19.09.2012 um 13:53 Uhr
Geschrieben von adriano0589
Gesichter: Giovane Elber
"Wenn du gutes Futter hast, bekommen die Rinder schneller Gewicht, umso schneller kannst du sie zum Schlachter geben, und umso mehr Geld verdienst du."
Manchmal ist das Leben doch herrlich einfach, wie dieses Zitat von Rinderzüchter Giovane Elber vermuten lässt. 6.000 Rinder, untergebracht auf einer Fläche von 2800 Fußballfeldern besitzt Elber mittlerweile in seiner Heimat Brasilien, nach 16 Jahren Fußball ein Europa und 133 Tore in insgesamt 260 Bundesliga-Spielen hat der mittlerweile 40-Jährige den Schritt in den nächsten Lebensabschnitt geschafft. Aber der Reihe nach.
Vom magischen Dreieck nach München
Zugegeben, es war nicht mein erstes Bayern-Trikot. Aber nach dem schicken Blau-Rot-gestreiften Dress der Saison 1996/97 war es das erste beflockte Bayern-Trikot, das ich mein Eigen nennen durfte und im zarten Alter von neun Jahren auf jedem Bolzplatz anhatte. Es war kein schönes Trikot, aber das war mir egal, denn darauf war für jedermann zu lesen: "9 Elber".
Da ich die glorreichen Zeiten in den 70er und 80er Jahren nicht miterlebt hatte, war Elber DER Stürmer meiner Kindheit.
Über den AC Mailand und Grasshopper Zürich war Elber 1994 in Schwabenland gekommen. Seinen in Europa bekannten Rufnamen verdankt Elber, dessen voller Name eigentlich Elber de Souza ist, übrigens der Eindeutschung des italienischen "il goivane Elber" (=der junge Elber).
Jener Elber jedenfalls verzauberte in der Saison 1996/97, also als ich noch blau-rote Längsstreifen trug, Oli Kahn gerade erst seine dritte Saison in München spielte und Jürgen Klinsmann noch für den FC Bayern auf Torejagd ging, mit dem Magischen Dreieck des VfB Stuttgart um Elber, Fredi Bobic und Krassimir Balakov die Liga.
17 Tore und 11 Vorlagen steuerte Giovane Elber in dieser Saison bei, ehe er für umgerechnet 6,5 Millionen Euro an die Isar wechselte. Sein besonderes Abschiedsgeschenk: Beide Tore zum 2:0-Pokalsieg über Energie Cottbus.
Das Tor des Jahres
In München wiederholte Elber seinen Stuttgarter Triumph im DFB-Pokal, das Endspiel wurde mit 2:1 gegen Duisburg gewonnen, fünf Tore und drei Vorlagen steuerte der Brasilianer zum Titel bei, die Meisterschaft ging in Elbers erster Saison beim FC Bayern überraschend an den 1. FC Kaiserslautern.
In Elbers zweiter Saison in München gab es dann endlich den lang ersehnten Meistertitel für den Stürmer - mit 15 Punkten Vorsprung hatten die Münchner die Liga deklassiert.
Aber damit nicht genug: Mit einem sensationellen Tor von der Eckfahne gegen Hansa Rostock düpierte Elber Hansa-Schlussmann Martin Pieckenhagen und sicherte sich das Tor des Jahres 1999:
Elbers Tor des Jahres (ab 1:07)
Titel, Titel, Titel
In den nächsten Jahren sammelte der in Londrina geborene Elber Titel um Titel mit dem FC Bayern. Es sollten noch drei Meisterschaften, zwei Pokalsiege, der Gewinn des Weltpokals und vor allen Dingen der Gewinn der Champions League im Finale von Mailand 2001 folgen.
Elber war auch immer einer für die großen Europapokal-Abende. 23 Tore gelangen ihm in der Champions League, zusätzlich dazu 17 Vorlagen. Einer dieser Abende war auch das 4:1 über Real Madrid in der Gruppenphase 1999/2000, als die Königlichen in München kein Land sahen.
Mit einem sensationellen Tor düpierte Elber damals einen gewissen Iker Casillas, seines Zeichens mittlerweile viermaliger Welttorhüter:
Elbers Tor gegen Madrid (ab 3:10)
Bereits im Hinspiel der Gruppenphase hatten die Münchner in Madrid mit 4:2 gewonnen - ein Sieg, dessen Ursprung Elber in einer Äußerung des damaligen Real-Trainers Vicente del Bosque sah und dem gewohnt selbstbewusst Ausdruck verlieh:
"Wir waren besonders motiviert. Dieser Trainer, Camacho, Caramba oder wie der heißt, hat vor dem Spiel im spanischen Fernsehen gesagt, Fußball in Deutschland ist nur bumm, bumm, bumm. Nächstes Mal soll er die Fresse halten."
Neben seinen oft spektakulären Aktionen mit dem Ball war es Elbers lockere Art die so viele Fans begeisterte. Unvergessen ist etwa sein "eingerollter Torjubel" aus dem Dezember 1998, als er sich kurz vor Weihnachten als Geschenk präsentierte:
Fast noch legendärer war Elbers Reaktion auf die Behauptung von Ex-Teamkollege Mario Basler (zu diesem Zeitpunkt in Diensten des 1. FC Kaiserslautern), der Brasilianer würde sich gerne mal ohne Berührung fallen lassen. Prompt gab es, nach einem Elber-Tor im Spiel gegen die Pfälzer, den einstudierten Schwalben-Jubel mit Landsmann Paolo Sergio:
Mit 133 Treffern in 260 Bundesliga-Spielen war Elber bis zum Oktober 2010 erfolgreichster ausländischer Torschütze der Bundesliga-Geschichte, ehe er von seinem alten Sturmpartner Claudio Pizarro überholt wurde. Wettbewerbsübergreifend gelangen dem sympathischen Brasilianer 139 Tore in 264 Spielen für den FC Bayern.
Leiser Abschied
Im Sommer 2003 verließ Giovane Elber den FC Bayern, nach sechs Jahren. Mit der Rekordverpflichtung von Roy Makaay, sowie den bereits vorhandenen Claudio Pizarro, Roque Santa Cruz und Paolo Guerrero war für Elber klar, dass seine Zeit in München vorbei war. Sein Abschiedsspiel erhielt Elber, der mittlerweile Ehrenspieler des FC Bayern ist, am 8. August 2006 in der neuen Allianz Arena.
Auf sein einjähriges Gastspiel bei Olympique Lyon, das Elber mit 10 Toren und der französischen Meisterschaft abschloss, folgte ein kurzes Intermezzo bei Borussia Mönchengladbach, wo Elber aber aufgrund mehrerer Verletzungen nur vier Spiele absolvierte.
Bevor er seine Fußballschuhe an den Nagel hängte, zeigte Elber, der aufgrund der großen Konkurrenz nur zu 15 Länderspielen kam (7 Tore), aber seinen Landsleuten noch, was er auch im fortgeschrittenen Fußballer-Alter noch kann und führte den brasilianischen Erstligisten Cruzeiro Belo Horizonte mit 16 Toren zur Staatsmeisterschaft.
Heute ist Elber in erster Linie Rinderzüchter und genießt es: "Es ist eine sehr schöne Abwechslung. Ich bin noch mit dem Fußball verbunden, aber wenn ich auf meiner Farm bin, stehe ich um 5 Uhr morgens auf und steige auf mein Pferd und bin bei den Rindern in freier Natur. Das ist eine sehr schöne Abwechslung, ich habe sehr viel Spaß!"
In diesem Sinne kann man Giovane nur gratulieren und sich für sechs tolle Jahre im Trikot des FC Bayern bedanken - für mich immer DIE Nummer 9! Danke Giovane!
Aufrufe: 16247 | Kommentare: 22 | Bewertungen: 32 | Erstellt:19.09.2012
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KOMMENTARE
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23.09.2012 | 11:58 Uhr
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Giovane Elber zuzusehen, hat immer sehr viel Spaß bereitet, auch wenn er in seiner ersten Saison unter Trapattoni aufgrund dessen bevorzugter Spielweise nun wirklich keinen leichten Stand hatte.
Sein Volleyschuss in Madrid ist eines der für mich unvergessenen Tore.
Und sein Abschied war standesgemäß: Kurz nach seiner Einwechslung schoss er in Hamburg sein letztes Tor für den FC Bayern.
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21.09.2012 | 12:18 Uhr
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Und schön zu sehen, dass Elber überall so beliebt war
@Voegi
Klar, kein Ding. Damit hab ich ehrlich gesagt schon gerechnet
@Matthi
Ausnahmsweise
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21.09.2012 | 11:10 Uhr
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STOP :
danke giovane !danke adriano0589 !
10 punkte..mehr , geht leider nicht.
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21.09.2012 | 11:06 Uhr
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Sofnod :
Großes Kino, fantastischer Blog.Dazu das Video von den Toren gegen Madrid, zwei der schönsten Spiele (unter vielen), die ich je erleben dürfte. Was habe ich damals die Nachbarn terrorisiert.
Giovane war einfach ein perfekter Stürmer und ein sympathischer Typ. Da kommt fast ein bisschen Wehmut auf.
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21.09.2012 | 10:44 Uhr
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schade für ihn, dass er in einer generation mit dem besten stürmer überhaupt (ronaldo) gespielt hat.. einen 9er wie elber könnte brasilien jetzt gut gebrauchen.. und einen typ wie ihn sowieso..
toller spieler, toller blog!
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21.09.2012 | 10:34 Uhr
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d0m02000 :
boah, gänsehaut pur beim Lesen,Giovane ist einfach eine Legende,
ein idol meiner jugend, zweifelsohne.
Das Tor gegen Real, wahnsinn.
@frederic
an den jubel musste ich auch spontan denken, sehr feine geste damals.
Wenn man sich die Spiele gegen Real anguckt, wird einem bewusst, auf welchem Niveau diese Bayern Mannschaft seinerzeit gespielt hat, das Level haben Sie seither nie wieder erreicht, trotz Millionentransfers.
Da soll nochmal jemand sagen Olliver Kahn sei kein Mitspielender Keeper gewesen, der Assist war ja wohl aller erste sahne
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21.09.2012 | 09:59 Uhr
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soltkat :
Ach ja, der Giovane neben Scholl mein Liebling aus der Legendären 00/01 Mannschaft. Da kann ich ja nur 10 Punkte geben! Ich meine allerdings ein kleinen Fehler gefunden zu haben: Der ,,....nächstes mal soll er die Freese halten" Spruch war meiner Erinnerung nach nicht an Vicente Del Bosque gerichtet, sondern an Spaniens damaligen Nationaltrainer Jose Antonio Camacho.
Sonst aber wunderbar geschrieben!
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20.09.2012 | 23:41 Uhr
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Frederic :
Kann mich noch erinnern wie er bejubelt wude als er in der CL mit Lyon gegen Bayern traf, das hat noch kein Ex-Bayer geschafft.Und seinen Torjubler nach dem 11. September in dem er seine Häe zu ein Friedenstaube formte.
http://www.spox.com/de/sport/diashows/tor-jubel/giovane-elber-friedenstaube.jpg
Danke Elber...
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20.09.2012 | 22:16 Uhr
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linoss :
ich kann mich noch an die 2 spiele gegen madrid errinern, als sei es gestern gewesen... die beste szene für mich war aber Sami Kuffours grinser, nachdem er in der nachspielzeit roberto carlos' hereingabe blockte... diese beiden spiele werde ich niemals vergessen, so eine leistung wie gegen madrid hat bayern danach nie wieder gezeigt... das war ein dream team...
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Finde das Portrait insgesamt aber nicht überragend, da Elber doch so einige Anekdoten mehr zu bieten hat und es stellenweise zu arg eine reine Auflistung der Erfolge zu sein scheint... Wobei ich persönlich auch auf solche Sachen (zu sehr?)stehe und auch selten auf die 7000 Zeichen Rücksicht nehme Für die Kürze finde ich es aber okay und das Eingangszitat ist spitze!