Nach 10 Testspielen geht es für die deutsche Basketball-Nationalmannschaft am Montagmorgen nach Litauen. Vom 31. August bis zum 19. September geht es für 24 Mannschaften zum einen um den EM Titel, aber auch um die Qualifikation für die Olympischen Spiele bzw. für das vorolympische Turnier.
Aufgrund des NBA Lockouts sitzen viele NBA-Fans auf dem Trockenen. Die Eurobasket 2011 bietet eine gute Gelegenheit, einige Akteure der NBA wiederzusehen. 29 Spieler aus der nordamerikanischen Profiliga sollten ab Mittwoch am Start sein.

Ziel für unser deutsches Team ist in erster Linie die Teilnahme an Olympia. Doch wie stehen die Chancen gegen die bärenstarke Konkurrenz?

---

Das Team

Die Guards

Steffen Hamann:
Neben der Kritik von Seiten der Fans muss sich Steffen Hamann nach einem Jahr Zweitklassigkeit auch immer mehr Kritik von den Medien anhören. Fakt ist aber, dass der Routinier das uneingeschränkte Vertrauen von Coach Bauermann haben wird. Bauermann schätzt zum einen seine starke Defense und zum anderen seine Fähigkeit, dem Spiel die Hektik zu entziehen.

Heiko Schaffartzik:
Zum Starter als Point Guard in der Nationalmannschaft wird es für ihn wahrscheinlich wieder nicht reichen. Jedoch setzte Bauermann den Berliner im letzten Test vor dem EM als startenden Shooting Guard ein. Gegen schwache Mazedonier spielten Hamann und Schaffartzik sehr ordentlich zusammen. Trotz Anwesenheit der ersten Optionen Kaman, Nowitzki und Benzing bekam er seine Chancen in der Offense. Ob diese Starting Five aber auch so in Litauen besteht, weiß nur der Trainer.

Johannes Herber:
Die Nominierung des "Edelverteidigers" sorgt weiterhin bei vielen Basketballfans für Unverständnis. Offensiv spielt Herber unkreativ und seine Würfe fallen größtenteils nicht. Defensiv gab es für ihn in der Vorbereitung keine großen Bewährungschancen, sodass es kurz vor der EM nun doch nach einem Platz auf der Bank aussieht. Trotzdem bliebe Herber noch eine Option, um heißgelaufene Gegner kaltzustellen oder das Spiel zu beruhigen.

Phillipp Schwethelm:
Überraschung Nummer 1 der Vorbereitung. Als reiner Spot-Up-Shooter wurde Schwethelm eingeladen. Als 3. Point Guard und starker Allrounder fährt er zur EM. Sein Distanzwurf fiel in der Vorbereitung besser als bei allen anderen Spielern auf den Positionen zwei und drei. In Litauen könnte der Neu-Bayer eine der positiven Erscheinungen werden.

Lucca Staiger:
Im Vorfeld der Vorbereitung konnte man sich den Shooting Guard Lucca Staiger durchaus als Starter vorstellen. Nach wenig Spielzeit und schwachen Leistungen ist das Thema vom Tisch. Staiger wird auch in Litauen nur Ergänzungsspieler bleiben und versuchen, ab und zu ein paar Dreier einzustreuen.

Die Forwards

Robin Benzing:
Überraschung Nummer 2. Nach seinem Durchhänger bei der WM im letzten Jahr galt Benzing schon fast als gescheitert. Durch gestiegene Verantwortung in Ulm konnte er einen großen Schritt machen und tritt nun auch im Trikot der Nationalmannschaft mit breiter Brust auf. In den Spielen ohne die beiden NBA-Spieler war Benzing oft die erste Option in der Offensive. Und selbst mit Kaman und Nowitzki konnte er sein großtes Offensivpotenzial schon zeigen. Bei der EM wird er ein wichtiger Baustein sein und die beiden NBA Stars entlasten müssen.

Dirk Nowitzki:
Überragend liefen die ersten 6 Spiele des Sommers für Dirk Nowitzki sicherlich nicht. Von Müdigkeit, "Rost" und Knieproblemen geplagt wollte der Wurf zunächst nicht so recht fallen. Jedoch muss man auch feststellen, dass lediglich Griechenland als richtiger Test anzusehen ist, Nowitzki wurde also selten richtig gefordert. Sehr gute präsentierte sich der Power Forward bei der Reaktion auf Double Teams, bei denen er oft seine freien Mitspieler finden konnte und dementsprechend ungewöhnliche viele Assist verteilte.

Sven Schultze:
Wer hätte das gedacht? Der graue Wolf scheint sich vom Cheerleader zu Nowitzkis erstem Backup hochgearbeitet zu haben. Schultze glänzt bei seinen wenigen Minuten vor allem mit vollem Einsatz und einem sicheren Distanzwurf und kann so extrem wichtig werden.

Jan Jagla:
Die Vorbereitung hat für Jan Jagla so gut angefangen. Beim Turnier in Izmir sammelte er ordentlich Punkte, Assists und Rebounds. Er schien das Spiel jederzeit im Griff zu haben. Doch die Umstellung vom Leader des Teams zu einem Rollenspieler, der sich mit 5-10 Minuten zufriedengeben musste, ist ihm sehr schwer gefallen. In den letzten 6 Spielen konnte er kaum noch positive Akzente setzen und findet sich nun wohl hinter Schultze am Ende der Bank wieder.

Die Center

Chris Kaman:
Im ersten der 6 Vorbereitungsspiele mit dem EM-Kader wirkte Kaman, der seit April nicht mehr gespielt hatte, noch sehr rostig und schlecht in das Team integriert. Danach wurde er aber immer öfter die erste Option in der Offensive und scorte sehr vielseitig. Neben seiner starken Offensive verteidigt er den eigenen Korb besser als jeder seiner Mitspieler und zeigt im Rebounding vollen Einsatz. Der Clipper könnte in Litauen der beste (nicht-spanische) Center sein und bringt der deutschen Mannschaft einen großen Vorteil.

Tibor Pleiß:
Der längste Spieler im Kader spielte ähnlich wie Benzing und Jagla in Izmir ein starkes Turnier und wurde sogar zum MVP gewählt. Mit der Ankunft von Kaman fingen seine Leistungen aber wieder ähnlich an zu schwanken, wie es in den BBL Finals zu beobachten war. Wenn Pleiß stark in das Turnier startet und dementsprechend viel Selbstbewusstsein mitnehmen kann, hat Deutschland vielleicht die stärkste (nicht-spanische) Center-Rotation beim Turnier.

Tim Ohlbrecht:
Der derzeit vereinslose Ohlbrecht zeigt immer einmal wieder sein Talent. Im ersten Test nach dem Trainingslager gegen Finnland war er mit 24 Punkten Topscorer. Gegen Bosnien holte er sogar das kühe Bremer Publikum mit vielen Dunks aus den Sitzen. In den anderen Spielen: nichts. Offensiv scheint er sich im Sommer in seinen Distanzwurf verliebt zu haben, defensiv wirkt er immer noch oft sehr unbeholfen. Trotzdem könnte seine Athletik unter beiden Körben hilfreich werden.

---

Hier gehts zum Modus, zu den Gegnern und zum Fazit