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Jahresrückblick 2014


Gründer: Voegi | Mitglieder: 22 | Beiträge: 3
Von: Maxi_FCB
31.12.2014 | 2503 Aufrufe | 9 Kommentare | 6 Bewertungen Ø 8.5
Wintersport-Jahresrückblick
Goldene Momente, schwarze Tage
Ein Blick zurück auf das ereingnisreiche Olympia-Jahr 2014

Wer 30 Medaillen als Ziel ausgibt und am Ende derer nur 19 mit nach Hause nimmt, der kann nicht zufrieden sein. Und Michael Vesper, Chef de Mission beim deutschen Olympiatross, gab sich auch keine Mühe, seine Enttäuschung zu kaschieren: "Ich komme mir vor wie bei einem Fußballspiel, bei dem man 4:0 führt, und am Ende geht es 4:4 aus. (...) Wir haben unsere Ziele nicht erreicht!" Doch nicht jeder deutsche Wintersportler wird dies so unterschreiben. Sotschi brachte neben großen Enttäuschungen eben auch große Gewinner hervor. Und auch abseits der russischen Riviera wussten deutsche Athleten zu überzeugen. Die Spox-Wintersport-Gruppe, vertreten durch Chac, Dolo und meine Wenigkeit, blickt zurück auf das ereignisreiche Jahr 2014.

Das Skisprungjahr 2014

Chac: ...begann mit einer faustdicken Überraschung. Das traditionelle Neujahrsspringen wurde von dem Österreicher Thomas Diethart gewonnen der damit seinen ersten Weltcupsieg landete. Und damit nicht genug: mit einem weiteren Tagessieg in Bischofshofen holte er sich auch den Gesamtsieg in der Tournee. Quasi aus dem Stand konnte der 21jährige "Flachlandtiroler" die Tournee gewinnen. In die Saison startete er erst in Engelberg und konnte mit Top-10 Platzierungen schon eine ordentliche Form aufweisen. Aber, da er sonst nie auch nur irgendetwas erreicht hatte, rechnete niemand damit, dass er plötzlich ganz oben steht. Etwas überraschend war dann auch das starke Comeback von Thomas Morgenstern bei der Tournee. In Titisee-Neustadt war er noch schwer gestürzt und ein Start bei der Tournee stand in Frage. Nicht einmal die Ski konnte er sich alleine anschnallen, aber das hinderte ihn nicht beim Springen. Und vielleicht hätte er sie sogar gewonnen, wenn ihm der Wind in Innsbruck etwas wohlgesonnener gewesen wäre. Apropos Innsbruck: Mit Anssi Koivuranta gab es auch hier einen Überraschungssieger und ein Stück Sportgeschichte. Denn der Finne ist der einzige Athlet der einen Weltcup sowohl in der Kombination als auch im Skispringen gewinnen konnte.


Nicht nur für die DSV-Adler verlief die Tournee enttäuschend auch für Kamil Stoch. Dieser galt zu Beginn noch als großer Favorit aber bereits sein erster Sprung in Oberstdorf lies alle Träume platzen. Und dennoch sollte es das Jahr des Polen werden. Bei den Winterspielen in Sotschi bewies er Nervenstärke und krönte sich zum Doppelolympiasieger. Ein Erfolg mit dem er aus den Fußstapfen des legendären Adam Malysz treten konnte, denn diesem blieb der Olympiatitel verwehrt.

Für viel Aufsehen sorgte wiederum der Japaner Noriaki Kasai. "Norisaurus" ist einfach nicht unter zu kriegen, hatten doch viele gedacht, dass sein Stern am verglühen ist. Doch beim Skifliegen im Januar am Kulm wurde Kasai mit 41 Jahren zum ältesten Weltcupsieger aller Zeiten. Ein Rekord den er unlängst im Dezember auf 42 Jahre erhöhte. Und beinahe wäre er auch noch Olympiasieger geworden, musste sich aber knapp Stoch auf der Großschanze geschlagen geben.

Für den DSV begann das Jahr eher ernüchternd. Wie bereits erwähnt, verlief die Vierschanzentournee wieder einmal enttäuschend. Bereits nach der zweiten Station konnte man die Ambitionen auf den Gesamtsieg begraben, ja selbst ein Podestplatz war schon außer Reichweite. Danach setzte man alle Hoffnungen auf Olympia. Es wurde von einer Einzelmedaille geträumt und Severin Freund war auch in guter Form um hier ein Wörtchen mitzureden. Außerdem hatte er im Vorjahr gezeigt, dass ihm die Normalschanze liegt. Aber das Desaster begann im ersten Durchgang als Freund bei der Landung stürzte. Der sechste Platz von Andreas Wellinger war eine große Leistung aber wieder stand Deutschland ohne Einzelmedaille da. Konnte es noch schlimmer kommen für Freund? Irgendwie schon. Denn beim Wettkampf von der Großschanze lag er vor dem Finale noch auf einen Podestrang. Ein schwächerer zweiter Sprung bescherte ihm aber den undankbaren vierten Platz.

Blieb der Teamwettkampf als letzte Hoffnung, um nicht mit leeren Händen heimzufahren. Hier stellte sich zum ersten Mal seit vielen Jahren bei einem Teamwettkampf nicht die Frage, wer Zweiter hinter Österreich wird. Die Jungs aus der Alpenrepublik waren nicht mehr unerreichbar. Thomas Morgenstern angeschlagen und verunsichert, Gregor Schlierenzauer hatte seine Dominanz eingebüßt und war nur Mittelmaß, Thomas Diethart nicht mehr der Überflieger wie zur Tournee und Michael Hayböck nicht in der Lage die Leistung vom Training auch im Wettkampf zu zeigen. Bis zum letzten Springer war es ein enger Wettkampf zwischen Deutschland und Österreich. Schlierenzauer legte im letzten Sprung vor und viele hatten Angst, dass Freund erneut Nervenschwäche zeigt. Doch diesmal rettete er den Vorsrung ins Ziel und die Freude bei dem deutschen Quartett, bestehend aus Andreas Wank, Marinus Kraus, Andreas Wellinger und eben Severin Freund, war grenzenlos. Es war das dritte Teamgold bei Olympia nach 1994 und 2002.

Für Freund waren die Spiele wie ein Befreiungsschlag, denn danach sprang er beständig auf Weltklasseniveau, sicherte sich den Titel bei der wetterbedingten verkürzten Skiflug-WM in Harrachov und konnte sogar noch im Kampf um den Gesamtweltcup eingreifen. Da sich aber Stoch und Prevc keine Blöße gaben, blieb es bei Rang drei für ihn. Leider endete das Jahr für den DSV mit einem Rückschlag. Beim Weltcup in Kuusamo stürzte Wellinger so schwer, dass selbst die Weltmeisterschaft im Februar für ihn auf der Kippe steht.
Richtig gebeutelt von Stürzen war Thomas Morgenstern in diesem Jahr. Bereits in Titisee-Neustadt war er schwer gestürzt. Nur vier Wochen später erleidet er einen brutalen Sturz im Training beim Skifliegen am Kulm. Morgenstern überschlug sich in der Luft und knallte hart auf den Hang auf. Er wird mit schweren Schädel-Hirn-Trauma und Lungenquetschungen auf die Intensivstation gebracht. Ein Sturz, von dessen Folgen er sich psychisch nicht mehr erholen sollte. Zwar ging er wirklich in Sotschi an den Start aber man merkte in seinen Sprüngen, dass die Angst stets mitflog. Und das war dann auch der Grund als er im Sommer seine großartige Karriere beendete. "Wenn man oben sitzt und über alles nachdenkt, was schiefgehen kann, sollte man es lassen" - mit diesen Worten begründete Morgenstern seinen Rücktritt. Ein ganz großer und sympathischer Athlet hat die Bühne verlassen!

Die Weltspitze ist enger zusammengerückt in diesem Jahr. Die großen Seriensieger gibt es nicht, bei jedem Wettkampf kann mal locker 7-8 Namen nennen, die für den Sieg in Frage kommen. Das tut dem Sport gut, denn so gibt es immer wieder Überraschungen und der Weltcup ist bis zum Schluss offen. In der neuen Saison hat sich der Tscheche Roman Koudelka wieder zurück gemeldet und auch Richard Freitag scheint sein Seuchenjahr überwunden zu haben. Der DSV hat mit Marinus Kraus und Markus Eisenbichler zwei neue Gesichter in die Weltspitze geführt. Zur Freude zahlreicher Fans scheint selbst Finnland aus dem Loch zu krabbeln und macht Schritte nach vorne. Immerhin ein vierter Platz beim Teamspringen zum Weltcupauftakt in Klingenthal. Leider macht der Winter immer mehr Sorgen. Vor allem in Mitteleuropa sieht es immer öfters sehr grün rings um die Schanzen aus. Ein richtiges Winterfeeling kommt da nicht auf. Obendrein bringen milde Temperaturen sehr häufig starken Wind mit sich, was für Skispringen nicht gerade förderlich ist.

Aber nicht nur die Männer springen, sondern auch Frauen und auch diese sollen hier erwähnt werden. Sie haben lange dafür gekämpft auch endlich bei Olympia starten zu dürfen und diesmal war es dann auch soweit. Es gab die Premiere, zum ersten Mal war Damenskispringen olympisch. Die große Favoritin sich als erste Siegerin in die Geschichtsbücher einschreiben zu lassen, war die kleine Japanerin Sara Takanashi. Sie war in fast allen Wettkämpfen der Konkurrenz überlegen und so war die Enttäuschung riesengroß als es ausgerechnet bei dem einen Wettkampf in Sotschi es nicht passte und noch nicht einmal auf das Podium reichte. Zweite Anwärterin auf Gold war die Österreicherin Daniela Iraschko-Stolz, die sich nach langer Verletzungspause wieder zurück gekämpft hatte. Doch auch für sie reichte es nicht ganz nach oben. Auch sie musste sich der Deutschen Carina Vogt geschlagen geben. Vogt, die zwar mit einigen Podestplätzen im Laufe der Saison gezeigt hat, dass sie um Medaillen mitspringen kann - gewonnen aber hatte sie bis dato noch nie. Dritte wurde die Französin Colin Mattel, die auch seit Jahren zur Weltspitze gehört. Einen Kampf um den Gesamtweltcup gab es eigentlich gar nicht, denn hier war Takanshi Alleinunterhalterin. Iraschko-Stolz war zu Saisonbeginn noch nicht wieder bei 100%. Und die US-Amerikanerin Sarah Hendrickson, Takanashis größte Konkurrentin, fiel wegen Kreuzbandriss die gesamte Saison aus und war nur in Sotschi am Start.

Die große Enttäuschung - Biathlon 2014

Dolo: Franziska Preuß war allein gelassen. Sie stand da und packte ihre Sachen. Verfolgt wurde dies von zahlreichen Kameras. Der Zoom, gerichtet auf ihr Gesicht, um dort Tränen oder andere Gefühlsausbrechungen zu entdecken. Aber es gibt einen Moment, an dem alle Tränen schon geflossen sind, an dem man so tief gefallen ist, dass die Fassungslosigkeit über die Traurigkeit und Enttäuschung siegt.

Aber beginnen wir am Anfang: Die Generalprobe für Sotschi fand 3 Wochen vorher im südtirolischen Antholz statt. Dort überzeugten die Deutschen wie schon lange nicht mehr. Simon Schempp gewann seine ersten beiden Weltcups und auch Andrea Henkel konnte mit Platz 2 und Platz 1 noch mal groß auftrumpfen. Abgerundet wurden dies von den Podestplätzen von Arnd Peiffer und der Herren-Staffel. Normalerweise sollte diese Ergebnisse Grund genug sein, um mit viel Selbstvertrauen nach Sotschi zu reisen. Doch sind die Olympischen Spiele nicht nur irgendein Event. Auch die Berichterstattung ist nicht vergleichbar mit normalen Weltcups. Diese sind viel ausführlicher, viel größer, viel schlechter. Die Wintersportler standen mit einem Schlag im Fokus. Auf einmal waren die deutschen Biathleten große Medialenhoffnungen. Die Realität sah anders aus: Nur einmal schaffte es ein deutscher Athlet vor Antholz in einem Einzelrennen auf das Podest.

Dennoch reisten die Athleten mit Ambitionen nach Sotschi, schließlich hatte man vor allem in den Staffel große Medaillenchancen. Aber was nutzen einen all die Ambitionen, wenn schon der Start daneben geht? Im Sprint waren die Deutschen schon so weit abgeschlagen, dass auch die Verfolgung schon so gut wie aussichtslos war. Fast hätte es dennoch eine Überraschung gegeben. Nach einer tollen Aufholjagd in der Verfolgung war es ausgerechnet der letzte Schuss, den Simon Schempp von einer Medaille trennte.

Auch im Einzel der Damen war eine Medaille nicht realisierbar. Der traurige Höhepunkt war die Aufgabe von Franziska Preuß nach dem zweiten Schießen. 5 Strafminuten sammelte sie bis dahin. Während ein paar Tage später keine Tränen fließen wollten, so kullerten sie damals an den Wangen hinunter, aufgezeichnet und dokumentiert von zahlreichen Kameras. So langsam wurde man beim DSV nervös. Die Chancenlosigkeit der Damen war erschreckend. Doch dann kam der Retter in Person von Erik Lesser. Fehlerfreies Schießen und eine gute Laufleistung reichten für Silber, nur 12 Sekunden hinter Martin Fourcade. Durchatmen beim DSV, eine Medaille war schon mal sicher und die Staffelwettbewerbe kamen noch. Doch sowohl in der Mixedstaffel als auch zuvor in den Massenstarts hatte man nichts mit der Medaillenvergabe zutun. Die letzten Möglichkeiten waren die Staffelrennen der Damen und Herren.

Doch dann kam der schwarze Freitag, der dunkelste Tag in der Geschichte des deutschen Biathlons. Der Tag begann mit einem Paukenschlag: ein positiver Dopingtest bei einem deutschen Athleten. Es dauerte nicht lange bis es sich herauskristallisierte, dass es sich um einen Biathleten handelt und schon bald wurde der Name Evi Sachenbacher-Stehle bekannt. Sie wurde positiv auf Methylhexanamin getestet, welches sich wohl in einem Nahrungsergänzungsmittel befand. Sachenbacher-Stehle wurde von der IBU für zwei Jahre gesperrt. Mitte Oktober wurde die Sperre vom CAS auf 6 Monate verkürzt. Danach gab Sachenbacher-Stehle bekannt, ihre Karriere zu beenden.

Der Dopingfund ist zwar nicht vergleichbar mit anderen Dopingpraktiken, wie etwas EPO, was auch die Reduzierung der Strafe belegt, jedoch war es zu der Zeit der absolute Super-GAU. Die ganze Welt schaut zu und registrierte einen Dopingfall bei den sonst so sauberen DOSB. Noch schlimmer war es dann für die Sportler, die nur wenige Stunden nach der Bekanntgabe, in der Staffel um ihre letzte Medaillenchance kämpfen wollten. Eine unvorstellbare Situation: Eine Teamkameradin, der man vertraut, die man kennt, wird positiv getestet. Man selbst steht auf einmal auch unter Generalverdacht. Man wird von den Medien und von Konkurrentinnen argwöhnisch angeguckt, als wäre die positive Dopingprobe die eigene. Kombiniert mit der eh schon schwierigen mentalen Situation in Sotschi, war es eine unmenschliche Aufgabe eine Spitzenleistung abzurufen.

Es war vielleicht Zufall, vielleicht aber auch eine schlechte Laune des Schicksals, dass ausgerechnet Franziska Preuß, die Startläuferin war. Schon nach 600 Meter stürzte sie und verlor den Kontakt zum Feld. Bis zum ersten Schießen stürzte sie erneut. Als wäre dies nicht genug, bei einer der Stürze hatte sich Schnee im Gewehr verfangen. Während Preuß verzweifelt versuchte den Schnee herauszublassen, tickte die Zeit gnadenlos runter. Bevor die deutschte Staffel ihren ersten Schuss abgab, war der Wettbewerb schon gelaufen. Am Ende wurde es Platz 11.


Was bleibt festzuhalten? In keinem der olympischen Rennen erreichte die deutschen Biathlon-Damen die Top-10 - nicht einmal in der Staffel. Eine Statistik, die mehr aussagt als 1000 Worte. Man darf sich beim Veranstaltungsplan bedanken, dass dies nicht das letzte Rennen war. Auch für die Herren-Staffel war es keine einfache Situation, doch sie bewiesen, dass sie eine solche meistern können. Ein hervorragender 2. Platz. Erst im Zielsprint musste sich Schempp geschlagen geben. Ein erfreulicher Abschluss von sonst so trüben olympischen Spielen.

Wie sagte schon ein berühmter deutscher Philosoph: "Weiter, immer weiter". Und so ging es auch für die Biathleten weiter. In der aktuellen Saison gab es schon 3 Podestplätzen in Einzelwettkämpfen. Der Höhepunkt war der Staffelsieg der deutschen Damen in Hochfilzen mit Schlussläuferin Franziska Preuß.

Rückschlag, Rücktritt und Rückenschmerzen Ski Alpin 2014


Maxi_FCB: Für die deutschen Alpinen endete das Jahr 2014, wie es begonnen hatte - mit einem Sieg unter Flutlicht. Felix Neureuther zauberte eine Sahnefahrt in den Schnee von Madonna di Campiglio und vergrößerte seinen Vorsprung auf Teamkamerad Fritz Dopfer sogar noch einmal. Ein veritabler deutscher Doppelsieg. Balsam auf die aufgewühlte Seele der DSV-Alpinisten. Denn hinter ihnen lag eines der ereignisreichsten Jahre der deutschen Alpinen-Geschichte.


Aber der Reihe nach: Wie schon angekündigt beginnt das Jahr für die Deutschen furios. Neureuther besiegt Hirscher, Freund und Dauerrivale, in Bormio und nährt damit die Hoffnungen auf eine Medaille in Sotschi. Es wäre die erste, seit Markus Wasmeiers Doppel-Gold von Lillehammer. Zukunftsmusik. Vorerst. Denn das Bild Neureuthers auf der Medal Plaza nimmt fortan Konturen an: Sieg in Adelboden, Sieg in Kitzbühel, Treppchen in Wengen und Schladming. Sotschi wird zum Tag der Abrechnung ausgerufen. Hirscher gegen Neureuther. Agonist gegen Antagonist. Deutschland gegen Österreich. Alleskönner gegen den ewigen Zweiten. Fulminante Zweikämpfe zwischen den beiden wurden im Weltcup bereits zu Genüge ausgefochten. Doch das ultimative Duell soll in Krasnaja Poljana stattfinden. Auf der größtmöglichen Bühne. Alles schien bereit.

Am Freitag vor der Abreise gen Russland verbreitet sich allerdings eine Nachricht wie ein Lauffeuer. Einen Unfall soll es gegeben haben. Von Fahrerflucht ist die Rede. Im Zentrum der Aufmerksamkeit der Unfallverursacher: Felix Neureuther. Auf dem Weg zum Flughafen. Flugziel: Sotschi. Die Vorwürfe erhärten sich zwar nicht, doch dafür Neureuthers Nacken. Schleudertrauma lautet die Diagnose. Eine Hiobsbotschaft, welche die restlichen Tage bis zum Riesenslalom zum Wettlauf mit der Zeit machen. Neureuther gewinnt diesen zwar, doch auf der Strecke bleibt er chancenlos. 8. im Riesenslalom, ausgeschieden im Slalom. Das Duell der Giganten fällt aus. Ein riesiger Rückschlag für das so ambitionierte deutsche Team. Dabei wäre die Chance groß wie nie gewesen, denn Gesamtweltcup-Sieger Hirscher schwächelt, muss im Slalom Landsmann Matt ziehen lassen, im Riesenslalom Ted Ligety.


Doch die oben eröffnete Medaillenrechnung könnte trotz Neureuthers Nacken aufgehen. Denn Stefan Luitz liegt im Riesenslalom auf Silber-, Dopfer im Slalom auf Bronzekurs. Warum die alpinen Herren dennoch ohne Medaille blieben? Weil es Luitz fertig bringt, am letzten Tor, auf der Einfahrt ins Ziel, auf Silberkurs liegend einzufädeln und weil Dopfer die entscheidenden Millisekunden fehlen. In den Speed-Disziplinen überraschen Matthias Mayer (Abfahrt), Kjetil Jansrud (Super-G) und in der Kombination Sandro Viletta. Der große Dominator im Weltcup, Aksel Lund Svindal, enttäuscht auf ganzer Linie und fährt medaillenlos nach Hause.


Trotz des Neureuther-Dramas landet Deutschland im alpinen Medaillenspiegel immerhin auf Rang 5. Wie das gehen soll? Oh, Maria hilf! Und Maria hilft. Gold in der Super-Kombi und Silber im Super-G. Deutschlands Fahnenträgerin degradiert die Konkurrenz zu Steigbügelhalterinnen. Ave Maria! Gratias tibi agimus.

Neben Höfl-Riesch avancieren Tina Maze (Abfahrt/Riesenslalom-Gold) und Anna Fenninger (Super-G-Gold/Riesenslalom-Silber) zu den Siegerinnen von Sotschi. Dominique Gisin holt zudem ex-aequo Gold in der Abfahrt, Mikaela Shiffrin alleiniges im Slalom. Die dritte deutsche Medaille besorgt Victoria Rebensburg: Bronze im Riesenslalom.


Auch im Weltcup sieht es lange nach einer strahlenden Siegerin Maria Hoefl-Riesch aus. Lange Zeit fährt sie das gelbe Trikot spazieren, dominiert aufgrund ihrer Vielseitigkeit. Nach Sotschi ist allerdings ein Motivations- und dementsprechend auch ein Leistungsabfall bei der Partenkirchenerin zu verzeichnen. Folgerichtig muss sie Anna Fenninger noch passieren lassen. Höfl-Riesch zieht ihre Schlüsse und verkündet den allerdings schon länger geplanten Rücktritt. Nach vier olympischen Medaillen, drei davon in Gold, 6 WM-Medaillen (2xGold) und einem Gesamtweltcup-Sieg sieht Höfl-Riesch schlicht keine Motivation mehr. Ein Ende mit Gold. Das kann sich sehen lassen und wird der besten deutschen Skifahrerin seit Katja Seizinger absolut gerecht. Chapeau!


Was aber leider auch bleibt, ist ein großes Loch. Höfl-Riesch war Zugpferd, Vorzeige-Athletin und Superstar des DSV. Mit und ohne Ski. Ihr Prestige, ihr Glamour ist nicht zu ersetzen. Doch noch schwerer wiegt die Vakanz im sportlichen Bereich. Einen mickrigen Podestplatz konnten die deutschen Damen seither in der neuen Saison herausfahren. Natürlich in Person von Vicky Rebensburg. Doch, man glaubt es kaum, nicht in ihrer Medaillendisziplin Riesenslalom. Nein, in der Abfahrt (!) von Val d'Isere konnte sie nur durch Rückkehrerin Lindsey Vonn geschlagen werden. Ein Lichtblick. Vor allem in Anbetracht der deutschen Durststrecke in den Speed-Disziplinen.


Denn in den technischen Disziplinen ist man durch die Herren gut versorgt. Fritz Dopfer hat einen Schritt nach vorne gemacht, liegt im Gesamtweltcup momentan gar auf Rang 5 hinter Speed-Dominator Jansrud, Chef-Techniker Hirscher, Dominik Paris und Alexis Pinturault. Auf Rang 8 folgt Felix Neureuther. Nach Verletzungen und Trainingspausen steigt er im Slalom von Levi wieder ein. Aber es ist eine Rückkehr mit Rückenschmerzen, Neureuthers ständigem Begleiter. In Are muss er gar aufgeben, weil ihn der Rücken peinigt. Und so dauerte es bis zum Nachtrennen von Madonna die Campiglio, bis der Knoten platzte - erster Saisonsieg. Und hoffentlich der Startschuss in ein erfolgreiches WM-Jahr...

Weltklasse hoch 3 Nordische Kombination 2014

Maxi_FCB: Probleme und Sorgen, wie sie die deutschen Alpinen plagen, sind den Kombinierern fremd. In keiner anderen Sportart auf Skiern ist eine derartige deutsche Dominanz zu finden. In Zahlen: Von 18 Weltcup-Wettbewerben im Jahre 2014 fanden 11 (!) einen deutschen Sieger. Nur in zwei Wettbewerben stand kein Deutscher auf dem Podium - Überlegenheit in arabischen Ziffern.

Vor allem ein Deutscher erhob sich über den Rest des Weltcup-Feldes: Eric Frenzel. Zum zweiten Mal in Folge gewann er den Gesamtweltcup (im Übrigen vor Teamkollege Rydzek), gewann alle drei Wettbewerbe des "Nordic-Combined-Triple", einer (schlechten) Vierschanzentournee-Kopie, und - am allerwichtigsten - gewann von der Normalschanze in Sotschi überlegen Gold. Und es bezweifelt, so glaube ich, niemand ernstlich, dass er auch Gold von der großen Anlage geholt hätte - wenn nicht die Seuche im deutschen Haus umgegangen wäre. Denn nach dem Springen ging Frenzel als Führender mit deutlichem Vorsprung in die Loipe, konnte jedoch aufgrund eines grippalen Infektes läuferisch keine gute Leistung abrufen und wurde auf Rang 10 durchgereicht.


Doch von der Großschanze wäre Gold auch ohne Frenzel möglich gewesen, denn vor dem Schlussspurt lagen Johannes Rydzek und Fabian Rießle in aussichtsreicher Position. Doch in der letzten Kurve brachte Rießle seinen Teamkameraden zu Fall, strauchelte selbst und konnte nur mit Mühe seinen dritten Platz hinter Jörgen Graabak und Magnus Moan retten. Im Teamwettbewerb erwiesen sich die Norweger als läuferisch zu stark. Fabian Rießle konnte im Schlussspurt Graabak nicht bezwingen.
Große Enttäuschung machte sich dann aber nicht breit bei den deutschen Kombinierern. Und selbst wenn doch, dann haben sie diese im Sommer zumindest beherzt abgeschüttelt. Denn auch in der neuen Saison dominiert Schwarz-Rot-Gold. Im Gesamtweltcup belegt man die Plätze 1 (Rießle), 3 (Frenzel) und 5 (Rydzek). Einzig Mikko Kokslien und Jason Lamy Chappuis scheinen momentan in der Lage, dem deutschen Dreigestirn Paroli zu bieten. Dennoch gehen die deutschen Kombinierer wieder als große Dominatoren ins kommende WM-Jahr. Falun ruft!

Was sonst noch geschah

Dolo: Der Schlitten für die deutschen Bobfahrer hatte den simpeln Namen "208", wie immer entwickelt vom Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES). Ein echter Wunderschlitten sollte es sein und er war es auch, es grenzt nämlich an einWunder, dass man trotz großartiger Fahrer, wie Francesco Friedrich oder Maximilan Arndt keine einzige Medaille holte. 8, 6 und 5 waren die besten Plätze in den Wettkämpfen. Wahrscheinlich die größte Enttäuschung in Sotschi.

Während die deutschen Langläufer im Weltcup zum größten Teil nur hinterherliefen, so wachten sie in Sotschi auf. Plätze in den Top-10 war man aus dem Weltcup nicht unbedingt gewöhnt. In der Damen-Staffel holte man sogar eine unerwartete Medaille. Gold war sogar bis zum Zielsprint realistisch. Auch im Teamsprint der Herren war die goldene Medaille lange möglich. Auf der Zielgeraden lag die deutsche Mannschaft mit Tim Tscharnke auf Platz 2 und hatte die beste Ausgangssituation. Eine Medaille war schon so gut wie sicher, da es zum 4. schon eine Lücke gab. Doch das finnische Team verwechselte das Rennen mit der Stock Car Crash Challenge und brachte Tscharnke zu Fall. Während dieser auf den Bauch liegend mit ansehen musste, wie die anderen Athleten an ihn vorbei rauschten, sprintete der finnische Starter an dem russischen Team vorbei und gewann Gold. Karma? Wo bist du?

"Gut, dass es die Rodler gibt", mag mancher Beobachter gedacht haben. Von den acht deutschen Goldmedaillen holten die deutsche Rodelmannschaft vier. Zu verdanken hat man dies der Trainingsgruppe Sonnenschein. Natalie Geisenberger, Felix Loch sowohl Doppelsitzer Tobias Wendl und Tobias Arlt holten in ihrer Konkurrenz souverän Gold. In der neu eingeführten Staffel, triumphierten sie dann zusammen. Man wünschte, es gäbe mehr Rodel-Wettbewerbe...
Das Eis der Adler Arena brannte Orange. 8 goldene 7 silberne und 8 bronzene Medaille feierten die niederländische Eisschnelllaufnationalmannschaft (besser als die Gesamtbilanz des DOSB). Die deutschen Eisschnellläufer holten dagegen keine einzige Medaille.

Das Beste kommt zum Schluss: Ehre wem Ehre gebührt. "König" Ole Einar Bjørndalen machte sich in Sotschi endgültig unsterblich. Nach seinen zwei Goldmedaillen von Sotschi ist er nun der erfolgreichste Athlet bei Olympischen Winterspielen und löste damit Landsmann Bjørn Dæhlie ab. Bjørndalens Erfolge in Zahlen: Gold: 8, Silber:4 Bronze: 1 (beinahe so gut wie die niederländische Eisschnelllaufnationalmannschaft).

KOMMENTARE
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Maxi_FCB
31.12.2014 | 17:20 Uhr
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Maxi_FCB : 
31.12.2014 | 17:20 Uhr
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Maxi_FCB : 
@AusLE, ich wäre auf vieles gerne noch näher eingegangen. Gerne auch auf dem momentanen Weltcup-Verlauf mit Jansrud, Fenninger und Maze, aber ich wollte mich halt auf das wesentliche beschränken. Wir hatten auch untereinander eine Zeichenbegrenzung vereinbart, deshalb hab ich mich etwas knapper gefasst

@Dolo: Freunde eher nicht mehr Aber ich glaube, der Blogeditor hat inzwischen Albträume von mir
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ausLE
MODERATOR
31.12.2014 | 16:17 Uhr
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ausLE : 
31.12.2014 | 16:17 Uhr
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ausLE : 
Dolo
kein Problem. Wie ich schon schrieb, hätte man daraus 2 Blögge machen müssen, um auf die vielen Dinge einzugehen.
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Dolo
31.12.2014 | 15:55 Uhr
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Dolo : 
31.12.2014 | 15:55 Uhr
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Dolo : 
Auch dir danke, Maxi, dass du dich dem Kampf mit dem Blogeditor erneut gestellt hast. Mittlerweile gewinnst du ja öfters, vielleicht werdet ihr ja doch noch Freude.

@ausle:

Ich hatte vor einen kleinen Abschnitt zum Eiskunstlauf zu schreiben, hatte sogar den Text schon im Kopf parat. Ich habe es dann aber aus Platz gründen doch gelassen. Tut mir leid.
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ausLE
MODERATOR
31.12.2014 | 15:28 Uhr
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ausLE : 
31.12.2014 | 15:28 Uhr
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ausLE : 
Ich habe es gelesen Chac

Es ist natürlich schwierig in einem Olympiajahr so eine Rückschau zu schreiben. Aber ihr habt das alles sehr gut beschrieben und fast alles ist dabei. Snowbord und Eiskustlauf sowie der Hinweis, daß Lindsey Vonn jetzt 62 WC-Siege hat, wäre noch wünschenswert.

Danke für den Blog hier und den jetztigen Live-Talk und volle Punktzahl!!

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Maxi_FCB
31.12.2014 | 13:03 Uhr
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Maxi_FCB : 
31.12.2014 | 13:03 Uhr
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Maxi_FCB : 
Als so ernüchternd habe ich das Jahr 2014 aus Wintersport-Sicht eigentlich nicht erlebt. Klar, Olympia war in vielerlei Hinsicht enttäuschend, doch 30 Medaillen waren mMn schon von Anfang an ein völlig unrealistisches Ziel gewesen. Wo hätten die denn alle herkommen sollen? Beim Skispringen vielleicht noch eine, bei den alpinen Herren noch eine und im Bob vielleicht noch ein, zwei. Bei den Biathlenten war eigentlich schon vor Sotschi den meisten Beobachtern klar, dass man da eher eine untergeordnete Rolle spielen würde. Dafür wiederum war beim Damen-Springen absolut nicht mit einer zu rechnen und man hat doch eine bekommen. 24, 25 wären mMn eine realistischere Einschätzung gewesen.

Da mein Hauptaugenmerk auf dem Skispringen liegt, bin ich eigentlich absolut zufrieden. Team-Gold, Skiflug-Weltmeister - das ist bockstark. Maria war wieder überragend, Felix und Eric leider angeschlagen, sonst hätten die sicher auch noch mehr gerissen.
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Bayerntime
31.12.2014 | 12:46 Uhr
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Bayerntime : 
31.12.2014 | 12:46 Uhr
-1
Bayerntime : 
Auch wenn ich vom Wintersport wenig halte, sehr starke Rückschau Maxi

10er dafür
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Voegi
MODERATOR
31.12.2014 | 12:33 Uhr
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Voegi : 
31.12.2014 | 12:33 Uhr
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Voegi : 
sehr schönes ding. auch wenn das wintersport-jahr ja selbst aus deutscher sicht nicht sooo der hit war.

@ chac
hoffe, die red kriegt meinen teaser morgen unter.
auf unserer b@s-seite ist es schon verteasert.
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Chac
31.12.2014 | 12:02 Uhr
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Chac : 
31.12.2014 | 12:02 Uhr
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Chac : 
Und wenn es Spox dann noch irgendwo verlinkt, besteht sogar die Chance, dass es ein paar Leute lesen
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Maxi_FCB
31.12.2014 | 11:49 Uhr
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Maxi_FCB : 
31.12.2014 | 11:49 Uhr
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Maxi_FCB : 
Ich habe geträumt von dir,
von dem Silvester-Morgen,
er hat den Sieg errungen,
den Blogeditor bezwungen,
der Maxi hats gemacht!

Danke an Dolo und Chac, Viel Spaß beim Lesen und guten Rutsch!
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