hält nicht lange
Bei einer ECW Ausgabe im November standen sich die Tag Team Champions mit ihren jeweiligen Ex-Partnern gegenüber. Montel Vontavious Porter teamte mit Mr. Kennedy, während Matt Hardy mit seinem Bruder Jeff antrat. Durch eine unfaire Aktion von Mr. Kennedy gegen Matt Hardy konnten sich MVP und Kennedy den Sieg sichern. Als Mr. Kennedy nach dem Match mit einem Stuhl auf Matt Hardy losgehen wollte ging MVP allerdings dazwischen. Bei SmackDown wollte Matt nicht nur wissen, was es mit Kennedys unfairen Aktionen gegen Matt auf sich hatte, sondern auch ob er nun endlich ein weiteres United States Titelmatch bekommen würde. MVP hatte aber Besuch von ECW anzukündigen, nämlich deren heißestes Tag Team Eisen im Feuer: The Miz und John Morrison. Die extremen Gäste konnten auch tatsächlich nicht nur das Tag Team Gold gewinnen, sondern auch eine Woche später das Rematch. Nach diesem Rematch attackierte MVP seinen jetzt Ex-Kumpel und ließ ihn mit dem Knie mehrmals gegen die Ringtreppe krachen und setzte Hardy so für längere Zeit außer Gefecht. Anschließend enthüllte MVP, dass die Partnerschaft mit Matt Hardy nur Mittel zum Zweck war um ihn vom United States Titel weg zu halten. Als dies nicht mehr durch die Ausrede Tag Team Titel passieren konnte, musste er zu anderen Mitteln greifen.
Matt Hardys triumphale Rückkehr
Bis WrestleMania 24 war Matt Hardy außer Gefecht, genauer gesagt bis zum Money in the Bank Match bei WrestleMania 24. Als MVP sich schon als sicherer Sieger wähnte stürmte Hardy aus dem Publikum in den Ring und auf die Leiter und beförderte MVP via Twist of Fate nach unten. Bei SmackDown bezwang Matt dann noch seinen Widersacher und bekam endlich sein lang ersehntes Match um den United States Titel bei Backlash. Und dieses Match konnte Hardy schlussendlich auch gewinnen. Bei SmackDown gewann er noch das Rückmatch und eine der unterhaltsamsten, vielleicht sogar die unterhaltsamste Midcard Fehde, an die ich mich erinnern kann, aus und vorbei. MVP nahm es nun deutlich weniger unterhaltsam mit dem anderen Hardy Boy auf und startete eine Niederlagenserie, die ihm viel Mitleid und damit einen Faceturn einbrachte. Matt Hardy konnte seinen Titel gegen Chavo Guerrero noch verteidigen bevor er ihn nach nur 47 Tagen an den Gold Standard Shelton Benjamin abgeben musste und wieder in der Versenkung verschwand.
Was hätte man besser machen können?
Angeblich sollte die Fehde ganz anders enden. Denn hätte sich Hardy nicht am Knie verletzt, wären die Beiden wohl noch eine ganze Zeit lang Tag Team Champions geblieben. Das Team hätte im Rumble Match zerbrechen sollen, indem Matt Hardy erst MVP eliminiert hätte und der eliminierte MVP dann in den Ring zurück gekehrt wäre um Hardy zu eliminieren. Daraufhin hätten die Beiden bei No Way Out ihre Tag Team Titel verlieren sollen und bei WrestleMania 24 in einem Einzelmatch um den United States Titel aufeinandertreffen sollen. Natürlich unter der Voraussetzung, dass das stimmen sollte und man das Team noch bis zum Royal Rumble weiter so gut hätte booken können, fällt mir da nichts ein, was man hätte besser machen können. Chapeau, WWE!
Fazit
Eine super interessante und unterhaltsame Midcard-Fehde. Keiner wurde zu irgendeinem Zeitpunkt zu schwach dargestellt und man hat es geschafft, nicht einen, sondern gleich zwei Titel enorm aufzuwerten. Zwei Kritikpunkte hätte ich aber. Das schwache und abrupte Ende, was sicher noch Luft nach oben gehabt hätte. Vielleicht einen oder zwei Titelwechsel mehr in Matches unter besonderen Stipulationen. Die Chemie war ja da, man hätte sie nur nutzen müssen. Man hätte das Ganze auch noch in einem Loser leaves SmackDown-Match enden lassen können anstatt MVP im folgenden Jahr dann einfach beim Draft wechseln zu lassen. Dann wäre dann natürlich noch die absurd schlechte Darstellung der Beiden im Nachhinein. Bei aller Liebe zu Shelton Benjamin, das hatte Hardy nach dieser genialen Fehde nicht verdient. MVPs Niederlagenserie war keinen Deut besser und ist ein Paradebeispiel dafür, wie man gleich zwei Wrestler im Handumdrehen begraben kann. Im Endeffekt vergebe ich 4 ½ von 5 imaginären Booty O Frühstücksflocken für diese tolle Fehde.
Auf euer Feedback und natürlich auch eure Erinnerungen an diese Fehde freu ich mich natürlich sehr, genau wie auf ein kurzes Feedback zu dieser Blogserie. Taugt die was oder sollte Episode 1 auch die letzte bleiben?
Da kann man nicht nur auf bestimmte Fehden, sondern auch auf die zahlreichen absurden Angles, die wir alle sicherlich über die Jahre miterlebt haben, zurückgreifen. Wenn ich allein an WCW 2000-2001 denke...
Ich würde mir noch einen Beitrag mit der Straight Edge Society wünschen!
Hab übrigens den Blog nochmal ein ganz kleines wenig geändert, denn der Draft von MVP erfolgte erst im Folgejahr und ich hätte euch fast Porters unrühmliche Niederlagenserie verschwiegen. Man sehe es mir nach, dass ich das lieber vergessen wollte.
aber fand es cool das man 2 titel da involviert hat, hat auf jeden fall beide titel in das licht gerückt das sie verdienen. war super lustig zu sehen wie sie immer wieder wettkämpfe die nicht wrestling sind amchen und wie sich mvp immer wieder aus den wettkämpfen oder einem titel match raus gewunden hat.
was macht mvp eigentlich heute?