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WWE @ Spox


Gründer: Biedel | Mitglieder: 355 | Beiträge: 118
Von: AbraKagawa
16.09.2016 | 2442 Aufrufe | 3 Kommentare | 3 Bewertungen Ø 10.0
die Muhammad Hassan Story
Fremd im eigenen Land
Ein Rückblick auf eine einzigartige Karriere und ihr abruptes Ende.

Das Wrestling und Gimmicks sind schon seit Jahrzehnten unmittelbar miteinander verbunden. Als Gimmick bezeichnet man die Rolle, die ein Wrestler im und neben dem Ring porträtiert und ist damit die Grundlage für die Karriere eines Wrestlers. World Wrestling Entertainment hatte schon immer Talent dafür extrem blöde Gimmicks zu kreieren. Bevor Kane zu Kane wurde spielte er etwa einen bösen Zahnarzt. Hector Guerrero spielte einen riesigen Truthahn. Oder natürlich mein absoluter Favorit El Torito, ein kleinwüchsiger im Kostüm eines Stiers. Nicht selten trat man auch in ein rassistisches Fettnäpfchen nach dem Anderen. Der dunkelhäutige Virgil als Sklave des Million Dollar Man? Der Ire Finlay bekommt einen Kobold an seine Seite gestellt? Kamala, der ugandische Riese, der nicht wirklich denken geschweige denn sprechen konnte. So blöd, dass man es Jahre später mit Umaga gleich nochmal machte. Ja, die WWE hat da riesiges Talent für.

Gerade deshalb schien das Gimmick Muhammad Hassan ein Quantensprung für diese Company zu sein. Denn Muhammad Hassan war kein stereotypischer Amerika hassender Araber, wie wir sie zuhauf haben kommen und gehen sehen in der WWE. Als erste Einspieler im Herbst 2004 das Debüt von Muhammad Hassan ankündigten stellte er sich als Amerikaner mit arabischen Wurzeln vor. Er denkt gerne zurück, denn in seiner Kindheit wurde er nie anders behandelt. Warum denn auch? Schließlich war er Amerikaner. Doch seit dem 11. September 2001 war er kein Amerikaner mehr. Er fühlte sich wie ein Alien (jap, eine Anspielung auf diese grandiose Einlaufsmusik). Ausgegrenzt und gehasst, weil er anders ist. Er ging sogar noch weiter. Er behauptete, dass die Amerikaner 9/11, eine nationale Tragödie, als Rechtfertigung nutzen um ihren Fremdenhass wieder entblößen zu können. So verallgemeinerte er nun aber auch alle Amerikaner zu Rassisten, so wie seiner Meinung nach alle Araber zu Terroristen verallgemeinert wurden.

So zog er schon bei seinem Debüt am 01.11.2004 Massen an Heat, als er Mick Foley unterbrach und seine Kritik am amerikanischen Volk zum ersten Mal auch live vortrug. Als nächstes konfrontierte er mit seinem Manager Daivari das RAW Kommentatoren Team Jerry Lawler und Jim Ross, was zu einer kleinen Fehde der vier Männern führte, deren Höhepunkte eine Livedebatte bei RAW und Hassans Sieg über Lawler bei New Years Revolution 2005 waren. Als nächstes fokussierte sich Hassan wie alle anderen auf den Royal Rumble. Als er das Rumble Match an dreizehnter Stelle betrat folgte ein denkwürdiger Moment. Alle im Ring ließen voneinander ab, wandten sich Hassan zu und sorgten dafür, dass sein einziger Auftritt in einem Royal Rumble nur sehr kurz war. In der Folgezeit hatte er kleine Fehden mit Chris Jericho und Chris Benoit, war aber bei keinem PPV zu sehen. Das führte der zu diesem Zeitpunkt noch immer ungeschlagene Hassan auf Unterdrückung zurück, natürlich seiner arabischen Wurzeln geschuldet. Bei WrestleMania 21 nahm er die Dinge deshalb in die eigene Hand und unterbrach Eugene bei dessen WrestleMania Moment (der zu diesem Zeitpunkt schon viel zu lang dauerte), beschwerte sich über seine konstante Unterdrückung und kündigte an sich nun seinen eigenen WrestleMania Moment zu schaffen. Dieser wurde aber von Hulk Hogan unterbrochen, der den noch immer unbesiegten Hassan und Daivari abgefertigte. Weil Hulk Hogan eben. Die WWE kann manchmal echt frustrierend sein. Immerhin führte das Ganze zu einem Tag Team Match zwischen Hulk Hogan und Shawn Michaels auf der einen und Muhammad Hassan und Daivari auf der anderen Seite. Man muss wohl nicht erwähnen, dass Team Hogan hier siegreich war.

Nun richtete Muhammad Hassan seine Augen auf den World Heavyweight Titel von Batista und RAW General Manager Eric Bischoff erfüllte ihm diesen Wunsch und tatsächlich gewann er das Match allerdings nur durch Disqualifikation. Anschließend verprügelte Batista seinen Gegner und dessen Manager aufs Übelste. Als Hassan aufgrund dieser Aktionen mit einer Klage gegen Batista und die WWE drohte gewährte ihm Bischoff ein Handicap Match mit Daivari gegen Intercontinental Champion Shelton Benjamin um dessen Titel. Wieder gewann Muhammad Hassan, zumindest bis der Referee erkannte, dass Benjamins Fuß auf dem Seil lag und das Match neu startete. Benjamin rollte Hassan ein und verteidigte seinen Titel. In der Folgewoche wieder eine Beschwerde von Muhammad Hassan, Eric Bischoff setzte ihn in ein Match mit WWE Champion John Cena, der ihn in 3 Minuten squashte und Hassan als erstes pinnen konnte. Das bedeutete gleichzeitig das Ende der RAW Karriere von Muhammad Hassan, denn er und Daivari wurden zu SmackDown gedraftet.

Nach dem Draft zu SmackDown war wieder der World Heavyweight Titel von Batista das Objekt der Begierde. In einem 6-Mann Match um den No. 1 Contender Spot war es allerdings JBL, der sich für den Great American Bash das Titelmatch sicherte. Hassan wandte sich dem Undertaker zu und nach einem Match zwischen dem Taker und Daivari folgten Szenen, die Hassans Karriere beenden sollten. Daivari verlor natürlich und Muhammad Hassan kam heraus, kniete sich auf die Rampe, breitete seine Arme aus, schloss die Augen und richtete den Kopf zum Himmel. Also, der Hallendecke. Als nächstes stürmten vermummte Männer den Ring und attackierten den Undertaker bevor Muhammad Hassan den Undertaker in den Camel Clutch nahm und die Maskierten Daivari über die Köpfe hoben und aus der Halle trugen. Erst einmal war dieser Terroristen Angle unglaublich dumm, da er gegen die Grundbedingungen von Hassans Gimmick verstieß. Aber das hätte man vielleicht noch irgendwie grade biegen können, so nach dem Motto: das ist doch was ihr wollt oder ihr habt mich dazu getrieben. Was weiß ich. Das Problem war ein ganz anderes, wofür keiner der Beteiligten etwas konnte. SmackDown wurde am 4. Juli 2005 aufgenommen. Ausgestrahlt wurden diese Bilder allerdings am 7. Juli 2005, den Tag des Terroranschlags in London, bei dem 56 Leute starben und beinahe 800 Menschen verletzt wurden. Dass die WWE und der SmackDown Sender UPN nun mächtig medialen Gegenwind bekamen war klar und auch vollkommen gerechtfertigt. In der Folgewoche wurde ein Video von Hassans Anwalt ausgestrahlt, der erklärte, dass Hassan erst beim Great American Bash wieder auftreten würde, weil er sich von der WWE und den Medien ungerecht behandelt fühlte. UPN übte nun mächtig Druck auf die WWE aus und forderte den Charakter Muhammad Hassan zu streichen. Mit einem Last Ride des Undertakers durch die Eingangsrampe nach deren Match beim Bash passierte das auch. Das war das Letzte, was wir von Muhammad Hassan bei WWE sahen.

Bemerkenswert sind die jetzt folgenden Hintergrundstorys. Muhammad Hassan heißt im richtigen Leben abseits des Wrestlingrings Marc Copani und ist Italiener. Bei seinem Debüt war der meistverhasste Heel der WWE gerade einmal 21 Jahre alt und verfügte trotzdem bereits über exzellente Fähigkeiten am Mikrofon, ein tolles Charisma und gute Inring-Skills. Der originale Plan der WWE war, dass Muhammad Hassan den Great American Bash als Sieger verlässt und sich beim SummerSlam gegen Batista, in dessen Heimatstadt und gleichzeitig der amerikanischen Hauptstadt Washington D.C., zum jüngsten World Champion aller Zeiten krönt. Man stelle sich diese Reaktionen vor! So wurde die Karriere des potenziell besten Heels des Jahrzehnts jedoch vorzeitig beendet und lässt uns die Frage: was hätte gewesen sein können?

ø 10.0
KOMMENTARE
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AbraKagawa
17.09.2016 | 17:38 Uhr
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AbraKagawa : 
17.09.2016 | 17:38 Uhr
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AbraKagawa : 
Tut mir leid United, wird nicht wieder vorkommen.

Jap, das war dann sein Karriereende. Danach ist er aus der Öffentlichkeit auch fast völlig abgetaucht.
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BadNews
17.09.2016 | 17:08 Uhr
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BadNews : 
17.09.2016 | 17:08 Uhr
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BadNews : 
Hassan war so unglaublich talentiert! Schade dass das Gimmick eingestampft wurde/werden musste. Ich glaube er hat kurz danach seine Karriere beendet. Sehr schade um einen tollen Wrestler!
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United1999
17.09.2016 | 16:47 Uhr
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United1999 : 
17.09.2016 | 16:47 Uhr
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United1999 : 
komisch das noch keiner kommentiert hat,dann mache ich das jetzt mal.
sehr interessant wie ich finde,hatte den terroristen angle schon völlig verdrängt,aber dank dir wieder genau vor augen und das er italiener ist hatte ich garnicht aufm schirm.
ein kritikpunkt : Dr. Isaac Yankem als "extrem blödes gimmick" zu bezeichnen,grenzt ja schon fast an blasphemie
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