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FC Bayern München


Gründer: Tobi | Mitglieder: 965 | Beiträge: 253
08.02.2012 um 01:40 Uhr
Geschrieben von Gnanag
FCB-Gesichter (X) - Teil 1


FC Bayern Origins

Der FC Bayern war nicht immer das, was er heute ist. Der FC Bayern wurde nicht eines Tages von einem größenwahnsinnigen Scheich übernommen, der sich nach komplettiertem Luxus-Fuhrpark und elitärer Rennpferdesammlung auf die Suche nach neuen Ausgabequellen machte.

Nein, der heute so gefürchtete Stern des Südens begann einst ganz unten.

Die Gegner in den Anfängen der 60er Jahre hießen Ingolstadt, Hof und Fürth, nach dem Aufstieg durfte man sich dann mit Dortmund und Hamburg messen. Dennoch deutete zu dieser Zeit nichts darauf hin, dass aus dieser Mannschaft einst der deutsche Rekordmeister und die gefürchtete Bestia Negra werden sollte.

Präsident zu dieser Zeit wa ein Mann namens Neudecker, ein aus Überzeugung tadellos gekleideter Bauunternehmer, dessen vorherrschendes Ziel als Präsident die Beendigung der Duelle gegen Schweinfurt 05 und die Flucht aus der Oberliga waren. In vielerlei Hinsicht war er das krasse Gegenteil seines Nachfolgers Hoeneß – so besaß er in etwa so viel Charisma wie eine ausrangierte Schreibtischlampe, schien eine latente Abneigung gegen seine Mitmenschen zu haben und seine Reden erreichten den Unterhaltungswert des aktuellen Sportstudios (bei Moderation Kathrin-Müller-Hohensteins).

Ursprünglich hatte Neudecker, der mehrfacher Millionär war und schon mit Mitte 40 ausgesorgt hatte und eine neue Lebensaufgabe suchte, Interesse an der Aufnahme bei den 1860ern geäußert, die er deutlich sympathischer fand als den dandyhaften Verliererclub FC Bayern. Nachdem ihm jedoch mitgeteilt wurde, dass er bei Bayern aufgrund der geringeren Mitgliederzahl besser glänzen könnte, investierte er einen beträchtlichen Teil seines Millionenvermögens (15 Mark), in das Unternehmen Präsidentschaft (15 Mark war der Clubbeitrag für drei Jahre).

Neudeckers monetäre und emotionale Großzügigkeit rührte noch von seinem Aufstieg her, den er als Niemand nach dem Krieg mit 1600 Mark begonnen hatte. Durch den geschickten An-und Verkauf von Immobilien hatte er es innerhalb weniger Jahre geschafft, sein bescheidenes Startkapital zu vervielfachen – so, dass er viele Jahre später die 5 Mark Mitgliedsbeitrag pro Jahr ohne größere finanzielle Abstriche an den FCB entrichten konnte.

Doch trotz seiner unvorteilhaften Persönlichkeit und seines offenkundigen Geizes schaffte es der disziplinierte und ehrgeizige Straubinger Charismatiker (der seine Frau, die er übrigens Mutti nannte!, beim Bier holen kennengelernt hatte (Sic! So glückt jede Ehe!)) das Ruder herumzureißen, auch wenn der Anfang schwer war. Neudecker warf nämlich nur kurze Zeit nach seinem mit relativem Desinteresse verfolgtem Amtsantritt sämtliche seiner niederbayrischen Prinzipien über den Haufen und kaufte für die damals absurd hohe Summe von 500000 Mark den Nationalspieler Herbert Erhardt.

Dieser sympathische Charismatiker wiederum rührte auf dem Spielfeld gerne Beton an und lehrte sowohl den Gegnern, als auch den eigenen Mitspielern regelmäßig das Fürchten. Selbst der als mutig bekannte Sepp Maier musste bekennen „dass keiner seine Witze verstand und alle Sie zu ihm sagen mussten".

Diese traumatischen Erfahrungen sollten die junge Mannschaft nachhaltig prägen. Dem Trainer riet Erhardt zuvorkommend, er solle besser das Maul halten, sonst „dusch ich dir eine", ansonsten machte er durch sein nicht vorhandenes Talent und erstaunliche Langsamkeit auf sich aufmerksam.

Nachdem man 1964 dank Erhardt sang und klanglos mit 0:2 gegen die Weltmacht aus Borussia Neunkirchen verloren und so den Aufstieg in die Bundesliga versiebt hatte, fand Neudecker, den inzwischen die Verschwendungssucht vollkommen überwältigt hatte, und der seiner Frau nun in nie gekannter Großzügigkeit alle Schaltjahre sogar eine Tafel Schokolade spendierte, wieder auf den Weg der Vernunft zurück.

Er feuerte Sambakicker Erhardt, über dessen Beitrag zum Aufstieg des FCB auf immer der Mantel des Schweigens gelegt werden soll, und begann, junge und motivierte Spieler zu integrieren, die es innerhalb eines halben Jahrzehnts tatsächlich schaffen sollten, den FCB so weit zu bringen, dass sogar die 1860er, der Mephisto Münchens, voller Verwunderung zum neu erstarkten Konkurrenten hinüberschielten.

Der Trainer zu dieser Zeit war ein lebensfroher Jugoslawe, der einen Namen besaß, der ihn eher als virtuosen Komponisten denn als sachkundigen Fußballtrainer auswies:

Tschik Cajkovski.

Tschik war der Gegenentwurf zum autoritären Trainer, ein freundlicher Mops, der, würde er heute noch unter uns weilen, zweifellos die Rolle des Gimli in der Herr der Ringe-Verfilmung erlangt hätte (ohne je den Maskenbildner beehren zu müssen) und dessen Zipfelmütze ihn sogar aus dem All erkennbar machte. Seine Lieblingsbeschäftigungen waren Essen und Fußball, und zwar in dieser Reihenfolge. Sein taktisches Konzept ließ sich auf ein Daueranstürmen seiner elf Spieler beschränken („müssen Ball spielen nach Vorne, nach Vorne!"), was ihn sehr glücklich machte.

Allerdings war auch das Team glücklich, da sie nun regelmäßig gewannen und zu dem leutseligen Trainer ein hervorragendes Verhältnis hatte. „Bin ich Trainer mit Worten, mit Herzen, nicht mit Peitsche", so fasste er es selbst prägnant zusammen. Zwar fingen sich die Bayern zu dieser Zeit aufgrund Tschiks fehlendem Defensivkonzept zahllose Gegentore, allerdings schossen sie dank seines „Offensivkonzepts" (alle stürmen nach Vorne) auch beinahe doppelt so viele, was am Ende der Saison dann aber doch nicht ganz zum Aufstieg reichte. Zwar besiegte man die Stuttgarter Kickers mit 8:1, gegen den Angstgegner aus Schweinfurt sah man jedoch auch weiterhin kein Land und so musste der Aufstieg um ein weiteres Jahr verschoben werden.

Doch Wille und Leidenschaft waren da. Durch ein paar Drohungen von Tschik („ich dir nehmen dir die Augen raus") und der Mia-san-Mia-Mentalität eines Sepp Maiers, der zur Zerstreuung schon mal gerne nach Enten hechtete („wir waren verreckte Hunde, wir haben vor niemandem Angst gehabt"), sollte in der nächsten Saison der Aufstieg klappen.

Sepp Maier war einer der drei Grundpfeiler, die den Aufstieg des FCB erst ermöglichten (zu seinen vielen Erfolgen gehört übrigens nicht nur der Gewinn des Vorgängers des Landesmeister Cups, sondern die in meinen Augen noch bedeutendere Leistung, in der Schule einmal "ein ganzes Jahr an Nachsitzstunden zusammenzubekommen".

Eine wahrhaft beeindruckende Leistung!

Sepps Aufnahme beim FCB Bayern war nur wenig glamourös gewesen und ist nicht geeignet für großväterliche Erinnerungen in der Spox-Kuschelecke. In seiner Jugend spielte er im Mittelfeld des TSV Haar und prompt vor dem Spiel gegen den FC Bayern verletzte sich der ausgerechnet der Stammtorhüter des TSV an der Hand.

Weiter in Teil 2
Aufrufe: 5411 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 5 | Erstellt:08.02.2012
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