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NFL @ SPOX


Gründer: Master_Of_Disaster | Mitglieder: 818 | Beiträge: 210
Von: rh1no
03.09.2017 | 1948 Aufrufe | 3 Kommentare | 2 Bewertungen Ø 10.0
Fantasy Football für Einsteiger und Fortgeschrittene
Fantasy Football - Quo vadis? (2/2)
... Fortsetzung von Teil 1

Teil 1 verpasst? Hier entlang:

https://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/Fantasy-Football---Quo-vadis---1-2-,223379.html

RB vs. WR:

Bevor ich mich um die TEs und somit auch die letzte Spielerposition in diesem Blog kümmern kann, möchte ich meinen Fokus noch einmal kurz auf das Dilemma der richtigen Draftstrategie legen.

Bevor sich die NFL in eine überwiegend passlastige Liga verwandelt hatte, war das Vorgehen beim FF-Draft vereinfacht wie folgt zu beschreiben: Versuche früh die besten RBs auf dem Board abzugreifen (am besten RB-Picks back-to-back in den ersten beiden Runden) und fülle anschließend in den folgenden Runden deinen Roster mit den jeweils besten verbleibenden Spielern der anderen Postionen auf. Dieses Vorgehen beschreibt im Kern die klassische FF-Draftphilosophie, welche auch heute noch sehr weitläufig verbreitet ist.

Mit zunehmender Bedeutung des Passing bzw. Receiving Games und rückläufiger Entwicklung des Running Games hat sich jedoch auch eine Art Gegenströmung entwickelt, welche unter dem Namen Zero-RB-Strategie bekannt ist. Wie der Name es bereits vermuten lässt, wird der Fokus bei dieser Strategie zunächst nicht auf die RBs, sondern auf die wichtigsten Akteure im Passing und Receiving Game gesetzt. D.h., aufgrund der extrem hohen Leistungsdichte bei den QBs sowie aufgrund der nur stark begrenzten Verfügbarkeit von Elite-RBs, werden vor allem anderen frühe Picks der besten WR präferiert und erst in mittleren bis späten Runden wird der Draft von RBs in Erwägung gezogen bzw. es werden entsprechende Spielerentwicklungen (z.B. Verletzungen von Starting-RBs) auf dem Waiver-Wire-Markt ausgenutzt (Verpflichtung der entsprechenden Backup-RBs).

Doch woher stammt dieser Zwist, welcher sich insbesondere zwischen den Positionen der WR und RBs aufzeigt? Und: Welche Lösungsansätze lassen sich hierzu aus den bisherigen Erkenntnissen dieses Blogs ziehen?

Zunächst einmal jedoch zur Frage der Konkurrenz zwischen RBs und WR. Was diese beiden Positionen insbesondere von den anderen Positionen unterscheidet, ist deren Wertigkeit für das Gesamtscoring. Klar ist, dass die QBs in der Regel die Top-Einzel-Scorer darstellen sollten. Jedoch nehmen sie auch nur jeweils einen Platz in der Startaufstellung ein. Weiterhin sorgt die zunehmende Leistungsdichte bei den QBs dafür, dass auch in späteren Draftrunden und auf dem Waiver-Wire-Markt noch konkurrenzfähige Spieler auf dieser Position erworben werden können. Anders sieht dies bei den RBs und WR aus. Diese nehmen zunächst einmal gemäß den zu Beginn getroffenen Annahmen insgesamt 5 von 9 möglichen Starterplätzen ein (2x RB, 2x WR + 1x RB/WR). Es wird also deutlich, dass die richtige Auswahl gerade auf diesen beiden Positionen einen ungemein wichtigen Einfluss auf das Gesamtscoring eines FF-Teams hat. Das Problem, welches sich jedoch bei der Auswahl der richtigen Spieler stellt, ist die Ungleichheit in der Struktur innerhalb dieser Positionen. So zeichnet sich die RB-Position (vor allem historisch gesehen) dadurch aus, dass es je NFL-Team maximal einen Starting-RB gibt, der wirklich verlässlich scoren kann und somit einen signifikanten Beitrag zum Gesamtscoring zu leisten vermag. Wobei die momentane Realität uns sogar zeigt, dass bei weitem nicht jedes Team einen solchen Starter aufbieten kann. Die Auswahl an Starting-Caliber-RBs ist somit stark beschränkt, was durch die zunehmende Passlastigkeit noch weiter verstärkt wird.

Bei den WR sieht das Gesamtbild jedoch anders aus. Wie zuvor bereits aufgezeigt werden konnte, ist das Leistungsbild bei den WR sehr homogen. Zwar gibt es auch hier absolute Elite-Spieler, welche mit ihrer Performance die anderen WR in den Schatten stellen können, jedoch ist der Leistungsunterschied zu den schlechteren WR relativ gesehen bei weitem nicht so hoch wie bei den RBs (siehe Ausführungen zur Homogenität/Leistungsdichte). Gerade aufgrund der zunehmenden Passlastigkeit ist es daher keine Überraschung, dass vor allem extrem passlastige Offensiven mehr als nur einen WR mit brauchbaren FF-Zahlen versorgen können.

Daher ist es die Kernaussage der klassischen FF-Draftphilosophie, sich möglichst früh die besten RBs zu sichern und später auf dem homogenen WR-Markt zuzuschlagen. Mit zunehmender Passlastigkeit der NFL-Offensivreihen wird jedoch der Fokus immer stärker Richtung Passing-/Receiving Game gerückt, weshalb das Scoring im Receiving-Game zunehmend wächst und es immer schwerer wird, verlässliche FF-RBs zu finden (zur Info: Verstärkt wird diese Entwicklung zusätzlich noch durch das Thema RB-by-Committee. Da es immer schwieriger wird echte 3-Down-RBs zu finden, wird die Last der RB-Position zunehmend auf mehrere Schultern verteilt, wodurch das durchschnittliche PPG-Scoring der RBs weiter leidet und eine zuverlässige Leistungsprognose ungemein erschwert wird).

Genau an dieser Stelle setzt die Zero-RB-Strategie an. Gerade weil es so schwer ist zuverlässige Optionen auf der RB-Position zu finden, muss es daher das Ziel sein, sich im FF-Draft zunächst einmal früh die besten WR zu sichern und später dann auf möglichst konstant-, dafür jedoch auch geringer produzierende RBs zu gehen.

Um diese Thematik noch einmal näher zu beleuchten, habe ich in den nachfolgenden Tabellen 2 und 3 sowohl die Total-PPG, als auch die durchschnittlich in einer Saison erzielten Punkte (Total Season Points) über die letzten zehn Jahre zusammengestellt.

Tabelle 2 + 3

Dabei habe ich je Saison die Top 20 RBs mit den Top 20 WR, die Top 50 RBs mit den Top 50 WR und die Top 21-50 RBs mit den Top 21-50 WR verglichen und anschließend die jeweils bessere Klasse mit grün und die unterlegene Klasse mit rot markiert. Stellt man nun den Farbverlauf in der Total-PPG-Tabelle dem Farbverlauf in der Total-Season-Points-Tabelle gegenüber, so fällt als Gemeinsamkeit zunächst einmal auf, dass beide Verläufe sich in den vergangenen Jahren zunehmend zu Gunsten der WR verändert haben, wobei diese Entwicklung gemäß den vorherigen Erkenntnissen so zu erwarten war. Denn auch hier wird z.B. deutlich, dass die Saison 2015 eine Top-Receiving-Saison bzw. eine sehr schlechte Rushing-Saison war. Die Saison 2016 hingegen wird auch hier als deutlicher Rückschlag für die WR bei gleichzeitigem Revival der RBs erkennbar.

Trotz dieser Gemeinsamkeit lässt sich jedoch auch ein Unterschied beim Vergleich der beiden Tabellen feststellen. So findet nämlich in der PPG-Tabelle der Übergang zur Dominanz der WR vor allem in den Jahren 2010 bis 2013 deutlich träger statt, als dies in der Season-Points-Tabelle der Fall ist. Übersetzt man diesen Sachverhalt in eine verbale Darstellung, bedeutet dies, dass die WR zwar zunehmend mehr FF-Punkte als ihre RB-Kollegen im Verlauf einer Saison ansammeln, die daraus abgeleitete durchschnittliche Leistung je Spiel (PPG) jedoch nicht eine komplett identische Veränderung durchläuft. Doch woher lässt sich diese zunächst etwas paradox erscheinende Entwicklung erklären?

Eine plausible Erklärung lässt sich hierbei relativ einfach finden. Betrachtet man sich die durchschnittliche Anzahl an Spielen, die die Spieler der einzelnen Klassen im Verlaufe einer Saison absolvieren, so fällt unmittelbar auf, dass die WR über alle Klassen hinweg konstant in mehr Spielen je Saison zur Verfügung stehen als die RBs (siehe Tabelle 4 nachfolgend).

Tabelle 4

Auch diese Erscheinung ist jedoch nicht überraschend, da das Spiel als RB physisch deutlich anspruchsvoller ist als das Spiel auf der Position der WR. Verletzungen treten somit bei den RBs im Schnitt deutlich häufiger auf als bei den WR.

Doch welche Erkenntnis lässt sich hieraus nun für den FF-Bereich ziehen? Einfache Antwort: Der FF-Manager befindet sich zunehmend in einem Dilemma! Es gilt nämlich für den Manager nun darum abzuwägen, was für ihn wichtiger ist. Präferiert er möglichst hohe PPG-Leistungen, so ist eine eher RB-lastige (klassische) Philosophie für ihn empfehlenswert. Dies bedeutet gleichzeitig jedoch auch, dass er regelmäßig damit rechnen muss, dass ihm nicht stets seine besten Spieler zur Verfügung stehen und folglich an entsprechenden Gamedays eine erhöhte Wahrscheinlichkeit dafür besteht, das Matchup zu verlieren. Entscheidet sich der Manager hingegen für einer eher WR-lastige Strategie (Zero-RB), so hat er zwar eine durchschnittlich höhere Verfügbarkeit seiner besten Spieler (Best ability, is availability!), jedoch muss er in diesem Fall jederzeit damit rechnen, dass er bei 100%iger Verfügbarkeit der Spieler eines eher RB-lastigen Gegners die geringeren Siegeschancen besitzt.

Doch welche Strategie ist nun tatsächlich die erfolgversprechendste? Um dies zu überprüfen, habe ich ein kleines vereinfachtes Szenario formuliert. In diesem Szenario geht es darum, zwei RBs, zwei WR sowie einen dritten RB oder WR zu draften, so dass insgesamt 5 Starter zur Verfügung stehen, welche annahmegemäß eine komplette Saison durchgehend starten werden. Dabei bin ich weiterhin davon ausgegangen, dass die ersten beiden Picks mit 100%iger Sicherheit Top 20 Spieler in ihrer Klasse werden und die beiden letztgewählten Spieler zu 100% Top 21-50 Spieler sind. Beim dritten Pick kann im Vorfeld jedoch noch nicht genau vorhergesagt werden, wie sich der Spieler entwickeln wird, weshalb die Möglichkeit besteht, dass er ein Top 20 Spieler wird (Unterszenario A) oder aber auch nur ein Top 21-50 Spieler (Unterszenario B). Die Durchführung dieser beiden Unterszenarien erfolgte hierbei mit den durchschnittlichen Leistungen der entsprechenden Spielerklassen über die letzten zehn Jahre sowie mit anschließender Auswertung im PPG-Scoring- und im Season-Scoring Bereich.

Die zugehörigen Ergebnisse sahen dann wie folgt aus:

Tabelle 5+6

Tabelle 7+8

Bevor die vorliegenden Ergebnisse ausgewertet werden können, muss jedoch noch kurz das Dargestellte erläutert werden. Die möglichen Draftkombinationen an RBs und WR sind jeweils am linken Rand der Tabellen dargestellt, wobei die Kombinationen von oben nach unten gesehen immer RB-lastiger werden.

Die Auswertung der Ergebnisse habe ich aus Gründen der schnelleren Lesbarkeit als Heat-Maps gewählt. Bei dieser optischen Darstellung zeigen die Farbverläufe die Güte der Ergebnisse an. So werden mit rot die besten bzw. die heißesten Ergebnisse und mit blau die schlechtesten bzw. die kältesten Resultate dargestellt. Der Farbverlauf dazwischen geht von gut/heiß nach schlecht/kalt wie folgt: rot, orange, gelb, hellgrün, dunkelgrün, blau.

Betrachtet man alle vier Tabellen nun zunächst einmal gemeinsam, so kann man etwas überraschend feststellen, dass bis auf 2015 (Top-Receiving-Saison!) in allen Saisons unter den gegebenen Bedingungen eher RB-lastige Strategien die bestmöglichen Ergebnisse geliefert hätten und die schlechtesten Ergebnisse tendenziell im WR-lastigen Bereich lagen. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob das PPG-Scoring oder das Season-Scoring betrachtet wird. Außerdem kann man bei genauerer Betrachtung der Saison 2015 ebenfalls feststellen, dass sich selbst in dieser so WR-starken Saison Strategien finden lassen, welche eher RB-lastig sind und nur geringfügig schlechtere Resultate geliefert hätten. Dieses Ergebnis ist von daher überraschend, da der bisher festgestellte Trend der zunehmenden Passlastigkeit in der NFL im FF-Bereich zumindest an dieser Stelle ein wenig negiert worden zu sein scheint. Doch dazu gleich mehr.

Denn ein weiterer interessanter Aspekt lässt sich noch im Vergleich von Unterszenario A mit Unterszenario B finden. Während sich beim Unterszenario A ein klarer horizontaler Schnitt in der Mitte der Tabelle feststellen lässt (Übergang orange-gelb zu grün), ist der Übergang vom orange-gelben in den grünen Bereich im Unterszenario B deutlich weicher und wechselhafter. D.h., ausgehend davon, dass der dritte Pick nicht zur jeweiligen Top 20 der RBs oder WR gehört, lassen sich zunehmend konkurrenzfähigere Strategien im WR-lastigen Bereich finden. Bezogen auf die Auswirkungen für eine mögliche Draftstrategie heißt das, dass in späteren Draftrunden bei zunehmender Unsicherheit vor allem WR-Picks zu bevorzugen sind, da diese deutliche homogenere und sicherere Leistungen versprechen als RBs vergleichbaren Rangs (was wiederum ein Merkmal für eher klassische Draftstrategien ist).

Sollte die Quintessenz jetzt also sein, dass RB-lastige Strategien strikt zu bevorzugen sind und (zumindest momentan noch) Zero-RB-Strategien zu meiden sind? Die Antwort lautet hier natürlich (leider) Nein. Denn betrachtet man sich das aufgestellte Szenario, so lassen sich einige Schwachpunkte feststellen.

Zunächst einmal wird nämlich von durchschnittlichen Spielerleistungen ausgegangen. Jedoch gibt es nicht nur durchschnittliche Spieler. In den einzelnen Klassen befinden sich sowohl Spieler, die oberhalb des Durchschnitts, als auch im Bereich des Durchschnitts oder unterhalb des Durchschnitts agieren. Wobei wir gerade bei den RBs feststellen mussten, dass diese Unterschiede innerhalb einer Klasse bei den RBs gravierender sind als bei der gleichen Klasse der WR. Weiterhin muss bei der PPG-Analyse berücksichtigt werden, dass bereits die einzelnen Spieler zwischen den verschiedenen Gamedays individuelle Schwankungen aufweisen und somit die PPG-Analyse auch nur einen aggregierten Eindruck über die tatsächlich gespielten Spiele darstellt. Womit wir auch schon beim nächsten Kritikpunkt wären: Verletzungen und sonstige Abwesenheiten. Verletzungen stellen nämlich die maximale Leistungsschwankung dar, da verletzte Spieler keinen Output erzeugen können und somit in der Regel durch schwächere Spieler ersetzt werden müssen (gleiches gilt auch für Bye-Weeks). Verletzungen und Ersatzspieler werden jedoch im analysierten Szenario nicht berücksichtigt, was seine praktische Anwendbarkeit somit weiterhin reduziert. Zuletzt muss als Kritikpunkt auch noch erwähnt werden, dass an dieser Stelle mit historischen Zahlen gearbeitet wurde. Natürlich lässt sich im Nachhinein immer leicht sagen, was die richtige Strategie gewesen wäre. Wie uns die Jahre 2015 und 2016 jedoch zeigen, stellt die reale Leistungsentwicklung in der NFL und somit auch im FF-Bereich keine lineare Entwicklung dar, sondern ist immer wieder mit Zufällen und unvorhersehbaren äußeren Ereignissen gespickt, welche jederzeit das momentane Gesamtbild ändern können. So hätten bei genauerer Betrachtung der Endresultate teilweise bereits geringfügige Änderungen in der Produktivität der einzelnen Klassen dazu ausgereicht, die Auswahlreihenfolge der zu bevorzugenden Strategien entscheidend zu verändern.

Dennoch lassen sich auch einige wichtige Erkenntnisse aus dem Szenario ziehen. Zunächst einmal wird deutlich, dass vor allem sichere Picks bevorzugt werden sollten. Auch wenn dies sehr profan klingen mag, zeigt bereits der Vergleich der Unterszenarien untereinander, dass mit der (frühen) Auswahl von sicheren Topspielern (eventuelle Verletzungen außen vorgelassen) das Risiko von Draftstrategien reduziert und deren Output optimiert werden kann. D.h., der Draft von Spielern, die in ihrer Karriere noch keine konstanten Leistungen gezeigt haben, sollte erst in späteren Runden anvisiert werden (gilt in der Regel auch für Rookies, Sleepers und Breakout-Kandidaten).

Außerdem wird deutlich, dass trotz zunehmender Passlastigkeit und vermehrtem Abschwung der durchschnittlichen RB-Produktion, weiterhin RB-lastige Strategien ihre Berechtigung haben. Der wichtigste Einflussfaktor ist an dieser Stelle jedoch nicht in der Entwicklung der absoluten Elite-Spieler auf einer jeweiligen Position zu suchen (denn die Elite-Spieler wird es immer geben und sie sind in der Regel auch sehr einfach zu erkennen), sondern in der richtigen Evaluierung der restlichen Spieler. Eine gute Vorbereitung mit individuellen Gameday- und Matchup-Analysen, Injury-Report-Studium, Waiver-Wire-Aktivitäten sowie vielen weiteren vermeidlich kleinen Details können daher oftmals den entscheidenden Vorteil auf dem Weg zum nächsten Win bringen. Risikominimierung ist hierbei das zentrale Schlagwort in allen Bereichen. Denn allein die Auswahl der richtigen Strategie für den Draft kann nicht genügend sein. Der Draft legt zwar den Grundstein, gewonnen wird die Saison jedoch über viele kleine Aktionen unterhalb einer Saison.

Tight Ends - TE:

Zum Abschluss dieses Blogs möchte ich noch kurz ein paar Worte zu den TEs verlieren.

Will man die Rolle der TEs für den FF-Bereich beschreiben, so lassen sie sich relativ einfach als zu groß geratene WR beschreiben. Denn genau wie auch bei den WR, beschränkt sich die FF-Rolle der TEs im Wesentlichen auf das Receiving Game (Anteil Receiving-PPG am Total-PPG-Wert: > 99%).

Diagramm 4

Betrachtet man nun den historischen PPG-Verlauf der Top 20 TEs im zuvor dargestellten Diagramm, so erkennt man, dass es zu Beginn des Betrachtungszeitraums zunächst zu einem bedeutendem Leistungssprung kam und ab 2009 eine stark schwankende Entwicklung einsetzte, welche in der Saison 2016 ihren vorläufigem Tiefpunkt erreichte. Der Tiefpunkt in 2016 ist hierbei gemäß den bisherigen Erkenntnissen nicht überraschend und verhält sich analog zu den WR. Ein bedeutender Unterschied zu den WR lässt sich jedoch im stark schwankenden PPG-Verlauf finden. Doch wieso zeigen die TEs so extrem wechselhafte Leistungen, während der Leistungsverlauf der WR relativ glatt ist?

Eine mögliche Antwort hierzu lässt sich in der Betrachtung der Leistungsdichte bei den Top 20 TEs finden (siehe Tabelle 1). Wie sich dort erkennen lässt, unterliegen die TEs innerhalb der Top 20 Klasse extrem starken Leistungsunterschieden. Dies liegt vor allem darin begründet, dass die Entwicklung der TEs (zu Spielern mit starkem Fokus auf das Receiving Game) sich gerade noch in der Findungsphase befindet. D.h., während es bereits einige wenige hochproduktive Elite-Spieler auf dieser Position gibt, bewegt sich die große Masse der Spieler noch immer überwiegend in der Bedeutungslosigkeit für den FF-Bereich. Folglich ist der PPG-Wert der Top 20 TEs stark von der Produktion der einzelnen Elite-Spieler abhängig. Denn haben diese eine gute Saison, so können sie den PPG-Wert entsprechend stark nach oben treiben. Haben sie hingegen selbst eine eher durchwachsene Saison, so korrigiert sich der PPG-Wert entsprechend stark nach unten. Dies spiegelt sich auch in Tabelle 1 wieder. Nimmt man z.B. die Saisons mit Spitzen-PPG-Werten (2007, 2009, 2011, 2013 und 2015) und schaut sich die zugehörigen Leistungsdichten an (hellgrüne Markierungen), so lassen sich gerade hier besonders hohe Leistungsunterschiede innerhalb der Top 20 Klasse feststellen, da die wenigen Elite-Spieler den Top 20-PPG-Verlauf extrem stark beeinflussen können. In diesem Sinne ist es auch keine Überraschung, dass die Top 20 TEs unter allen relevanten Spielerklassen im 10-Jahres-Schnitt (dunkelgrüne Markierung) die größte Inhomogenität in der Leistungsdichte aufweisen (Top 50 Klassen ausgenommen).

Um nun den Einfluss der vorherigen Erkenntnisse auf das Draft- bzw. Waiver-Wire-Verhalten bezüglich der TEs im FF-Bereich feststellen zu können, bedarf es kurz noch der Betrachtung eines weiteren Unterschieds zwischen TEs und WR. Dieser Unterschied befindet sich dabei im Starter-Slot. Denn TEs besitzen in Standard-Ligen zum einen meist nur einen einzigen Starter-Slot und zum anderen befinden sie sich auch nicht in Konkurrenz zu Flex-Spots. D.h., die Position der TEs kann zunächst einmal ohne Konkurrenz zu anderen Spielerpositionen betrachtet werden.

Die Frage die sich ein Manager beim FF-Draft bezüglich der TEs daher stellen sollte ist, wie wichtig für ihn auf dieser Position ein überdurchschnittlicher Starter ist. Will er nämlich einen überdurchschnittlichen TE besitzen, so muss er aufgrund der geringen Verfügbarkeit bereits relativ früh im Draft zugreifen (und somit auf einen der besseren WR oder RBs verzichten). Genügt hingegen ein nur durchschnittlicher Spieler, so kann bis in spätere Runden gewartet werden. Die Draftstrategie ist somit analog zu den QBs, auch wenn die Leistungsdichte auf beiden Positionen komplett verschieden ist.

Das Positive an der Draftstrategie für die TEs ist jedoch, dass sie sich auch in der näheren Zukunft voraussichtlich kaum ändern wird. Denn selbst wenn die zunehmende Passlastigkeit und die generelle Entwicklung der Receiving-TEs zu einer hohen Leistungsdichte führen werden, so ändert sich nichts am Draftverhalten, da dann die TEs komplett analog zu den QBs betrachtet werden können (d.h., nur ein Starter-Slot ohne Konkurrenz zu einem weiteren Slot bei gleichzeitig hoher Leistungsdichte innerhalb der eigenen Klasse).

Damit möchte ich meine Ausführungen an dieser Stelle beenden und hoffe, dass ihr einige neue Aspekte am FF kennengelernt habt und ihr dabei (genau wie ich) das Verständnis für die Zusammenhänge innerhalb des Spiels vertiefen konntet.

P.S.: Feedback, konstruktive Kritik und Fragen sind natürlich immer gerne gesehen.

Datenquellen:

  • www.fantasydata.com
  • www.footballdb.com
KOMMENTARE
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Wilson_Ball
07.09.2017 | 01:31 Uhr
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07.09.2017 | 01:31 Uhr
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Wow, sehr viele Informationen.

Aber das tolle am FF ist ja die Unvorhersehbarkeit. Ein Freund hatte letztes Jahr in Runde 2 Gronk und dann in Runde 3 Keenan Allen gedraftet. Keine gute Idee gewesen :-D
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rh1no
06.09.2017 | 07:53 Uhr
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rh1no : 
06.09.2017 | 07:53 Uhr
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rh1no : 
Zunächst einmal Danke für deine Meinung und Bewertung.

Mit dem zu lang und ausführlich hast du wohl (leider) recht. Hatte das Ganze vorher auch deutlich kürzer eingeplant gehabt (Konzept hatte per Hand geschrieben locker auf eine A4-Seite gepasst!). Von daher nicht wirklich einsteigerfeundlich... gerne verweise ich aber noch einmal auf meinen Einsteigerblog für gänzlich Neue in der Materie
http://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/Fantasy-Fun-for-Everyone,221312.html

Während des Schreibens sind dann aber immer mehr Erkenntnisse und Ideen dazu gekommen, so dass als Ergebnis nun dieses "Monster" da steht. Das war dann neben Urlaub und Arbeitsstress auch ein Grund dafür, warum der Blog erst so spät erschienen ist (hatte mit der Analyse etc. schon weit vor den Preview-Blogs begonnen gehabt und da eigentlich auch die Veröffentlichung geplant ).
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Petzie
MODERATOR
05.09.2017 | 16:24 Uhr
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Petzie : 
05.09.2017 | 16:24 Uhr
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Petzie : 
Puh, ganz schönes Brett hast du da hingelegt.
Extrem ausführlich und teilweise schon fast zuviel Informationen, aber sehr gut geschrieben, denke das sollte schon einiges im FF Bereich abdecken und dem ein oder anderen weiterhelfen.

Danke! 10/10
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