Nachdem der FC Bayern erstmals seit längerer Zeit in seiner Gruppe nur den zweiten Rang belegte, musste man sich im Achtelfinale wieder einmal mit dem FC Arsenal messen. Auch wenn es in beiden Spielen kleinere Phasen gab, in denen die Gunners ihre Chancen hatten und mithalten konnten, setzte sich der deutsche Rekordmeister zweimal mit 5:1 durch und steht natürlich verdient im Viertelfinale. Dort trifft man wieder einmal auf Real Madrid, den Titelverteidiger und sicherlich einen der Kandidaten auf den Titel in der Königsklasse. Einen Wunschgegner hatten beide Mannschaften nicht ausgegeben, aber es war sowohl den Spaniern als auch dem FC Bayern anzumerken, dass man nicht gerade glücklich mit dem Los ist. Real Madrid schlug im Achtelfinale den SSC Neapel zweimal mit 3:1 und schwamm nur im Rückspiel während der ersten Halbzeit, als die Italiener einen enormen Druck entfachten und nahe am 2:0 waren. Detaillierte Auskünfte über die Personallage, die jeweiligen Schiedsrichter und andere relevante Informationen findet man 2-3 Tage vor dem Spiel im Fußball Live Talk (hier klicken!).

Das Hinspiel findet am Mittwoch, den 12. April um 20.45 Uhr in der Allianz Arena statt, ehe man sich am Dienstag, den 18. April im Estadio Santiago Bernabeu zur gleichen Zeit gegenüberstehen wird. Einen wirklichen Vorteil hat Real Madrid dabei allerdings nicht, in den letzten beiden Duellen beider Mannschaften kam die Mannschaft in die nächste Runde, die ihr Heimspiel zuerst absolvieren durfte. Beim FC Bayern ist lediglich Jerome Boateng von einer Gelbsperre bedroht. Philipp Lahm saß seine Sperre im Rückspiel gegen den FC Arsenal ab, ansonsten hat jeder Spieler entweder eine gelbe Karte auf dem Konto oder ist komplett unbelastet. Gesperrt ist auch bei den Spaniern niemand, allerdings droht mit Luka Modric und Sergio Ramos gleich zwei Schlüsselspielern eine Sperre bei der nächsten gelben Karte. Allerdings haben beide Vereine einen derart großen Kader, dass sie diese Spieler ersetzen können, auch wenn natürlich etwas fehlen würde.

Die Saison von Real Madrid

Real Madrid ist Titelverteidiger in der Königsklasse und will als erste Mannschaft seit der Einführung der UEFA Champions League diesen Titel verteidigen. Bisher scheiterten alle amtierenden Titelträger, die Serie scheint nur schwer zu stoppen zu sein. In der spanischen Liga spielt Real eine gute Saison. Man ist Tabellenführer vor Barcelona, Atletico und Sevilla und hat gute Chancen die Meisterschaft zu gewinnen. Zwar spielt das Team von Zinedine Zidane nicht immer herausragenden Fußball, aber die Resultate sprechen überwiegend für sich. Grundsätzlich geht es ohnehin darum in den entscheidenden Spielen fit zu sein und die Topleistungen in den relevanten Spielen abzurufen. Das gelingt den Königlichen bis hierher sehr gut. Die Meisterschaft ist das erklärte Ziel und wäre als Tagesgeschäft natürlich unabdingbar.

In der Copa del Rey spielte Real bis zum Viertelfinale eine gute Rolle. Dann verlor man allerdings das Hinspiel am 18. Januar zuhause mit 1:2 gegen Celta Vigo und stand eine Woche später gehörig unter Druck. Real machte zu viele Fehler, ließ Vigo das eigene Spiel aufziehen und spielte nur 2:2, schied damit aus. Der Traum vom Maximum war damals schon besiegelt. Auch wenn Celta durchaus ein sehr unangenehmer und potenziell gefährlicher Gegner ist muss Real Madrid natürlich weiterkommen. Dieses Spiel war allerdings auch eine Art Weckruf und zeigte der Mannschaft von Zidane, dass man in jedem Spiel wachsam sein muss und keinen Gegner auf die leichte Schulter nehmen darf.

Die Gruppenphase in der Königsklasse war weitgehend in Ordnung, auch wenn es einige wilde Spiele gab. Gegen Dortmund trennte man sich zweimal unentschieden, gegen Warschau wurde insgesamt etwas zu viel zugelassen und auch gegen Sporting war die Souveränität nicht in jeder Situation gegeben. Die Quittung war am Ende der 2. Platz, der nicht gerade den Ansprüchen der Spanier genügt. Hinter Dortmund musste man sich also geschlagen geben und so bekam man im Achtelfinale einen Gruppensieger zugelost. Real musste sich nun mit dem SSC Neapel duellieren und hatte im Hinspiel zuhause zu Beginn größere Probleme. Das frühe 0:1 der Italiener wurde aber gekontert, Real gewann am Ende 3:1. In Italien gab es ebenfalls größere Probleme, Neapel führte früh und übte einen enormen Druck aus, Real schlug aber in den entscheidenden Momenten zu und gewann auch das Rückspiel mit 3:1. Gegen Bayern will man nun die positive Serie in der Champions League weiterführen und den nächsten Schritt in Richtung Titelverteidigung machen.

Spielweise/Qualitäten

Real Madrid hat vor allem eine Stärke, die sie so gefährlich macht: Die Unberechenbarkeit. Natürlich sind Spieler wie Ronaldo, Bale, Benzema und auch Modric und Kroos individuell hervorragend, aber die Qualitäten einzelner Spieler werden sehr gut unter einen Hut gebracht und die Mannschaft ist in der Lage aus nahezu jeder Situation in jeder denkbaren Besetzung einen Treffer zu erzielen. Real spielt zumeist in einem relativ variablen 4-3-3-System. Gegen individuell schwächere Teams oder im Zuge der Rotation geht Real die Besetzung im Mittelfeld häufig sehr offensiv an. In den wichtigen Spielen sichert zumeist Casemiro ab, davor spielen Modric und Kroos, die sich ihre Defensiv- und Offensivaufgaben aufteilen. Beide Spieler sind strategisch sehr wertvoll, können offensiv jederzeit Akzente setzen und sind zudem auch defensiv auf der Höhe.

Modric und Kroos haben also einen großen Wert für Real Madrid. Sie treten strategisch in Erscheinung, sind im Passspiel involviert und nahezu jeder Angriff läuft über zumindest einen der beiden. Dieses Mittelfeld zu kontrollieren ist schwer, denn auch wenn Casemiro nicht so im Fokus steht, ist er doch eine gute Absicherung, die wenig Fehler produziert. Neben der fußballerischen Klasse sind auch die ruhenden Bälle der Mittelfeldakteure immer gefährlich, sowohl direkt als auch indirekt. Im Tor verfügt Real mit Keylor Navas zumindest über einen guten Torhüter, der sich keine häufigen, groben Fehler erlaubt. Navas ist allerdings keine optimale Lösung, deswegen kommen häufiger Gerüchte auf, nach denen Real Madrid an Courtois und vor allem David de Gea interessiert sei. Die Außenverteidigerpostionen sind individuell hervorragend besetzt. Sowohl Carvajal auf rechts als auch Marcelo auf links gehören zur Creme de la Creme des europäischen Fußballs und sind nur schwer zu ersetzen. Gerade Danilo, der eine Alternative für Carvajal wäre, enttäuschte bei manchen Einsätzen.

In der Innenverteidigung wird das erfahrene Duo Pepe und Ramos auflaufen. Der talentierte Varane hätte ebenfalls eine Chance gehabt, er fällt aber aufgrund einer Verletzung aus und wird wahrscheinlich nicht einmal im Rückspiel auflaufen können. Pepe und Ramos sind extrem gut aufeinander abgestimmt, spielen schon Jahre zusammen und verteilen ihre Aufgaben sehr gut. Beide Spieler sind nicht anfällig für das Pressing, können sich im Spielaufbau aber gut einbringen, wenngleich Modric und Kroos häufig die Anspielstationen sind und sich häufig zurückfallen lassen. Während der robuste und zweikampfstarke Pepe vor allem defensiv zu überzeugen weiß, ist der Spanier Ramos gerade bei ruhenden Bällen eine unheimliche Waffe. Defensiv spielt er aber auch auf einem hohen Niveau, regelt vieles mit seinem Stellungsspiel. Die Abwehr von Real Madrid ist schwer zu überwinden und hat eine gute Mischung aus Schnelligkeit, Robustheit und Balance.

Das Mittelfeld, vor allem Kroos und Modric, werden hervorragend abgesichert. Auch Casemiro spielt dabei eine Rolle. Der Brasilianer, der individuell nicht ganz die Klasse von Modric und Kroos besitzt, verfügt über ein gutes Spielverständnis und halt mit das Mittelfeld zu kontrollieren. Diese Kontrolle ist mit Modric und Kroos nicht besonders schwierig zu generieren. Diese beiden Ausnahmekönner sind kaum zu ersetzen, initiieren Angriffe, sorgen für Dominanz im Mittelfeld und setzen die Offensivspieler sofern möglich in Szene. Außerdem gibt es auch für beide Spieler die Chance mit Distanzschüssen zum Erfolg zu kommen. Bayern muss extrem aufpassen und diese beiden Spieler versuchen zu kontrollieren.

Die Offensive um Bale, Ronaldo und Benzema muss gar nicht näher vorgestellt werden. Jeder dieser Spieler kann in jeder Sekunde ein Spiel entscheiden. Bale verfügt über eine extreme Geschwindigkeit, kann sich von der Außenbahn auch einmal in die Mitte bewegen und somit für Verwirrung sorgen. Ronaldo ist ein Spieler, der jederzeit den Abschluss forciert, sich gut bewegt, einen Spieler aussteigen kann. Er ist sowohl mit dem Fuß als auch mit dem Kopf gefährlich und versucht bis zum Schlusspfiff immer das Maximum herauszuholen. Benzema ist ein kombinationsstarker Stürmer, der sich klug zwischen den Linien bewegt und sowohl aus dem Zentrum und von der Außenbahn ins Spiel eingebunden werden kann. Mit James, Lucas, Isco, Asensio und Vazquez stehen außerdem zahlreiche Offensivspieler im Kader, die jederzeit neuen Schwung bringen können.

Insgesamt kann man festhalten, dass Real Madrid unberechenbar ist. Ruhende Bälle, Kombinationsspiel, Einzelleistungen der Offensivspieler - all das kann dem Gegner das Genick brechen. Bayern muss versuchen das Spiel zu kontrollieren und Real jederzeit zu beschäftigen, gleichzeitig aber auch keine Räume für Konterangriffe zu offenbaren.

Vergangene Duelle

Der FC Bayern und Real Madrid trafen in der Vergangenheit häufig aufeinander. Die Duelle zwischen diesen beiden europäischen Schwergewichten waren häufig emotionsgeladen, spannend und hochklassig. In 22 Europapokalspielen hat der FC Bayern mit 11 gegenüber 9 Siegen die Nase etwas vorn (uefa.com), auch das Torverhältnis spricht mit 33:31 für den deutschen Rekordmeister. Das erste Aufeinandertreffen gab es im Jahr 1976, als man sich im Halbfinale des Europapokals der Landesmeister begegnete. Der FC Bayern war zu diesem Zeitpunkt extrem erfolgreich und setzte sich durch. Das Hinspiel in Madrid, bei denen zu dieserZeit unter anderem Vicente del Bosque und Günter Netzer spielten, endete 1:1, in München gewann der FC Bayern durch einen Doppelpack von Stürmer Gerd Müller mit 2:0. Im Endspiel sicherte man sich daraufhin auch den Titel.

Das nächste Duell fand in der Saison 1986/87 statt, ebenfalls im Halbfinale. Diesmal hatte der FC Bayern zuerst Heimrecht und nutzte das auch. Augenthaler, Matthäus und Wohlfarth legten im Olympiastadion vor 75.000 Zuschauern ein 4:1 vor. Das Tor von Butragueno war lediglich Ergebniskosmetik. Im Rückspiel gewann Real Madrid zwar mit 1:0, schied aber im Endeffekt verdient aus dem Wettbewerb aus, Bayern verlor später das Endspiel gegen den FC Porto. Bereits eine Saison später gelang den Spaniern die Revanche, als man sich im Viertelfinale wiedertraf. In München gewann der FC Bayern zwar mit 3:2, hatte aber in Madrid mit 0:2 das Nachsehen. In der Saison 1999/2000 sah man sich gleich viermal. Nachdem die Bayern im Jahr zuvor unglücklich das Finale verloren hatten, war man sehr fokussiert und schwor auf Wiedergutmachung. In der Vorrunde gelang das auch, Bayern dominierte Real Madrid phasenweise und gewann beide Spiele deutlich (4:2, 4:1). Die Mannschaft um Matthäus, Effenberg, Scholl und Elber war gnadenlos. Im Halbfinale traf man sich wieder und Real hatte sich die Schmach natürlich gemerkt. Das Hinspiel gewann Real mit 2:0, in München gewannen die Bayern mit 2:1.

Wieder dauerte es nur ein Jahr bis zur Revanchemöglichkeit. Das Halbfinale der Saison 2000/2001 ging wieder an den deutschen Rekordmeister. Durch einen krummen Treffer von Elber gewannen die Bayern im Estadio Santiago Bernabeu, in München jubelten Jeremies und erneut Elber über ihre entscheidenden Treffer. Dieses Duell wurde zum europäischen Klassiker, denn 2001/02 gab es im Viertelfinale schon wieder die gleiche Partie. Bayern gewann zuhause mit 2:1, musste sich in Madrid aber dem besseren Team geschlagen geben. Helguera und Guti erzielten die beiden Treffer für den späteren Titelträger beim 2:0-Erfolg. Ein Jahr Ruhe hatte Europa in der Folge nun vor diesem Duell, ehe man wieder aufeinandertraf. Der FC Bayern war ein wenig entfernt von seinen Glanzzeiten, holte in München aber dennoch ein achtbares 1:1. Roy Makaay und Roberto Carlos erzielten die Tore. Im Rückspiel gewann Real Madrid mit Spielern wie Figo, Zidane, Beckham, Raul und Ronaldo mit 1:0 und setzte sich erneut durch.

Eine Überraschung erlebte man im Jahr 2007, als Bayern Real im Achtelfinale ein Bein stellen konnte. Nach einem 3:2-Sieg im Hinspiel unterlag Real in München mit 2:1, dabei erzielte Roy Makaay nach knapp 10 Sekunden das schnellste Tor in der Geschichte der Champions League. Für ein favorisiertes Real Madrid war dieses Ergebnis eine herbe Enttäuschung. 2011/12 begegnete man sich wieder auf Augenhöhe. In München trafen Ribéry und Gomez für die Bayern, Özil für Real und das Rückspiel sollte dramatisch werden. Nach einem schnellen Doppelschlag für Real durch Cristiano Ronaldo erzielte Arjen Robben den 2:1-Anschlusstreffer per Elfmeter. In der folge entwickelte sich ein nervenaufreibendes Spiel, das bis ins Elfmeterschießen ging. Neuer hielt die Elfmeter von Ronaldo und Kaka, Sergio Ramos schoss seinen Strafstoß drüber und Bayern setzte sich durch. Eines der deutlichsten Resultate gab es im letzten Aufeinandertreffen. Nachdem Bayern unter Pep Guardiola in Madrid noch ein vernünftiges Spiel absolvierte und 0:1 unterlag, kassierte man zuhause Standard- und Kontergegentore und verlor am Ende mit 0:4. Dieses Ergebnis hat man vielleicht noch im Hinterkopf und will es begradigen.

Interview mit BSchweinsteiger

Frage: Das Achtelfinale gegen den FC Arsenal hat der FC Bayern bis auf kurze Phasen, in denen man ein wenig ins Schwimmen kam, sehr souverän hinter sich gebracht und auch in der Liga ist der Vorsprung in den letzten Wochen angewachsen. Wie siehst du die Entwicklung der Mannschaft nach einer weitgehend verhaltenen Hinrunde in der die Ergebnisse aber größtenteils stimmten, bist du zufrieden mit den aktuellen Leistungen?

BSchweinsteiger: Mit der aktuellen Rückrunde kann man als Bayernfan eigentlich nur zufrieden sein. Vor allem die Ergebnisse in der Rückrunde sind bis dato herausragend (Kantersiege gegen Arsenal, den HSV, Schalke, Köln, Frankfurt und Augsburg). Auch wenn das bisher nicht die allerschwersten Aufgaben im Weltfußball waren, ist mittlerweile Konstanz und Seriosität zu registrieren. Im Laufe der Rückrunde wurde das Team vor allem defensiv kontinuierlich besser und auch offensiv sind deutliche Fortschritte zu erkennen. Sowohl das Positionsspiel als auch Pressing und Gegenpressing wurden wieder auf ein gewohntes Niveau gehoben und in weiterer Folge ergibt sich daraus ein druckvolleres Spiel.

Frage: In der Lostrommel für das Viertelfinale befanden sich viele namhafte Gegner, lediglich Leicester City oder der AS Monaco, die allerdings nicht minder gefährlich sind, gehörten eher nicht zur größten Kategorie. Nun hat der FC Bayern es mit dem Titelverteidiger Real Madrid zu tun und es kommt zu einem absoluten Klassiker im Europapokal. Bist du zufrieden mit dem Los oder hättest du gerne einen anderen Gegner gehabt, wenn ja wen?

BSchweinsteiger: Grundsätzlich wünsche ich mir für den FC Bayern immer die leichtesten Gegner, aber man muss die Auslosungen nehmen wie sie kommen. Ich bin davon überzeugt, dass Bayern mit einem Gegner wie Leicester oder Monaco weniger Probleme hätte, weil die genannten Mannschaften zwar auch ihre Stärken haben, aber selbst im Bereich derer Hauptkompetenzen ist Real Madrid höher anzusiedeln. Auf der anderen Seite sind Klassiker, wie das Spiel gegen Real Madrid, die Highlights der Saison. Insofern freue ich mich auf zwei unglaublich spannende Begegnungen.

Frage: Real Madrid spielt selbst ebenfalls eine ordentliche Saison, überzeugt aber auch nicht auf ganzer Linie. Die Achtelfinalspiele gegen Neapel wurden insgesamt souverän gelöst, aber in der Gruppenphase gegen Dortmund offenbarte man - ebenso wie in einigen Ligaspielen - doch Schwächen. Dennoch erwarten viele ein Duell auf Augenhöhe. Wie siehst du Real Madrid in dieser Saison? Welche Stärken und Schwächen hast du erkannt?

BSchweinsteiger: Für die ausgezeichneten Standards, die eine der Stärken darstellen, sind in erster Linie Sergio Ramos und Kroos zuständig (Real hat in dieser Saison bereits 16x nach Ecke oder Freistoß getroffen). Dazu kommen ein sehr zielstrebiges Spiel und eine unglaubliche individuelle Qualität. Ein weiterer Punkt ist die hohe Geschwindigkeit, über die die Offensive verfügt. Diese kann einer hochstehenden Abwehrkette immer zu schaffen machen. Allerdings hat Real oft Probleme, wenn Casemiro das Spiel machen muss, weil er definitiv kein Weltklasse-Stratege ist. Sollte Bayern in der Lage sein Kroos und Modric den Spielaufbau ab dem gegnerischen 16er aufzuzwingen, sehe ich gute Chancen die Abstände zwischen Reals Linien zu vergrößern und die Struktur zu schwächen. Schon gegen Dortmund entstanden bei Real zwischen dem Mittelfeld und der Abwehr Lücken, die in weiterer Folge die Gegentore verursacht haben. Außerdem ist das defensive Umschaltspiel bei weitem nicht auf dem Level des offensiven. Inwieweit diese Schwachstellen Bayern zu Gute kommen, wird sich zeigen.

Frage: Der FC Bayern hat natürlich auch in dieser Saison im internationalen Wettbewerb große Ambitionen. Sollte es gelingen mit Real Madrid den Titelverteidiger auszuschalten steht man zum 6. Mal in Folge im Halbfinale. Denkst du, auch unter Berücksichtigung der aktuellen Form, dass der Titel in dieser Saison machbar ist? Und welche Mannschaften aus den anderen Duellen findest du besonders gefährlich?

BSchweinsteiger: Die Mannschaft ist in einer guten Form und auch das Spielermaterial kann durchaus mit den besten der Welt mithalten. Insofern halte ich den Titelgewinn keineswegs für ausgeschlossen. Um dieses Ziel zu erreichen müssen die Stützen der Mannschaft allerdings fit bleiben. Ich denke dabei speziell an Thiago, Lewandowski, Robben, Lahm und Neuer. Aus den anderen Duellen würde ich in erster Linie Barcelona, Juventus und Atletico nennen. Barca vor allem aufgrund derer überragenden Offensive und Juventus sowie Atletico wegen der guten Organisation. Glücklicherweise, aus Sicht eines Bayernfans, wird im Viertelfinale eine der beiden erstgenannten Mannschaften ausscheiden.

Frage: Abschließend, ganz obligatorisch, die Prognose: Setzt sich der FC Bayern durch und worauf wird es besonders ankommen im Duell mit den Madrilenen?

BSchweinsteiger: Kaum eine Mannschaft kam so kurz vor den wichtigen Spielen in die Nähe der angestrebten Topform wie der FCB. Ich denke, dass die stetig steigende Leistungskurve auch mental ein Faktor sein kann und sehe die Bayern deswegen leicht im Vorteil. Im Grunde wird es darauf ankommen das eigene Spiel durchzuziehen, den Gegner früh unter Druck zu setzen und währenddessen eine gewisse Ruhe an den Tag zu legen. Außerdem sollten die Flügelspieler eine gewissenhafte Balance zwischen Offensive und Defensive zeigen, weil die Madrilenen über zwei herausragende AVs verfügen, die für unangenehme Überzahlsituationen sorgen können. Das gilt speziell für Ribery, der es mit dem wohl besten RV der Welt zu tun bekommen wird.